Leistenhaus

Straße in Joachimsthal, Brandenburg

Leistenhaus ist ein Wohnplatz der Stadt Joachimsthal im Landkreis Barnim (Brandenburg). Das Etablissement wurde 1819 errichtet und 1824 nach dem Bauherrn Leist benannt.

Leistenhaus
Koordinaten: 53° 0′ N, 13° 46′ OKoordinaten: 52° 59′ 35″ N, 13° 46′ 25″ O
Höhe: 66 m
Postleitzahl: 16247
Vorwahl: 033361

Leistenhaus liegt rd. 2,7 km Luftlinie in nordöstlicher Richtung vom Stadtkern von Joachimsthal entfernt. Es liegt nur wenige Meter vom Nordufer des Grimnitzsees entfernt am Joachimsthaler Hauptgraben, der hier den Grimnitzsee verlässt. 850 Meter nordnordöstlich liegt der Wohnplatz Bärendickte, ein altes Forsthaus. Etwa 700 Meter in nordöstlicher Richtung liegt der Dovinsee. Der Wohnplatz Leistenhaus liegt auf ca. 66 m ü. NHN. Leistenhaus ist über einen Abzweig von der L 239 Joachimsthal-Glambeck zu erreichen.

Geschichte

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Das Etablissement Leistenhaus wurde 1819 erbaut und 1824 benannt: Dem von dem Eigenthümer Leist zu Grimnitz, Angermündeschen Kreises, am Grimnitz-See beim sogenannten Aalkasten neu erbauten Etablissement, ist der Name Leistenhaus beigelegt worden. Potsdam, den 4ten Juni 1824.[1][2][3] Im Urmesstischblatt 3048 Joachimsthal von 1826 ist der Wohnplatz als Leisten verzeichnet. Nach Zühlke et al. soll ein Bauer Leist aus Grimnitz hier 1819 ein Wohnhaus für einen Angestellten errichtet haben, der ihm das Wild und das Weidevieh von seinem Ackerland vertreiben musste.[2]

Nach Manfred Feder soll das Leistenhaus aber bereits 1753 vom Soldaten Christian Friedrich Leist als Einzelgehöft angelegt worden sein.[4] Eine ähnlich lautende Angabe findet sich im Werk Die Schorfheide. Dort ist von einer Siedlerstelle die Rede, die dieser Soldat erhielt. Allerdings soll er bereits am 12. August 1759 in der Schlacht bei Kunersdorf gefallen sein.[5] Vermutlich kam der geplante Bau eines Wohnhauses durch diesen Soldaten nicht (mehr) zur Ausführung. Im Schmettauschen Kartenwerk von 1767/87 ist jedenfalls keine Siedlung an der betreffenden Stelle verzeichnet.[6] Nach der Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazu geschlagenen Landestheile von 1837 gehörte Leistenhaus Ludwig Leist.[7]

1840 bestand das Etablissement aus einem Wohnhaus mit acht Einwohnern.[8] Der Besitzer hieß 1845 Friedrich Heinrich August Leist. Er tauschte damals eine Forstfläche von 23 Morgen mit der Forstverwaltung.[9] Ein weiterer Parzellentausch fand 1848 statt zwischen dem Eigentümer Carl Ferdinand Leist, vermutlich nun der Sohn des oben genannten Leist, und dem Forst Grimnitz.[10] Nach der Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin von 1861 (Zahlen von 1858) war Leistenhaus ein Wohnhaus mit drei Wirtschaftsgebäuden und mit damals 17 Einwohnern.[11]

1856 wanderten zwei Brüder Busse, Carl Julius Adolph und Carl Louis Ferdinand von Leistenhaus nach Amerika aus.[12][13] Sie waren wohl die Söhne des damaligen Besitzers. 1871 hatte das Wohn- und Forsthaus Leistenhaus neun Einwohner.[14]

1873 erhielt der Besitzer die Konzession zum Betrieb einen Ziegelbrennofens in Leistenhaus. Der Ziegelbrennofen existierte bis mindestens 1893. 1897 umfasste das Gut Leistenhaus 38 ha. 1925 hatte Leistenhaus 13 Einwohner.

Nach Niekammer’s Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg von 1929 gehörte Leistenhaus einem Paul Schumann in Berlin. Er hatte vor Ort einen Verwalter namens von Zychlinski eingesetzt. Das Gut umfasste damals 80 ha, davon waren 48 ha Acker, 25 ha Wiesen und Weiden, 4 ha Wald und 3 ha Unland (Wege, Hof, Wasser). Auf dem Hof wurden 7 Pferde, 20 Kühe und 6 Schweine gehalten. Der Grundsteuerreinertrag war mit 524 Reichsmark angesetzt.[15] 1936/39 gehörte Leistenhaus einem Wilhelm Nagel.[16]

1946 umfasste das Gut 189 ha; der Besitzer wurde enteignet. In den 1950er Jahren war Leistenhaus Handwerkerheim und ab den 1960er Jahren Ferienort. Leistenhaus ist heute Ferienanlage mit Gaststätte und Badestrand.[4]

Kommunale Geschichte

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Der Grund und Boden, auf dem Leistenhaus errichtet wurde, gehörte zum Amt Grimnitz, das 1839 aufgelöst wurde bzw. mit anderen Ämtern zum Rentamt Neustadt-Eberswalde zusammengefasst wurde. Der Grundzins musste also zu diesen Ämtern geleistet werden. Leistenhaus gehörte bis 1860 zum Gemeindebezirk Kolonie Joachimsthal, danach zum Gemeindebezirk Alt Grimnitz. 1872/74 wurden die Domänenämter aufgelöst und deren hoheitliche Aufgaben den Kreisen und neu gebildeten Amtsbezirken überwiesen. Leistenhaus ist unter dem Kommunalverband Alt-Grimnitz aufgeführt, der dem Amtsbezirk 17 Amt Joachimsthal des Kreises Angermünde zugeteilt wurde.[17] In der ... Revision und endgültige(n) Feststellung der Amtsbezirke in den Kreisen des Regierungsbezirks Potsdam betr. von 1881 ist Leistenhaus als Wohnplatz unter der Gemeinde bzw. dem Gemeindebezirk Grimnitz, Amtsbezirk 17 Amt Joachimsthal aufgeführt.[18] 1931 war Leistenhaus ein Wohnplatz von Alt Grimnitz. 1938 wurde Alt Grimnitz unter Beibehaltung des Namens als Gemeindeteil in die Stadt Joachimsthal eingemeindet. Seit 1938 ist Leistenhaus nun ein Wohnplatz der Stadt Joachimsthal.[3]

Auf höherer Verwaltungsebene gehörte Leistenhaus zum Kreis Angermünde der Provinz Brandenburg, der bis 1952 Bestand hatte. Danach wurde Joachimsthal dem Kreis Eberswalde zugeordnet, der 1993 mit den Kreisen Bernau und Bad Freienwalde zum Landkreis Barnim im 1990 neu gegründeten Land Brandenburg zusammengelegt wurde.

Einzelnachweise

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  1. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, 9. Stück, vom 27. Februar 1885, S. 142; Google Books
  2. a b Margot Schmidt, Werner Schmidt (Redaktion) / Autorenkollektiv: Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten Joachimsthal, Groß Ziethen, Eberswalde und Hohenfinow. Akademie-Verlag, Berlin 1980, S. 64 (Werte unserer Heimat. Heimatkundliche Bestandsaufnahme in der Deutschen Demokratischen Republik, Band 34).
  3. a b Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII: Uckermark. Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2, S. 572.
  4. a b Manfred Feder: Wandern in der Schorfheide: Touren durch eine ungewöhnliche Landschaft. 2. aktualisierte Auflage, Trescher Reihe Berlin-Brandenburg, Berlin 2005, S. 45; Google Books
  5. Erwin Buchholz, Ferdinand Coninx: Die Schorfheide: 700 Jahre Jagdrevier. DRW-Verlagsgesellschaft, 1969. 132 Seiten.
  6. Schmettaukarten (1767–1787). BrandenburgViewer.
  7. Königlich-Preußisches Kammergericht: Topographie der Untergerichte der Kurmark Brandenburg und der dazu geschlagenen Landestheile. Unter Aufsicht des Kammergerichts aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Ludwig Oehmigke, Berlin 1837, S. 148; Textarchiv – Internet Archive.
  8. August von Sellentin: Leistenshaus. XIII. Der Angermündesche Kreis, Nr. 88. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S. 245 (zlb.de).
  9. Tauschvertrag vom 15. Sept. 1845 mit dem Freigutsbesitzer Friedrich Heinrich August Leist in Leistenhaus über eine Grimnitzer Forstfläche von 23 Morgen. 1844–1846. Brandenburgisches Landeshausptarchiv – Online-Recherche.
  10. Tauschvertrag vom 25. Apr. 1848 mit dem Eigentümer Carl Ferdinand Leist in Leistenhaus über eine Parzelle von 19 Morgen gegen 12 Morgen Grimnitzer Forstland auf Kaufkontrakt mit demselben über den Holzbestand auf der Parzelle von 19 Morgen. 1846–1848. Brandenburgisches Landeshausptarchiv – Online-Recherche.
  11. Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1861, S. 66–67. 276 S., Google Books
  12. Busse, Carl Julius Adolph: Auswanderung nach Amerika. Konsens vom 14.06.1856. Geburtsdatum: 13.05.1831, Beruf: Kaufmann, Wohnort: Leistenhaus, Kr. Angermünde. Brandenburgisches Landeshausptarchiv – Online-Recherche.
  13. Busse, Carl Louis Ferdinand: Auswanderung nach Amerika. Konsens vom 19.06.1856. Geburtsdatum: 01.12.1838, Beruf: Kaufmann, Wohnort: Leistenhaus, Kr. Angermünde. Brandenburgisches Landeshausptarchiv – Online-Recherche.
  14. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. II. Provinz Brandenburg. Verlag der Königlichen Statistischen Bureaus (Dr. Engel), Berlin 1873, S. 18 (Fußnote unter Nr. 32 Dorf Altgrimnitz). Google Books
  15. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, Ludwig Hogrefe (Hrsg.): Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg: Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, des Viehbestandes, der eigenen industriellen Anlagen und Fernsprechanschlüsse, Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Post-, Telegraphen- und Eisenbahnstationen und deren Entfernung vom Gute, der Land- und Amtsgerichte, einem alphabetischen Orts- und Personenregister, einem Verzeichnis der wichtigsten staatlichen Behörden und Dienststellen, der landwirtschaftlichen Vereine und Körperschaften. 4. vermehrte und verbesserte Auflage. Verlag von Niekammer’s Adressbüchern, Leipzig 1929, S. 9 (Niekammer’s Güter-Adressbücher Band VII). 464 S.
  16. Wilhelm Nagel, Leistenhaus bei Joachimsthal. 1936–1938. Brandenburgisches Landeshausptarchiv – Online-Recherche.
  17. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Beilage zum 24. Stück des Amtsblattes vom 12. Juni 1874, separate Paginierung, S. 1–5 (Kreis Angermünde). Google Books
  18. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Extra-Beilage zum 47. Stück des Amtsblatts, vom 25. November 1881, S. 29; Textarchiv – Internet Archive.