Kyknos (Sohn des Poseidon)
Kyknos (altgriechisch Κύκνος Kýknos, deutsch ‚Schwan‘, lateinisch Cygnus) ist in der griechischen Mythologie der unverwundbare Sohn des Poseidon und der Kalyke. Spätestens seit Pindar ist Kyknos als König von Kolonai in der Troas bekannt, wo er zu Beginn des Trojanischen Krieges geherrscht haben soll.[1]
Mythos
BearbeitenEr wurde als Kind von seinen göttlichen Eltern ausgesetzt und von Fischern aufgefunden. Weil ihn Schwäne umkreisten, wurde er fortan Kyknos genannt.
Mit seiner ersten Gemahlin, Prokleia, hatte er zwei Kinder, Tenes und Hemithea. Nach dem Tod Prokleias wurde Philonome seine zweite Ehefrau. Weil Tenes ihre Avancen abwies, beschuldigte sie ihn der Vergewaltigung. Daraufhin überzeugte sie mit Hilfe eines Flötenspielers Kyknos, seine Kinder in einem Kasten ins Meer zu werfen. Beide blieben aber unversehrt und landeten auf Tenedos, wo Tenes König wurde. Als die Lüge offenbar wurde, ließ Kyknos den Flötenspieler steinigen und seine Frau lebendig begraben.[2] Der Vater fand wieder mit seinen Kindern zusammen.
Gemeinsam mit seinem Sohn zog Kyknos in den Trojanischen Krieg, um auf der Seite der Troer gegen die Griechen zu kämpfen. Als es zum Zweikampf mit dem griechischen Helden Achilleus kam, vermochte dieser Kyknos wegen seiner Unverwundbarkeit durch Waffen nicht zu töten. Schließlich strauchelte Kyknos aber und wurde von Achilleus mit dem Helmriemen erwürgt. Sogleich wurde Kyknos von seinem Vater Poseidon in einen Schwan verwandelt.[3] Kyknos’ Waffen und Rüstung sollen später ein Kampfpreis bei den Leichenspielen für Achilleus gewesen sein.[4]
Quellen
BearbeitenWahrscheinlich waren die Mythen um Kyknos Teil der Cypria, einer epischen Dichtung aus dem Umfeld des epischen Kyklos, die etwa im späten 7. Jahrhundert v. Chr. entstanden und heute verloren sind. Die älteste erhaltene Quelle ist Pindar (5. Jahrhundert v. Chr.). Die Unverwundbarkeit Kyknos' wird erstmals bei Aristoteles erwähnt.[5] Ausführlich berichten schließlich in römischer Zeit Hyginus und Ovid über die Kyknos-Episode.[6]
- Pindar, Olympische Oden 2,82; Isthmische Oden 5,39.
- Bibliotheke des Apollodor Epitome 4,3,23–25 und 31.
- Hyginus, Fabulae 157.
- Ovid, Metamorphosen 12,70–145.
- Strabon 13,1,19.
- Pausanias 10,14,1–4.
- Quintus von Smyrna 4,153; 4,468.
Literatur
Bearbeiten- Richard Engelmann: Kyknos 2 & 3. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1695–1697 (Digitalisat).
- Otto Berthold: Kyknos. In: Die Unverwundbarkeit in Sage und Aberglauben der Griechen. Töpelmann, Gießen 1911, S. 26–29.
- Ada Adler: Kyknos 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XI,2, Stuttgart 1922, Sp. 2438–2441 (Digitalisat 1, 2).
- Robert Louis Fowler: Early Greek Mythography. Volume 2: Commentary. Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0198147411, S. 534 f.
- Christine Walde: Kyknos 2. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 962–963.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Pindar, Olympia 2,82; Isthmia 5,39.
- ↑ Pausanias 10,14,2–4; Diodorus Siculus, Bibliothḗkē historikḗ 5,83.
- ↑ Ovid, Metamorphosen 12,70–145.
- ↑ Quintus von Smyrna 4,468.
- ↑ Aristoteles, Rhetorik 2,22,12.
- ↑ Hyginus, Fabulae 157; Ovid, Metamorphosen 12,70–145.