Die Kaufland Stiftung & Co. KG ist ein Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels mit Sitz in Neckarsulm. Sie wurde 1968 gegründet, betreibt mehr als 1500 Filialen und ist neben Deutschland in sieben weiteren europäischen Ländern vertreten. Der Lebensmittelvollsortimenter ist wie der Discounter Lidl ein Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe.
Kaufland Stiftung & Co. KG
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Rechtsform | Stiftung & Co. KG |
Gründung | 1968 |
Sitz | Neckarsulm, |
Leitung | Frank Schumann (Vorstandsvorsitzender)[1] |
Mitarbeiterzahl | 155.000 (2024), davon 90.000 in Deutschland[2] |
Umsatz | 34,2 Mrd. EUR (2023/24)[3] |
Branche | Lebensmitteleinzelhandel |
Website | www.unternehmen.kaufland.de |
Unternehmensgeschichte
BearbeitenIn den 1930ern trat Josef Schwarz (1903–1977) als persönlich haftender Gesellschafter (Komplementär) in die Südfrüchte Großhandlung Lidl & Co. in Heilbronn ein. Das Unternehmen wurde in Lidl & Schwarz KG umbenannt und zu einer Lebensmittelgroßhandlung für die Region Heilbronn-Franken ausgebaut.[4] Im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen im Dezember 1944, wie die gesamte Stadt Heilbronn, völlig zerstört. Der Wiederaufbau der Lidl & Schwarz KG gelang innerhalb von zehn Jahren, sodass das Unternehmen 1954 in Heilbronn erneut ein eigenes Domizil erhielt und im selben Jahr in die „Handelskette A&O“ (heute: Markant) eintrat. Mit der Handels- und Fruchthof Heilbronn GmbH wurde in Nordwürttemberg 1960 das erste Zentrallager eröffnet. Acht Jahre später, 1968, eröffnete Lidl & Schwarz den ersten Verbrauchermarkt unter dem Namen „Handelshof“ im schwäbischen Backnang. Erstmals wurde die Ware hier auf 1000 m² nach US-amerikanischem Prinzip in Selbstbedienung angeboten. Der Markt mit damals 70 Beschäftigten wurde auf den Endverbraucher, nicht mehr auf den Großhandel ausgelegt.[5]
Nachdem Josef Schwarz 1977 im Alter von 74 Jahren gestorben war, übernahm sein Sohn Dieter Schwarz die Leitung der Lidl & Schwarz KG. Im Jahr 1984 eröffnete unter ihm das erste SB-Warenhaus unter dem Namen Kaufland in Neckarsulm, wo sich seit 1972 die Konzernzentrale befand.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands expandierte Kaufland in die neuen Bundesländer. 1990 eröffnete das erste Kaufland-Warenhaus in Ostdeutschland mit einem Zeltverkauf; der Gebäudebau folgte später. Kaufland zählte damals deutschlandweit 51 Filialen. 1993 eröffnete die 100. Kaufland-Filiale.[6]
Das erste ostdeutsche Kaufland-Warenhaus wurde 1990 in Meißen eingerichtet. 1998 wurde in Kladno in Tschechien die erste Kaufland-Filiale im Ausland eröffnet. Weitere Filialen betreibt Kaufland in den mittel- und südosteuropäischen Ländern Polen, Kroatien, Bulgarien, Slowakei, Rumänien und Moldau. Die Expansionspläne in Australien wurden aufgegeben.[7][8]
Im Dezember 2009 verkaufte die Karl Lupus GmbH & Co. KG ihre bisherigen zwölf Warenhäuser der famila Handels-Betriebe GmbH & Co. KG Rhein-Neckar und den Cash-&-Carry-Markt Lupus Food Service mit 1400 Mitarbeitern an Kaufland; die effektive Übernahme erfolgte im Februar 2010. Im Januar 2010 hat Kaufland vier SB-Warenhäuser von Schlecker (Schleckerland) in Ehingen, Geislingen an der Steige, Göppingen und Schwäbisch Gmünd übernommen, umgebaut und auf das Kaufland-Konzept umgestellt. Ende März 2011 wurden die bisherigen Ratio-Märkte in Osnabrück und Stadthagen übernommen.
Im Jahr 2021 gab das Unternehmen an, bis spätestens zum Jahr 2030 etwa 80 Prozent Kohlenstoffdioxid weniger zu erzeugen als zum Jahr 2019, um dadurch jährlich 12.000 Tonnen CO2 einzusparen. Hierfür arbeitete Kaufland als einer der ersten Großkunden unter anderem mit der DHL Global Forwarding zusammen.[9]
Staat | Anzahl der Filialen |
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Deutschland | [10] | 770
Polen | [11] | 243
Rumänien | [12] | 177
Tschechien | [13] | 143
Slowakei | [14] | 79
Bulgarien | [15] | 65
Kroatien | [16] | 48
Moldau | [17] | 9
Gesamt | 1529 |
Sortiment
BearbeitenMit durchschnittlich 30.000 Artikeln bietet das Unternehmen ein großes Sortiment an Lebensmitteln und Waren für den täglichen Bedarf. Kaufland vertreibt neben Herstellermarken auch Eigenmarken. Zu den Kaufland-Eigenmarken gehört u. a. Kaufland mobil.
Seit 1994 unterhält Kaufland eigene Bäckereien. Seit November 2018 werden auch Demeter-Produkte angeboten. Unternehmenseigene Fleischwerke bestehen in Möckmühl, Osterfeld, Heilbronn und Heiligenstadt und im tschechischen Říčany.[18][19][20][21]
Das Unternehmen verteilt wöchentlich Rabattkataloge in Form von Papier- und Broschürendrucken und veröffentlicht diese auch online auf seiner Website.[22]
Unternehmen
BearbeitenStruktur
BearbeitenWie der Discounter Lidl ist Kaufland eine Tochter der Schwarz-Gruppe. Zu den Kaufland-Tochtergesellschaften gehören die Schwarz-Immobilienverwaltung GmbH & Co. KG, die im Besitz der SB-Warenhäuser ist, und die Kaufland-Dienstleistung GmbH als Betreiber der SB-Märkte.
Im Juni 2020 kündigte Kaufland an, 101 Standorte von der Handelskette Real und den Online-Marktplatz real.de zu übernehmen.[23][24] Die Übernahmen resultieren aus dem Verkauf der Handelskette Real an einen russischen Investor.[25]
Produktionsbetriebe und Logistik
BearbeitenKaufland betreibt in Deutschland sieben Logistikzentren mit rund 2700 Mitarbeitern:
- Lebensmittel, Tiefkühlkost, Obst und Gemüse, Pflanzen
- Dortmund (Nordrhein-Westfalen)
- Osterfeld (Sachsen-Anhalt)
- Lübbenau (Brandenburg)
- Möckmühl (Baden-Württemberg)
- Geisenfeld (Bayern)
- Barsinghausen-Bantorf (Niedersachsen)
- Fleisch- und Wurstspezialitäten
- Die Belieferung mit der Eigenmarke K-Purland erfolgt direkt durch eigene Fleischbetriebe in Heilbronn, Möckmühl, Osterfeld, Heilbad Heiligenstadt und Říčany (Tschechien).
- Non-Food
- Donnersdorf (Bayern)
Am 1. März 2013 wurde im Gewerbegebiet an der A 38 bei Heiligenstadt in Thüringen ein Fleischwerk für 90 Millionen Euro eingeweiht. Rund 600 Mitarbeiter verarbeiten dort Fleisch zu 250 Artikeln, die in die deutschen Kaufland-Filialen geliefert werden.
Onlinehandel
Bearbeiten2020 übernahm Kaufland den Onlineshop von real.[26] Im Rahmen des Umbaus trennte sich Kaufland vom Lebensmittelshop und beendete die Zusammenarbeit mit dem Bonusprogramm Payback.[27] Die Onlinekunden wurden zunächst auf die kommende Namensänderung vorbereitet, indem das Logo von Kaufland neben dem Logo von real angezeigt wurde.[28] Seit dem 14. April 2021 wurde der Marktplatz komplett zu kaufland.de umbenannt. Wer noch real.de in der Adresszeile des Browsers eingibt, wird automatisch zu kaufland.de umgeleitet.[29]
Personal
BearbeitenKaufland beschäftigt rund 155.000 Mitarbeiter in acht Ländern.[2] Davon sind mehr als 90.000 in Deutschland tätig.[2] Im November 2010 führte die Kaufland-Gruppe für ihre Mitarbeiter in Deutschland einen Mindestlohn von 8,50 Euro ein.[30][31] Seit dem 1. März 2011 gilt dieser Mindestlohn auch für alle Mitarbeiter von externen Dienstleistern, die bei Kaufland auf Basis eines Werkvertrags oder im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung tätig sind.[31] Ab 1. März 2012 wurde der Mindestlohn auf 9,00 Euro angehoben und ab 1. Januar 2016 wurde dieser auf 10 Euro erhöht. Während der COVID-19-Pandemie erhielten die mehr als 170.000 Mitarbeiter der Schwarz-Gruppe in Deutschland insgesamt drei Mal Warengutscheine im Gesamtwert von 95 Millionen Euro: Dazu wurden zu Ostern 2020 Corona-Prämien in Höhe von 30 Millionen Euro ausgezahlt, zu Weihnachten weitere 35 Millionen Euro und im März 2021 nochmal 30 Millionen Euro.[32][33] Im Mai 2021 kündigte die Schwarz-Gruppe an, bei LIDL und Kaufland ab Juni 2021 die Tarifgehälter „vor Abschluss der aktuellen Tarifverhandlungen ‚Einzelhandel‘“[34] freiwillig um 3 % zu erhöhen.[35]
Kritik
BearbeitenIn der Ausgabe des Standardwerkes Schwarzbuch Markenfirmen vom September 2014 wurde zum ersten Mal auch Kaufland aufgeführt. Die Autoren warfen dem Konzern schlechte Arbeitsbedingungen in der Lieferkette und bei den heimischen Mitarbeitern vor.
Im September 2014 kündigte Kaufland an, die Zustellung der TIP der Woche durch eigene Mitarbeiter zu beenden und ab 1. November 2014 vollständig an Fremdunternehmen zu vergeben, wie es bereits bisher für 40 % der Auflage der Fall war. Rund 55.000 Mitarbeiter, meist Minijobber, verloren dadurch nach Angaben des Verlags ihre Anstellung und mussten sich neu bei den externen Zustell-Dienstleistern bewerben. Die Entscheidung wurde von der Gewerkschaft ver.di kritisiert.[36]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Personelle Veränderung bei Kaufland, Pressemitteilung
- ↑ a b c Wir für Sie. In: Karrie Kaufland. Abgerufen am 30. September 2024.
- ↑ Erfolgreiches Geschäftsjahr der Unternehmen der Schwarz Gruppe in konjunkturell herausfordernden Zeiten. In: Schwarz-Gruppe. 23. Mai 2024, abgerufen am 30. September 2024.
- ↑ Chronik. Abgerufen am 7. März 2018.
- ↑ Aus Handelshof wurde Kaufland. In: Heilbronner Stimme. 11. Oktober 2011, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Frisch wie nie! Kaufland feiert 50-jähriges Jubiläum. Pressemitteilung, 10. Januar 2018, abgerufen am 20. März 2020.
- ↑ Heiko Fritze: Kaufland beendet das Abenteuer Australien. In: Heilbronner Stimme. 13. Februar 2020, abgerufen am 10. März 2020.
- ↑ Rückzug: Kaufland stoppt Expansion nach Australien. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
- ↑ Kaufland setzt für nachhaltigen Seetransport auf DHL. Abgerufen am 31. August 2021.
- ↑ Kaufland Standorte – hier sind wir zu Hause. Abgerufen am 28. September 2022.
- ↑ Kaufland stärkt seine Position in Rzeszów. Die Kette eröffnet einen zweiten Markt in dieser Stadt. Abgerufen am 23. November 2022 (polnisch).
- ↑ Kaufland eröffnet zwei Filialen, in Zalău und im Viertel Militari Residence in Bukarest. Abgerufen am 28. Februar 2024 (rumänisch).
- ↑ Kaufland bringt seit 25 Jahren den besten Preis auf den tschechischen Markt. Abgerufen am 4. Januar 2023 (tschechisch).
- ↑ Kaufland hat zu Beginn des neuen Jahres seine 75. Filiale eröffnet. Abgerufen am 19. Januar 2023 (slowakisch).
- ↑ Kaufland Bulgarien wird 2023 neun Filialen renovieren. Abgerufen am 3. Januar 2023 (englisch).
- ↑ Kaufland hat seinen zweiten Varaždin-Supermarkt eröffnet. Abgerufen am 24. Oktober 2023 (kroatisch).
- ↑ VIDEO: Die fünfte Kaufland-Filiale in der Hauptstadt wurde in der Stadt Codru (Region Schinoasa) eröffnet. Abgerufen am 26. Dezember 2022 (rumänisch).
- ↑ Heiko Fritze: Kaufland investiert 38 Millionen Euro. In: Heilbronner Stimme. 24. Dezember 2008, abgerufen am 27. Dezember 2008.
- ↑ Wir über uns: Die FRISCHE-Metzgerei von K-Purland ( vom 12. Mai 2016 im Internet Archive) bei kaufland.de (abgerufen am 26. November 2012)
- ↑ Manfred Stockburger: Leiharbeiter: Vorreiter Kaufland. In: Heilbronner Stimme. 20. November 2010, abgerufen am 27. April 2011.
- ↑ Bernd Jentsch: Fleischfabrik schafft mindestens 400 Jobs im Eichsfeld. In: Thüringer Allgemeine. 18. Dezember 2009, abgerufen am 27. April 2011.
- ↑ Kaufland Prospekt - Aktuelle Angebote zum Blättern. Abgerufen am 10. September 2024 (deutsch).
- ↑ Konstantinos Mitsis: Kaufland will Filialen von Real übernehmen: Jetzt schaltet sich Edeka und ein Erzrivale ein. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- ↑ manager magazin: Schwarz-Gruppe: Kaufland schnappt sich auch Digitalgeschäft von Real - manager magazin - Unternehmen. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- ↑ Real-Verkauf offiziell – Supermarktkette wird russisch. Abgerufen am 10. Juli 2020.
- ↑ Kaufland-Kracher bei Real: Radikale Neuerung für Kunden - Aus nach 14 Jahren. Münchner Merkur, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑ Kaufland vollzieht Übernahme: Real.de verabschiedet sich vom Lebensmittelshop und Payback. supermarktblog.com, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑ Real.de zieht zu Kaufland um. Lebensmittel Zeitung, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑ Seit 14. April: Darum leitet "Real.de" zu "Kaufland.de" weiter. t-online, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑ Kaufland erhöht Mindestlohn auf 10 Euro. Abgerufen am 14. Oktober 2021.
- ↑ a b 15.11.2010: "Kaufland" führt internen Mindestlohn ein | Presse | REPORT MAINZ. 15. November 2010, abgerufen am 14. Oktober 2021.
- ↑ Pressemitteilung. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
- ↑ Schwarz Gruppe | Corona Prämie. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
- ↑ Schwarz Gruppe | Tariferhöhung bei Lidl und Kaufland. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
- ↑ Tarifrunde Handel:Schwarz zahlt drei Prozent mehr. Lebensmittel Zeitung, abgerufen am 22. August 2021.
- ↑ Susanne Preuss: Kaufland kündigt 55.000 Austrägern. In: faz.net. 25. September 2014, abgerufen am 8. November 2019.