Bayrischzell
Bayrischzell ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Miesbach und ein heilklimatischer Luftkurort in den oberbayerischen Alpen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 40′ N, 12° 1′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Miesbach | |
Höhe: | 800 m ü. NHN | |
Fläche: | 79,45 km2 | |
Einwohner: | 1691 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 21 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 83735, 83727 | |
Vorwahl: | 08023 | |
Kfz-Kennzeichen: | MB | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 82 112 | |
LOCODE: | DE B3B | |
Gemeindegliederung: | 15 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Kirchplatz 2 83735 Bayrischzell | |
Website: | www.bayrischzell.de | |
Bürgermeister: | Georg Kittenrainer (CSU) | |
Lage der Gemeinde Bayrischzell im Landkreis Miesbach | ||
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde liegt am Beginn des Leitzachtales auf einer Seehöhe zwischen 750 und 1884 Metern inmitten der bayerischen Voralpen. Das Talgebiet ist landwirtschaftlich geprägt, das übrige Gemeindegebiet gebirgig mit zahlreichen Almflächen und großen Waldgebieten. Markantester Berg und Hausberg von Bayrischzell ist der Wendelstein, höchster Berg ist die Rotwand. Neben der Leitzach gibt es zahlreiche weitere Bäche sowie den im Gebirge gelegenen Soinsee.
Lage
BearbeitenBayrischzell liegt im Mangfallgebirge zwischen Schliersee im Westen und Oberaudorf im Osten. Der Ort befindet sich am Fuß des Wendelsteins, zu Füßen des Sudelfelds (gegenüber dem Arzmoos-Tal) und unterhalb des Sudelfeldpasses. Er liegt am Nordausgang des Ursprungtals. Im Süden grenzt die Gemeinde an Tirol (Gemeinde Thiersee), der Grenzübergang befindet sich am Ursprungpass (Bäckeralm). Im Norden liegt Fischbachau. Der Ort befindet sich 23 km südöstlich von Miesbach, 25 km nordwestlich von Kufstein und 20 km westlich von Oberaudorf. Im westlichen Gemeindegebiet nahe der Grenze zur Gemeinde Schliersee liegen das Taubensteinhaus auf 1567 Meter Höhe sowie das Rotwandhaus (1737 m).
Gemeindeteile
BearbeitenDie Gemeinde hat 15 Gemeindeteile[2] (in Klammern ist der Siedlungstyp[3] angegeben):
- Bäckeralpe (Weiler)
- Bayrischzell (Pfarrdorf)
- Dorf (Weiler)
- Geitau (Dorf)
- Hochkreut (Weiler)
- Klarer (Einöde)
- Klarermühl (Weiler)
- Kloo (Einöde)
- Niederhofen (Einöde)
- Noidach (Einöde)
- Osterhofen (Dorf)
- Riedler (Einöde)
- Sudelfeld (Weiler)
- Wendelsteinhaus (Unterkunftshaus)
- Zipflwirt (Einöde)
Es gibt nur die Gemarkung Bayrischzell.[4]
Natur
BearbeitenFolgende Schutzgebiete berühren das Gemeindegebiet:
- Landschaftsschutzgebiet Schutz des Obersten Leitzachtales und seiner Umgebung bei Bayerischzell (LSG-00064.01)
- Landschaftsschutzgebiet LSG „Rotwand“ (LSG-00402.01)
- Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Mangfallgebirge (8336-371)
- Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Leitzachtal (8237-371)
- Vogelschutzgebiet (Vogelschutzrichtlinie der EU) Mangfallgebirge (8336-471)
Geschichte
BearbeitenEtwa 500 und 700 nach Christus entstanden Rodungen im heutigen Gemeindegebiet. Im Jahr 1076 gründete an dieser Stelle die Gemahlin Haziga des Pfalzgrafen Otto II. von Scheyern-Wittelsbach eine Eremitenklause mit der Kapelle Margarethenzell. 1079 wurde diese in ein Kloster umgewandelt, das allerdings bereits 1085 nach Fischbachau verlegt wird. Durch seine Nähe zu Tirol war Bayrischzell (Innernzell oder Die Zell) sowohl in den Spanischen und Österreichischen Erbfolgekriegen als auch in den Napoleonischen Kriegen Schauplatz bewaffneter Auseinandersetzungen auch örtlicher Gebirgsschützen mit den Tirolern. 1811/12 wurde Die Zell (oder Margarethenzell) eine selbständige Pfarrkuratie. Seit 1832 wird der Ort offiziell Bayrischzell genannt. Am 5./6. Dezember 1846 fand dort ein Haberfeldtreiben mit über 100 Treibern statt. Um 1900 setzte allmählich der Fremdenverkehr ein. Das heutige Wappen soll mit den silbernen Rauten an die enge historische Beziehung zu den Wittelsbachern erinnern.
Nachdem um 1900 eine Leitzachtalbahn München–Westerham–Bayrischzell projektiert wurde, ist seit dem 1. Oktober 1911 in Bayrischzell der Endbahnhof der Bahnstrecke Schliersee–Bayrischzell in Betrieb,[5] seit 1970 auch die Talstation Bayrischzell-Osterhofen der Wendelstein-Seilbahn.
Siedlungs- und Einwohnerentwicklung
BearbeitenHistorische Ortsteile waren Ambach, Bayer , Brunn , Forsthaus , Heißenbauer , Jäger , Kloaschau , Lechner , Leiten, Mainwolf , Oberberg , Oberlarch , Ried , Strein , Tann , Tannmühl und Utz .[6] Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Einwohnerzahl von 1570 auf 1610 um 40 Einwohner bzw. um 2,6 %.
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenBei der Gemeinderatswahl 2014 stellten die CSU, die Freien Wähler, die Bürgervereinigung Gemeinsam für Bayrischzell und die Ständevereinigung eine Gemeinsame Liste auf. Alle zwölf Gemeinderäte kommen von dieser Liste. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,9 Prozent.[7]
Die Gemeinderatswahl 2020 hatte folgendes Ergebnis:[8]
Partei/Liste | 2020 |
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CSU | 5 |
Freie Wähler Gemeinschaft Bayrischzell | 4 |
Freie Wähler Freie Parteilose Wähler Bayrischzell | 2 |
GRÜNE | 1 |
Gesamt | 12 |
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Über blauem Schildfuß, darin drei stehende silberne Rauten, in Blau ein silberner, aus der Teilungslinie emporsteigender Berg, belegt mit einem schwarzen Gemsenkopf.“[9] | |
Das Wappen wird seit 1959 geführt. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenFreizeit- und Sportanlagen
BearbeitenDas angrenzende Sudelfeld mit 19 Liftanlagen und rund 31 km präparierten Abfahrten ist eines der bekanntesten Skigebiete im bayerischen Alpenraum und das größte zusammenhängende Skigebiet Deutschlands. Es ist vom Ort aus mit der Sesselbahn zu erreichen.[10] Der Wendelstein ist seit 1970 unter anderem durch die Seilbahn von Bayrischzell-Osterhofen aus zu erreichen. Das Wendelsteiner Skigebiet ist mit seinen etwa 10 km Pisten ein Geheimtipp für geübte Fahrer.
Im Winter stehen für Langlaufsportler 96 km gespurte Loipen zur Verfügung. Im Sommer sind auf einer Länge von 28 km mehrere Nordic-Walking-Touren abgesteckt.
Außerdem gibt es ein geheiztes Freischwimmbad, Tennisplätze und eine Minigolf-Anlage und im Winter einen Eisplatz und eine Eisstockbahn.
Baudenkmäler
Bearbeiten- Pfarrkirche St. Margareth, erbaut 1733, mit vielen Kunstwerken einheimischer Maler
Bodendenkmäler
BearbeitenVerkehr
BearbeitenBayrischzell liegt direkt an der Bundesstraße 307 (Miesbach – Tatzelwurm (Sudelfeld)) sowie an der Staatsstraße 2075 (Bayrischzell – Bäckeralm (Ursprungpass), weiter nach Thiersee (Tirol)).
Bahn und Bus
BearbeitenBayrischzell ist mit einer Regionalbuslinie des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes erschlossen. Das Gemeindegebiet liegt in der Tarifzone 9.
Seit Mai 2024 hält der DAV BergBus (Linie 396) Richtung Hinterthiersee und Bahnhof München Ost in Bayerischzell. Die Buslinie wird nur während der Sommersaison am Wochenende bedient und liegt komplett im Tarifgebiet des MVV.[11]
Linie | Streckenverlauf | Verkehrsmittel | Betreiber |
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349 | Wendelsteinringlinie Bayrischzell – Birkenstein – Bad Feilnbach – Brannenburg – Bayrischzell – Fischbachau | Bus | Omnibus Brandstätter, fährt nur in der Sommersaison (Mai – Oktober) |
SB | Skibus Geitau – Osterhofen – Bayrischzell – Sudelfeld bzw. Bäckeralm | Bus | Omnibus Brandstätter, fährt nur in der Wintersaison (Dezember bis März) |
Bayrischzell – Schliersee – Hausham – Miesbach – Holzkirchen – München | Bahnstrecke Bayrischzell–Schliersee | Bayerische Oberlandbahn (Fortführung nach Holzkirchen–München) | |
396 | DAV-BergBus: München Ost – Bayrischzell – Hinterthiersee | Bus | Geldhauser; Reservierung notwendig, fährt nur während des Sommerhalbjahres und nur an Wochenenden |
WSB | Osterhofen – Wendelstein | Wendelstein-Seilbahn | Wendelsteinbahn GmbH |
Sonstiges
BearbeitenDer Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband wurde als Arbeitsgemeinschaft deutscher Sportreferenten noch vor der Konstituierung der Bundesrepublik am 2. April 1948 in Bayrischzell gegründet.[12]
In der Nacht zum 26. Juni 2006 wurde der Braunbär JJ1, alias Bruno, der im Mai 2006 von Italien über Tirol nach Bayern einwanderte, auf der 1500 m hohen Kümpflalm in der Nähe der Rotwand im Spitzingseegebiet im Gemeindebereich Bayrischzell von zwei Jägern und einem Polizisten durch einen Lungenschuss auf 150 m Entfernung getötet. Der präparierte Braunbär wird seit April 2008 im Münchener Museum Mensch und Natur ausgestellt.
Im Herbst 2007 drehte Regisseur Rainer Kaufmann in der Umgebung von Bayrischzell den ZDF-Fernsehfilm Das Beste kommt erst. In den 1980er Jahren wurde in Bayrischzell auch Erben will gelernt sein gedreht. Derzeit ist Bayrischzell Drehort der Fernsehserie Frühling.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Fritz Pellkofer (1902–1943), Skilangläufer
- Hans Bauer (1903–1992), Skisportler
- Gustl Müller (1903–1989), Skisportler
- Rolf Langenfass (1944–2012), Kostüm- und Bühnenbildner
- Christa Vossschulte (* 1944), Politikerin (CDU), Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg
- Alexander Vogelgsang (* 1944), Kommunalpolitiker (SPD), ehemaliger Oberbürgermeister von Böblingen
- Felix von Manteuffel (* 1945), Schauspieler
Weitere Persönlichkeiten mit Bezug zu Bayrischzell
Bearbeiten- Hugo Junkers (1859–1935), Ingenieur, lebte in den 1930er Jahren hier im Arrest
- Friedrich Veit (1861–1948), evangelischer Theologe, hier gestorben
- Albert Einstein (1879–1955), lädt 1914 seine damalige Freundin und zukünftige Frau Elsa (geb. Löwenthal) zu sich nach Bayrischzell ein, wo er Gast war[13]
- Philipp Harth (1885–1968), Bildhauer, hier gestorben
- Ida zur Nieden (1886–1981), Altistin, hier gestorben
- Hermann Göring (1893–1946), nationalsozialistischer Politiker, lebte in den frühen 1920er Jahren in Bayrischzell
- Lotte Pichler (* 1933), Umweltaktivistin und Sportfunktionärin, arbeitet und lebt in Bayrischzell
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Blick auf das Ortszentrum
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Gemeindeteil Geitau (mittig) mit Wendelstein-Seilbahn
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Blick vom Wendelstein auf Bayrischzell (links), dahinter südlich das Ursprungtal, mittig der Seeberg, davor das Leitzachtal
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Bahnhofsgebäude
Literatur
Bearbeiten- Bayrischzell, Landkreis Miesbach, Oberbayern, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie alter Landkarte der Umgebung von Bayrischzell).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Bayrischzell, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Oktober 2021.
- ↑ Gemeinde Bayrischzell in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 7. September 2019.
- ↑ Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 29. Januar 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 23. Oktober 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Gemeindegeschichte
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 173 (Digitalisat).
- ↑ Das ist der neue Gemeinderat Bayrischzell. 28. April 2014, abgerufen am 2. Dezember 2019.
- ↑ Landtags- und Bezirkswahl 2018 - Gemeindeverwaltung Bayrischzell. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. März 2020; abgerufen am 23. März 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Bayrischzell in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 2. September 2020.
- ↑ sog. Schwebelift (einsitziger Sessellift, Baujahr 1967)
- ↑ Der Münchner BergBus. Münchner VerkehrsVerbund MVV, abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Geschichte ( des vom 19. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf www.adh.de
- ↑ Volume 8, Part A: The Berlin Years: Correspondence 1914–1917 Brief Nr. 30 S. 52. Abgerufen am 1. Januar 2023.