Kreuth ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Miesbach und Heilklimatischer Kurort.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Kreuth
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kreuth hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 47° 39′ N, 11° 45′ OKoordinaten: 47° 39′ N, 11° 45′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Miesbach
Höhe: 787 m ü. NHN
Fläche: 122,26 km2
Einwohner: 3517 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 29 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 83708, 83700, 83707
Vorwahlen: 08029, 08022
Kfz-Kennzeichen: MB
Gemeindeschlüssel: 09 1 82 124
Gemeindegliederung: 20 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Nördliche Hauptstraße 14
83708 Kreuth
Website: www.gemeinde.kreuth.de
Erster Bürgermeister: Josef Bierschneider (CSU)
Lage der Gemeinde Kreuth im Landkreis Miesbach
KarteÖsterreichLandkreis Bad Tölz-WolfratshausenLandkreis EbersbergLandkreis MünchenRosenheimLandkreis RosenheimBad WiesseeBayrischzellFischbachauGmund am TegernseeHaushamHolzkirchen (Oberbayern)IrschenbergKreuthMiesbachOtterfingRottach-EgernSchliersee (Gemeinde)Tegernsee (Stadt)ValleyWaakirchenWarngauWeyarn
Karte

Geografie

Bearbeiten

Die Gemeinde liegt am südlichen Ufer des Tegernsees. Sie erstreckt sich vom Tegernsee durch das weite Flusstal der Weißach bis zur Landesgrenze nach Tirol in einer Höhenlage zwischen 725 m am Tegernsee bis zum Gipfel der Halserspitz 1862 m ü. NHN. Kreuth ist die flächenmäßig größte und südlichste Gemeinde des Landkreises Miesbach.[3] Neben Stadt Tegernsee, Rottach-Egern, Bad Wiessee und Gmund ist Kreuth eine von fünf Ortschaften im Tegernseer Tal.

Die Ortschaft befindet sich rund 25 km von Miesbach, 28 km von Bad Tölz, 30 km von Holzkirchen, 60 km von der Landeshauptstadt München und 40 km vom Tiroler Jenbach entfernt. Nachbargemeinden sind auf deutscher Seite Bad Wiessee im Norden, Rottach-Egern im Osten sowie Lenggries im Westen. Im Süden bildet das Mangfallgebirge die Gemeinde- und Landesgrenze zu Achenkirch im Bezirk Schwaz in Österreich.

Gemeindegliederung

Bearbeiten

Es gibt 20 Gemeindeteile[4][5] (in Klammern ist der Siedlungstyp[6] angegeben):

Gewässer

Bearbeiten
 
Die Gemeindegrenze zu Rottach-Egern verläuft teilweise entlang der Weißach.

Am Ringsee grenzt das Gemeindegebiet von Kreuth direkt an den Tegernsee. Zu den wichtigsten Flüssen und Bächen auf dem Gemeindegebiet zählen die Weißach, der Sagenbach, der Schwarzenbach, der Albertsbach, der Klammbach, die Hofbauernweißach, sowie eine Vielzahl von kleineren Bächen wie der Wiesengraben. Im nördlichen Gemeindegebiet verläuft der Kanal Mühlbach.

Folgende Schutzgebiete berühren das Gemeindegebiet:

Hervorzuheben ist der Naturwald Blaubergkopf, der einen der letzten Primärwälder beherbergt.

Geschichte

Bearbeiten
 
Wildbad Kreuth um 1900

Die Ortsgeschichte reicht zurück in die Zeit des Klosters Tegernsee, von dem aus der „Kreuther Winkel“ urbar gemacht und besiedelt wurde. Davon rührt auch der Name „Kreuth“, der so viel bedeutet wie „das Gerodete/das Gereutete“.

 
Blick vom Leonhardstein auf Kreuth

Der Abt Rupert I. von Neuburg-Falkenstein des Klosters Tegernsee ließ im Jahre 1184 eine steinerne Kapelle in Kreuth errichten. Wegen der Baufälligkeit wurde diese Kapelle 1490 abgetragen. Der Tegernseer Abt Ayrinschmalz ließ bis ins Jahr 1491 eine neue Kirche im gotischen Stil errichten. Die Kreuther Leonhardifahrt wurde erstmals 1442 urkundlich erwähnt. Weitere Kirchen auf dem Gemeindegebiet sind die im Jahre 1700 geweihte Kirche „Mariä Heimsuchung“ in Glashütte und die 1706 erbaute Kapelle „Zum heiligen Kreuz“ in Wildbad Kreuth.[7]

Kreuth war bis 1803 ein Teil des Klostergerichtsbezirks Tegernsee. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern wurde es 1818 eine selbständige politische Gemeinde.

Bundesweites Aufsehen erregte 1976 der in Wildbad Kreuth gefasste Kreuther Trennungsbeschluss. Dort fanden alljährlich im Januar die Klausurtagungen der CSU-Landesgruppe im durch die Hanns-Seidel-Stiftung von 1975 bis 2016 betriebenen Bildungszentrum statt.[8]

Seit 2018 ist Kreuth Teil der internationalen Alpenvereinsinitiative Bergsteigerdörfer.[9]

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 3403 auf 3570 Einwohner bzw. um 4,9 %.

Durch das Bayerische Landesentwicklungsprogramm wird Kreuth seit Mai 2016 dem Mittelzentrum Tegernseer Tal zugeordnet. Dadurch erhält die Gemeinde als ländliches und strukturschwaches Gebiet künftig mehr Spielraum für eine Weiterentwicklung.[10]

Kommunalwahl 2020
 %
50
40
30
20
10
0
45,68 %
28,67 %
15,97 %
9,68 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
−2,02 %p
−3,43 %p
−4,33 %p
+9,68 %p

Gemeinderat

Bearbeiten

Die vergangenen Kommunalwahlen führten zu den folgenden Sitzverteilungen im Gemeinderat:

Partei/Liste 2014[11] 2020[12]
CSU 8 7
FWG 5 4
SPD 3 3
Grüne Liste Kreuth - 2
Gesamt 16 16

Bürgermeister

Bearbeiten

Berufsmäßiger Erster Bürgermeister ist Josef Bierschneider (CSU). Der 1972 geborene Bierschneider ist seit 27. Oktober 1998 im Amt. Zuletzt wurde er bei der Wahl vom 25. September 2022 als Erster Bürgermeister bestätigt. Bei einer Wahlbeteiligung von 28,8 % lag sein Stimmenanteil bei 95 %.[13]

 
Wappen Gde. Kreuth
Blasonierung:Geteilt von Grün und Silber; oben ein Gemsenkopf, unten zwei Seeblätter mit verschlungenen Stielen in verwechselten Farben.“[14]
Wappenbegründung: Der Gamskopf symbolisiert die alpine Lage der vom hinteren Tegernseer Tal bis zum Achenpass und der Tiroler Landesgrenze sich erstreckenden Gemeinde, in der das Hochgebirgswild vorkommt. Der Gamskopf wurde schon vor der Wappenannahme als Ortszeichen von Kreuth geführt. Die zwei verschlungenen Seelaubblätter (Seerosenblätter) gelten als ältestes heraldisches Zeichen der Benediktinerabtei Tegernsee und erinnern daran, dass Kreuth auf eine hochmittelalterliche Rodung des Klosters Tegernsee zurückgeht und mit diesem bis zur Säkularisation 1803 niedergerichtlich und grundherrschaftlich verbunden war.

Dieses Wappen wird seit 1965 geführt.

Partnerschaften

Bearbeiten
  • Osterreich  Seit dem 11. Juni 1976 unterhält die Gemeinde Kreuth eine Grenzlandpartnerschaft mit der Gemeinde Achenkirch in Tirol zur Förderung und Vertiefung der nachbarlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen und Bindungen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Veranstaltungen

Bearbeiten

Seit über 500 Jahren wird jährlich am 6. November in Kreuth die Leonhardifahrt zu Ehren des Heiligen Leonhard abgehalten. Diese ist die älteste in ganz Bayern und wurde erstmals im Jahr 1442 erwähnt.

Die FEI-Europameisterschaften im Reining fanden in Kreuth vom 9.–10. Oktober 2009 statt.

Bauwerke

Bearbeiten

Auf dem zum Gemeindegebiet gehörigen Ringberg liegt das Schloss Ringberg der Max-Planck-Gesellschaft, welches als Tagungsstätte dient und alle zwei Jahre einen Tag der offenen Tür veranstaltet.

Nahe dem Ortskern von Kreuth liegt ein Kurpark mit Musikpavillon und Kneippbecken.

Bodendenkmäler

Bearbeiten

Die wichtigste Verkehrsader von Kreuth ist die Bundesstraße 307, die am Achenpass in die Achenseestraße (B 181) übergeht und Kreuth mit dem Achental in Österreich verbindet. Alle Gemeindeteile von Kreuth sind durch die Busse des RVO zu erreichen.

Natur und Umwelt

Bearbeiten

Auf dem Gemeindegebiet liegt das etwa 5327 Hektar umfassenden Landschaftsschutzgebiet Schutz des Weissachtales. Der heutige Zustand der Weißach ist überwiegend durch den Flussausbau zum Hochwasserschutz und die Begradigung zum Zwecke der Holztrift im 19. Jahrhundert bedingt.

Große Teile des Kreuther Gemeindegebietes liegen innerhalb des Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebietes des Mangfallgebirges, einem großflächigen Gebirgsstock mit Voralpencharakter, Gipfelhöhen im Subalpin, mit alpinen Heiden sowie Schlucht- und Hangmischwäldern, wozu das Gebiet der Weißachauen und der Hangwald bei Glashütte zählen.[16]

Am südlichen Ende des Gemeindegebiets an der Grenze zu Österreich befindet sich die durch die Ramsar-Konvention geschützte Bayerische Wildalm, die geprägt ist durch ein für die Kalkalpen typisches Hochmoor und das Vorkommen vieler bedrohter Pflanzenarten.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Ehrenbürger

Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Bearbeiten

Weitere mit Kreuth verbundene Persönlichkeiten

Bearbeiten
  • Heinrich G. Noren (1861–1928), Komponist, lebte von 1915 bis zu seinem Tod in Kreuth-Oberhof.
  • Walter Warlimont (1894–1976), als Kriegsverbrecher 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt, bereits 1954 begnadigt, lebte bis zu seinem Tod in Kreuth.
Bearbeiten
Commons: Kreuth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kreuth – Reiseführer

Literatur

Bearbeiten

Historische Beschreibungen (Scans der Bayerischen Staatsbibliothek):

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Amtliches Verzeichnis der anerkannten Kurorte, Luftkurorte und Erholungsortein Bayern. Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration, 26. Januar 2021, S. 11, abgerufen am 13. April 2021.
  3. Alle politisch selbständigen Gemeinden mit ausgewählten Merkmalen am 30.06.2016. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, 30. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2016.
  4. Gemeinde Kreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. September 2021.
  5. a b c d Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Bayern in Zahlen. Nr. 7, 2022, S. 12 (bayern.de [PDF]). Durch Bescheid des Landratsamtes Miesbach vom 25. Oktober 2022 wurden die Namen „Leiten“, „Stuben“ und „Trinis“ für jeweils einen Gemeindeteil der Gemeinde Kreuth vergeben.
  6. Gemeinde Kreuth in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 7. September 2019.
  7. Gemeinde Kreuth – Chronologie. Bürgermeisteramt Kreuth, abgerufen am 17. Januar 2016.
  8. Heiner Effern und Wolfgang Wittl: Wie die CSU den Kampf um Kreuth verlor. sueddeutsche.de, 13. Juli 2015, abgerufen am 14. Juli 2015.
  9. Kreuth ist Bergsteigerdorf. Gemeinde Kreuth, Juli 2018, abgerufen am 8. November 2018.
  10. Ilse Aigner bestätigt: Kreuth gehört zum Tegernseer Tal. Münchener Zeitungs-Verlag GmbH & Co.KG, 25. Mai 2016, abgerufen am 1. Juni 2016.
  11. Gemeinderäte. Abgerufen am 21. März 2020.
  12. Gemeinde Kreuth | Kreuth aktuell |  . Abgerufen am 23. März 2020.
  13. Bürgermeister/Oberbürgermeister in kreisangehörigen Gemeinden (Stand: 1. Juli 2024). (xlsx) Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen am 8. Juli 2024.
  14. Eintrag zum Wappen von Kreuth in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  15. Gemeinde Kreuth – Nachbar- und Partnergemeinden. Bürgermeisteramt Kreuth, abgerufen am 17. Januar 2016.
  16. 8336-371 Mangfallgebirge.  (FFH-Gebiet) Steckbriefe der Natura-2000-Gebiete. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 28. November 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2023. Suche in Webarchiven) (siehe dazu die Disk "BfN hat umstrukturiert...")
  17. Halmbacher, Hans, Das Tegernseer Tal in historischen Bildern, Fuchs-Druck, Hausham, 1980, S. 324
  18. Gemeindebote Kreuth 12/2005
  19. Bayrisches Kriegsarchiv, „Bayerns Goldenem Ehrenbuch“ München 1928.