Katerina Wladimirowna Tichonowa

russische Sportlerin, Managerin und Sozialaktivistin

Katerina Wladimirowna Tichonowa (auch Jekaterina Wladimirowna Tichonowa; russisch Екатерина Владимировна Тихонова; * 31. August 1986 in Dresden, anderen Quellen zufolge in Leningrad[1][2]) ist neben Marija Woronzowa die jüngere der beiden Töchter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner ersten Ehefrau Ljudmila Putina. Sie ist stellvertretende Prorektorin der Moskauer Lomonossow-Universität und Leiterin eines dort angesiedelten Investitionsprogramms mit einem jährlichen Budget von etwa 1,8 Milliarden US-Dollar.[3]

Von links nach rechts: Katerina, Wladimir, Ljudmila und Marija in Region Primorje (2002)

Katerina Tichonowa wurde während Wladimir Putins Zeit in Dresden geboren (obwohl in ihrem russischen Reisepass Leningrad als Geburtsort eingetragen ist) und trägt den Nachnamen ihrer Großmutter mütterlicherseits. Sie besuchte die Petrischule in Sankt Petersburg und später die Schule an der deutschen Botschaft in Moskau.[4]

Im Jahr 2005 begann sie Japanologie an der Universität St. Petersburg zu studieren.[5] Später unterbrach sie ihr Studium wegen des Umzuges nach Moskau, wo sie in die Lomonossow-Universität eintrat. Sie forschte 2015 im Bereich der Verwaltungswissenschaften und nahm zu dieser Zeit am Weltwirtschaftsforum in Davos teil.[3]

Nach Recherchen der russischen Mediengruppe RBK verwaltet Tichonowa als Direktorin zweier Stiftungen das Innovationsprojekt Innopraktika an der Lomonossow-Universität mit einem Budget von etwa 1,8 Milliarden US-Dollar.[6] Durch diese Recherchen wurde sie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, zunächst noch ohne Nennung ihrer familiären Verbindung.[7] Im Verwaltungsrat des Projekts sitzen unter anderem einige ehemalige KGB-Mitarbeiter, so Nikolai Tokarew, Präsident des staatlichen Pipeline-Betreibers Transneft, Sergei Tschemesow, Chef der Rüstungsholding Rostec sowie Igor Setschin, Chef des staatlichen Ölkonzerns Rosneft.

Tichonowa nahm erfolgreich an internationalen Rock-’n’-Roll-Akrobatik-Tanzwettbewerben teil. Sie zog mehrfach in das Finale der besten Sieben bei World-Masters-Turnieren und Europameisterschaften ein.[8] Sie war Vizepräsidentin der World Rock’n’Roll Confederation (WRRC).

Tichonowa heiratete 2014 Kirill Schamalow, Sohn von Putins Freund Nikolai Schamalow. Schamalow hielt zeitweise 21 Prozent am Petrochemie-Riesen Sibur.[4][9] Als die Beziehung zwischen Tichonowa und Schamalow 2017 zu Ende schien, verringerte sich auch das Vermögen Schamalows, das gemäß Bloomberg über zwei Milliarden US-Dollar betragen hatte.[10][6]

Spätestens 2016 begann eine Beziehung Tichonowas zum Tänzer und Choreographen Igor Selenski, den sie in den Jahren seines dortigen Wirkens dutzende Male in München besuchte, teilweise unter dem Tarnnamen Kuznetsova. Auch Selenskis Karriere soll von der Verbindung mit Tichonowa profitiert haben, so unter anderem durch die Berufung in den Aufsichtsrat des nationalen Kulturerbefonds.[11][12]

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine verhängten die Vereinigten Staaten[13] und die Europäische Union im April 2022 Sanktionen gegen Tichonowa.[14]

Bearbeiten
Commons: Katerina Tikhonova – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Putins Tochter: Lustreise mit Präsidentengarde. In: youtube.de. Der Spiegel, abgerufen am 13. September 2022.
  2. Media: córka Putina wiele razy była w Niemczech, a służby tego nie widziały. "Pobłażliwość teraz się mści" - Wiadomości - polskieradio24.pl. Abgerufen am 13. September 2022.
  3. a b Julia Smirnova: Die Ruhe von Putins Töchtern darf nicht gestört werden. Die Welt, 11. November 2015, abgerufen am 10. April 2016.
  4. a b Julian Hans: Familienbande à la Putin. Süddeutsche Zeitung, 18. Dezember 2015, abgerufen am 10. April 2016.
  5. Tochter von Wladimir Putin beginnt Japanologie-Studium. Russland.ru, 5. August 2005, archiviert vom Original am 23. März 2015; abgerufen am 10. April 2016.
  6. a b Lisa Mayerhofer: Putins Töchter: Ihr geheimes Luxus-Leben und die wundersamen Karrieren ihrer Männer. In: Münchner Merkur. 3. Mai 2022, abgerufen am 3. September 2022.
  7. Mikhail Zygar: Wladimir Putins Privatleben: Sein größtes Geheimnis – Kolumne. In: Der Spiegel. 22. Mai 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Mai 2022]).
  8. Ergebnisse
  9. Julian Hans: „Ich weiß, dass sie Putins Tochter ist“. In: sueddeutsche.de. 11. November 2015, abgerufen am 16. August 2018.
  10. Irina Reznik, Ilya Arkhipov u. Alexander Sazonov: Putin Family Split Offers Peek at Secret Dealings of Russia Inc. In: Bloomberg. 25. Januar 2018, abgerufen am 3. September 2022.
  11. Roman Anin, Maria Christoph, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer: Wladimir Putin: Tochter soll mit Ex-Chef des Münchner Staatsballetts liiert sein. In: Der Spiegel. 19. Mai 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Mai 2022]).
  12. Philip Oltermann: Putin's daughter flew to Munich 'more than 50 times' in two years, leaks reveal. In: TheGuardian.com. 19. Mai 2022, abgerufen am 20. Mai 2022 (englisch).
  13. Frank Nienhuysen: Ukraine-Krieg: USA sanktionieren auch Putins Töchter. In: sueddeutsche.de. 7. April 2022, abgerufen am 3. September 2022.
  14. Niels Kruse: Maria und Katerina: Das sind die Töchter von Wladimir Putin, die nun ebenfalls auf der Sanktionsliste stehen. In: stern.de. 7. April 2022, abgerufen am 3. September 2022.