Kranzenziane
Die Pflanzengattung Kranzenziane (Gentianella) gehört zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Diese Gattung ist weltweit verbreitet, alleine in Südamerika gibt es etwa 170 Arten.[1]
Kranzenziane | ||||||||||||
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Rauer Kranzenzian (Gentianella aspera) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gentianella | ||||||||||||
Moench |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenGentianella-Arten wachsen als ein- bis zweijährige oder seltener ausdauernde krautige Pflanzen.[2] Die Laubblätter sind kreuzgegenständig oder seltener wirtelig in grundständigen Blattrosetten oder am Stängel verteilt angeordnet. Die Blattspreiten sind einfach.
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blüten stehen endständig einzeln oder in zymösen Blütenständen zusammen.[2]
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und vier- oder fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier oder fünf Kelchblätter sind verwachsen. Beim Kelch ist keine Verbindungshaut (im Unterschied zu vielen Gentiana-Arten) vorhanden.[2] Die vier oder fünf Kronblätter sind röhrig oder trichterförmig verwachsen. Anders als bei vielen Gentiana-Arten sind keine Faltenlappen (Plicae) zwischen den Kronzipfeln, Anhängsel oder gefranste Schuppen an der Kronblattbasis vorhanden.[2] Es sind Nektarien an der Basis der Kronröhre vorhanden.[2] Es ist nur ein Kreis mit vier oder fünf Staubblättern vorhanden.[2] Die Staubblätter sind an der Kronröhre inseriert[2] und ragen nicht aus der Kronröhre heraus. Der Griffel ist kurz bis fehlend. Die Narbe ist zweilappig.
Die zweiklappige Kapselfrucht enthalten vielen Samen. Die Samenoberfläche ist glatt bis warzig.[2]
Systematik und Verbreitung
BearbeitenTaxonomie
BearbeitenDie Gattung Gentianella wurde 1794 durch Conrad Moench in Methodus Plantas Horti Botanici et Agri Marburgensis : a staminum situ describendi, S. 482 mit der Typusart Gentianella tetrandra Moench aufgestellt.[3] Der Gattungsname Gentianella ist ein Diminutiv und bedeutet einfach direkt übersetzt der „Kleine Enzian“. Synonyme für Gentianella Moench sind: Aliopsis Omer & Qaiser, Aloitis Raf., Arctogentia Á.Löve, Chionogentias L.G.Adams, Parajaeschkea Burkill, Pitygentias Gilg, Selatium G.Don.[4]
Äußere Systematik und botanische Geschichte
BearbeitenDie Gattung Gentianella gehört zur Subtribus Swertiinae aus der Tribus Gentianeae innerhalb der Familie Gentianaceae.[4]
Nicht mehr zur Gattung Gentianella gehören die 20 Arten der Gattung Aloitis Raf. (Auswahl):[5]
- Gentianella azurea (Bunge) Holub: Sie ist in Kasachstan, Kirgisistan, Bhutan, der Mongolei, Sibirien, Tibet und in den chinesischen Provinzen Gansu, Qinghai, nordwestlichen Sichuan, nordwestlichen Yunnan sowie in Xinjiang verbreitet.[2] → Aloitis azurea (Bunge) Omer[5]
- Aloitis falconeri (C.B.Clarke) Omer, Qaiser & Ali[5]
- Aloitis holosteoides Omer, Qaiser & Ali[5]
- Gentianella moorcroftiana (Wallich ex G.Don) Airy Shaw: Sie ist in Afghanistan, Pakistan, Indien, Kaschmir, Nepal und Tibet verbreitet.[4][2] → Aloitis moorcroftiana (Wall. ex G.Don) Omer, Qaiser & Ali[5]
- Gentianella umbellata (M.Bieb.) Holub → Aloitis umbellata (M.Bieb.) Omer, Qaiser & Ali: Sie kommt vom Kaukasusraum bis Pakistan vor.[5]
Früher wurden die Kranzenziane (Gentianella) zur Gattung der Enziane (Gentiana) hinzugerechnet, diese beiden Gattungen gehören aber entsprechend molekulargenetischer Daten in unterschiedliche Subtribus. Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal ist, dass bei allen in Mitteleuropa heimischen Gentianella-Arten im Schlund der Blütenkrone eine gefranste und mit Leitbündeln versorgte Schuppe pro Kronzipfel vorhanden ist. Es wird dadurch eine Art Kranz gebildet (siehe Name „Kranzenzian“). Bei außereuropäischen Arten können diese Schlundschuppen auch fehlen. Von den Kranzenzianen wurden später noch die Fransenenziane (Gentianopsis) mit am Rand gefransten Kronzipfeln und die Haarschlünde (Comastoma) mit ebenfalls gefransten, aber anatomisch anders gebauten Schlundschuppen abgetrennt.
Verbreitung
BearbeitenDiese Gattung ist weltweit verbreitet, die meisten, es etwa 170 (Stand 2021), Gentianella-Arten kommen in Südamerika vor.[1] Außerdem kommen Arten in den Gemäßigten Gebieten von Neuseeland, Australien, Eurasien, Nordamerika und im nordwestlichen Afrika vor.
Ausgewählte Arten und ihre Verbreitung
BearbeitenEs gibt je nach Autor 125 bis 250 Arten in der Gattung Kranzenziane (Gentianella):
- Gentianella acuta (Michaux) Hultén: Sie ist in Nordamerika, im östlichen Russland, in der Mongolei, der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Hebei, Heilongjiang, Jilin, Liaoning, Ningxia, Shaanxi, Shandong sowie Shanxi weitverbreitet.[2]
- Bitterer Fransenenzian (Gentianella amarella (L.) Börner): Er ist Nordamerika und Europa verbreitet.
- Gentianella angustiflora Harry Smith: Sie kommt in Kaschmir, Nepal und Tibet vor.[2]
- Kelch-Kranzenzian (Gentianella anisodonta (Borbás) Á.Löve & D.Löve): Seine Heimat ist Österreich, die Schweiz, Italien, Slowenien, Kroatien und die Türkei.[6]
- Gentianella anomala (C.Marquand) T.N.Ho: Sie gedeiht in Höhenlagen von 3400 bis 4200 Metern in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie nordwestlichen Yunnan.[2]
- Gentianella antarctica (Kirk) T.N.Ho & S.W.Liu: Sie kommt in Neuseeland vor.
- Gentianella arenaria (Maximowicz) T.N.Ho: Sie gedeiht in Höhenlagen von 3400 bis 5400 Metern im nördlichen Tibet und in den chinesischen Provinzen Gansu sowie Qinghai.[2]
- Rauer Kranzenzian (Gentianella aspera (Hegetschw. & Heer) Skalický, Chrtek & J.Gill)
- Österreichischer Kranzenzian (Gentianella austriaca (A.Kern. & Jos.Kern.) Holub)
- Feld-Kranzenzian (Gentianella campestris (L.) Börner)
- Engadin-Kranzenzian (Gentianella engadinensis (Wettst.) Holub): Er kommt in der Schweiz, in Italien und Bulgarien vor.[6]
- Gentianella gentianoides (Franchet) Harry Smith: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2700 bis 4200 Metern in den chinesischen Provinzen südliches Sichuan, nordöstliches sowie westliches Yunnan.[2]
- Deutscher Fransenenzian (Gentianella germanica (Willd.) Börner)
- Karpaten-Kranzenzian (Gentianella lutescens (Velen.) Holub)
- Zwergenzian (Gentianella nana (Wulfen) N.M.Pritch.): Es ist ein Endemit der Ostalpen und kommt in Österreich, Italien und Kroatien.[6]
- Haar-Kranzenzian (Gentianella pilosa (Wettst.) Holub): Seine Heimat ist Italien und Slowenien.[6]
- Böhmischer Enzian (Gentianella praecox (A.Kern. & Jos.Kern.) E.Mayer, Syn.: Gentianella bohemica Skalický): Er kommt in Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen vor.[6]
- Gentianella pygmaea (Regel & Schmalhausen) Harry Smith: Sie ist in Tadschikistan, Kirgisistan, Sikkim, Indien, Tibet und in den chinesischen Provinzen Qinghai, Sichuan sowie in Xinjiang verbreitet.[2]
- Ästiger Kranzenzian (Gentianella ramosa (Hegetschw.) Holub): Er kommt in Frankreich, Italien und in der Schweiz vor.[6]
- Rätisch-Kranzenzian, oder irreführend Deutscher Kranzenzian genannt (Gentianella rhaetica (A.Kern. & Jos.Kern.) Á.Löve & D.Löve)
- Gentianella quinquefolia (L.) Small: Sie ist Nordamerika in Kanada und in den USA verbreitet.[4]
- Steirischer Kranzenzian (Gentianella styriaca nom. nud.)
- Zarter Enzian, Zarter Fransenenzian (Gentianella tenella (Rottb.) Börner): Er ist in Europa verbreitet.[6]
- Gentianella turkestanorum (Gandoger) Holub: Sie ist in Kasachstan, Tadschikistan, Russland, in der Mongolei und in Xinjiang verbreitet.[2]
- Gentianella uliginosa (Willd.) Börner (Syn.: Gentiana uliginosa Willd., Gentiana amarella subsp. uliginosa (Willd.) Arcang., Gentiana amarella subsp. uliginosa (Willd.) P.Fourn., Gentianella amarella subsp. uliginosa (Willd.) Tzvelev)[6]
Quellen
Bearbeiten- Ting-nung Ho, James S. Pringle: Gentianaceae.: Gentianella, S. 136 ff. - textgleich online wie gedrucktes Werk, Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 16: Gentianaceae through Boraginaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 1995, ISBN 0-915279-33-9. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
- Eintrag bei der Gentianaceae-Website.
- Klaus Bernhard von Hagen, Joachim W. Kadereit: The phylogeny of Gentianella (Gentianaceae) and its colonization of the southern hemisphere as revealed by nuclear and chloroplast DNA sequence variation. In: Organisms Diversity Evol., Volume 1, 2001, S. 61–79.
- Lena Struwe, Joachim W. Kadereit, Jens Klackenberg, Siwert Nilsson, Mike Thiv, Klaus Bernhard von Hagen, Victor A. Albert: Systematics, character evolution, and biogeography of Gentianaceae, including a new tribal and subtribal classification., S. 21–309, In: Lena Struwe, Victor A. Albert (Herausgeber): Gentianaceae: Systematics and Natural History, Cambridge University Press, Cambridge, 2002.
- Simon Pfanzelt, Jan Ptáček, Petr Sklenář, K. Bernhard von Hagen, Dirk Albach: Genome Size in South American Gentianella (Gentianaceae, Swertiinae), with a Special Emphasis on Species from the Bolivian and Ecuadorian Andes. In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 106, März 2021, S. 31–46. doi:10.3417/2020610
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Simon Pfanzelt, Jan Ptáček, Petr Sklenář, K. Bernhard von Hagen, Dirk Albach: Genome Size in South American Gentianella (Gentianaceae, Swertiinae), with a Special Emphasis on Species from the Bolivian and Ecuadorian Andes. In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Volume 106, März 2021, S. 31–46. doi:10.3417/2020610
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q Ting-nung Ho, James S. Pringle: Gentianaceae. Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 16: Gentianaceae through Boraginaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 1995, ISBN 0-915279-33-9. Gentianella, S. 136 ff. - textgleich online wie gedrucktes Werk.
- ↑ Gentianella bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 26. Dezember 2022.
- ↑ a b c d Gentianella im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- ↑ a b c d e f Saood Omer: Aloitis bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b c d e f g h Karol Marhold, 2011+: Gentianaceae. Datenblatt Gentianella In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
Ergänzende Literatur für europäische Arten
Bearbeiten- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
Weblinks
Bearbeiten- Die österreichischen Arten in Bild und auf Klick mit Steckbrief.
- Lena Struwe, 2002: Datenblatt der Tribus Gentianeae vom Gentian Research Network. (engl.)
- Gentianella in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Abgerufen am 21. August 2017.