LNWR-Klasse Dreadnought

Dampflokbaureihe der LNWR

Die Dreadnought-Klasse war eine Baureihe von 40 Dreizylinder-Verbundlokomotiven, die von Francis William Webb für die London and North Western Railway (LNWR) entworfen und zwischen 1884 und 1888 in den bahneigenen Werkstätten in Crewe hergestellt wurden. 1888 wurde Beyer, Peacock & Company mit dem Bau einer zusätzlichen Lokomotive dieser Bauart für die Pennsylvania Railroad (PRR) beauftragt.

LNWR-Klasse Dreadnought
PRR Nr. 1320
Lokomotive Nr. 2 City of Carlisle
Lokomotive Nr. 2 City of Carlisle
Lokomotive Nr. 2 City of Carlisle
Nummerierung: LNWR: siehe Liste
PRR: 1320
Anzahl: 40 (LNWR)
1 (PRR)
Hersteller: Bahneigene Werkstätten in Crewe (40)
Beyer, Peacock & Co (1)
Baujahr(e): 1884–1888
Ausmusterung: 1903–1905
Achsformel: 1AA n3v (2-2-2-0)
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Gesamtradstand: 5512 mm (ohne Tender)
Leermasse: 30 t
Dienstmasse: 44 t
Treibraddurchmesser: 1905 mm
Laufraddurchmesser vorn: 1143 mm
Steuerungsart: Joy
Zylinderanzahl: 3
HD-Zylinderdurchmesser: 356 mm
ND-Zylinderdurchmesser: 762 mm
Kolbenhub: 610 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Rostfläche: 1,9 m²
Verdampfungsheizfläche: 128,11 m²
Wasservorrat: 8,2 m³
Quellen:[1][2]

Geschichte

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Nummer 1353 City of Edinburgh
 
Lokführer mit Brechstange beim Einrichten der Steuerung

Die von Francis William Webb, dem damaligen Chief Mechanical Engineer der LNWR, entworfene Dreadnought-Klasse war im Grunde eine vergrößerte Variante der ab 1882 gebauten Experiment-Klasse. Der Kessel war größer und die Ventilsteuerung wurde modifiziert. Neu war zudem eine runde Rauchkammertür.[3]

Die Lokomotiven waren als Dreizylinder-Verbundmaschinen mit zwei ungekuppelten Treibradsätzen ausgeführt und besaßen die seltene Radsatzanordnung 2-2-2-0 (1AA). Die beiden außenliegenden Hochdruckzylinder wirkten dabei auf den hinteren und der innenliegende Niederdruckzylinder auf den vorderen Treibradsatz. Der Verzicht auf die Verwendung von Kuppelstangen verursachte eine erhöhte Schleuderneigung, welche in Kombination mit den voneinander unabhängigen Steuerungen zu Anfahrschwierigkeiten führte. Problematisch war vor allem, dass die Steuerung des Niederdruckzylinders über den vorderen Treibradsatz betätigt wurde. Wenn die Lokomotive nun rückwärts an eine Zuggarnitur gefahren war und angekuppelt hatte, stand die Steuerung des Niederdruckzylinders auf Rückwärtsfahrt. Zum Umsteuern auf Vorwärtsfahrt konnte nur die Steuerung der Hochdruckzylinder vom Führerstand aus umgestellt werden. Beim Öffnen des Reglers erhielten zunächst die Hochdruckzylinder Dampf. Kam der hintere Treibradsatz daraufhin ins Schleudern, stieg der am Niederdruckzylinder anstehende Dampfdruck und dieser begann aufgrund seiner rückwärts ausgelegten Steuerung gegen die Hochdruckzylinder zu arbeiten, wodurch ein Anfahren nicht möglich war. In diesem Falle musste der Lokführer mit einer Brechstange eingreifen, um die Steuerung des Niederdruckzylinders in die richtige Stellung zu bringen.[4][5][6]

Trotz der Probleme mit der Experiment- und der Dreadnought-Klasse konstruierte Webb 1889 mit der Teutonic-Klasse nochmals eine verbesserte Ausführung. Nachdem George Whale 1903 Webb als Chefingenieur ablöste, wurden die Lokomotiven bis 1905 alle ausrangiert und verschrottet.

Nummerierung

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Nummer Name Werksnummer Baujahr Verschrottet Anmerkungen
503 Dreadnought 2795 1884 1904
508 Titan 2796 1884 1904
504 Thunderer 2797 1885 1904
507 Marchioness of Stafford 2798 1885 1905
509 Ajax 2799 1885 1904
510 Leviathan 2800 1885 1904
511 Achilles 2801 1885 1904
513 Mammoth 2802 1885 1904
515 Niagara 2803 1885 1904
685 Himalaya 2804 1885 1904
2055 Dunrobin 2886 1885 1905
2056 Argus 2887 1885 1904
2057 Euphrates 2888 1885 1904
2058 Medusa 2889 1885 1905
2059 Greyhound 2890 1885 1905
2060 Vandal 2891 1885 1904
2061 Harpy 2892 1885 1905
2062 Herald 2893 1885 1905
2063 Huskisson 2894 1885 1904
2064 Autocrat 2895 1885 1905
173 City of Manchester 2896 1886 1904
2 City of Carlisle 2897 1886 1904
1539 City of Chester 2898 1886 1904 Ende 1886 zu 437 umnummeriert
410 City of Liverpool 2899 1886 1904
1353 City of Edinburgh 2900 1886 1904
1370 City of Glasgow 2901 1886 1904
1395 Archimedes 2902 1886 1904
1379 Stork 2903 1886 1905
545 Tamerlane 2904 1886 1903
659 Rowland Hill 2905 1886 1904
637 City of New York 3012 1888 1904
638 City of Paris 3013 1888 1904
639 City of London 3014 1888 1904
640 City of Dublin 3015 1888 1904
641 City of Lichfield 3016 1888 1904
643 Raven 3017 1888 1904
644 Vesuvius 3018 1888 1904
645 Alchymist 3019 1888 1905
647 Botschafter 3020 1888 1904
648 Swiftsure 3021 1888 1904

Namensherkunft

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Der Name Dreadnought (gebildet aus dread nought, wörtlich „Fürchtenichts“) wurde früher auch oft für Schiffe verwendet. Aber auch für andere Lokomotiven wie die 1908 gebaute L&YR-Klasse 8.

Pennsylvania Railroad Nr. 1320

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Nr. 1320 im Auslieferungszustand
 
Nach dem Umbau im Einsatz

Die Pennsylvania Railroad (PRR) war eine der wenigen US-amerikanischen Eisenbahngesellschaften, die sich gelegentlich auch Anregungen von europäischen Lokomotivbauern holte, um für ihren eigenen Lokomotivbau daraus zu lernen. Man entschied sich dazu, ein Exemplar der Dreadnought-Klasse zu kaufen. Da die Werkstätten der LNWR in Crewe zu dieser Zeit keine Erlaubnis hatten, neu gebaute Lokomotiven an andere Gesellschaften zu verkaufen, wurde diese Lokomotive mit der Nummer 1320 und dem Namen Pennsylvania vollkommen baugleich (nur ohne seitliche Puffer) bei Beyer, Peacock & Company hergestellt und im Frühjahr 1889 in die USA verschifft.[7]

In den Werkstätten der PRR wurden dann die britischen Schienenräumer entfernt und der für die USA typische Kuhfänger angebaut. Zusätzlich bekam die Maschine einen überdachten Führerstand und die sehr kleine britische Lokomotivlampe wurde durch eine größere ersetzt.[7][8]

Die Lokomotive, die bei den Mitarbeitern der PRR den Spitznamen Jack the Ripper hatte[7], war bei den amerikanischen Lokführern wegen ihrer Eigenheiten nicht sehr beliebt und genau so wenig erfolgreich wie die Maschinen in der Heimat, sodass sie bereits 1897 verschrottet wurde. Letztendlich führten die Erfahrungen mit der Lokomotive auch dazu, dass die PRR keine weiteren britischen Dampflokomotiven mehr anschaffte.[8]

Zwischen 1904 und 1912 experimentierte die PRR mit einer Verbunddampflokomotive der Bauart de Glehn aus französischer Produktion, mit der sie allerdings genauso wenig zufrieden war.[9]

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Commons: LNWR-Klasse Dreadnought – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. L&NWR Society (Hrsg.): Passenger Locomotives of the London North Western Railway. 1. August 2018, S. 29 (englisch, Online-Ausgabe).
  2. L.N.W.R. 3-Cylinder Compound Locomotive of the Dreadnought Class. In: English Mechanics. Band 10, 24. Januar 1936, S. 342 (englisch).
  3. F W Webb's 3 Cylinder Compound Express Engines. The London & North Western Railway Society, abgerufen am 23. November 2024 (englisch).
  4. Rolf Ostendorf: Ungewöhnliche Dampflokomotiven von 1803 bis heute. Motorbuchverlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-87943-406-9, S. 21–22.
  5. LNWR Dreadnough Class. In: Atlas Verlag (Hrsg.): Faszination Eisenbahn - Enzyklopädie der Eisenbahnen. 1997.
  6. Birmingham New Street Station. Abgerufen am 26. November 2024 (englisch).
  7. a b c The Webb Compound Locomotive. In: Locomotive Engineer. Band II, Nr. IV, April 1889, S. 1–3 (englisch, archive.org).
  8. a b O.S. Nock: Railways at the turn of the century 1895-1905. Hrsg.: Blandford Press. London 1969, ISBN 978-0-7137-0080-0, S. 103 (englisch).
  9. J. Parker Lamb: Perfecting the American Steam Locomotive. Hrsg.: Indiana University Press. 2003, ISBN 0-253-34219-8, S. 72 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).