Leo Gabriel (Philosoph)

österreichischer Philosoph

Leo Gabriel (* 11. September 1902 in Wien; † 15. Februar 1987 ebenda) war ein österreichischer Philosoph, bekannt durch sein integrativ-ganzheitliches Denken und seine Förderung des Dialogs zwischen Christen und Marxisten.

Leben und Werk

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Leo Gabriel wurde 1902 in Wien geboren. Er maturierte in Graz und studierte in Innsbruck bei Alois Gatterer, SJ,[1] dann in Wien bei Heinrich Gomperz. Hier wurde sein Denken besonders durch die Begegnung mit Moritz Schlick angeregt. Im April 1929 trat Gabriel der KÖHV Nordgau Wien bei.[2] Von 1932 bis 1948 war er als Gymnasiallehrer für Philosophie und Geschichte tätig, während der Zeit des Ständestaats auch im Volksheim Ottakring, wobei seine Rolle in dieser Institution heute zum Teil sehr kritisch gesehen wird[3]. 1947 habilitierte er sich für Philosophie bei Alois Dempf und wurde Lehrbeauftragter an der Universität Wien, wo er 1950 außerordentlicher und 1951 ordentlicher Professor wurde. Entgegen einer anderslautenden Behauptung von Renate Lotz-Rimbach[4] war er jedoch nicht Rektor dieser Universität: Die Autorin verwechselte ihn mit dem Theologen Johannes Gabriel.[5] 1965 erschien sein Hauptwerk, die „Integrale Logik“.

1968 war Leo Gabriel Präsident des XIV. Internationalen Kongresses für Philosophie, der in Wien abgehalten wurde. 1972 erfolgte die Emeritierung, 1973 fungierte er als Präsident des XV. Internationalen Kongresses für Philosophie in Warna. Diese beiden philosophischen Konferenzen waren bedeutende Orte des internationalen Dialogs zwischen West und Ost, welcher dann vom Universitätszentrum für Friedensforschung unter Rudolf Weiler fortgesetzt wurde. Nach dem Urteil einiger Reformkommunisten der Wendezeit spielte das ganzheitlich-logische Denken Leo Gabriels eine wichtige Rolle für das Aufkommen von Glasnost und Perestrojka sowie für die Wende in den Oststaaten. 1987 starb Leo Gabriel im 85. Lebensjahr in Wien.

Nähe zum Faschismus

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Leo Gabriel wird in teils sehr kritischer Betrachtung die Nähe zum erzkonservativen Katholizismus einerseits und zum Faschismus – speziell zum Austrofaschismus – andererseits zugeschrieben[6]. Dies geschieht durchweg aufgrund seiner Veröffentlichungen und seines Wirkens, besonders im Ständestaat Österreichs zwischen 1933 und 1938, im Umfeld von Oswald Menghin. An die Universität Wien schrieb er sich mit den Angaben zur Muttersprache „deutsch“ und zur Volkszugehörigkeitarisch’ ein[7].

Leo Gabriel jun.

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Sein Sohn, Leo Gabriel jun., gilt als Kenner Lateinamerikas, Linker, Journalist, Mitinitiator des Austrian Social Forum, der sich als Unterstützer der Palästinenser häufig kontrovers und kritisch zu den Themen Naher Osten, Palästina, Israel bekundet[8].

  • Nikolaus von Kues, Kardinal: Philosophisch-theologische Schriften (Hrsg.: Leo Gabriel, lat. u. dt.) WBG, Sonderausg., Darmstadt 2014. Übers. u. kommentiert von Dietlind u. Wilhelm Dupré, Bd. 1, Herder, Wien 1964; Bd. 2 1966, Bd. 3 1967.
  • Existenzphilosophie. Kierkegaard, Heidegger, Jaspers, Sartre. Dialog der Positionen. Herold, Wien [u. a.] 1968.
  • Philosophie in Österreich. Als Beitrag zum XIV. Internationalen Kongreß für Philosophie in Wien, 2. – 9. September 1968, [Hrsg.], Österr. Bundesverl. für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1968.
  • Integrale Logik: die Wahrheit des Ganzen. Herder, Wien 1965
  • Vom Sinn des Ganzen. Österr. Bundesverlag, Wien 1962.
  • Mensch und Welt in der Entscheidung. Herder, Wien 1961. (Spanisch: Hombre y mundo en la encrucijada, Madrid 1963.)
  • Existenzphilosophie. Von Kierkegaard bis Sartre. Herold, Wien 1951.
  • Logik der Weltanschauung. Pustet, Graz 1949.
  • Vom Brahma zur Existenz. Herold, Wien 1949
  • Der Gottesbegriff Plotins. Dissertation, Wien 1928.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Deutsche Biographie: Gatterer, Alois - Deutsche Biographie. Abgerufen am 9. Juni 2023.
  2. Die Ehrenmitglieder, Alten Herren und Studierenden des CV, des Cartell-Verbandes der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen. 1931, S. 662.
  3. "Leo Gabriel sen. war Klerikalfaschist, d. h., er stand ein großes Stück weiter rechts (...)", Quellen: [1], 16. Februar 2009, und [2], Webzugriff 21. Februar 2009
  4. Renate Lotz-Rimbach: Zur Biografie Leo Gabriels. Revision und Ergänzung der Selbstdarstellung eines Philosophen und Rektors der Universität Wien, in: Zeitgeschichte Nr. 6/2004, S. 387
  5. Liste der Rektoren der Universität Wien seit 1900
  6. Immerhin war Gabriel Verfasser von „Führertum und Gefolgschaft“, einer „Hetzschrift gegen Liberalismus, Demokratie und Sozialismus, deren Ausführungen zum Führerprinzip durchaus auch als nazi-kompatibel lesbar sind.“ Quelle: Renate Lotz-Rimbach: Zur Biografie Leo Gabriels. Revision und Ergänzung der Selbstdarstellung eines Philosophen und Rektors der Universität Wien, in: Zeitgeschichte Nr. 6/2004, S. 374; Webquelle Österreichische Hamas-Unterstützer und die „Endlösung der Judenfrage“, 16. Februar 2009, und Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich, Österreichische Hamas-Unterstützer und die „Endlösung der Judenfrage“, von Karl Pfeifer, Webzugriff 21. Februar 2009
  7. „Bei der ersten Vortragsreihe der Hochschulerziehungslager, welche unter dem Oberbegriff ‘Rasse’ steht, spricht nach dem Eröffnungsvortrag des Rektors Oswald Menghin („Blut und Geist“) und dem Referat des Dozenten und späteren Universitätsprofessors Eric Voegelin („Rassenfrage“), Leo Gabriel sen. über „Die Judenfrage“. Leo Gabriel verwendet bei seiner Einschreibung im Nationale der Universität Wien für „Muttersprache“ den Begriff „deutsch“ aber für „Volkszugehörigkeit“ weder den Begriff „deutsch“ oder „österreichisch“ wie ca. 90 % aller Studierenden das tun, sondern den Begriff ‘arisch’ oder ‘Arier’.“ Quelle: Renate Lotz-Rimbach: Zur Biografie Leo Gabriels. Revision und Ergänzung der Selbstdarstellung eines Philosophen und Rektors der Universität Wien, in: Zeitgeschichte Nr. 6/2004, S. 387; siehe auch Michael Siegert: Mit dem Browning philosophiert. Der Mord an Moritz Schlick am 22. Juni 1936; in: FORVM, Heft 331/332 - Juli/August 1981; Renate Lotz-Rimbach: Mord verjährt nicht. Psychogramm eines politischen Mordes, in: Moritz Schlick, Stationen. Moritz Schlick Studien Band I, Springer, Wien, New York; Webquelle [3], 16. Februar 2009, und [4], ebenda, von Karl Pfeifer, Zugriff 21. Februar 2009
  8. Siehe: [5] und [6], Webzugriff 21. Februar 2009
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