Keltensiedlung auf dem Ringkogel
Die Keltensiedlung auf dem Ringkogel ist eine befestigte keltische Höhensiedlung aus der Hallstatt- und Latènezeit bei Hartberg im Oststeirischen Hügelland. Der Ringkogel hat eine Höhe von 789 m ü. A. und ist Teil des Masenbergmassivs. Auf den südwärts gerichteten Hängen liegen die Burg Neuberg und die Villa Rustica in Löffelbach.
Grabungsgeschichte
BearbeitenDie Wälle auf dem Ringkogel wurden schon 1880 in einer Schrift über urgeschichtliche Gräber erwähnt. Erste Grabungen erfolgten 1894. 1906 wurden beim Bau der Ringwarte einige archäologische Fundstücke aus der römischen Kaiserzeit freigelegt, die heute zum Teil im Landesmuseum Joanneum in Graz aufbewahrt werden. Weitere Grabungen erfolgten 1926/27 durch Richard Pittioni und 1930 durch Walter Schmidt, den Vorstand der Altertumssammlung des Joanneums.[1]
Pittioni unterschied eine hallstattzeitliche und eine latènezeitliche Siedlungsanlage, während Schmidt fälschlicherweise die Funde seiner fiktiven „Ostnorischen Kultur“ zuordnete.[2] Außerdem verhinderte Schmidt durch einen erfolgreichen Einspruch eine Grabungsbewilligung für Studenten der Universität Wien wegen der Gefahr einer Zersplitterung der Forschungsergebnisse.[3]
Um Raubgrabungen zu verhindern, werden durch das Joanneum seit 1997 regelmäßige Grabungskampagnen durchgeführt. Dabei wurden Schichten der späten Urnenfelder- und der frühen Hallstattzeit angeschnitten. Das Fundmaterial ist typisch für Höhensiedlungen in der Oststeiermark mit ihrer engen Bindung an die Kalenderbergkultur.[2]
Latènezeitliche Höhensiedlung
BearbeitenDer mittlere Befestigungswall wird der späten Mittellatènezeit (280 bis 150 v. Chr.) zugeordnet. Der Ringwall hatte eine Länge von rund einem Kilometer und besaß ursprünglich zwei Tore. Eines davon wurde bei der Anlage eines Steinbruches zerstört, das zweite ist noch gut als Zangentor erkennbar. Der Wall ist als Pfostenschlitzmauer mit einer Blendmauer ausgeführt, das Erdmaterial stammte von der Begradigung der Bergkuppe. Lose geschlichtete Steinblöcke dienten als Fundament, nach hinten waren sie mit hölzernen Ankern abgesichert. Ein Großteil der Blendmauer ist in den ursprünglich vorhandenen Graben am Fuß des Walles abgerutscht.
Hinter dem Wall war ein bebauungsfreier Streifen, erst hangaufwärts wurde auf einer Terrasse ein vermutlich zweigeschossiges Haus aus der Latènezeit ergraben. Da weitere archäologische Ergebnisse vorerst noch fehlen, ist eine Beurteilung der Funktion der Gesamtanlage derzeit nur eingeschränkt möglich. Die Lage als Höhensiedlung und die massive Wehranlage deuten auf ein kleines Oppidum hin.
Auch das Ende der Besiedlung kann noch nicht sicher angegeben werden. Als 2006 die unmittelbare Umgebung der Ringwarte umgebaut wurde, kamen bei einer Notgrabung hallstattzeitliche Bebauungsreste zutage, verbunden mit solchen aus der Latène- und der Römerzeit. Festzustellen, wie lange das Besiedlungskontinuum andauerte, ist Aufgabe der aktuellen Untersuchungen.[2]
Geschichtlicher Rundweg
BearbeitenAm Ringkogel wurde ein ca. 2 km langer geschichtlicher Rundweg mit erklärenden Schautafeln und Modellen des Wallaufbaues errichtet.
Literatur
Bearbeiten- Diether Kramer: Vom Neolithikum bis zur Römischen Kaiserzeit. Untersuchungen zur ältesten Besiedlungsgeschichte der Steiermark mit besonderer Berücksichtigung der mittelsteirischen Höhensiedlungen. Dissertation Salzburg 1981.
- Markus Jeitler: Der Ringkogel bei Hartberg. In: Die Zeit der Kelten. Sonderausstellung im Volkshaus Bärnbach, 28. August bis 1. November 1998. (= Schild von Steier. Kleine Schriften. Band 18), Graz 1998, S. 22–26.
- Susanne Sievers, Otto H. Urban, Peter C. Ramsl: Lexikon zur Keltischen Archäologie. L–Z. Mitteilungen der prähistorischen Kommission Band 73, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2012, ISBN 978-3-7001-6765-5, S. 1592.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ernst Probst: Österreich in der Spätbronzezeit. GRIN Verlag, München 2011, ISBN 978-3-656-00126-3, S. 129, Anm. 22.
- ↑ a b c Sievers/Urban/Ramsl: Lexikon zur Keltischen Archäologie. L–Z. S. 1592. (auch für das gesamte Kapitel „Latènezeitliche Höhensiedlung“)
- ↑ Berthold Sutter: Festschrift 150 Jahre Joanneum, 1811–1961. Universitäts-Buchdruckerei Styria, Graz 1969, S. 38.
Koordinaten: 47° 17′ 51″ N, 15° 57′ 5″ O