Landesvereinigung Freie Wähler Bayern

Landesverband der Freien Wähler

Die Landesvereinigung Freie Wähler Bayern ist ein Landesverband der Partei Freie Wähler. Sie wurde 1997 als Wählervereinigung aus der Mitte des Landesverbands der Freien Wähler gegründet, der als Dachverband von Wählergruppen nicht an Landtagswahlen teilnehmen konnte. Landesvorsitzender ist Hubert Aiwanger, seit Mai 2019 ist Susann Enders[3] neue Generalsekretärin, Felix Locke ist stellvertretender Generalsekretär.

Landesvereinigung Freie Wähler Bayern
Hubert Aiwanger[1]
Hubert Aiwanger[1]
Vorsitzender Hubert Aiwanger[1]
Stellvertreter Armin Kroder
Michael Piazolo
Ulrike Müller
Sven Baumeister
Hans Martin Grötsch
General­sekretär Susann Enders
Felix Locke (Stellvertreter)
Schatz­meister Susen Knabner
Geschäfts­führer Elisabeth Schnaller, Christoph Hollender
Ehren­vorsitzender Armin Grein
Gründungs­datum 1997
Hauptsitz Giesinger Bahnhofplatz 8
81539 München
Landtagsmandate
37/203
Mitglieder­zahl 4.200 (Stand: 2023)[2]
Website www.fw-bayern.de

Grundsätze

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Die Freien Wähler vertreten, je nach Themengebiet, teils liberale (Stärkung von Bürger- und Menschenrechten, Mittelstandsförderung, öffentliche Haushaltsdisziplin), teils konservative (Personalaufstockung der Sicherheitskräfte, Drogenbekämpfung), teils sozialliberale (staatliche Daseinsvorsorge, Chancengleichheit in der Bildung, Wohnraumförderung) oder ökologisch-alternative Ziele (Energiepolitik, Wasserwirtschaft).[4] Das hat den Freien Wählern vielfach den Vorwurf der Beliebigkeit oder des Populismus eingebracht;[5] sie selbst begründen ihre fehlende klare Einordbarkeit in die Parteienlandschaft aber damit, eine pragmatische Politik jenseits ideologischer Festlegungen zu betreiben.[6]

Programmatik

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Arbeitsschwerpunkte in der bayerischen Landespolitik waren seit 2008 die Bildungs- und Hochschulpolitik (Abschaffung der Studienbeiträge sowie des G8), die Förderung erneuerbarer Energien, die Hinterfragung von Großprojekten (Dritte Startbahn des Flughafens München, Donauausbau, Zweite Stammstrecke der S-Bahn München). Die Positionen sind beispielsweise in Themenpapieren der Landtagsfraktion[7] oder in den Leitlinien der Landesvereinigung zur Landtagswahl 2013[8] einsehbar.

Parteipolitik

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Die Freien Wähler betonen ihr Interesse an parteiübergreifender Zusammenarbeit[9] und verlangen von ihren Abgeordneten im Bayerischen Landtag nach eigenen Angaben kein geschlossenes Abstimmungsverhalten (Fraktionsdisziplin).[10]

Nach der Landtagswahl 2018 erklärte Freie-Wähler-Chef Aiwanger gegenüber der Augsburger Allgemeinen, sich für den Landtag eine neue Umgangsform zu wünschen, und auch mit der AfD „eine konstruktive Zusammenarbeit“ zu pflegen. Bayern solle insgesamt bürgernäher werden.[11]

Organisation

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Die Organe der Landesvereinigung sind laut ihrer Satzung[12] der Vorstand, der erweiterte Vorstand und die Delegiertenversammlung. Der Vorstand der Landesvereinigung setzt sich aus dem Landesvorsitzenden, vier gleichberechtigten Stellvertretern, dem Vorsitzenden der „Junge FW Bayern“, dem Schatzmeister, dem Rechtsreferenten und acht Beisitzern zusammen. Regional ist die Vereinigung in Landes-, Bezirks- und Kreisvereinigungen untergliedert.

Bezirksvereinigung Vorsitzender
München Michael Piazolo
Mittelfranken Steffen Schmidt
Niederbayern Ludwig Waas
Oberbayern Florian Streibl
Oberfranken Manfred Hümmer
Oberpfalz Tanja Schweiger
Schwaben Alexander Hold
Unterfranken Anna Stolz

Geschichte

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Mitte der 1990er Jahre wurde im Dachverband der Freien Wähler das Ziel einer Kandidatur für den Bayerischen Landtag ins Auge gefasst.[13] Da Wahlvorschläge nach dem bayerischen Landeswahlgesetz nur von Parteien und Wählervereinigungen, nicht aber einem Dachverband eingereicht werden können,[14] gründeten Mitglieder der kommunalen Wählergruppen 1997 zu diesem Zweck den Verein FW Freie Wähler Bayern e. V.[15] Das Vorhaben war umstritten. In der entscheidenden Abstimmung am 15. März 1997 setzten sich die Befürworter allerdings mit 54,1 Prozent durch.[16] Der Verein ging 2011 als Landesvereinigung Bayern in der Partei Freie Wähler (Bundesvereinigung) auf. Zweck der Landesvereinigung FW Bayern ist laut Satzung „die Mitwirkung auf den politischen Ebenen in kreisfreien Städten, Landkreisen, Bezirken, im Land, Bund und Europa“ (Artikel 1(5)).

Auch wenn die neue Vereinigung sich dezidiert als Wählergruppe und „Alternative zu den Parteien“ bezeichnete und laut der Satzung der Wählergruppe vom 7. Juni 1997 nur parteilose Bürger als Mitglieder aufnahm,[17] rückte sie durch ihre Mitgliederzahl, ihren Organisationsgrad, ihre Satzung und landespolitische Zielsetzungen tatsächlich in die Nähe einer Partei.[18] 2011 wurde dieser Schritt auch formell vollzogen: Der Freie Wähler Bayern e. V. integrierte sich am 15. Dezember 2011 als „Landesvereinigung Bayern“ in eine neu gegründete, bundesweit agierende Partei „Freie Wähler“.[19][20] Deren Gründung war notwendig geworden, um auch an Bundestagswahlen teilnehmen zu können. Auch diese Entscheidung war in den eigenen Reihen sehr umstritten und in der wissenschaftlichen Diskussion finden sich Stimmen, die negative Rückwirkungen auf die kommunalpolitischen Erfolge und das Selbstverständnis der Freien Wähler als ideologiefreie Alternative zu den etablierten Parteien sehen.[21]

Erstmals traten die FW bei der Landtagswahl in Bayern 1998 an und erreichten dort 3,7 %. Bei der Wahl 2003 konnte der Stimmanteil leicht auf 4,0 % erhöht werden, der Einzug in den Landtag wurde auf Grund der Fünf-Prozent-Hürde jedoch erneut verpasst. Bei der Landtagswahl 2008 zogen die Freien Wähler schließlich mit 10,2 % der Wählerstimmen und 21 Mandaten in den Landtag ein und bilden dort nach CSU und SPD die drittstärkste Kraft. Bei den Landtagswahlen 2013 und 2018 konnten die Freien Wähler mit 9,0 % der Wählerstimmen und 19 Mandaten bzw. 11,6 % der Wählerstimmen und 27 Mandaten jeweils den dritten Platz behaupten. Die FW-Wählergruppe beteiligte sich seit 1998 auch bei den gleichzeitig mit den Landtagswahlen stattfindenden Wahlen zu den Bezirkstagen. Da hier keine Fünf-Prozent-Hürde gilt, zogen die Freien Wähler jeweils in mehrere Bezirkstage ein. Bei den Wahlen 2008 wurden insgesamt 24, 2013 noch 21 Mandate errungen. Seit der Bezirkstagswahl 2018 sind die Freien Wähler mit 32 Mandaten in den Bezirkstagen vertreten.

Am 2. November 2018 verkündeten CSU und Freie Wähler die Bildung einer Koalition in Bayern. Diese Koalition wurde nach der Landtagswahl 2023 fortgesetzt.

Historische Wahlergebnisse (Landtag)

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Wahljahr Ergebnis
Gesamtstimmen in % Sitze Tendenz
1994 6.157 0,1 0
1998 446.115 3,7 0
2003 411.306 4,0 0
2008 1.085.896 10,2 21
2013 1.062.553 9,0 19
2018 1.572.792 11,6 27
2023 2.163.353 15,8 37
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Einzelnachweise

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  1. Landesvereinigung FREIE WÄHLER Bayern e. V.: Landesvorstand -. Abgerufen am 30. Dezember 2023.
  2. Bundeszentrale für politische Bildung: Landtagswahl Bayern 2018 - FREIE WÄHLER. Abgerufen am 20. Mai 2021.
  3. Lisa Schnell: Freie Wähler: Susann Enders ist neue Generalsekretärin. Abgerufen am 26. August 2019.
  4. Vgl. die Analyse der Positionen des Bundesverbandes der Freien Wähler bei Ulrich Eith: Ideologiefreie Sachpolitik oder populistischer Protest? Freie Wähler auf Landes- und Bundesebene. In: Martin Morlok, Thomas Poguntke, Jens Walther (Hrsg.): Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative. Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-7052-9, S. 147–156, hier S. 152.
  5. Für die Freien Wähler im Allgemeinen Torben Lütjen: Jenseits der Parteilichkeit? Zum Anspruch der Freien Wähler auf Ideologiefreiheit. In: Martin Morlok, Thomas Poguntke, Jens Walther (Hrsg.): Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative. Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-7052-9, S. 157–172.
  6. Oskar Niedermayer: Bundesvereinigung FREIE WÄHLER. In: Bundeszentrale für Politische Bildung (Hrsg.): Dossier Parteien in Deutschland. 28. April 2012; sowie Selbstdarstellung der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 16. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/fw-landtag.de.
  7. Positionen
  8. Leitlinien der Landesvereinigung zur Landtagswahl 2013 (PDF; 440 kB)
  9. fw-landtag.de (Memento vom 15. November 2012 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  10. So Fraktionsmitglied Karl Vetter: Vetter über Demokratie (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive), 14. September 2010; vgl. auch FREIE WÄHLER Landtagsfraktion: Tischvorlage zur Pressekonferenz am 17. November 2011: „Frischer Wind im Bayerischen Landtag:“.
  11. Freie Wähler wollen Koalition mit der CSU, augsburger-allgemeine.de vom 17. Oktober 2018.
  12. @1@2Vorlage:Toter Link/www.fw-bayern.deSatzung der Landesvereinigung FREIE WÄHLER Bayern e. V. (PDF; 162 kB) vom 22.10.2011 in der Fassung vom 13.10.2012. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)
  13. mittelbayerische.de: Freie Wähler sind zuversichtlich. In: Mittelbayerische Zeitung. (mittelbayerische.de [abgerufen am 19. November 2018]).
  14. § 23 -24 LWG (Gesetz über Landtagswahl, Volksbegehren und Volksentscheid in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Juli 2002.
  15. http://www.fw-bayern.de/landesverband/.
  16. Armin Grein, Andreas Herteux: Die Freien Wähler: Eine Erfolgsgeschichte der Demokratie. Erich von Werner Verlag, Karbach 2023, ISBN 978-3-948621-88-9, S. 116 ff.
  17. Satzung der organisierten Wählergruppe (PDF; 414 kB) "FW Freie Wähler Bayern e. V. - FW Freie Wähler" vom 7. Juni 1997.
  18. Abgrenzung siehe Friedrich-Ebert-Stiftung: Wegbeschreibung für die kommunale Praxis. Wahlen der Vertretungskörperschaften (Kommunales Wahlrecht 4; PDF; 92 kB), Januar 2001.
  19. HNAl.
  20. www.freie-waehler-deutschland.de.
  21. Ulrich Eith: Ideologiefreie Sachpolitik oder populistischer Protest? Freie Wähler auf Landes- und Bundesebene. In: Martin Morlok, Thomas Poguntke, Jens Walther (Hrsg.): Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative. Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-7052-9, S. 147–156, hier S. 147 f, 154 f.