Krasny Bor (Kaliningrad, Osjorsk)

Ort im Rajon Osjorsk, Kaliningrad, Russland

Krasny Bor (russisch Красный Бор, deutsch Kellmienen, 1938–1945 Kellmen) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Osjorsk im Rajon Osjorsk. Gemäß der letzten Volkszählung von 2010 ist der Ort verlassen.

Siedlung
Krasny Bor
Kellmienen (Kellmen)

Красный Бор
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Gegründet 1701
Frühere Namen Kellmienen (bis 1938)
Kellmen (1938–1946)
Bevölkerung 3 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 000 037
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 22° 7′ OKoordinaten: 54° 24′ 0″ N, 22° 7′ 0″ O
Krasny Bor (Kaliningrad, Osjorsk) (Europäisches Russland)
Krasny Bor (Kaliningrad, Osjorsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Krasny Bor (Kaliningrad, Osjorsk) (Oblast Kaliningrad)
Krasny Bor (Kaliningrad, Osjorsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Krasny Bor liegt neun Kilometer östlich der Rajonstadt Osjorsk (Darkehmen/Angerapp) und ist von Porchowskoje (Kermuschienen/Fritzenau) aus an der Kommunalstraße 27K-177 von Osjorsk über eine kleine Landstraße zu erreichen, die nach Ossipenko (Adlig Pogrimmen/Grimmen) und Pskowskoje ((Königlich) Pogrimmen/Grimmen) führt. Ein Bahnanschluss besteht nicht.

Geschichte

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Kellmienen wurde 1701 in den Kirchenrechnungen des Kirchspiels Kleszowen (1936–1938 Kleschowen, 1938–1946 Kleschauen, seit 1946: Kutusowo) erstmals urkundlich erwähnt[2]. Damals wurde es als Vorwerk benannt. Die Große Pest in Preußen ließ Kellmienen veröden.

Der kleine Ort am Ostrand des les Oserezki (deutsch Pogrimmer Wald/Grimmer Wald) war ein Ortsteil des Gutsbezirks Adlig Pogrimmen, das 1928 in der Landgemeinde Pogrimmen (1938–1946 Grimmen) aufging. Es gehörte bis 1945 zum Amtsbezirk Wilhelmsberg[3] (heute russisch: Jablonowka) im Landkreis Darkehmen (1938–1946 Angerapp) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 3. Juni 1938 (mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938) wurde der Ort in „Kellmen“ umbenannt.

Im Januar 1945 wurde der Ort von der Roten Armee besetzt. Die neue Polnische Provisorische Regierung ging zunächst davon aus, dass er mit dem gesamten Kreis Darkehmen (Angerapp) unter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) von August 1945 wurde die neue sowjetisch-polnische Grenze aber unabhängig von den alten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch er unter sowjetische Verwaltung kam. Die polnische Umbenennung des Ortes in Kielminy im Februar 1949[4] wurde (vermutlich) nicht mehr wirksam. Im Juli 1950 erhielt er den russischen Namen Krasny Bor und wurde dem Dorfsowjet Bagrationowski selski Sowet in Rajon Osjorsk zugeordnet.[5] Von 2008 bis 2014 gehörte Krasny Bor zur Landgemeinde Gawrilowskoje selskoje posselenije, von 2015 bis 2020 zum Stadtkreis Osjorsk und seither zum Munizipalkreis Osjorsk.

Hatte das Dorf den Zweiten Weltkrieg noch einigermaßen gut überstanden, so begann in den 1990er Jahren der Zerfall der Gebäude.

Bis 1945 war Kellmienen bzw. Kellmen mit seiner meistenteils evangelischen Bevölkerung in das Kirchspiel Wilhelmsberg[6] (seit 1946: Jablonowka) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Darkehmen (1938–1946 Angerapp) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Johannes Schenk.

Während der Zeit der Sowjetunion waren alle kirchlichen Aktivitäten untersagt. Erst in den 1990er Jahren bildete sich in dem früher auch zum Kirchspiel Wilhelmsberg gehörenden Ort Kadymka (Eszerningken/Escherningken, 1938–1946 Eschingen) wieder eine evangelische Gemeinde, die in die Propstei Kaliningrad[7] in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) integriert ist. Sie gehört zur Kirchenregion (Pfarrsprengel) der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen).

In Kellmienen gab es 1764 eine erste Schule. In ihr unterrichtete man bis 1945 die Kinder aus Kellmienen, Adlig/Königlich Pogrimmen (1938–1946 Grimmen, russisch: Pskowskoje) und Brindlacken (1938–1946 Kleinfritzenau, russisch: Prudnoje)[8].

Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Jürgen Schlusnus, Kellmienen@1@2Vorlage:Toter Link/www.darkehmen.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Wilhelmsberg
  4. Rozporządzenie Ministra Administracji Publicznej o przywróceniu i ustaleniu nazw miejscowości. MP nr 17 poz. 225. In: Monitor Polski auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 11. Februar 1949, S. 2, abgerufen am 18. September 2023 (polnisch, Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen).
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., № 745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  6. Jürgen Schlusnus, Kirchspiel Wilhelmsberg@1@2Vorlage:Toter Link/www.darkehmen.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
  8. Herbert Skroblin, Kellmienen - mein Schuldorf, in: Angerapper Heimatbrief 2010, Seite 64ff