Katja Esson
Katja Esson, geborene Kümmerle, (geboren 1966)[1] ist eine in Miami lebende deutsche Dokumentarfilmerin und Autorin.[2][3] Ihr Film Ferry Tales wurde bei der Oscarverleihung 2004 für einen Oscar in der Kategorie Bester Dokumentar-Kurzfilm nominiert.
Leben
BearbeitenEsson wuchs in Hamburg-Poppenbüttel auf.[1] Mit 21 zog sie nach Miami, um zu studieren. 1990 erwarb sie einen Bachelor in Motion Pictures and Theater an der Universität Miami.[4] Bei einer Reise nach Havanna lernte sie den kubanischen Maler Tomas Esson kennen, den sie später heiratete. Mit 25 zog sie mit ihm zurück nach Hamburg, doch sie stießen dort auf viele Vorurteile. Nach drei Monaten kehrten sie nach Miami zurück. Nach einigen Jahren im New Yorker Stadtteil Brooklyn[5] lebt die Filmemacherin inzwischen wieder in Miami, Florida.[2]
Wirken
BearbeitenNach ihrem Studium in Miami arbeitete sie zunächst als Regieassistentin bei deutschen Spielfilmproduktionen und in Miamis Musikvideobranche.[4][5] Einer ihrer ersten eigenen Filme war eine Dokumentation über in die USA emigrierte kubanische Künstler.[1] Nach dem Umzug nach New York drehte sie zunächst dokumentarische Porträts und Werbefilme.[1][4]
Seit dem Jahr 2000 dreht sie eigene Filme als Regisseurin und Autorin. Bisher realisierte sie 18 Film- und Fernsehproduktionen. Bei fast allen ihrer Produktionen ist sie gleichzeitig Autorin[6].
Viele ihrer Filme wurden und werden im deutschen Fernsehen gezeigt, vor allem auf Arte. Sie sind auch auf US-amerikanischen Sendern wie HBO und PBS vertreten sowie im internationalen Fernsehen.[5]
2004 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma Penelope Pictures.[7]
Werke
BearbeitenEssons Filme beschäftigen sich immer wieder mit US-amerikanischen Themen und beleuchten ungewöhnliche Aspekte des sozialen und gesellschaftlichen Lebens. Dabei verbindet sich ihre Insider-Kenntnis der US-amerikanischen und insbesondere der New Yorker Kultur und Gesellschaft mit der Distanz der Außenperspektive.[8][7][9]
Vertical Traveler (deutscher Titel: Die Reise nach oben) erzählt in essayistischer Weise von der Rolle der Fahrstühle für die Weltstadt New York. Dabei folgt der Film einem alten, aus Kuba immigrierten Ingenieur zu den Fahrstühlen berühmter New Yorker Hochhäuser, die er sein Leben lang betreut hat, inklusive des dampfbetriebenen Lifts des Flatiron Buildings.
Ferry Tales nimmt den Zuschauer mit auf die Damentoilette der New Yorker Staten Island Ferry, die für eine lose Clique von berufstätigen Frauen zu einem sozialen Mikrokosmos geworden ist, beherrscht von Make-up, Tratsch und intimsten Problemgesprächen. An dem Film wirkten noch andere deutsche Frauen mit, die zu dieser Zeit in New York lebten: Corinna Sager, Sabine Schenk, Cassis Staudt, Martina Radwan und Sabine Hoffmann.[10]
A Hole in the Sky (deutscher Titel: New York im Schatten der Türme) ist ein Porträt der Stadt New York, fünf Jahre nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center. Er wurde im Ersten (ARD) ausgestrahlt. Hooker, Harlot, Whore – The Oldest Profession (deutscher Titel: Das Älteste Gewerbe) beschäftigt sich mit der Geschichte der Prostitution und lässt heutige Prostituierte zu Wort kommen, die mit großer Offenheit von ihrer Situation und ihrem Beruf berichten.
Essons Film Skydancer (deutscher Titel Die Himmelsläufer von New York) schildert das Leben indianischer Hochhaus-Stahlbauer aus dem Stamm der Mohawk zwischen Großstadt und Reservat. Das sehr persönliche Porträt zweier Familien beleuchtet den Kontrast zwischen ihrer Rolle als moderne US-Bürger und dem Wunsch, eine eigene, traditionelle Identität zu leben und wiederherzustellen.
Backroads (deutscher Titel: Legendäre Straßen Amerikas) ist ein Format, das von Esson mitkonzipiert wurde, bestehend aus fünf Dokumentationen, die historischen Autostraßen durch US-amerikanisches Hinterland folgen. Aus vielen kleinen Porträts und skurrilen Anekdoten entsteht dabei, oft mit leicht ironischem Unterton, ein Bild amerikanischer Geschichte und Kultur.
Der über mehrere Jahre gedrehte Dokumentarfilm Razing Liberty Square schildert den drastischen Wandlungsprozess in einem bisher hauptsächlich von Schwarzen bewohnten Stadtteil von Miami, Florida. Der älteste, mehrere Blocks umfassende Public-housing-Komplex wird durch moderne Neubauten ersetzt, mit dem Versprechen, dass die über Generationen gewachsene schwarze Community nicht verdrängt wird. Sehr nah an den Menschen folgt der Film dem Umsetzungsprozess aus den sehr unterschiedlichen Perspektiven der Protagonisten. Dabei zeigt sich, dass es um viel mehr geht: In der vom Anstieg der Meeresspiegel akut bedrohten Großstadt ist das höher gelegene Terrain um Liberty Square plötzlich heiß begehrt. Ein Film über das neue Phänomen Climate Gentrification.
Auszeichnungen und Preise (Auswahl)
Bearbeiten- 2004: Academy Awards/ Nominierung Oscar Bester Kurz-Dokumentarfilm Ferry Tales
- 2005: WinFemme Film Festival/ WIN Award Grand Price Ferry Tales[11]
- 2006: World Media Festival/ Gold Award Bester Dokumentarfilm Hole in the Sky (deutsch: New York im Schatten der Türme)[7][12]
- 2008: Jerome Foundation Grant[13][12]
- 2011: DocuWeeks IDA Theatrical Showcase/ Oscar-Qualifikation Bester Kurz-Dokumentarfilm Poetry of Resilience[14][7][12]
- 2011: Woodstock Film Festival/ Diane Seligman Award Bester Kurz-Dokumentarfilm Poetry of Resilience[15]
- 2012: Shanghai Film and TV Festival/ Nominierung Magnolia Award Bester Dokumentarfilm Skydancer (Die Himmelsläufer von New York)[16]
- 2012: Cinema for Peace Award/ Nominierung Bester Dokumentarfilm Poetry of Resilience[7]
Filmografie (Auswahl)
Bearbeiten- 2001: Vertical Traveler (Die Reise nach Oben)
- 2003: Ferry Tales
- 2006: Hole in the Sky – The Scars of 9/11 (New York im Schatten der Türme)
- 2006: A Season of Madness
- 2009: Hooker, Harlot, Whore – The Oldest Profession (Das Älteste Gewerbe)
- 2010: Latching On – The Politics of Breastfeeding
- 2011: Skydancer (Die Himmelsläufer von New York)
- 2011: Poetry of Resilience
- 2013: Backroads USA (Amerikas Legendäre Straßen) (5-teilige Dokumentation)
- 2016: American Rivers (Amerikas Flüsse) (5-teilige Dokumentation)
- 2023: Razing Liberty Square
Weblinks
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Hannes Klug: Schauplatz Film New York, Bückle & Böhm 2015, ISBN 3-941530-25-9, S. 162–166.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Katja Esson ging aus Poppenbüttel nach New York. In: berliner-zeitung.de. 20. Februar 2004, abgerufen am 7. Januar 2024.
- ↑ a b 2023 Woodstock Film Festival: A Conversation With Filmmaker Katja Esson About Razing Liberty Square
- ↑ Samantha Bonar: Women find power in ferry's powder room, 14. September 2014; auf latimes.com
- ↑ a b c Lebenslauf Essons ( vom 12. Dezember 2017 im Internet Archive)
- ↑ a b c Katja Esson. In: wmm.com. Women Make Movies, abgerufen am 7. Januar 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ International Movie Data Base: Katja Esson
- ↑ a b c d e http://blueflowerarts.com/artist/katja-esson/
- ↑ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1156330329693@1@2Vorlage:Toter+Link/www.ksta.de+(Seite+nicht+mehr+abrufbar,+festgestellt+im+April+2019.+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.]
- ↑ http://ffc.twu.edu/issue_3-2/rev_ema_3-2.html
- ↑ Interview Katja Esson: "Meine Frauen hätten mich ohne Abendkleid nicht gelassen". In: faz.net. 1. März 2004, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. Januar 2024]).
- ↑ The WIN Awards 2005 ( vom 14. September 2018 im Internet Archive)
- ↑ a b c http://speakerpedia.com/speakers/katja-esson
- ↑ Past Grantees – Film / Video & New Media Katja Esson 2008. In: Jerome Foundation. Abgerufen am 11. Januar 2024 (englisch).
- ↑ http://www.documentary.org/magazine/meet-docuweeks-filmmakers-katja-esson-poetry-resilience
- ↑ http://www.woodstockfilmfestival.com/awards2011.htm
- ↑ http://www.wmm.com/filmcatalog/pages/c826.shtml
Personendaten | |
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NAME | Esson, Katja |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Dokumentarfilmerin und Autorin |
GEBURTSDATUM | 1965 oder 1966 |