Landkreis Schweinitz
Der Landkreis Schweinitz, ursprünglich Kreis Schweinitz und von 1950 bis 1952 Landkreis Herzberg, bestand in Preußen und im Land Sachsen-Anhalt der SBZ bzw. DDR zwischen 1816 und 1950. Sein ehemaliges Gebiet liegt heute im Wesentlichen im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt sowie im Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg.
Geschichte
BearbeitenKurfürstentum Sachsen
BearbeitenUnter den sächsischen Kurfürsten war das Gebiet des Landkreises in drei Ämter aufgeteilt: das Amt Schlieben, das Amt Schweinitz und das Amt Seyda. Einige Ortschaften gehörten zu den benachbarten Ämtern Annaburg und Pretzsch. 1806 ging das Gebiet in das neu entstandene Königreich Sachsen ein.
Preußen
BearbeitenNach dem Wiener Kongress gelangten am 21. Mai 1815 die bisherigen Ämter Schlieben, Schweinitz und Seyda zum preußischen Staat.
Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen wurde zum 1. Oktober 1816 der Kreis Schweinitz im Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen eingerichtet. Die Verhandlungen über die endgültigen Gebietsgrenzen liefen bis ins Jahr 1818. Bereits am 13. Juni 1817 wurden die Landräte der Kreise Schweinitz, Torgau, Wittenberg und Liebenwerda von der Regierung in Merseburg aufgefordert, zu den Kreisgebietsgrenzen und die Zuweisung einzelner Ortschaften Stellung zu nehmen. Aufgrund der Uneinigkeit der Landräte wurde durch die Regierung
- die Umgliederung der Wüste Feldmark Gablenz aus dem Kreis Schweinitz in den Kreis Wittenberg
- die Umgliederung der Wüste Mark Saaser aus dem Kreis Schweinitz in den Kreis Torgau
- die Umgliederung der Orte Bahnsdorf, Friedrichsluga, Gräfendorf und Neudeck aus dem Kreis Liebenwerda und der Löbener und Gerbismühle aus dem Kreis Torgau in den Kreis Schweinitz beschlossen.
Der neugebildete Kreis wurde nach dem flächenmäßig größten Amt Schweinitz benannt, Kreisstadt wurde später jedoch die bevölkerungsmäßig größte Stadt Herzberg (Elster), wo sich das Landratsamt und weitere Behörden befanden.[1]
Deutsches Reich
BearbeitenSeit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Am 10. August 1876 trat die Landgemeinde Kurzlipsdorf vom Kreis Schweinitz zum Kreis Wittenberg. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Schweinitz entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Nach der Auflösung der Provinz Sachsen zum 1. Juli 1944 gehörte der Kreis zur neuen Provinz Halle-Merseburg. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.
DDR
BearbeitenAm 1. Juli 1950 wurde der nunmehr als Landkreis Schweinitz bezeichnete Kreis in Landkreis Herzberg umbenannt; gleichzeitig wurden die Gemeinden Altsorgefeld, Langengrassau, Neusorgefeld, Schwarzenburg und Wüstermarke in den brandenburgischen Landkreis Luckau umgegliedert. Im Rahmen der Auflösung der Länder in der DDR wurde im Jahre 1952 eine umfassende Kreisreform durchgeführt:
- Der nordwestliche Zipfel des Landkreises mit den Gemeinden Gölsdorf, Oehna, Seehausen und Zellendorf kam zum Kreis Jüterbog im Bezirk Potsdam.
- Der Westteil des Landkreises kam zum Kreis Jessen im Bezirk Cottbus.
- Der Ostteil des Landkreises bildete den Kreis Herzberg im Bezirk Cottbus.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 24.766 | [2] |
1843 | 33.744 | [3] |
1871 | 40.879 | [4] |
1890 | 40.921 | [5] |
1900 | 39.632 | [5] |
1910 | 39.816 | [5] |
1925 | 39.708 | [5] |
1933 | 40.276 | [5] |
1939 | 39.911 | [5] |
1946 | 56.723 | [6] |
Landräte
Bearbeiten- ab 1816 Heinrich Anton von Zeschau (1789–1870)[7]
- bis 1843 Christian Friedrich August Sommer
- 1843–1879 Gustav von Kleist (1801–1884)
- 1879–1900 Julius von Bodenhausen (1840–1915)
- 1900–1918 Camillo von Palombini-Grochwitz[8]
- 1918–1920 Hermann Rabe von Pappenheim(1883–1968)[9]
- 1920–1935 Otto Niese (1878–1960)
- 1936–1942 Hans-Herbert Dengler (1905–1982)
- 1942–1945 Norbert Hering (1907–1991) [trat den Dienst de facto nicht an, so dass der 1939 vertretungsweise als Landrat eingesetzte Otto Böhme bis 11. Juni 1945 die Geschäfte als Landrat führte]
Kommunalverfassung
BearbeitenDer Kreis Schweinitz gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Städte und Gemeinden
BearbeitenStand 1938
BearbeitenDer Kreis Schweinitz umfasste 1937 sechs Städte und 110 weitere Gemeinden:[5]
Namensänderungen
BearbeitenIn den 1930er Jahren wurde der Name bzw. die Schreibweise mehrerer Gemeinden geändert:
- Clöden → Klöden
- Colochau → Kolochau
- Leipa → Leipa (Kr. Schweinitz)
- Werchluga → Wehrhain
- Zwiesigko → Gerbisbach
Literatur
Bearbeiten- Sebastian Rick: Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande. Die Landkreise Liebenwerda und Schweinitz in der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949. in: Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Band 58, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-36970-8.
- Albert Voegler: Das Heimatbuch des Kreises Schweinitz. 2 Bände. Karl Görner, Herzberg (Elster) 1931.
- Heimatkalender für den Landkreis Schweinitz. Nachdruck der Jahrgänge 1920–1942, BücherKammer Herzberg.
- Karl Pallas: Geschichte der Stadt Herzberg im Schweinitzer Kreise. Selbstverlag, Herzberg/Elster 1901. Digitalisat
Weblinks
Bearbeiten- Landkreis Schweinitz Verwaltungsgeschichte und die Landräte, (Rolf Jehke), Stand 8. Oktober 2013.
- Zur Geschichte des Landkreises. Website der Stadt Schweinitz.
- Michael Rademacher: Landkreis Schweinitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Heimatkalender für den Kreis Schweinitz, Erster Jahrgang, (Schweinitz) 1920, S. 37–43.
- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Merseburg. S. 347.
- ↑ Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, Neustadt-Magdeburg, S. 252 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Königlich Statistisches Büro Preußen (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen. Verlag d. Königl. Statist. Bureaus, Berlin 1873.S. 192 f.
- ↑ a b c d e f g Michael Rademacher: Landkreis Schweinitz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Volks- und Berufszählung vom 29. Oktober 1946 in den vier Besatzungszonen und Groß-Berlin Volkszählung 1946, Hrsg. Ausschuß der deutschen Statistiker für die Volks- und Berufszählung 1946, Duncker & Humblot, Leipzig/Berlin 1946. (PDF)
- ↑ Zeschau. 2). In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 19: Weck–Zz und Nachträge. Altenburg 1865, S. 583 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ Deutsches Millionär Adressbuch. 1890. Auflage. P., von Palombini, Freih. Landrat, Dr. Schweinitz. Pr. Sa. Schuster & Priess, Berlin 1890 (Online).S. 144.
- ↑ Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz, Klaus von Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A 1998, Band XXV, Band 117 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1998, S. 455. ISSN 0435-2408