Kreis Schwetz

ehemaliger preußischer Landkreis
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Der Kreis Schwetz war ein von 1818 bis 1920 bestehender preußischer Landkreis im Regierungsbezirk Marienwerder. Mit diesem gehörte er zur Provinz Westpreußen, zwischenzeitlich von 1829 bis 1878 zur Provinz Preußen. Er lag am westlichen Ufer der Weichsel in dem Teil von Westpreußen, der nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag 1920 an Polen fiel. Seine Kreisstadt war Schwetz. Von 1939 bis 1945 war der Kreis im vom Deutschen Reich besetzten Polen unter dem Namen Landkreis Schwetz (seit 1942 Landkreis Schwetz (Westpr.)) als Teil des neu eingerichteten Reichsgaus Danzig-Westpreußen nochmals errichtet. Heute liegt das ehemalige Kreisgebiet in der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Umrisse des Schwetzer Kreises um 1820, nach Friedrich Bernhard Engelhardt (1768–1854)
Der Kreis Schwetz auf einer Landkarte von 1890
Die Provinz Westpreußen 1919
  • Regierungsbezirk Danzig
  • Regierungsbezirk Marienwerder
  • Geschichte

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    Nach vorheriger Zugehörigkeit zum Deutschordensstaat[1] wurde die Region mit dem Gebiet des Kreises Schwetz 1466 Teil des autonomen Preußen Königlichen Anteils, das vom Orden abgefallen war und sich freiwillig unter die Schirmherrschaft der Polnischen Krone begeben hatte. Das Gebiet des Kreises Schwetz kam durch die erste polnische Teilung 1772 zu Preußen und gehörte bis 1818 zum Kreis Konitz, der damals den gesamten südlichen Teil von Pommerellen umfasste.[2] Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum neuen Regierungsbezirk Marienwerder der neuen Provinz Westpreußen. Im Rahmen einer umfassenden Kreisreform im Regierungsbezirk Marienwerder wurde zum 1. April 1818 der neue Kreis Schwetz gebildet. Er umfasste die Stadt und die Intendantur Schwetz, die Stadt und den größten Teil des Amtes Neuenburg, sechs Ortschaften der Intendantur Graudenz sowie 98 adlige Güter.[3] Sitz des Landratsamtes des neuen Kreises wurde die Stadt Schwetz.

    Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste das Kreisgebiet am 10. Januar 1920 an Polen abgetreten werden. Im Polnischen Korridor bestand das Kreisgebiet als Powiat Świecki (Schwetzer Kreis) fort.

    Nach dem Überfall auf Polen 1939 und der völkerrechtswidrigen Annexion des Territoriums durch das Deutsche Reich wurde der Kreis am 26. November 1939 Teil des neuen Regierungsbezirks Bromberg im neu gebildeten Reichsgau Westpreußen – später Danzig-Westpreußen. Seit dem 25. Juni 1942 trug der Landkreis den Namen Schwetz (Westpr.). Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 durch die Rote Armee besetzt und wieder Teil Polens. Soweit die deutschen Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus dem Kreisgebiet vertrieben.

    Bevölkerung

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    Die Einwohnerzahl des Kreises in ungefähren Zehnjahresabständen:

    Im Folgenden eine Übersicht[4] mit offiziellen Angaben zu Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:

    Jahr 1821 1831 1840 1852 1861 1871 1880 1890 1900 1910
    Einwohner 37.076 41.660 51.380 60.847 64.958 73.609 ? 78.487 82.815 89.712
    Evangelische
    Katholiken
    Juden
    18.223
    17.493
    00.340
    19.677
    20.448
    00.526
    24.786
    24.896
    00.693
    29.562
    29.172
    01.251
    31.059
    31.584
    01.426
    33.600
    37.728
    01.542
      32.473
    44.146
    01.242
    32.664
    48.550
    00.970
    35.916
    52.376
    00.719
    deutschsprachig
    zweisprachig
    polnischsprachig
      23.718

    17.942
      33.052

    27.795
    34.648

    30.310
        37.328
    01.132
    40.015
    37.021
    01.326
    44.428
    42.233
    02.673
    44.792

    Landräte

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    Kommunalverfassung

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    Der Kreis Schwetz gliederte sich in die Städte Neuenburg i. Westpr. und Schwetz, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke.

    Reichstagswahlen

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    Im Deutschen Reich bildete der Kreis Schwetz den Reichstagswahlkreis Marienwerder 5. Dieser Wahlkreis war bei allen Reichstagswahlen zwischen deutschen und polnischen Kandidaten umkämpft. Die jeweiligen Sieger setzten sich stets nur mit knappen Mehrheiten durch:[5]

    Städte und Gemeinden

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    1912 umfasste der Kreis Schwetz die beiden Städte Neuenburg i. Westpr. und Schwetz sowie 151 Landgemeinden:[6]

    • Adlig Salesche
    • Alt Jasnitz
    • Alt Marsau
    • Altfließ
    • Andreasthal
    • Bagniewo
    • Bechau
    • Biechowo
    • Blondzmin
    • Brachlin
    • Branitz
    • Brattwin
    • Bresin
    • Briesen
    • Bukowitz
    • Buschin
    • Butzig
    • Christfelde
    • Czemnik-Wenglarken
    • Deutsch Lonk
    • Deutsch Westphalen
    • Dragaß
    • Dritschmin
    • Drosdowo
    • Dubelno
    • Dulzig
    • Ehrenthal
    • Eibenhorst
    • Eichenhorst
    • Espenhöhe
    • Espenwerder
    • Flötenau
    • Franzdorf
    • Friedrichsdank
    • Fünfmorgen
    • Gatzki
    • Gellen
    • Gellenhütte
    • Grabowko
    • Groddeck
    • Groß Deutsch Konopath
    • Groß Kommorsk, Bauerndorf
    • Groß Kommorsk, Käthnerdorf
    • Groß Lonk
    • Groß Lubin
    • Groß Plochotschin
    • Groß Sanskau
    • Groß Sibsau
    • Groß Westphalen
    • Groß Zappeln
    • Gruppe
    • Grutschno
    • Hardenberg
    • Hasenau
    • Heinrichsdorf
    • Helenenfelde
    • Hilmarsdorf
    • Jeschewo
    • Jeziorken
    • Johannisberg
    • Julienfelde
    • Julienhof
    • Jungen
    • Jungensand
    • Junkerhof
    • Karlshorst
    • Klein Deutsch Konopath
    • Klein Kommorsk
    • Klein Lubin
    • Klein Plochotschin
    • Klein Sanskau
    • Klein Sibsau
    • Klein Taschau
    • Klein Zappeln
    • Kommerau
    • Königlich Glugowko
    • Königlich Salesche
    • Königsdank
    • Konschütz
    • Korritowo
    • Koselitz
    • Kossowo
    • Kranichsfelde
    • Kruposchin
    • Krusch
    • Kurland
    • Laski
    • Laskowitz Bahnhof
    • Lianno
    • Lichtenhain
    • Liedkesfelde
    • Linsk
    • Lipnitz
    • Lippink
    • Lonsk
    • Lonskipietz
    • Lowinneck
    • Lubau
    • Lubiewo
    • Lubsee
    • Ludwigsthal
    • Luschkowo
    • Maleschechowo
    • Michelau
    • Miedzno
    • Mischke
    • Montau
    • Mukrz
    • Neu Jaschinnitz
    • Neu Klunkwitz
    • Neu Marsau
    • Neuenburg i. Westpr., Stadt
    • Neunhuben
    • Neusaß-Treul
    • Nieder Sartowitz
    • Niedwitz
    • Osche
    • Oslowo
    • Prust
    • Richlawo
    • Roschanno
    • Rudtken
    • Sadrosch
    • Sandberg
    • Schellenschin
    • Schiroslaw
    • Schirotzken
    • Schönau
    • Schwekatowo
    • Schwetz, Stadt
    • Sdroje
    • Skrzinken
    • Skurzejewo
    • Sprindt
    • Suchau
    • Suchom
    • Sullnowko
    • Taschauerfelde
    • Topolinken
    • Topollno
    • Trempel
    • Treul
    • Tuschin
    • Udschitz
    • Unterberg
    • Waldau
    • Warlubien
    • Weide
    • Wentfin
    • Wiersch
    • Wilhelmsmark
    • Wintersdorf
    • Zielonka

    Gutsbezirke

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    Zum Kreis gehörten außerdem folgende 85 Gutsbezirke (Stand vom 1. Januar 1908):[7]

    • Adlig Salesche
    • Bankau
    • Bellno
    • Berlinchen
    • Biechowko
    • Bremin
    • Briesen
    • Bromke
    • Bucheck
    • Buddin
    • Bülowsheide, Oberförsterei
    • Bukowitz
    • Charlottenthal
    • Deutsch Okonin
    • Dulzig
    • Dziki
    • Dzikow
    • Ebensee
    • Eichenhorst
    • Eschendorf
    • Falkenhorst
    • Gawronitz
    • Gellen
    • Golluschütz
    • Grabowo
    • Groddeck
    • Groß Plochotschin
    • Groß Sibsau, Vorwerk
    • Grünfelde, Oberförsterei
    • Gruppe
    • Gruppe, Truppenübungsplatz
    • Hagen, Oberförsterei
    • Hasenau
    • Hutta
    • Jaszcz
    • Junkerhof
    • Kawentschin
    • Klunkwitz
    • Koslowo
    • Laschewo
    • Laskowitz, Gutsbezirk
    • Lindenbusch, Oberförsterei
    • Lippinken
    • Louisenhof
    • Lowin
    • Lowinneck
    • Lubochin
    • Luschkowko
    • Luschkowo
    • Marienfelde
    • Marienhöhe
    • Mendenau
    • Milewo
    • Morsk
    • Neuenburg, Gut
    • Ober Sartowitz
    • Osche, Oberförsterei
    • Parlin
    • Piskarken
    • Poledno
    • Polnisch Konopath
    • Pulkau, Forst
    • Pulko
    • Rasmushausen
    • Rehberg, Oberförsterei
    • Rohlau
    • Rowinitza
    • Sauermühle
    • Schewinko
    • Schiroslawek
    • Schwenten
    • Simkau
    • Skarszewo
    • Splawie
    • Stanislawie
    • Sternbach
    • Stonsk
    • Sullnowo
    • Supponin
    • Surawermühle
    • Taschau
    • Udschitz
    • Warlubien
    • Wirry
    • Wontrobowo

    Landkreis Schwetz im besetzten Polen 1939–1945

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    Reichsgau Danzig-Westpreußen (August 1943)

    Verwaltungsgeschichte

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    Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurden 1939 die Städte Neuenburg (Weichsel) und Schwetz (Weichsel) der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr.

    Landräte

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    • 1941000Rampf (kommissarisch)
    • 1941–00Karl Rüsch

    Ortsnamen

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    Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte. Durch die Anordnung betreffend Änderung von Ortsnamen des Reichstatthalters in Danzig-Westpreußen vom 25. Juni 1942 wurden mit Zustimmung des Reichsministers des Innern alle Ortsnamen germanisiert, entweder in der Form von 1918 oder als lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:

    • Dritschmin → Dretz
    • Brosowo → Brosau
    • Bukowitz → Hasenmühl
    • Grutschno → Grützen
    • Jeschewo → Jeschau
    • Lianno → Linne (Westpr.)
    • Luschkowko → Luschkau
    • Neuenburg i. Westpr. → Neuenburg (Weichsel)
    • Prust → Prüst
    • Schirotzken → Schrotten
    • Schwekatowo → Schweike
    • Schwetz → Schwetz (Weichsel)
    • Warlubien → Warlieb
    • Plewno → Julienhof

    Literatur

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    • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, S. 58–67, Kreis Schwetz.
    • Michael Rademacher: Westpreußen – Landkreis Schwetz. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
    • Richard Wegner, Hans Maercker: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quellen bearbeitet.
      • Band I: Theil I und Theil II bis 1466, Louis Türk, Posen 1872 (Digitalisat).
        • Register zum ersten Bande, Theil I. und II.
          • Chronologisches Verzeichniss der benutzten Urkunden bis 1466, S. 388–424 (Digitalisat).
          • Alphabetisches Verzeichniss der Ortschaften Schwetzer Kreises in deutscher und polnischer Schreibweise, S. 425–436 (Digitalisat).
          • Personenregister, S. 437 (Digitalisat).
      • Band II: Eine polnische Starostei und ein preussischer Landrathskreis. Geschichte des Schwetzer Kreises 1466–1873. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins, Heft XVII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 1–81 (Digitalisat).
      • Band II, Theil II: Spezielle Ortgeschichte. In: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins.
        • Heft XVIII, Th. Bertling, Danzig 1880, S. 82–222 (Digitalisat).
        • Heft XIX, Danzig 1888, S. 223–597 (Digitalisat).
          • Anhang A: Resultat der Landesaufnahme im Jahre 1773. Viehstand, Aussaat, Heuerträge, S. 361–368 (Digitalisat).
          • Anhang B (Urkunden 15.–17. Jh.), S. 369–427 (Digitalisat).
          • Anhang C
    • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Aufl., Band 2, Berlin 1874, S. 54–55, Ziffer 9.
    • Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, S. 148–175.
    • A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 613–614.
    • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 460–473.
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    Einzelnachweise

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    1. Richard Wegner: Ein Pommersches Herzogthum und eine Deutsche Ordens-Komthurei. Kulturgeschichte des Schwetzer Kreises, nach archivalischen und anderen Quelle bearbeitet. Band I: Theil I und Theil II bis 1466, Louis Türk, Posen 1872, S. 7 ff.
    2. Johann Friedrich Goldbeck (Hrsg.): Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Band 2. Marienwerder 1789, S. 70 ff. (Digitalisat).
    3. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preußen. Justus Perthes, Gotha 1858, S. 354 (Digitalisat).
    4. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998, S. 112.
    5. Datenbank der Reichstagsabgeordneten (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)
    6. Gemeindeverzeichnis 1910 mit Einwohnerzahlen.
    7. Gemeindeverzeichnis Kreis Schwetz – territorial.de (Rolf Jehke, 2005):