Kreuzkirche (Neustadt/Dosse)
Die evangelische Kreuzkirche ist ein barocker Zentralbau in Neustadt (Dosse) im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie gehört zur Kirchengemeinde Neustadt (Dosse) im Kirchenkreis Prignitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und kann nach Anmeldung besichtigt werden.[1]
Geschichte und Architektur
BearbeitenDie Zentralkirche wurde 1673–1696 von Anton Reinhardt, nach dem gleichen Entwurf wie die Kirche in Kissenbrück (Niedersachsen), erbaut. Eine Restaurierung erfolgte in den Jahren 1966–1967, eine Fassadensanierung 1999[2] und eine weitere Sanierung von 2007 bis 2010. Bei der letztgenannten Sanierung war eine statische Sicherung des Holzdachstuhls sowie eine Neudeckung des Dachs erforderlich.[3]
Das Bauwerk ist ein Putzbau über kreuzförmigem Grundriss aus achteckigem Hauptraum und vier kurzen Kreuzarmen. Es ist durch eine wirkungsvoll schlichte Gliederung durch rustizierte Eckbänder und hohe rundbogige Fenster geprägt. In den Kreuzarmen sind vier Portale mit Sandsteineinfassungen und gesprengten Giebelverdachungen auf Volutenkonsolen angeordnet. Das Hauptdach ist eine geschweifte Holzkuppel mit doppelter, offener Laterne und Schweifhaube.
Der steile Innenraum ist mit seiner nüchternen Originalausstattung von eindrucksvoller Wirkung. Der freie Hauptraum ist mit achtseitigem, hölzernem Klostergewölbe geschlossen, die Kreuzarme sind mit Stichkappentonnen gedeckt. Der östliche Kreuzarm mit der Sakristei ist verstellt durch die Altarwand mit seitlichen, von korinthischen Säulen flankierten Durchgängen; darüber befindet sich eine Orgelempore mit dem klassizistischen Orgelprospekt. In den drei übrigen Kreuzarmen sind doppelgeschossige Emporen mit korinthischen Säulen angeordnet, in den Brüstungsfeldern Inschriftkartuschen.
Da vor allem in der nahegelegenen Spiegelmanufaktur aus Frankreich vertriebene Hugenotten arbeiteten, war die Kirche von 1697 bis 1827 Simultankirche für die lutherische und die französisch-reformierte Gemeinde. Aus diesem Grund gab es auch bis um 1900 zwei Altäre.[2]
Ausstattung
BearbeitenDas Hauptstück der Ausstattung ist ein Kanzelaltar vom Ende des 17. Jahrhunderts, am polygonalen Kanzelkorb sind gewundene Ecksäulchen und Tafeln mit Sprüchen aus dem Alten Testament angebracht, darunter ein großes Altarbild des Abendmahls nach niederländischer Art mit genrehaften Begleitfiguren. Er steht, wie auch die Orgelempore, im östlichen Kreuzarm.[4] Der neugotische Taufstein wurde im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts gefertigt. Ein großes Sandsteingrabmal wurde für Ernst Bleichert Giese († 1775) in Form einer drapierten Urne geschaffen.
Orgel
BearbeitenEin erster Orgelbau erfolgte 1709 durch Christian Kreynow aus der Altmark und 1765 ein zweiter durch Gottlieb Scholtze aus Neuruppin; dieses Instrument wurde 1805 von Johann Simon Buchholz, 1840 von Gottlieb Heise und 1857 von Lang & Dinse instand gesetzt. 1893 erbaute Albert Hollenbach die heutige Altarorgel. Ihre 1917 abgegebenen Prospektpfeifen wurden später in Zink ersetzt. Derzeit (2023) ist das Instrument dringend restaurierungsbedürftig.[2] Die Disposition mit 15 Registern auf zwei Manualen und Pedal lautet:[5]
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- Koppeln: II/I, I/P
- Spielhilfe: Piano-Tritt, Tutti-Tritt
- Nebenregister: Calcant
- Traktur: mechanische Schleifladen
Literatur
Bearbeiten- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 754.
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09170674 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Website der Kirchengemeinde Neustadt (Dosse)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Information zu Öffnungszeiten auf der Website des Förderkreises Alte Kirchen
- ↑ a b c Informationen zur Kreuzkirche Neustadt (Dosse) auf der Gemeindehomepage. Abgerufen am 3. Februar 2022.
- ↑ Sanierungskonzeption für den 3. Bauabschnitt. Baubeschreibung – Maßnahmenkatalog.
- ↑ Ulrke Hoffmann und Hans Tödtmann: Von Engeln, Dachböden und einer Verhaftung – Bericht von der Exkursion „Taufengel in der Prignitz am 8. Juni 2024“, veröffentlicht in Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, Infobrief September 2024, S. 14.
- ↑ Informationen zur Orgel auf der Website des Instituts für Orgelforschung. Abgerufen am 31. Januar 2022.
Koordinaten: 52° 51′ 46,8″ N, 12° 25′ 52,2″ O