Kurt Berndt (Architekt)

deutscher Architekt und Bauunternehmer

Kurt Berndt[1] (auch: Curt Berndt;[2] vollständiger Name: Kurt Gustav Ferdinand Berndt; geboren 8. Januar 1863 in Fürstenberg a. d. Oder; gestorben 1925 in Berlin)[3] war ein deutscher Architekt und Bauunternehmer.[1]

Berndt war ein Sohn des Kauf- und Handelsherrn Friedrich Berndt in Fürstenberg und dessen Ehefrau Selma geborene Heinze.[3] Über seine Ausbildung ist nichts bekannt, aber er gründete 1887 in Berlin als Architekt, Maurer- und Zimmermeister[4] eine Baufirma und ist ab 1893 als Baumeister mit einem Atelier für Bauausführung in der Elsässer Straße (heute Torstraße) nachweisbar.[5] Ab 1905 hatte die Firma ihren Sitz in dem von ihm errichteten Haus Albrechtstraße 13.[6] In der Groß-Berliner Immobilienkrise im Jahr 1912 ging auch seine Baufirma in Konkurs[7] und wurde als Kurt Berndt Baugesellschaft mbH neu gegründet.

Nach Berndts Plänen entstanden zahlreiche Fabrik-, Geschäfts- und Mietwohnhäuser in Berlin.[1] Während Kurt Berndt in der Regel die Gesamtprojektion seiner Bauten übernahm, konnte er – vor allem für die Gestaltung der Fassaden – zumeist andere Architekten und Künstler gewinnen, zum Beispiel Robert Schirmer (1850–1943), August Endell und A. F. M. Lange.[8]

Berndt heiratete 1887 Emilie Marie Elise Fabricius (1867–1943).[3] Das Ehepaar hatte mehrere Kinder. Die Söhne, Dipl. Ing. Hans Siegfried Berndt (geboren 1890) und Regierungsbaumeister Werner Berndt (1891–1957), führten das Geschäft nach seinem Tod bis in die 1940er Jahre weiter.[9] In dieser Zeit entstand von 1927 bis 1928 die Erweiterung der Brotfabrik Wittler,[8] Maxstraße 2–4, Wedding (Baudenkmal),[10] in den Jahren 1927 bis 1929 unter Mitwirkung von Werner Berndt die Siedlung in Weißensee und in den Jahren 1928 bis 1930 die sogenannte Werner-Berndt-Siedlung in Adlershof (Baudenkmale)[11][12].

Werke (Auswahl)

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Ansicht der gemeinsam mit August Endell errichteten Hackeschen Höfe

Alle in Berlin:

  • 1886–1887: Fabrikgebäude Pappelallee 3, 4, Prenzlauer Berg (Baudenkmal)[13]
  • 1891–1892: Mietshaus Bahnhofstraße 1/Sponholzstraße 27, Schöneberg (Baudenkmal)[14]
  • 1892, zusammen mit Friedrich Schulze und Adolf Heyden: Sophienkirche, Mitte (Baudenkmal)[15]
  • 1892–1893: Erweiterungsbau für das St. Elisabeth-Siechenhaus (heute St. Elisabeth-Stift), Eberswalder Straße 17–18, Prenzlauer Berg (Baudenkmal)[16]
  • 1894–1895: Mietshaus und Laden Klausenerplatz 3, Charlottenburg (Baudenkmal)[17]
  • 1895–1896: Mietshaus und Gaststätte Klausenerplatz 4, Charlottenburg (Baudenkmal)[18]
  • 1897–1898: Elisabethhof, Erkelenzdamm 59, 61, Kreuzberg (Baudenkmal)[19]
  • 1899: Umbau des 1858 errichteten Mietshauses Schönhauser Allee 55, Prenzlauer Berg (Baudenkmal)[20]
  • 1899: Wikinghof, Erkelenzdamm 11, 13, Kreuzberg (Baudenkmal)[21]
  • 1891–1892: Mietshaus Bahnhofstraße 1/Sponholzstraße 27, Schöneberg (Baudenkmal)[22]
  • 1901–1902, zusammen mit Ernst Scharnke: Volkshaus der Charlottenburger SPD, Rosinenstraße 3 (seit 1947 Loschmidtstraße 6; im Zweiten Weltkrieg zerstört)[23]
  • 1901–1902: Wohnhaus Große Hamburger Straße 28, Mitte (Baudenkmal)[24]
  • 1901–1902: Gewerbehof Usedomer Straße 7, Gesundbrunnen (Baudenkmal als Bestandteil des Baudenkmals Gewerbebau Wattstraße 11–13)[25]
  • 1902, gemeinsam mit A. F. M. Lange: Wohnhaus Kurfürstendamm 42, Charlottenburg (nicht mehr existent)[26]
  • 1902–1903, zusammen mit A. F. M. Lange und Robert Schirmer: Vorwärts-Buchdruckerei und Parteizentrale der SPD, Lindenstraße 69, Kreuzberg[27]
  • 1902–1904,[2] gemeinsam mit A. F. M. Lange und Robert Schirmer: Industriepalast, Lindenstraße 3,[28] von 1914 bis 1933 Sitz der Parteizentrale und anderer Organisationen der SPD.[2] Seit 1914 allgemein als Vorwärtshaus bezeichnet (1962 abgerissen).
  • 1901–1902, zusammen mit L. Lange: Metallwarenfabrik Hompesch & Co., Ritterstraße 9, 10, Kreuzberg (Baudenkmal)[29]
  • 1902–1903: Mietshaus und Laden Glogauer Straße 17, 17A, Paul-Lincke-Ufer 4, Kreuzberg (Baudenkmal)[30]
  • 1903–1904: Mietshaus Kurfürstendamm 37, Charlottenburg (Baudenkmal)[31]
  • 1904, gemeinsam mit A. F. M. Lange: Terrassen am Halensee[32] (1935 abgerissen)
  • 1904–1905: Wohn- und Geschäftshaus Schiffbauerdamm 8, Albrechtstraße 13, Mitte (als Teilobjekt der Koepjohannschen Stiftung unter Denkmalschutz)[33]
  • 1904–1905: Mietshaus und Gewerbehof Belziger Straße 69, 71, Schöneberg (Baudenkmal)[34]
  • 1905: Wohnhaus Kurfürstendamm 37, Charlottenburg (nicht mehr existent)[35]
  • 1905–1906: ehem. Möbelfabrik Schwarz, Donaustraße 83, Neukölln (Baudenkmal)[36]
  • 1905–1907: Lagerhaus Süd-Ost, Pfuelstraße 5, Kreuzberg (Denkmalschutz)[37]
  • 1906–1907, mit Beteiligung von August Endell: Hackesche Höfe[8] (Baudenkmal)[38]
  • 1907–1908, gemeinsam mit A. F. M. Lange: Verwaltungsgebäude der Internationale Schlafwagengesellschaft Wagon-Lit, Unter den Linden 40, Mitte (Baudenkmal)[39]
  • 1910: Metropolpalast, Behrenstraße 53/54 (ab 1928 Theater in der Behrenstraße, im Zweiten Weltkrieg zerstört)[40]
  • 1910–1911, gemeinsam mit Bruno Paul: Zollernhof, Unter den Linden 36, 38, Mitte (Baudenkmal)[41]
  • 1910–1911, gemeinsam mit A. F. M. Lange: Römerhof, Unter den Linden 10, Mitte (Baudenkmal)[42]
  • 1911: Hansa-Haus des Westens, Potsdamer Straße 87, Tiergarten (Baudenkmal)[43]
  • 1911–1912: Franck-Haus, Potsdamer Straße 184, Schöneberg (Baudenkmal)[44]
  • 1911–1912: Geschäftshaus und Fabrik Neue Schönhauser Straße 20, Mitte (nach der Sanierung 1997–1999 Kurt-Berndt-Höfe genannt)[8] (Baudenkmal)[45]
  • 1909–1910: Victoriahof,[8] Köpenicker Straße 126, Mitte (Baudenkmal)[46]

Literatur

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  • Kurt Berndt Baugesellschaft m.b.H. / Berlin NW 6, Albrechtstrasse 13 / Ausgeführte Bauten, Monographie mit Abbildung unter anderem von Wittlers Brotfabriken, in der Serie Deutschlands Gross-Baubetriebe, Berlin: Schellin (1930)
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Commons: Kurt Berndt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Julius Posener: Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur. Das Zeitalter Wilhelms II. (1890–1918) ( = Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts, Band 40), München: Prestel, 1979, ISBN 978-3-7913-0419-9 und ISBN 3-7913-0419-4, S. 605 u.ö.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. a b c Schreibweise und Baujahre auf der Informationstafel Parteizentrale der SPD bis 1933. Lindenstraße 2–4
  3. a b c Standesamt Berlin 9. Spandauer Revier, Heiratsregister 1887, Urkunde Nr. 646. In: Ancestry.com. Berlin, Deutschland, Heiratsregister, 1874–1936 [Datenbank online].
  4. Berndt, K., Architekt, Maurer- u. Zimmermstr. In: Berliner Adreßbuch, 1888, Teil 1, S. 72.
  5. Berndt, K., Baumstr, Atelier f. Bauausführung. In: Berliner Adreßbuch, 1893, Teil 1, S. 88.
  6. Kurt Berndt, Atelier f. Bauausführung. In: Berliner Adreßbuch, 1905, Teil 1, S. 132. „v. 1. April Albrechtstraße 13. 14 Ecke Schiffbauerdamm“.
  7. Spectator: Bank und Geld. In: George Cleinow (Hrsg.): Die Grenzboten. Band 71. Verlag der Grenzboten G. m. b. H., Berlin 1912, S. 288 ff. (Volltext in der Google-Buchsuche).
  8. a b c d e Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weißpflug, Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke: Berlin Mitte. Das Lexikon. 1. Auflage. Stapp, Berlin 2001, ISBN 3-87776-111-9, S. 51, 126; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  9. Kurt Berndt Baugesellschaft m. b. H. In: Berliner Adreßbuch, 1926, Teil 1, S. 209. „Geschäftsführ. Dipl. Ing. Hans Siegfried Berndt u. Reg.Baumstr. Werner Berndt“.
  10. Eintrag 09030398 in der Berliner Landesdenkmalliste
  11. Eintrag 09060018 in der Berliner Landesdenkmalliste
  12. Eintrag 09060019 in der Berliner Landesdenkmalliste
  13. Eintrag 09090217 in der Berliner Landesdenkmalliste
  14. Eintrag 09066379 in der Berliner Landesdenkmalliste
  15. Eintrag 09011358 in der Berliner Landesdenkmalliste
  16. Eintrag 09065055 in der Berliner Landesdenkmalliste
  17. Eintrag 09020690 in der Berliner Landesdenkmalliste
  18. Eintrag 09020691 in der Berliner Landesdenkmalliste
  19. Eintrag 09031135 in der Berliner Landesdenkmalliste
  20. Eintrag 09090201 in der Berliner Landesdenkmalliste
  21. Eintrag 09030769 in der Berliner Landesdenkmalliste
  22. Eintrag 09066379 in der Berliner Landesdenkmalliste
  23. Anke Hoffsten: Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland. Böhlau Verlag, Köln 2017, ISBN 978-3-412-50734-3, S. 344 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Eintrag 09035236 in der Berliner Landesdenkmalliste
  25. Eintrag 09030334 in der Berliner Landesdenkmalliste
  26. Peter-Alexander Bösel: Der Kurfürstendamm. Sulton, 2008, ISBN 978-3-86680-284-1, S. 31. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  27. Anke Hoffsten: Das Volkshaus der Arbeiterbewegung in Deutschland. Böhlau Verlag, Köln 2017, ISBN 978-3-412-50734-3, S. 345. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  28. Punktgerasterter Druck einer um 1904 aufgenommenen Fotografie aus einer mehrsprachigen Architekturzeitschrift
  29. Eintrag 09031226 in der Berliner Landesdenkmalliste
  30. Eintrag 09030675 in der Berliner Landesdenkmalliste
  31. Eintrag 09020730 in der Berliner Landesdenkmalliste
  32. Peter-Alexander Bösel: Der Kurfürstendamm. Sulton, 2008, ISBN 978-3-86680-284-1, S. 53. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  33. Eintrag 09095889 in der Berliner Landesdenkmalliste
  34. Eintrag 09066397 in der Berliner Landesdenkmalliste
  35. Peter-Alexander Bösel: Der Kurfürstendamm. Sulton, 2008, ISBN 978-3-86680-284-1, S. 29. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  36. Eintrag 09090461 in der Berliner Landesdenkmalliste
  37. Eintrag 09031222 in der Berliner Landesdenkmalliste
  38. Eintrag 09080215 in der Berliner Landesdenkmalliste
  39. Eintrag 09030019 in der Berliner Landesdenkmalliste
  40. Theater in der Behrenstraße im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
  41. Eintrag 09030018 in der Berliner Landesdenkmalliste
  42. Eintrag 09030015 in der Berliner Landesdenkmalliste
  43. Eintrag 09050314 in der Berliner Landesdenkmalliste
  44. Eintrag 09066665 in der Berliner Landesdenkmalliste
  45. Eintrag 09035120 in der Berliner Landesdenkmalliste
  46. Eintrag 09011039 in der Berliner Landesdenkmalliste