Kreis Greifenberg

preußischer Landkreis in Pommern

Der Kreis Greifenberg, zuletzt auch Kreis Greifenberg i. Pom.genannt, war ein preußischer Landkreis in Hinterpommern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet im Sommer 1945 gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Das Kreisgebiet liegt heute in der Woiwodschaft Westpommern.

Lage in der Provinz Pommern in den Grenzen von 1945

Geographische Lage

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Das 785 Quadratkilometer große Kreisgebiet lag im Zentrum der Provinz Pommern an der Ostseeküste und dehnte sich bis zu 35 Kilometer nach Süden aus. Durch das Kreisgebiet fließt die Rega, die nördlich von Treptow in die Ostsee mündet. Die Rega war im Mittelalter eine bedeutende Wasserstraße, die für die Wirtschaft des Kreisgebiets große Bedeutung hatte. In der Gegend dominieren Wiesen- und Heidelandschaften, und sie weist nur wenige Wälder auf. Heute liegt das ehemalige Kreisgebiet im Nordwesten der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geschichte

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Der Kreis Greifenberg (X.) im 18. Jahrhundert
 
Das Kreisgebiet von 1818 bis 1945

Als im 12. Jahrhundert das Herzogtum Pommern entstand, lag das Gebiet des späteren Kreises Greifenberg im Herrschaftsbereich des Herzogs Wartislaw I. aus dem Geschlecht der Greifen. Zur Zeit der pommerschen Stadtgründungen Mitte des 13. Jahrhunderts waren die Nachfahren Bogislaw I. Herren dieses Landstrichs, so gründete Herzog Wartislaw III. von Demmin 1262 die spätere Kreisstadt Greifenberg. Nach dem Erlöschen des Greifengeschlechts 1637 fielen die ostpommerschen Gebiete an Brandenburg-Preußen, das eine neue Kreiseinteilung vornahm, bei der auch der Greifenberger Kreis gebildet wurde. Zum Kreis, dessen Gebiet aufgrund der adligen Besitzverhältnisse stark zersplittert war, gehörten die Städte Greifenberg und Treptow an der Rega, die königlichen Ämter Suckow, Sulzhorst und Treptow sowie eine größere Anzahl von adligen Dörfern und Gütern.[1][2]

Seit 1816 gehörte der Kreis zum Regierungsbezirk Stettin der Provinz Pommern. Durch die Kreisreform zum 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Stettin wurde das Kreisgebiet arrondiert.[3][4][5] Dabei gab der Kreis Greifenberg 69 Dörfer an den Kreis Cammin und 29 Dörfer an den Kreis Fürstenthum ab. In den Kreis Greifenberg wechselten dreizehn Dörfer aus dem Kreis Cammin und drei Dörfer aus dem Ostenschen Kreis. Die Stadt Greifenberg wurde zur Kreisstadt ernannt.

Der Kreis Greifenberg umfasste 1871 die Städte Greifenberg und Treptow an der Rega, 85 Landgemeinden und 53 Gutsbezirke.[6] Zum 30. September 1929 fand im Kreis wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der fast alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. 1939 wurde der Landkreis aus dem Regierungsbezirk Stettin in den Regierungsbezirk Köslin der Provinz Pommern umgegliedert.

Zum Kreis gehörten 1939 die beiden Städte Greifenberg mit 10.800 Einwohnern und Treptow an der Rega mit 10.900 Einwohnern, 80 weitere Gemeinden und zwei gemeindefreie Gutsbezirke. Die Gesamtbevölkerung des Kreises betrug bei der Volkszählung von 1939 47.891. Das Kreisgebiet war hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt, daher arbeiteten vor dem Zweiten Weltkrieg fast 60 Prozent der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft. Neben den Industriebetrieben nahm die Küstenfischerei einen bedeutenden Anteil ein, und mit den Ostseebädern Rewal und Horst wurden auch durch den Tourismus etliche Arbeitsplätze geschaffen.

Die Bevölkerung des hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägten Kreisgebiets war politisch im Allgemeinen konservativ eingestellt, wie auch größtenteils die übrige Bevölkerung Hinterpommerns und anderer ländlicher Wohngebiete Deutschlands. Bei der Abstimmung der Reichstagswahl 1933, die allerdings von der NS-Propaganda beeinflusst war, entfielen auf die einzelnen Parteien folgende Stimmenanteile: NSDAP 64 %, Deutschnationale 20 %, SPD 11 %, KPD 3 % und andere 2 %. Die beiden linken Parteien SPD und KPD erhielten zusammen 14 %, während es deutschlandweit 31 % waren.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und nach Kriegsende im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen wie ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurden die allermeisten Bewohner des Kreisgebiets von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.

In der Woiwodschaft Westpommern besteht heute in anderen Grenzen der Powiat Gryficki.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1797 25.795 [7]
1846 34.427 [8]
1871 37.391 [6]
1890 35.039 [9]
1900 37.483 [9]
1910 41.152 [9]
1925 43.188 1 [9]
1933 43.794 [9]
1939 46.210 [9]
1 
davon 42.092 Evangelische, 803 Katholiken, 41 sonstige Christen und 164 Juden

Landräte

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0000–173900Ernst Ludwig von Voigt
1739–179200George Ulrich von Lettow (1714–1792)
1792–179500Adam von Grape (1734–1795)
1795–180400Hans Georg Alexander Friedrich von Köller (1752–1820)
1805–000000Johann Wilhelm Christoph Steobanus von Wriechen (1755–1821)
1818–185300Heinrich von der Marwitz
1855–000000Hermann von der Marwitz (1814–1885)
0000–188300Carl von Woedtke (1824–1901)
1883–189400Reinhold von Woedtke (1828–1898)
1894–192300Adolf Gerhard Ludwig von Thadden (1858–1932)
1924–194500Hans Heinrich von Holstein (1888–1978)

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

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Amtsbezirke

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Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 18 Amtsbezirke gegliedert.[10] Die Städte des Kreises waren amtsfrei.

Städte und Gemeinden 1945

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1945 gab es im Kreis Greifenberg zwei Städte, 80 Landgemeinden[9] und einen gemeindefreien Gutsbezirk:

Landgemeinden

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Gemeindefreier Gutsbezirk

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Aufgelöste Gemeinden

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Verkehrsnetz

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Der Kreis Greifenberg wurde erst 1882 durch die Altdamm-Colberger Eisenbahn-Gesellschaft an das preußische Eisenbahnnetz angeschlossen >111.d<. Die Preußische Staatsbahn erbaute 1906 lediglich die Verbindung von Treptow nach Cammin parallel zur Küste >111.f<.

In der Zwischenzeit hatten die Greifenberger Kleinbahnen AG, an denen der Kreis und die Städte Greifenberg und Treptow beteiligt waren, ein Netz von Schmalspurbahnen in Betrieb genommen, das im Kreisgebiet rund 115 km und im Nachbarkreis Cammin weitere 50 km umfasste. Die Spurweite betrug anfangs 750 mm, seit 1901 aber 1000 mm.

Der Bau begann 1896 mit der Strecke von Greifenberg über Karnitz zum Seebad Horst >113.n<; 1898 folgte die Linie von Greifenberg nach Dargislaff im Osten des Kreises >113.p<. Die Verbindung nach Gülzow im Nachbarkreis kam 1901 dazu >113.q<. Anschließend wurde die Stadt Treptow zum Ausgangspunkt von drei Linien: 1907 nach Dargislaff >113.p<, 1912 nach Deep an der Ostsee >113.o< und 1913 nach Horst Seebad >113.n<.

In Dummadel zweigte seit 1899 eine Strecke der Kolberger Kleinbahn AG nach Mühlenbruch ab >113.p²<. Anfang 1940 wurde das Kleinbahnnetz in die Pommersche Landesbahnen eingegliedert.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).

Literatur

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  • Ludwig Wilhelm Brüggemann; Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern, Band 2, Teil I: Beschreibung der zum Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien zu Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 376–460 (online).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil II, Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870 (Volltext).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 122–123, Ziffer 13 (online).
  • Hermann Riemann: Geschichte der Stadt Greifenberg in Pommern. Ein Gedächtnisschrift zum Sechshundertjährigen Jubiläum der Stadt. Greifenberg i.P. 1862 (Online).
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 68–75.
  • Martin Wehrmann: Geschichte von Land und Stadt Greifenberg. Kreisdruckerei, Greifenberg 1927.
  • Christian Friedrich Wutstrack: Nachtrag zur Kurzen historisch-geographisch-statistischen Beschreibung des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Stettin 1795, S. 194–201 (online).
  • Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Greifenberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Greifenberg in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
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Commons: Landkreis Greifenberg i. Pom. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Johann Ernst Fabri: Geographie für alle Stände. Schwickertscher Verlag, Leipzig 1793, Kap. Preußisch Vorpommern, S. 493 (Digitalisat).
  2. Fritz Curschmann, Ernst Rubow: Pommersche Kreiskarte Blatt 1. Die pommerschen Kreise vor und nach 1818. In: Landesgeschichtliche Forschungsstelle der Provinz Pommern (Hrsg.): Historischer Atlas von Pommern. 1935 (Digitalisat).
  3. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Stettin: Verordnung zur neuen Kreiseintheilung vom 18. Januar 1816. Nr. 12, 1816, S. 43 (Digitalisat [abgerufen am 2. Februar 2017]).
  4. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirks Stettin nach der neuen Kreis-Eintheilung. ca. 1818. Struck, Stettin (Digitalisat).
  5. Berthold Schulze: Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1818. mit Unterstützung der Historischen Kommission für die Provinz Pommern. In: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg. Gsellius, Berlin 1931 (Digitalisat).
  6. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  7. Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S. 44 (Digitalisat).
  8. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 315 (Digitalisat).
  9. a b c d e f g Michael Rademacher: Kreis Greifenberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 14. Mai 2023.
  10. Kreis Greifenberg (Memento vom 2. November 2012 im Internet Archive) im Informationssystem Pommern.
  11. Systematisches Verzeichnis der Namens- und Bestandsänderung von Gemeinden. Auszugsweise abgedruckt in: Fritz R. Barran: Städte-Atlas Pommern. 2. Auflage. Rautenberg, Würzburg 2005, ISBN 3-8003-3097-0, S. 193.