Kanadabalsam
Kanadabalsam (Balsamum canadese) ist das transparent austrocknende Baumharz der kanadischen Balsam-Tanne (Abies balsamea), aber auch der Fraser-Tanne (Abies fraseri). Ähnliche Balsame liefern Pseudotsuga menziesii (Oregonbalsam) sowie die Kolorado-Tanne (Abies concolor) und Tsuga canadensis.[1] Er stammt meistens aus Nordamerika und Kanada.
Gewinnung
BearbeitenKanadabalsam stammt aus Harzbeulen, die sich in den Sommermonaten unter der Rinde und dickeren Ästen der Bäume bilden. Diese werden angestochen und abgezapft.
Eigenschaften
BearbeitenKanadabalsam ist eine viskose, klebrige, farblose bis gelbliche Flüssigkeit, die sich zu einer transparenten gelblichen Masse verwandelt, wenn die ätherischen Öle verdunstet sind. Er besteht zu 70–80 % aus Harz (α-, β-Canadinolsäure, Canadoresen und verschiedenen Harzsäuren) sowie 16–27 % ätherischen Ölen (α- und β-Pinen sowie β-Phellandren und Limonen). Der Flammpunkt liegt bei 43 °C.[2]
Mittels Wasserdampfdestillation kann aus dem Kanadabalsam (+)-cis-Abienol gewonnen werden, welches wiederum für die synthetische Herstellung des Duftstoffes Ambrox verwendet wird.[3]
Verwendung
BearbeitenGereinigter und gefilterter Kanadabalsam wurde aufgrund seiner hohen optischen Qualität und der Ähnlichkeit seines Brechungsindexes (n= 1,54)[4] mit dem von Kronglas (n = 1,55) traditionell in der Optik verwendet. Weil die Grenzstelle zwischen Balsam und Glas nach dem Aushärten so gut wie unsichtbar wird, verkittete man mit diesem durchsichtigen Terpentin Linsen zu Linsengliedern oder Prismen zu einem Glan-Thompson-Prisma. Kratzer in Glasscheiben, früher oft auch in Brillen, reparierte man damit möglichst unsichtbar. Kanadabalsam ist bei guten Optikern erhältlich.
Als Edelterpentin, mit dem Venezianer Terpentin ähnlichen Eigenschaften, ist es in der Ölmalerei bei der Herstellung von Malfarben von Bedeutung.
Auch wird er als Einschlussharz, zur Konservierung wasserfreier Präparate als Einbettungsmedium in der Mikroskopie verwendet (→Mikrotom); man verwendet in Xylol oder Chloroform gelösten Kanadabalsam. Auch kam er in der Dunkelfeldmikroskopie und der Immersions-Mikroskopie zur Anwendung.
In vielen Bereichen wird Kanadabalsam seit Jahren durch Acrylharze substituiert, da diese langzeitstabiler, preiswerter, schneller aushärtend und besser lagerbar sind.
Im unausgehärteten Zustand ist Kanadabalsam ein aromatisch duftender Riechstoff und traditionelles Heilmittel für Blutergüsse, Verbrennungen und Wunden, Erkältungen und sogar Knochenbrüche. In Kanada wird es volkstümlich verwendet bei Husten und Verletzungen.
Literatur
Bearbeiten- Rudolf Hänsel, Konstantin Keller, Horst Rimpler, Gerhard Schneider (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Drogen A–D, 5. Auflage, Springer, 1992, ISBN 978-3-642-63468-0, S. 17 f.
- Frederick Bender: Canada Balsam: Its Preparation and Uses (Le baume du Canada : sa préparation et ses emplois). Departmental publication no. 1182, Canada Dept. of Forestry and Rural Development, Ottawa/Ontario 1967, OCLC 65796742.
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag im Riechstofflexikon ( vom 7. Mai 2012 im Internet Archive)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Felix Bachmair: Antimikrobielle Wirkung ausgewählter Harze auf luftgetragene Keime. Diplomarbeit, Universität Wien 2013, S. 63–66, doi:10.25365/thesis.30090.
- ↑ Datenblatt Kanadabalsam (PDF) bei Carl Roth, abgerufen am 15. Januar 2017.
- ↑ Bernd Schäfer: Ambrox. In: Chemie in unserer Zeit. Band 45, Nr. 6, 2011, S. 374–388, doi:10.1002/ciuz.201100557.
- ↑ W. T. Schaller: Refractive index of Canada balsam. In: Am. J. Sci. Series 4, Vol. 29, 1910, S. 324, doi:10.2475/ajs.s4-29.172.324.