Lampert (Adelsgeschlecht)
Lampert (auch Lamprecht, Lemplin, Lemplein) ist der Name eines fränkisches Rittergeschlechts. Es war vor allem im Raum Gerolzhofen begütert und stellte in der Stadt auch den Vogt. Die Familie wird von der älteren Forschung mit den frühmittelalterlichen Lampertinern/Widonen in Verbindung gebracht und kann auch der Heilbronner Patrizierfamilie Laemmlin zugeordnet werden.

Geschichte
BearbeitenHerbert Lemmel leitet die Familie von den Lampertinern ab, deren Leitname sich im Laufe des Mittelalters in einen Familiennamen verwandelte. Er betont, dass die Kontinuität der Familie über die Gütervererbung nachgewiesen werden kann. Im 15. Jahrhundert sind Vertreter des Familienverbandes dann als Niederadelige bzw. Bürger anzutreffen. Dieser Herleitung steht die neuere Forschung kritisch gegenüber. Als bedeutenden Beweis führt Lemmel die Existenz des Lampert von Bodenlauben an, der am 13. Januar 1250 in der Überlieferung des Hochstifts Würzburg erwähnt wurde. Jener Lampert war im Raum um Salz, Münnerstadt und Schweinfurt begütert und starb im Jahr 1280. In einer Urkunde des Jahres 1313 wurde der Besitz eines Zweiges der Familie erstmals im Raum um Gerolzhofen bzw. Herlheim festgelegt. Aus dem staufischen Reichsdienst war die Familie in die Ministerialität des Hochstifts Würzburg gelangt.[1]
Im ältesten Würzburger Lehenbuch taucht die Familie mit mehreren Nennungen auf. So besaß sie Höfe in Lindelach und Bimbach. Lampert von Gerolzhofen und sein Sohn waren 1319 als Burgmannen von Gerolzhofen nachweisbar. Um 1330 wurde ein Otto filius Lamperti mit einem Sechstel des Forstamtes im Steigerwald belehnt. Zu einer zentralen Institution der Familie stieg das im Jahr 1233 gegründete Kloster Heiligenthal auf, dem bald auch Mitglieder der Lampert von Gerolzhofen vorstanden. So gestattete Graf Friedrich III. zu Castell dem Wäppner Lampert von Gerolzhofen einen Tausch von mehreren Weinbergen auf Volkacher bzw. Obervolkacher Gemarkung. Besondere Bedeutung für die Familie hat der Güterkomplex, der 1353 an die Kinder des Lampert von Gerolzhofen vererbt wurde.[2]
Dazu gehört ein Hof in Gerolzhofen, das Schloss Bimbach mit zwei Mühlen, darunter der Greuthermühle, sowie eine halbe Mühle in Brünnau und Neuses am Sand, Höfe in Rügshofen und Gerolzhofen. Weitere Güter lagen in Obervolkach, in Gaibach, Vögnitz, Dingolshausen, Wustviel, Geusfeld und Volkach. Die Besitzungen erfuhren unter den nachfolgenden Generationen eine Vermehrung. So wurde Hans Lampert um 1414 mit Gütern in Hundelshausen, Rohr, Heinachshof, Neuhausen und Zabelstein genannt. Erst im 15. Jahrhundert wandelte sich der Leitname Lampert zum Familiennamen. Obwohl die Familie in den folgenden Jahrzehnten nicht mehr fassbar gemacht werden kann, vermutete Herbert Lemmel eine familiäre Kontinuität der Gerolzhöfer Lamprecht mit den in Nürnberg verorteten Lemlein. Dieser Schlussfolgerung widerspricht Hans-Dietrich Lemmel mit Verweis auf die etymologischen Herleitungen beider Familiennamen.[3]
Mitglieder
BearbeitenDie Stammliste der Lampert von Gerolzhofen wurde durch Hans-Dietrich Lemmel rekonstruiert:
- Lampert Marschall von Bodenlauben (* um 1185)
- Dietrich Lampert (* um 1215)
- Lampert von Gerolzhofen der Ältere (um 1245–vor 1322) ⚭ NN von Pödeldorf
- Lampert von Gerolzhofen junior (* um 1290), Vogt von Gerolzhofen ⚭ NN Fuchs
- Hermann Lamprecht (um 1308–1383)
- Otto (* um 1310), Lülsfeld
- Peter (* um 1340), Lülsfeld
- Götz Lamprecht (* 1312), Bürger in Nürnberg
- Catharina ⚭ NN Seckendorff
- Dietrich Lamprecht (* um 1315)
- Hans Lamprecht (* um 1345)
- NN (* um 1375)
- NN (* um 1405 in Trunstadt)
- Mathias Zabelstein (* um 1438), Universität Leipzig
- NN (* um 1405 in Trunstadt)
- NN (* um 1375)
- Hans Lamprecht (* um 1345)
- Lempel/Lemplin Lamprecht (* um 1325), Ritter
- Lampert von Gerolzhofen junior (* um 1290), Vogt von Gerolzhofen ⚭ NN Fuchs
- Lampert von Gerolzhofen der Ältere (um 1245–vor 1322) ⚭ NN von Pödeldorf
- Dietrich Lampert (* um 1215)
Wappen
BearbeitenBereits im 14. Jahrhundert kann für die Familie ein Wappen nachgewiesen werden. Es hängt eng mit dem der Familie Fuchs zusammen, mit der einzelne Mitglieder ein Konnubium bildeten. Blasonierung: In Silber ein steigender roter Fuchs. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken der rote Fuchs auf einem silbern-gestulpten Hut sitzend.[5]
Literatur
BearbeitenDie Familiengeschichte der Lampert wurde in der Nachkriegszeit vom Juristen Herbert Lemmel aufgearbeitet, der sich selbst in eine Tradition mit den Mitgliedern des Geschlechts stellte. Lemmels Arbeiten sind von einem biologistischen Grundton durchzogen, der einen der Hauptpunkte für die Kritik an den Ergebnissen darstellt. Darüber hinaus wurden auch die Schlussfolgerungen, die in den Werken Lemmels gezogen werden, immer wieder methodisch angezweifelt.[6]
- Hans-Dietrich Lemmel: Die Nürnberger Lemmel in der Oberpfalz. In: Genealogisches Jahrbuch Bd. 45/46 (2008). S. 87–158. Digitalisat
- Hans-Dietrich Lemmel: Herrn Brunwards Kinder zu Bamberg. Ergänzungen zur Genealogie der Bamberger Lemlein, Haller und Münzmeister im 14. Jahrhundert. In: Blätter für fränkische Familienkunde Bd. 33 (2010). S. 61–75. Digitalisat
- Hans-Dietrich Lemmel: Nürnberger Lemlein im 14. Jahrhundert Fernhändler und Montanunternehmer bereits um 1300?. In: Bätter für deutsche Landesgeschichte Band 120 (1984). S. 329–370. Digitalisat
- Herbert Lemmel: Die genetische Kontinuität des mittelalterlichen Adels. Dargestellt am Beispiel des mainfränkischen Uradelsgeschlechts der Lampert von Gerolzhofen (= Genealogie und Landesgeschichte Bd. 35). Degener Verlag, Neustadt an der Aisch 1980, ISBN 3-768-65044-8.
- Herbert Lemmel: Die Herkunft der frühen Lemblein-Lemblin-Lemmel in Nürnberg und Bamberg um 1300. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd. 121 (1985). S. 185–206.
- Herbert Lemmel: Lampertiner in Ostfranken. Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte Ostfrankens und zur Strukturanalyse seines Uradels (= Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und der Diözese Fulda Bd. 21). Parzeller, Fulda 1972, ISBN 3-7900-0011-6.
Weblinks
Bearbeiten- Genealogie Lemmel: Die Lampert/Lemplin von Gerolzhofen
- Gustav Adelbert Seyler, J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 1. Abteilung, 1. Teil, Abgestorbener Bayrischer Adel, Nürnberg: Bauer & Raspe, 1884, Seite 157, Tafel 162
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Herbert Lemmel: Die genetische Kontinuität des mittelalterlichen Adels. Dargestellt am Beispiel des mainfränkischen Uradelsgeschlechts der Lampert von Gerolzhofen (= Genealogie und Landesgeschichte Bd. 35). Degener Verlag, Neustadt an der Aisch 1980, ISBN 3-768-65044-8. S. 17 f.
- ↑ Erwin Riedenauer: Gerolzhofen. Der ehemalige Landkreis (= Historischer Atlas von Bayern. Teil Franken, Reihe I (Heft 26/I). Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch, ISBN 978-3-7696-6562-8. S. 371–374.
- ↑ Hans-Dietrich Lemmel: Nürnberger Lemlein im 14. Jahrhundert Fernhändler und Montanunternehmer bereits um 1300?. In: Bätter für deutsche Landesgeschichte Band 120 (1984). S. 364 f. Digitalisat.
- ↑ Genealogie Lemmel: Die Lampert/Lemplin von Gerolzhofen, abgerufen am 18. Februar 2025.
- ↑ Otto von Alberti: Württembergiscges Adels- und Wappenbuch Bd. 1. Stuttgart 1897. S. 433.
- ↑ Hans-Dietrich Lemmel: Nürnberger Lemlein im 14. Jahrhundert Fernhändler und Montanunternehmer bereits um 1300?. In: Bätter für deutsche Landesgeschichte Band 120 (1984). S. 329–370. Digitalisat.