Kolumne

journalistische Kleinform
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Die Kolumne (von der Kolumne des Spaltensatzes, von lateinisch columna ‚Stütze‘, ‚Säule‘) bezeichnet in der Presse einen kurzen Meinungsbeitrag als journalistische Kleinform. Der Autor einer regelmäßig erscheinenden Kolumne wird Kolumnist genannt.

Geschichte

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Das Wort ,Kolumne‘ wurde seit dem 16. Jahrhundert im Sinn einer Spalte im Drucksatz gebraucht,[1] anschließend ging der Sinn auf das Format in einer Zeitung über. In der Bedeutung eines Zeitungsartikels ist das englische Wort ,column‘ seit 1785 in Gebrauch,[2] das Wort ,columnist‘ als Autor von Kolumnen seit 1915.[3] Im Deutschen ist das Wort „Kolumnist“ als Anglizismus seit den 1950er Jahren in Gebrauch.[4]

Der erste Zeitungskolumnist war John Hill, der am 11. März 1751 mit einer täglichen Kolumne im London Advertiser und in der Literary Gazette begann. Er schrieb unter dem Pseudonym „The Inspector“ (Der Inspektor). Der erste in Österreich aktive Kolumnist war Wolfgang Kornke in den Jahren 1810 bis 1818. Viele später bekannt gewordene Schriftsteller waren als Kolumnisten tätig, bevor ihnen der Durchbruch als Autor gelang. „Kolumnismus ist Personalisierung.“[5] Bereits arrivierten Schriftstellern werden von Zeitungsverlagen lukrative Honorare geboten, um den Werbeeffekt ihres berühmten Namens für die Leser-Blatt-Bindung zu nutzen. Ähnliches gilt für nicht mehr aktive Politiker. Außerhalb des deutschen Sprachraums, insbesondere in den USA und in den romanischen Ländern sowie in Lateinamerika, arbeiten häufig auch erfolgreiche Schriftsteller gleichzeitig und nicht primär aus finanziellen Gründen als Kolumnisten, entweder regelmäßig für dasselbe Blatt oder als Gastkolumnisten in verschiedenen Medien.

Printmedien

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Axel Hacke, Kolumnist der SZ

In den Printmedien steht der Begriff vor allem für eine journalistische Form. Es handelt sich um einen kurzen Meinungsbeitrag, der sich meist über nicht mehr als eine Zeitungsspalte erstreckt. Diese Kolumnen erscheinen meist regelmäßig an gleicher Stelle mit gleichem Titel,[6] wie das in Auswahl als eigenes Buch erschienene Streiflicht auf der ersten Seite der Süddeutschen Zeitung. Häufig gibt es sie auch als Namenskolumne eines einzelnen Autors. So hat beispielsweise Die Tageszeitung (taz) in jeder Ausgabe eine feste Namenskolumne, die jeden Wochentag wechselt. Gelegentlich gelten Kolumnen als wichtiges Traditions- und Kundenbindungsmotiv für Zeitungsleser. Oft wird die Kolumne auch vom Herausgeber der Druckschrift in Form eines Editorials zur Darlegung der Blattlinie und als Stellungnahme zu aktuellen Ereignissen benutzt. Der Kolumne nahestehend, und nicht immer klar von ihr zu unterscheiden, sind die Glosse, die Causerie und der Kommentar. Neben Journalisten verfassen auch Schriftsteller und Satiriker Kolumnen in Zeitungen und Magazinen. „Die Kolumne ist eine der wenigen [journalistischen] Stilformen, in denen das Ich erlaubt ist.“[7]

Onlinemedien

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In Onlinemedien sind Kolumnen in Form von Texten und Videos ein verbreitetes Genre. Der Spiegel (bis 2019 Spiegel Online) hat verschiedene wöchentliche Kolumnen mit unterschiedlichen politischen Positionen. Insbesondere der konservative Kolumnist Jan Fleischhauer und die feministische Autorin Margarete Stokowski wurden dort als gegensätzliche Pole wahrgenommen. Arno Frank schrieb 2020 in einem Beitrag für Taz.Futurzwei mit der Überschrift „Fleischhauer oder Stokowski?“, die beiden stünden sich „wie verfeindete Meinungswarlords“ gegenüber.[8]

„Kolumnismus“

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Der Journalist Knut Cordsen sprach in einem Beitrag im Bayerischen Rundfunk 2020 von einem „Zeitalter des Kolumnismus“[9] und verwendete damit einen Begriff, den Ulrike Meinhof 1969 in einem Artikel im Magazin Konkret geprägt hat. Sie beschreibt darin die gesellschaftliche Funktion von Kolumnisten: „Kolumnisten haben Entlastungsfunktionen. So wird der Eindruck erweckt, in dieser Zeitung dürfe geschrieben werden, wie und was die Schreiber wollen […]. Sie werden relativ gut bezahlt, ihre Namen werden fett gedruckt. Kolumnen sind Luxusartikel, Kolumnisten sind Stars, in ihrer Badewanne sind sie Kapitän.“[5] Maxim Biller schrieb 1996 eine Zeit-Kolumne mit dem Titel „Kolumnistisches Manifest“ in Anspielung auf das Kommunistische Manifest;[10] „Der Kolumnismus hat […] über den Kommunismus gesiegt“ hieß es 2008 bei Kurt Kister in der Süddeutschen Zeitung;[11] und Axel Hacke veröffentlichte 2017 ein Buch unter dem Titel Das kolumnistische Manifest.[12]

Bekannte Kolumnisten

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Bekannte Kolumnisten im deutschsprachigen Raum sind unter anderem Ferda Ataman, Franziska Augstein, Jakob Augstein, Sibylle Berg, Micky Beisenherz, Nikolaus Blome, Henryk M. Broder, Don Alphonso, Carolin Emcke, Thomas Fischer, Jan Fleischhauer, Felix Holtermann, Paula Irmschler, Birgit Kelle, Mely Kiyak, Henriette Kuhrt, Sascha Lobo, Volker Looman, Robert Löffler, Harald Martenstein, Matthias Matussek, Heribert Prantl, Elisabeth Raether, Rezo, Gunnar Schupelius, Bastian Sick (Zwiebelfisch), Gabor Steingart, Margarete Stokowski, Franz Josef Wagner und Hengameh Yaghoobifarah.

Bekannte literarische Kolumnisten sind Peter Bichsel und Maxim Biller. Bekannte satirische Kolumnisten sind Walter Boehlich, Eckhard Henscheid, Stefan Gärtner, Max Goldt, Heinz Strunk und Leo Fischer.

Literatur

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  • Max Goldt: „Nachwort“, in: ders.: „Mind-boggling“ – Evening Post. Haffmans Verlag 1998, ISBN 3-251-00405-0, S. 177–186.
  • Ursula März: Tach, ich schau mal hin. Latent anarchisch: Kolumnismus als Stil, Gattung und Denkart. In: Frankfurter Rundschau, 28. Mai 2004, Nr. 123, S. 17.
  • Michael Krüger: Der Tod des Kolumnisten. Heute ist der erste Tag ohne meine Meinung über die Welt. Eine Erzählung. in: Süddeutsche Zeitung, 24./25. März 2007, Nr. 70, S. VII (Wochenende).
  • Werner Nowag, Edmund Schalkowski: Kommentar und Glosse. (= Reihe Praktischer Journalismus, Bd. 33). UVK-Medien, Konstanz 1998, ISBN 3-89669-212-7.
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Wiktionary: Kolumne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Otto F. Best: Handbuch literarischer Fachbegriffe. Definitionen und Beispiele. Überarbeitete und erweiterte Ausg. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1994, S. 288.
  2. column | Origin and meaning of column by Online Etymology Dictionary. Abgerufen am 12. Juli 2020 (englisch).
  3. columnist | Origin and meaning of columnist by Online Etymology Dictionary. Abgerufen am 12. Juli 2020 (englisch).
  4. Art. „Kolumnist“. In: Anglizismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. 3 Bände. Begr. von Broder Carstensen. De Gruyter, Berlin 2001, Bd. 2: F–O, S. 786 f.
  5. a b Ulrike Marie Meinhof: Kolumnismus. In: konkret. Unabhängige Zeitschrift für Politik und Kultur, 13. Januar 1969, Nr. 2, S. 2.
  6. Wolf Schneider, Paul-Josef Raue: Handbuch des Journalismus. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek b. H. 1998, S. 321.
  7. Hans-Joachim Schlüter: Zeitungs-Journalismus: Darstellungsformen. In: Heinz Pürer, Meinrad Rahofer, Claus Reitan (Hrsg.): Praktischer Journalismus. Presse, Radio, Fernsehen, Online. Inklusive CD-ROM mit journalistischen Beispielen. 5., völlig neue Aufl. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2004, S. 139–159 (S. 155).
  8. Arno Frank: Krieg der Meinungen: Fleischhauer oder Stokowski? In: Die Tageszeitung: taz. 26. März 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Juli 2020]).
  9. Knut Cordsen: Zeitalter des Kolumnismus: Über eine Kolumne, die zur Staatsaffäre wurde. 22. Juni 2020 (br.de [abgerufen am 3. Juli 2020]).
  10. Maxim Billers „Kolumnistisches Manifest“. In: Die Zeit. 11. Oktober 1996, abgerufen am 11. Februar 2021.
  11. Kurt Kister: Waidwunde Alphatiere. „Ich kann das nicht“: Wenn Macht an ihre Grenzen stößt. In: SZ, 18. Juli 2008, Nr. 166, S. 13.
  12. Das kolumnistische Manifest. Verlag Antje Kunstmann, abgerufen am 11. Februar 2021.