Namansilit

Mineral aus der Pyroxen-Gruppe

Namansilit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der Endgliedzusammensetzung NaMn3+[Si2O6][3] und ist damit chemisch gesehen ein Natrium-Mangan-Silikat aus der Gruppe der Pyroxene. Strukturell gehört Namansilit zu den Kettensilikaten.

Namansilit
Violette Namansilit-Einschlüsse in körnigem Quarz aus der Woods Mine bei Tamworth, New South Wales, Australien (Probendurchmesser 100 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1989-026[1]

IMA-Symbol

Nms[2]

Chemische Formel NaMn3+[Si2O6][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.01
VIII/F.01-145[4]

9.DA.25
65.01.03c.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[5]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15
Gitterparameter a = 9,50 Å; b = 8,61 Å; c = 5,36 Å
β = 105,0°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Zwillingsbildung polysynthetisch nach {100}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 7[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,51; berechnet: [3,61][6]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}[6]
Bruch; Tenazität spröde
Farbe rotviolett
Strichfarbe bräunlichviolett
Transparenz durchsichtig
Glanz Diamantglanz; Glas- bis Perlglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,746[7]
nβ = 1,769[7]
nγ = 1,837[7]
Doppelbrechung δ = 0,091[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 15° bis 20° (gemessen), 64° (berechnet)[7]

Namansilit kristallisiert mit monokliner Symmetrie und entwickelt prismatische Kristalle bis etwa zwei Millimeter Länge in körnigen Mineral-Aggregaten. Auch in Form von Einschlüssen in anderen Mineralen wie beispielsweise Quarz ist Namansilit zu finden. Das Mineral ist durchsichtig und von rotvioletter Farbe bei bräunlichvioletter Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

Bearbeiten

Entdeckt wurde Namansilit in der Ir-Nimi-Mangan-Lagerstätte am Taikan-Rücken in der Region Chabarowsk im russischen Föderationskreis Ferner Osten und beschrieben 1992 durch V. V. Kalinin, I. M. Marsii, Y. P. Dikov, N. V. Troneva und N. V. Trubkin, die das Mineral nach seiner Zusammensetzung (Natrium, Mangan, Silicium) und dem für Minerale üblichen Anhang ‚it‘ benannten.

Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau aufbewahrt.[6]

Klassifikation

Bearbeiten

In der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) gehört Namansilit zusammen mit Aegirin, Kosmochlor, Jadeit, Jervisit und Natalyit zu den Natriumpyroxenen in der Pyroxengruppe.[8]

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Namansilit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Kettensilikate und Bandsilikate (Inosilikate)“, wo er zusammen mit Aegirin, Augit, Diopsid, Esseneit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit und Spodumen die „Untergruppe der Klinopyroxene“ mit der System-Nr. VIII/F.01 bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/F.01-145. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Ketten- und Bandsilikate“, wo Namansilit zusammen mit Aegirin, Augit, Aegirin-Augit (Aegirinaugit), Davisit, Diopsid, Esseneit, Grossmanit, Hedenbergit, Jadeit, Jervisit, Johannsenit, Kanoit, Klinoenstatit, Klinoferrosilit, Kosmochlor, Kushiroit, Natalyit, Omphacit, Petedunnit, Pigeonit, Spodumen und Tissintit die Untergruppe der „Klinopyroxene“ innerhalb der von F.01 bis F.02 reichenden „Pyroxen-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[4]

Die bis 2009 von der International Mineralogical Association (IMA) aktualisierte 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Namansilit ebenfalls in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatketten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate mit 2-periodischen Einfachketten Si2O6; Pyroxen-Familie“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Aegirin, Jadeit, Jervisit, Kosmochlor und Natalyit die „Na-Klinopyroxene“ bzw. „Jadeitgruppe“ mit der System-Nr. 9.DA.25 bildet.[9]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Namansilit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Kettensilikatminerale“ ein. Hier ist er in der „C2/c Klinopyroxene (Na-Klinopyroxene)“ mit der System-Nr. 65.01.03c innerhalb der Unterabteilung „Kettensilikate: Einfache unverzweigte Ketten, W=1 mit Ketten P=2“ zu finden.


Kristallstruktur

Bearbeiten

Namansilit kristallisiert mit monokliner Symmetrie der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 und den Gitterparametern a = 9,50 Å; b = 8,61 Å; c = 5,36 Å und β = 105,0° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Bearbeiten

Namansilit bildet sich in niedrig-gradig metamorphisierten und stark oxidierten und mangan- und natriumreichen Sedimenten.

Als sehr seltene Mineralbildung ist Namansilit nur aus wenigen Proben an weniger als 10 Fundorten[10] bekannt (Stand 2016). Seine Typlokalität, die Ir-Nimi-Mangan-Lagerstätte, ist dabei die bisher einzige Fundstelle in Russland.

Der einzige bekannte Fundort in Deutschland ist der Steinbruch „Caspar“ am Bellerberg-Vulkan nahe Ettringen in Rheinland-Pfalz.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Woods Mine bei Tamworth und die Hoskins Mine bei Grenfell in Australien, die Cerchiara Mine bei Borghetto di Vara in der italienischen Region Ligurien, die Shimoharai Mine bei Saiki auf der japanischen Insel Kyūshū und die Arschitza Mine bei Iacobeni (Suceava) im rumänischen Kreis Suceava.[11]

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • V. V. Kalinin, I. M. Marsii, Y. P. Dikov, N. V. Troneva, N. V. Trubkin: Namansilite NaMn3+Si2O6: a new silicate. In: Zapiski Vserossijskogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 121, Nr. 1, 1992, S. 89–94 (rruff.info [PDF; 559 kB]).
  • Haruo Ohashi, Toshikazu Osawa, Katsuhiro Tsukimura: Refinement of structure of manganese sodium dimetasilicate. In: Acta Crystallographica. C43, 1987, S. 605–607, doi:10.1107/S0108270187094836.
  • John Leslie Jambor, David A. Vanko: New mineral names. Namansilite. In: American Mineralogist. Band 78, 1993, S. 1314–1319 (rruff.info [PDF; 1,1 MB]).
Bearbeiten
Commons: Namansilite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 1. September 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 621.
  4. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  5. Webmineral – Namansilite
  6. a b c d Namansilite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 75 kB)
  7. a b c d e Mindat – Namansilite
  8. Subcommite on Pyroxenes, CNMMN; Nobuo Morimoto: Nomenclature of Pyroxenes. In: The Canadian Mineralogist. Band 27, 1989, S. 143–156 (mineralogicalassociation.ca [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 11. November 2018]).
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Mindat – Anzahl der Fundorte für Namansilite
  11. Fundortliste für Namansilit beim Mineralienatlas und bei Mindat