Kirche Helstorf

Kirchengebäude in Helstorf, einem Ortsteil der Stadt Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover in Niedersachsen

Die evangelisch-lutherische Kirche Helstorf ist eine barocke Dorfkirche in Helstorf, einem Ortsteil der Stadt Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover in Niedersachsen.

Kirche Helstorf

Zugehörigkeit

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Die Kirche Helstorf ist die Hauptkirche der Kirchengemeinde Helstorf im Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf im Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Zur Kirchengemeinde gehören die Neustädter Stadtteile Luttmersen, Warmeloh, Vesbeck, der Wedemärker Gemeindeteil Duden-Rodenbostel sowie die Kapellengemeinde Abbensen.

Vorgängerbau

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Ein Vorgängerbau wurde wohl schon im 13. Jahrhundert errichtet. Die erste Erwähnung der Helstorfer Kirche erfolgte 1438 als „Helstorpe kerkhere“. Es handelte sich um eine romanische Hausteinkirche,[1] von der der Glockenturm und das Taufbecken erhalten sind. Das Kirchenschiff der Vorgängerkirche wurde abgerissen und 1751 durch den heutigen, größeren Bau ersetzt.[2]

Baubeschreibung

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Altar
 
Taufengel von 1751
 
Heyder-Orgel

Im Anschluss an den Westturm entstand 1750–1751 eine Saalkirche mit sechsachsigem Langhaus. Der Innenraum ist mit einer Halbkreistonne überdeckt. Ringsum befinden sich Priecheneinbauten als Stützen. Der Chorraum ist durch die Altarwand abgetrennt.

Die Altarwand wurde in den 1970er Jahren im Zuge der Entbarockisierung versetzt und dadurch der Chor verkleinert. Heute dient die Fläche hinter dem Altar als Arbeitsraum des Küsters. Die Kirchenausstattung (Altar, Priechen, Bänke) wurde dem Zeitgeschmack farblich neu gefasst, aber nicht entfernt.

Der Kanzelaltar von 1751 stammt aus der Werkstatt des Johann Friedrich Ziesenis. Er hat einen eingeschossigen Aufbau mit korinthischer Säulenstellung, starke Verkröpfungen, einen Giebelaufsatz mit gebrochenem Deckgesims und Vasenbekrönungen.

Das Altarbild stellt Jesus mit seinen Jüngern beim Abendmahl dar. In der Darstellung ist der Hasenbraten auf dem Tisch bemerkenswert, der sich jedoch auch in anderen Abendmahlsdarstellungen der Region (z. B. Jakobuskirche Hagen (Neustadt a. Rbge.)) findet.

Das heute verwendete romanische Taufbecken entstammt noch dem Vorgängerbau, vermutlich sogar einem noch früheren Kirchenbau.

Der barocke Taufengel von 1751 hing ursprünglich in der Mitte des Chorraums und war mittels einer Mechanik absenkbar. In den Händen hielt er die Taufschale. Diese, ebenfalls aus dem Jahre 1751, existiert noch, wird jetzt bei Taufen in den Aufsatz des Taufsteins gestellt.

Die romantische Orgel aus dem Jahr 1864 mit ihrem neugotischen Prospekt stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Carl Heyder. Sie verfügt über elf Register, davon acht im Manual und drei im Pedal. Sie ist nahezu vollständig original erhalten und wurde zuletzt 2007 durch Bartelt Immer restauriert.

Außer den vier Eichenholzeckständern ist an jeder Wandseite je ein Mittelständer angeordnet, welche bis zur Traufe durchlaufen und durch Mittelriegel in zwei Höhen miteinander überkreuzt verbunden sind und durch Kopfbänder ausgesteift werden. Der unterste Mittelriegel in Nord-Süd-Richtung liegt auf 2,47 m, der nächsthöhere auf 5,67 m in Ost-West-Richtung. Die Glockenstubenbalkenanlage hat sich durch kreuzende Mittelriegel versteift. Alle Wandseiten sind mehrfach mit doppelten Andreaskreuzen und Wandriegeln ausgesteift. Die Außenverkleidung ist eine Holzverkleidung.[3]

Grundriss 6,5 × 6,4 m
Traufhöhe 12,14 m
Turmhöhe 24,6 m
Eckständer 0,37 × 0,4 m
Mittelständer 0,37 × 0,4 m
Sparren 0,25 × 0,22 m
Glockenstuhlbalkenlänge 8,9 m

Liste der Pastoren

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Vorreformatorische Zeit

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Lediglich ein Name aus der vorreformatorischen Zeit ist überliefert:

  • 1438 - Didericus- "to Helstorpe kerkhere"[4]

Nach der Reformation

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Nach der Einführung der Reformation durch Herzogin Elisabeth durch Erlass der Calenberger Kirchenordnung für ganz Calenberg-Göttingen, folgte eine gründliche Kirchenvisitation die vom 17. November 1542 bis zum 30. April 1543 im Herzogtum stattfand. Die Kirche in Helstorf muss bereits 1542 visitiert worden sein, da sich der erste lutherische Pastor bereits auf das Jahr 1542 datieren lässt.

In der Tabelle sind alle Pastoren seit der Reformation dargestellt, fehlende Daten lassen sich nicht ermitteln.[5]

Pastor (von-bis) Name Bemerkungen
1542-15?? Gerhardus Wilbeke
1558-15?? Er[ich] Witberg
1580-??? Konrad Homann geb. um 1551 in Neustadt a. Rbge. für die Kirche in Helstorf bis 1588 aktenkundig
1601–1611 Henricus Frömdtling (Fremdtling) vorher Feldprediger
1611–1619 Konrad Drösemeier geb. in Helstorf, später Pastor in Immenrode (Goslar)
1619–1625 Bernhard Weber 1625 ermordet, ob dies in Zusammenhang mit der zeitgleichen Belagerung Neustadt a. Rbge. durch Tilly steht kann nur vermutet werden
1625–1650 Johann Koltmann (Goltmann) gest. 1650
1650–1684 Christoph Scharnhorst gest. 1684
1684–1692 Johann Georg Ernst Schulenburg bis 1692 Pastor von Helstorf, danach Pastor am Braunschweiger Dom
1693–1704 Georg David Wagenmann gest. 1704
1704–1706 Christoph Heinrich Wagenmann Bruder des vorherigen, gest. 1706
1706-1706 Vakanz.
1707–1708 Heinrich Jakob Passau [Pashan] Vakanzvertreter
1708–1729 Friedrich Anton Mensching gest. 1729
1729–1763 Johann Henning Leo Bis zu seinem Tod Pastor in Helstorf, in seine Amtszeit fällt der Kirchenneubau
1763–1777 Gerhard Wilhelm Arnold Niemann danach bis 1803 Pastor in Bordenau
1777–1789 Gottlieb Wilhelm Hölscher später bis zu seinem Tod 1808 Prediger in Brelingen, sein Grabstein ist an der Kirche in Brelingen erhalten
1788–1789 Karl Wilhelm Köring Vakanzvertreter
1790–1792 Johann Christoh Gerhard Hornemann gest. 1792
1793–1817 Johann Friedrich Julius Schulenburg 1783 Hauslehrer bei Johann Christian Kestner, gest. 1817
1817–1824 Ernst Friedrich Grote später Pastor in Kolenfeld, danach in Idensen
1824–1838 Heinrich Konrad Friedrich Deichmann später Pastor in Kirchrode, emeritiert 1849
1838–1853 Ernst Christian Friedrich Jordan später bis zum Tod (1863) Pastor in Römstedt
1853 Heinrich August Wilhelm Kupffer † 1853
1853–1866 Johann Wilhelm Robert Klettwig Sohn des Bankiers Klettwig (Göttingen), später Pastor in Groß Flöthe, ab 1882 beurlaubt nach Göttingen und Leipzig, emeritiert
1866-1852 Heinrich Georg Friedrich Wolkenhaar gest. 1882
1882–1883 Hermann Richard Wilhelm Simon Pastor von Mandelsloh / Vakanzvertreter
1883–1885 Hugo Flemming trat von der Stelle zurück
1885–1889 Johann Karl Christian Ludwig Rost Examen bei den Freiprotestanten abgelegt, später Pastor in Mechtshausen
1889–1891 Hermann Richard Wilhelm Simon Pastor von Mandelsloh / Vakanzvertreter
1891–1906 Friedrich Wilhelm Heinrich Penshorn später bis zu seinem Tod (1928) Superintendent in Diepholz
1906–1907 Hermann Richard Wilhelm Simon Pastor von Mandelsloh / Vakanzvertreter
1907–1927 Johann Heinrich Emmanuel Schultz vorher Pastor in Gustedt und Rheden, trat auf eigenen Antrag in den Ruhestand
1927 Vakanz
1927–1934 August Ludwig Christian Johannes Fulda vorher Pastor in Winsen , später in Wechold
1934–1936 Adolf Ernst Paul Gerhard Boes Pastor von Mandelsloh / Vakanzvertreter
1936–1955 Friedrich Hermann Schröder vorher Pastor in Pattensen, 1943–1945 Soldat, bis 1948 in britischer Kriegsgefangenschaft, 1955 in den Ruhestand.
1955–1967 Eduard Weiss vorher in der Mission tätig, 1967 in den Ruhestand
1967-1968 Albrecht Weber Vakanzvertreter
1969-1981 Paul Gudowius Nebenamtlich bis 1984 Militärseelsorger an der Wilhelmstein-Kaserne
1981-1982 Vakanz
1982-1983 Karl Hesse danach (bis zum Ruhestand 2019) Pastor in Gerzen (Alfeld)
1983 Vakanz
1983-1990 Dr. Martin Bock 1983-1990 auch Militärseelsorger an der Wilhelmstein-Kaserne, 1990 wechsel an das Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr
1991-1996 Detlef von Holst später Pastor an der St.-Petri-Kirche (Kopenhagen), später Pastor am Dom zu Helsingør
1996-2001 Wolfgang Gerts später Landesobmann für die Bläserarbeit
2001 Vakanz
2002-2019 Annedore Wendebourg 2019 in den Ruhestand
seit 2020 Jens Rake

Petrusglocke

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Die Glocke wurde 1489 von einem unbekannten Glockengießer gegossen, sie trägt in Kleinbuchstaben die Inschrift: „ego vocor petrus anno d[omi]ni mcccclxxxix“. Auf der Seite ist das Bild des Petrus zu sehen gegenüberliegend die Kreuzigungsgruppe. Sie hat einen Durchmesser von 56,5 cm bei einem Gewicht von 110 kg.

Eingeschmolzene Glocke von 1650

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Die Glocke wurde 1650 von Ludolf Siegfried in Hannover gegossen. Die Inschrift lautete: S=H=IOHAN GOLTMAN PASTOR ALHEI ZU HELSTORFE HAT BEHUFE DIESER KLOCKEN ZU GIESEN GEGEBEN 10 DALER IST ALSO DEN 3APRILIS IN DEN HEHREN ENTSCHLAFEN IURGEN HARKE TONIES MEIER HEINRICH MEIER ALTRITE DAS GESAMPTE KIRCHSPIEL HELSTORFF MEISTER LUDOLF SIEGFRIET HAT MICH HANNOVER GEGOSSEN ANNO CHRISTI 1650 A=G=S=M

Die Glocke hatte ein Gewicht von 600 kg. Diese Glocke wurde am 29. August 1917 ausgebaut und im Rahmen der Metallspende des deutschen Volkes eingeschmolzen.[6]

Uhrglocke

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Die Glocke wurde 1718 von einem unbekannten Glockengießer gegossen, sie trägt in gotischer Schrift die Inschrift: "ORA VIRGO NOS ILLO PANE COELI DIGNOS EFFICI 1718". Sie ist außerhalb des Turms zum Kirchenschiff ragend angebracht und hat ein Gewicht von 100 kg.

Glocke von 1722

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Die Glocke wurde 1722 von Thomas Riedweg in Hannover gegossen.

  • Inschrift unter der Haube, zwischen Ornamenten: M. THOMAS RIEDEWEG GOSS MICH IN HANNOVER
  • Inschrift am langen Feld: BEY ZEITEN EHREN FRIEDRICH ANTON MENSCHING PASTORIS / ANNO 1722 IST DIESE GLOCKE AUF DES KIRCHSPIELS ZU HELSTORF UND DESSEN GEMEINDE UNKOSTEN UMGEGOSSEN
  • Inschrift am Schlagring: KOMMT LASSET UNS ANBETEN UND KNIEN UND NIEDERFALLEN PS. 95 VERS 6

Bei einem Durchmesser von 98 cm hat sie ein Gewicht von 750 kg. Die Glocke wurde während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt und erlitt beim Transport einen Schaden, dieser wurde 1957 geschweißt.

Glocke I von 1925

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1925 wurde zwei Glocken für die Helstorfer Kirche bei der Radlersche Glockengießerei gegossen. Beide als Ersatz für die im Jahr 1917 gespendete Glocke. Die erste und größere erhielt die Inschrift: GEOPFERT FÜR VATERLANDS WEHR 1917 / ERNEUT ZU GOTTES EHR 1925 / … (hier folgen die Namen der Kirchenvorsteher).

Sie hat einen Durchmesser von 112 cm und wiegt 800 kg.

Glocke II von 1925

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Die zweite Glocke wurden ebenfalls von der Radlerschen Glockengießerei gegossen. Sie trägt als Inschrift: NACH KRIEGSLEID / IN SCHWERER ZEIT / DEM HERRN GEWEIHT

Bei einem Durchmesser von 75 cm wiegt sie 250 kg.

Kirchhof (Alter Friedhof)

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Plan des alten Helstorfer Friedhofes

Die Fläche um die Kirche wurde wahrscheinlich schon seit Bestehen der Kirche als Begräbnisplatz benutzt. Der Kirchfriedhof wurde 1855 erweitert, 1888 jedoch zugunsten einer Neuanlage außerhalb des Ortes geschlossen. Nach dem Ende der Weltkriege errichtete man Denkmäler für die gefallenen Soldaten.

Mit seinen vielfältig erhaltenen Grabsteinen ist er ein Zeugnis der protestantischen Sepulkralkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts.

Literatur

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Commons: Kirche Helstorf – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Karl Kayser: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den welfischen Landen 1542–1544. Göttingen 1897.
  2. Carolin Krumm, Christiane Segers-Glocke, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege: Baudenkmale in Niedersachsen Bd. 13 Region Hannover 2 Nördlicher und östlicher Teil: mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark. Hrsg.: Christiane Segers-Glocke, bearbeitet von Carolin Krumm. CW Niemeyer Buchverlage, Hameln 2005, ISBN 3-8271-8255-7, S. 368 f.
  3. Helmut Schwesig: Hölzerne Glockentürme in Niedersachsen. Dissertation. Hannover 1983.
  4. Heimatverein Helstorf: Helstorf - Geschichte eines Dorfes an der Leine. Band 1.
  5. Heimatverein Helstorf: Helstorf - Geschichte eines Dorfes an der Leine. Band 1, S. 285–287.
  6. Heimatverein Helstorf: Helstorf - Geschichte eines Dorfes an der Leine. Band 1.

Koordinaten: 52° 35′ 14″ N, 9° 35′ 4,4″ O