Kanoit

Mineral aus der Pyroxen-Gruppe

Kanoit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert mit monokliner Symmetrie und hat die Endgliedzusammensetzung Mn2+MgSi2O6.

Kanoit
Kanoit, ausgestellt im Bergbaumuseum der Universität Akita
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1977-020[1]

IMA-Symbol

Knt[2]

Chemische Formel Mn2+MgSi2O6
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.01
VIII/F.01-030[3]

09.DA.10
65.01.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin[4]
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[4]
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[4]
Gitterparameter a = 9,739 Å; b = 8,939 Å; c = 5,260 Å
β = 108,56°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Zwillingsbildung polysomatisch nach {100}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6
Dichte (g/cm3) 3,66 (gemessen); 3,60 (berechnet)[4]
Spaltbarkeit perfekt nach {110}[4]
Farbe hell rosa braun[4]
Strichfarbe weiß[4]
Transparenz durchscheinend bis transparent[4]
Glanz Glasglanz[4]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,715[4]
nβ = 1,717[4]
nγ = 1,728[4]
Doppelbrechung δ = 0,013
Optischer Charakter zweiachsig positiv[4]
Achsenwinkel 2V = 40° - 42°[4]

Die meist nur wenige Millimeter großen Kristalle sind prismatisch oder unregelmäßig körnig. Kanoit ist leicht rosa braun durchsichtig bis durchscheinend und besitzt Glasglanz. Die Dichte beträgt 3,66 g/cm3, die Mohshärte liegt bei 6.[4]

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Kanoite in manganreichen Lagen hornblendefazieller Sedimente und basischer Vulkanite auf der Oshima-Halbinsel, Hokkaidō, Japan. Dort findet sich Kanoit zusammen mit manganreichen Cummingtonit, Spessartin und Relikten von Pyroxmangit, die im Zuge der Metamorphose durch Kanoit ersetzt worden sind.[4]

Beschrieben wurde Kanoit 1977 von Hideo Kobayashi. Er benannte das neue Mineral nach dem Professor für Petrologie der Akita-Universität, Dr. Hiroshi Kano, in Anerkennung seiner Arbeiten zu den metamorphen Gesteinen Japans.[4]

Klassifikation

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In der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) gehört Kanoit zusammen mit Donpeacorit zu den Mangan-Magnesium-Proxenen (Mn-Mg-Pyroxene) in der Pyroxengruppe.[5]

Donpeacorit wurde 1977 von der IMA als neues Mineral anerkannt, ist aber in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz nicht mehr verzeichnet.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/F.01-30. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Kanoit zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Pigeonit, Diopsid, Hedenbergit, Johannsenit, Petedunnit, Aegirin-Augit, Augit, Omphacit, Tissintit, Kushiroit, Esseneit, Grossmanit, Davisit, Spodumen, Jadeit, Aegirin, Namansilit, Jervisit, Natalyit und Kosmochlor die Gruppe der „Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 innerhalb der Pyroxengruppe (F.01 bis F.02) bildet.[3]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kanoit ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Halagurit und Pigeonit die Gruppe der „Mg,Fe,Mn-Klinopyroxene, Klinoenstatitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.10 bildet.[6]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kanoit in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Klinoenstatit, Klinoferrosilit und Pigeonit in der Gruppe der „P2/c Klinopyroxene“ mit der System-Nr. 65.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.

Chemismus

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Kanoit hat die Endgliedzusammensetzung [M2]Mn2+[M1]Mg2+[T]Si2O6, wobei [M2], [M1] und [T] die Positionen in der Pyroxenstruktur sind.[4]

Der Kanoit aus der Typlokalität hat die empirische Zusammensetzung[4]

  • [M2](Mn2+0,972Ca2+0,024Na0,002K0,002)[M1](Mg2+0,885Fe2+0,087Mn2+0,068)[T](Si1,972Fe3+0,012Al0,002)O6.

Kristallstruktur

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Kanoit kristallisiert mit monokliner Symmetrie der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 und 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Der natürliche Mischkristall aus der Typlokalität hat die Gitterparameter a = 9,739 Å; b = 8,939 Å, c = 5,260 Å und ß = 108,56°.[4]

Kanoit kristallisiert mit der Struktur von Klinopyroxen. Die Verteilung von Mangan auf die beiden Oktaederpositionen ist geordnet. Fast das gesamte Mn findet sich auf der stärker verzerrten M2-Position.[7]

Modifikationen und Varietäten

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Die Verbindung MnMgSi2O6 ist polymorph und Kanoit ist die monokline Tieftemperaturmodifikation.[8][9] Eine weitere bekannte Modifikation ist das orthorhombische Orthopyroxen Donpeacorit.

Bildung und Fundorte

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Kanoit bildet sich vorwiegend bei der Metamorphose manganreicher kalkhaltiger Sedimente bei Bedingungen der Granulith-Fazies. In solchen Gesteinen tritt Kanoit zusammen mit manganreichen Cummingtonit, Spessartin und Pyroxmangit auf.[4]

Die Typlokalität ist die Küste in der Nähe von Tatehira auf der Oshima-Halbinsel, Hokkaidō, Japan. Weitere Fundstellen sind die Shimozuru Mine in Kyūshū, Japan, der Semail-Ophiolith in Bulaydah im Khawr Fakkan Massiv, Oman, die Balmat-Edwards Zink Region in Balmat im New York, USA und die Blei-Zink-Lagerstätte von Broken Hill in New South Wales, Australien.[10]

Darüber hinaus findet man Kanoit in einigen Meteoriten.[11]

Siehe auch

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Literatur

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  • H. Kobayashi: Kanoite, (Mn2+,Mg)2[Si2O6], a new clinopyroxene in the metamorphic rock from Tatehira, Oshima Peninsula, Hokkaido, Japan. In: Journal of the Geological Society of Japan. Band 93, 1977, S. 537–542 (englisch, rruff.info [PDF; 668 kB; abgerufen am 7. Oktober 2024]).
  • W. A. Gordon, D. R. Peacor, P. E. Brown, E. J. Essene, L. F. Allard: Exsolution relationships in a clinopyroxene of average composition Ca0.43Mn0.69Mg0.82Si2O6: X-ray diffraction and analytical electron microscopy. In: American Mineralogist. Band 66, 1981, S. 127–141 (englisch, rruff.geo.arizona.edu [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 7. Oktober 2024]).
  • Kanoite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 72 kB; abgerufen am 26. Februar 2020]).
  • A. E. Rubin: Mineralogy of meteorite groups: An Update. In: Meteoritic & Planetary Science. Band 32, 1997, S. 733–734, bibcode:1997M&PS...32..733R (englisch).
  • T. Arlt, R. J. Angel, R. Miletich, T. Armbruster, T. Peters: High-pressure P21/c-C2/c phase transitions in clinopyroxenes: Influence of cation size and electronic structure. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 1176–1181 (englisch, rruff.geo.arizona.edu [PDF; 785 kB; abgerufen am 7. Oktober 2024]).
  • T. Arlt, M. Kunz, J. Stolz, T. Armbruster; R. J. Angel: P-T-X data on P21/c-clinopyroxenes and their displacive phase transitions. In: Contributions to Mineralogy and Petrology. Band 138, 2000, S. 35–45, doi:10.1007/PL00007660 (englisch).
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Commons: Kanoite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 1. September 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w H. Kobayashi: Kanoite, (Mn2+,Mg)2[Si2O6], a new clinopyroxene in the metamorphic rock from Tatehira, Oshima Peninsula, Hokkaido, Japan. In: Journal of the Geological Society of Japan. Band 93, 1977, S. 537–542 (englisch, rruff.info [PDF; 668 kB; abgerufen am 7. Oktober 2024]).
  5. Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogist. Band 27, 1989, S. 143–156 (rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 17. August 2023]).
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  7. W. A. Gordon, D. R. Peacor, P. E. Brown, E. J. Essene, L. F. Allard: Exsolution relationships in a clinopyroxene of average composition Ca0.43Mn0.69Mg0.82Si2O6: X-ray diffraction and analytical electron microscopy. In: American Mineralogist. Band 66, 1981, S. 127–141 (englisch, rruff.geo.arizona.edu [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 7. Oktober 2024]).
  8. T. Arlt, R. J. Angel, R. Miletich, T. Armbruster, T. Peters: High-pressure P21/c-C2/c phase transitions in clinopyroxenes: Influence of cation size and electronic structure. In: American Mineralogist. Band 83, 1998, S. 1176–1181 (englisch, rruff.geo.arizona.edu [PDF; 785 kB; abgerufen am 7. Oktober 2024]).
  9. T. Arlt, M. Kunz, J. Stolz, T. Armbruster; R. J. Angel: P-T-X data on P21/c-clinopyroxenes and their displacive phase transitions. In: Contributions to Mineralogy and Petrology. Band 138, 2000, S. 35–45, doi:10.1007/PL00007660 (englisch).
  10. Fundortliste für Kanoit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 7. Oktober 2024.
  11. A. E. Rubin: Mineralogy of meteorite groups: An Update. In: Meteoritic & Planetary Science. Band 32, 1997, S. 733–734, bibcode:1997M&PS...32..733R (englisch).