Die reelle Zufallsvariable
X
{\displaystyle X\,}
hat eine kontaminierte Normalverteilung , wenn sich ihre Dichtefunktion
f
{\displaystyle f}
in der Form
f
(
x
)
=
(
1
−
ε
)
1
2
π
σ
1
e
−
1
2
(
x
−
μ
1
σ
1
)
2
+
ε
1
2
π
σ
2
e
−
1
2
(
x
−
μ
2
σ
2
)
2
{\displaystyle f(x)=(1-\varepsilon )\,{\frac {1}{{\sqrt {2\pi }}\sigma _{1}}}\operatorname {e} ^{-{\frac {1}{2}}\left({\frac {x-\mu _{1}}{\sigma _{1}}}\right)^{2}}+\varepsilon \,{\frac {1}{{\sqrt {2\pi }}\sigma _{2}}}\operatorname {e} ^{-{\frac {1}{2}}\left({\frac {x-\mu _{2}}{\sigma _{2}}}\right)^{2}}}
mit
μ
1
,
μ
2
∈
R
,
σ
1
,
σ
2
∈
(
0
,
∞
)
{\displaystyle \mu _{1},\mu _{2}\in \mathbb {R} ,\sigma _{1},\sigma _{2}\in (0,\infty )}
und
ε
∈
[
0
,
1
]
{\displaystyle \varepsilon \in [0,1]}
,
also als Konvexkombination von zwei Normalverteilungs-Dichtefunktionen
darstellen lässt.
Die Verteilungsfunktion
F
{\displaystyle F}
hat dann die Gestalt
F
(
x
)
=
(
1
−
ε
)
Φ
(
x
−
μ
1
σ
1
)
+
ε
Φ
(
x
−
μ
2
σ
2
)
{\displaystyle F(x)=(1-\varepsilon )\,\Phi \left({\frac {x-\mu _{1}}{\sigma _{1}}}\right)+\varepsilon \,\Phi \left({\frac {x-\mu _{2}}{\sigma _{2}}}\right)}
,
wobei
Φ
{\displaystyle \Phi }
die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung bezeichnet.
Für den Erwartungswert und die Varianz gilt:
E
(
X
)
=
(
1
−
ε
)
μ
1
+
ε
μ
2
{\displaystyle \operatorname {E} (X)=(1-\varepsilon )\mu _{1}+\varepsilon \mu _{2}}
,
Var
(
X
)
=
(
1
−
ε
)
σ
1
2
+
ε
σ
2
2
+
ε
(
1
−
ε
)
(
μ
1
−
μ
2
)
2
{\displaystyle \operatorname {Var} (X)=(1-\varepsilon )\sigma _{1}^{2}+\varepsilon \sigma _{2}^{2}+\varepsilon (1-\varepsilon )(\mu _{1}-\mu _{2})^{2}}
.
Oft werden durch zusätzliche Bedingungen wie
μ
1
=
μ
2
{\displaystyle \mu _{1}=\mu _{2}\,}
Spezialfälle abgeleitet (skalenkontaminierte Normalverteilung ).
Ein Hersteller von elektronischen Geräten benutzt Kondensatoren mit der Kapazität 5 Nanofarad [nF], die er von zwei Herstellern bezieht. Die von A hergestellten zeigen eine etwas geringere Streuung als die vom B. Vom Hersteller A stammen 60 % der bezogenen Kondensatoren, von B 40 %.
Man nehme an, im genügend weiten Bereich ist die Kapazität der Kondensatoren von beiden Herstellern normalverteilt mit Parametern
μ
1
,
μ
2
,
σ
1
2
,
σ
2
2
{\displaystyle \mu _{1},\mu _{2},\sigma _{1}^{2},\sigma _{2}^{2}}
. Sei
μ
1
=
μ
2
=
5
[
n
F
]
{\displaystyle \mu _{1}=\mu _{2}=5\,[\mathrm {nF} ]\,}
und
σ
1
2
=
0,014
4
[
n
F
2
]
,
σ
2
2
=
0,022
5
[
n
F
2
]
{\displaystyle \sigma _{1}^{2}=0{,}0144\,[\mathrm {nF} ^{2}],\sigma _{2}^{2}=0{,}0225\,[\mathrm {nF} ^{2}]}
.
Eine Abweichung von mehr als 10 % vom Sollwert
5
[
n
F
]
{\displaystyle 5\,[\mathrm {nF} ]}
der Kapazität sei unerwünscht. Es stellt sich daher die folgende Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kondensator eine um mehr als 10 % abweichende Kapazität vom Sollwert aufweist?
10
%
⋅
5
=
0
,
5
,
{\displaystyle 10\,\%\,\cdot \,5=0{,}5\,,}
P
(
X
<
4
,
5
∪
X
>
5
,
5
)
=
(
0
,
6
⋅
Φ
(
(
5
−
0
,
5
)
−
5
0,014
4
)
+
0
,
4
⋅
Φ
(
(
5
−
0
,
5
)
−
5
0,022
5
)
)
+
(
1
−
0
,
6
⋅
Φ
(
(
5
+
0
,
5
)
−
5
0,014
4
)
+
1
−
0
,
4
⋅
Φ
(
(
5
+
0
,
5
)
−
5
0,022
5
)
)
=
(
0
,
6
⋅
Φ
(
−
0
,
5
0
,
12
)
+
0
,
4
⋅
Φ
(
−
0
,
5
0
,
15
)
)
+
(
1
−
0
,
6
⋅
Φ
(
0
,
5
0
,
12
)
+
1
−
0
,
4
⋅
Φ
(
0
,
5
0
,
15
)
)
=
2
⋅
(
0
,
6
⋅
Φ
(
−
0
,
5
0
,
12
)
+
0
,
4
⋅
Φ
(
−
0
,
5
0
,
15
)
)
≈
2
⋅
(
0
,
6
⋅
0,000
015464
+
0
,
4
⋅
0,000
429117
)
=
0,000
361849
{\displaystyle {\begin{aligned}P(X<4{,}5\cup X>5{,}5)&=\left(0{,}6\,\cdot \,\Phi \left({\frac {(5-0{,}5)-5}{\sqrt {0{,}0144}}}\right)\,+\,0{,}4\,\cdot \,\Phi \left({\frac {(5-0{,}5)-5}{\sqrt {0{,}0225}}}\right)\right)\\&\qquad +\left(1-0{,}6\,\cdot \,\Phi \left({\frac {(5+0{,}5)-5}{\sqrt {0{,}0144}}}\right)\,+\,1-0{,}4\,\cdot \,\Phi \left({\frac {(5+0{,}5)-5}{\sqrt {0{,}0225}}}\right)\right)\\&=\left(0{,}6\,\cdot \,\Phi \left({\frac {-0{,}5}{0{,}12}}\right)\,+\,0{,}4\,\cdot \,\Phi \left({\frac {-0{,}5}{0{,}15}}\right)\right)+\left(1-0{,}6\,\cdot \,\Phi \left({\frac {0{,}5}{0{,}12}}\right)\,+\,1-0{,}4\,\cdot \,\Phi \left({\frac {0{,}5}{0{,}15}}\right)\right)\\&=2\,\cdot \,\left(0{,}6\,\cdot \,\Phi \left({\frac {-0{,}5}{0{,}12}}\right)\,+\,0{,}4\,\cdot \,\Phi \left({\frac {-0{,}5}{0{,}15}}\right)\right)\\&\approx 2\,\cdot \,\left(0{,}6\,\cdot \,0{,}000015464+0{,}4\,\cdot \,0{,}000429117\right)\\&=0{,}000361849\end{aligned}}}
Ein Anteil von zirka 0,000361849 aller Kondensatoren zeigt bezüglich der Kapazität eine höhere Abweichung als 10 %.