Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1995

Wahl des 12. Landtags von Nordrhein-Westfalen
1990Landtagswahl
1995
2000
(in %)
 %
50
40
30
20
10
0
46,0
37,7
10,0
4,0
2,3
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1990
 %p
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
−4,0
+1,0
+5,0
−1,8
−0,2

Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai 1995 verlor die SPD nach 15 Jahren Alleinregierung ihre absolute Mehrheit im Landtag Nordrhein-Westfalens. Johannes Rau blieb Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. Die CDU legte mit einem Prozentpunkt leicht zu. Die Grünen verdoppelten ihr Ergebnis und stiegen in eine rot-grüne Koalition ein. Die FDP scheiterte (zum ersten Mal seit 1980) an der 5-%-Hürde und zog nicht in den 12. Landtag NRW ein.

   
Insgesamt 221 Sitze

Wahlkampf

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Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1995 fand vor dem Hintergrund der Bundestagswahl am 16. Oktober 1994 und der Landtagswahl in Hessen am 5. März 1995 statt. Durch beide war die jeweilig amtierende Regierungskonstellation bestätigt worden: Die Grünen hatte bei beiden Wahlen deutlich zugelegt, in Hessen erreichte die SPD indes das schlechteste Ergebnis seit 1946.

Herausragendes landespolitisches Thema im NRW-Wahlkampf war die Entscheidung über den Tagebau Garzweiler II. Die Grünen lehnten dieses Vorhaben strikt ab. Abgesehen von diesem Thema war der Wahlkampf ruhig. Die CDU thematisierte die Schulpolitik, Wirtschaftsförderung und innere Sicherheit, die SPD soziale Sicherheit und die Schaffung von Arbeitsplätzen.[1]

Die CDU hatte ihren Spitzenkandidaten Helmut Linssen in einer Urabstimmung bestimmt. 59,6 % der Mitglieder zogen ihn seinem Gegenkandidaten Norbert Lammert vor. Für die CDU NRW war es die erste Urabstimmung zur Kandidatenwahl. Spitzenkandidat der FDP war Achim Rohde, der bisherige Fraktionsvorsitzende der Liberalen.

Amtliches Endergebnis

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  • Wahlberechtigte: 13.041.964
  • Wähler: 8.353.056
  • Wahlbeteiligung: 64,05 %
  • Gültige Stimmen: 8.294.235
Stimmen
absolut
Anteil
in %
Wahl-
kreisbe-
werber
Direkt-
man-
date
Sitze
SPD 3.816.639 46,02 151 108 108
CDU 3.124.758 37,67 151 43 89
GRÜNE 830.861 10,02 151 24
FDP 332.634 4,01 151
REP 65.509 0,79 105
Graue 58.155 0,70 116
ÖDP 21.159 0,26 88
Naturgesetz 12.948 0,16 68
Tierschutz 9.936 0,12 28
DKP 6.008 0,07 47
PBC 5.777 0,07 20
Statt 3.034 0,04 10
RP 2.757 0,03 5
BüSo 850 0,01 10
CM 556 0,01 3
APD 516 0,01 2
Familie 273 0,00 1
UAP 152 0,00 3
Bewußtsein 103 0,00 2
HP 40 0,00 1
Einzelbewerber 1570 0,02 9
Total 8294235 1122 151 221

Die SPD gewann 108 Wahlkreise direkt und erhielt neun Überhangmandate. Dafür erhielten die CDU acht und die Grünen drei Ausgleichsmandate, so dass sich die Gesamtzahl der Abgeordneten auf 221 erhöhte.

Die neuen Mehrheitsverhältnisse beendeten die Alleinregierung der SPD und führten zur ersten rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, die bis Ende Mai 1998 von dem bisher amtierenden Ministerpräsidenten Johannes Rau geführt wurde, anschließend von Wolfgang Clement. Der Koalitionsvertrag ließ die endgültige Entscheidung über Garzweiler II bis zum Jahr 2000 offen und schrieb damit den Status quo fest, trotz Widerstands der Grünen gegen dieses Projekt. Auch innerhalb der SPD gab es Meinungsverschiedenheiten zu diesem Thema: Der damalige stellvertretende nordrhein-westfälische SPD-Landesvorsitzende Christoph Zöpel opponierte gegen das Projekt und sagte „Garzweiler II ist ein Anachronismus“,[2] der Gewerkschaftsflügel war jedoch entschieden dafür. Die Grünen scheiterten 1997 mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Genehmigung von Garzweiler II noch während dieser Legislaturperiode.[3]

Diese rot-grüne Koalition wurde rückblickend als Vorbild für die gleichfarbige Koalition im Bund ab 1998 gewertet.[4]

Siehe auch

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Literatur

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  • Forschungsgruppe Wahlen: Wahl in Nordrhein-Westfalen: eine Analyse der Landtagswahl vom 14. Mai 1995, Ausgabe 81 von Berichte der Forschungsgruppe Wahlen, 1996.
  • Ursula Feist, Hans-Jürgen Hoffmann: Die nordrhein-westfälische Landtagswahl vom 14. Mai 1995. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 27 Jg. (1996), Heft 2, Seite 257–271.
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Einzelnachweise

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  1. Holger Kaiser, Frederik A. Petersohn: Opposition im Landtag von Nordrhein-Westfalen: die CDU-Fraktion und der Braunkohlentagebau „Garzweiler II“ in der 12. Wahlperiode (1995–2000). 2007, ISBN 3825801675, Seite 39 Online
  2. Landtag intern 22 Seite 2, abgerufen auf www.landtag.nrw.de am 19. Mai 2010
  3. „Garzweiler II“ – Chronologie des Genehmigungsverfahrens (PDF; 81 kB), abgerufen auf www.bund-nrw.d am 18. Mai 2010
  4. Knut Bergmann: Der Bundestagswahlkampf 1998: Vorgeschichte, Strategien, Ergebnis, 2002, ISBN 3531137581, Seite 224 ff. Online