Les Fantômes (2024)
Les Fantômes (im Deutschen auch Die Schattenjäger, internationaler englischsprachiger Titel Ghost Trail) ist ein Thriller von Jonathan Millet. In dem Film sucht ein von Adam Bessa gespielter Syrer, der im Exil lebt, nach dem Mann, der ihn im Gefängnis gefoltert hat. Les Fantômes feierte im Mai 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes seine Premiere, wo Millet für die Caméra d’Or nominiert war. Der Kinostart in Frankreich erfolgte Anfang Juli 2024. Ende Februar 2025 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.
Film | |
Titel | Les Fantômes |
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Produktionsland | Frankreich, Belgien, Deutschland |
Originalsprache | Arabisch, Französisch |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Länge | 106 Minuten |
Stab | |
Regie | Jonathan Millet |
Drehbuch | Jonathan Millet |
Produktion | Pauline Seigland |
Musik | Yuksek |
Kamera | Olivier Boonjing |
Schnitt | Laurent Sénéchal |
Besetzung | |
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Handlung
BearbeitenNachdem Hamid einige Zeit im Gefängnis war und dort gefoltert wurde, wird er eines Tages im Jahr 2014 von syrischen Soldaten gemeinsam mit einigen anderen Menschen in einem Lastwagen in die Wüste gefahren, wo man sie ihrem Schicksal überlässt. Die Soldaten glauben, sie würden dort sterben, Hamid jedoch tut das nicht.
Zwei Jahre später lebt Hamid in Straßburg und wartet auf die Genehmigung seines Asylantrags in Deutschland. Er ist Teil eines Untergrundnetzwerks von Syrern, die flüchtige Kriegsverbrecher und Handlanger des Assad-Regimes durch Europa verfolgen und sie den örtlichen Behörden zur Verhaftung und Verurteilung übergeben. Seiner Mutter gegenüber, die in einem Flüchtlingslager in Beirut lebt, behauptet Hamid in seinen wöchentlichen Videochats, in Berlin zu studieren.
Von Yara, die in Syrien Medizin studiert hat, aber in Straßburg eine Schneiderei betreibt, erhält er einen Hinweis über den Aufenthaltsort von Sami Hanna, der Mann, der Hamid und andere zivile Häftlinge im Sednaya-Gefängnis jede Woche aufs Neue brutal geschlagen hat. Unter dem Namen Harfaz studiert dieser in Straßburg Chemie.[1][2][3]
Produktion
BearbeitenFilmstab und Besetzung
BearbeitenRegie führte Jonathan Millet, der gemeinsam mit Florence Rochat auch das „von wahren Begebenheiten inspirierte“ Drehbuch schrieb.[2] Nach seinem Philosophiestudium begab sich Millet auf eine lange Reise in ferne Länder und fotografierte in über fünfzig davon. Später drehte er mehrere narrative Kurzfilme, darunter And Still We Walk On, und Dokumentarfilme. Les Fantômes ist sein erster Spielfilm.[4] Elemente des Films sind Millets eigener Lebensgeschichte entnommen. Der 1985 in Paris geborene Regisseur lebte mit 20 Jahren etwas mehr als ein Jahr in Aleppo und begann, Arabisch zu lernen.[4][5] Der dortige Krieg hatte noch nicht begonnen. Als dieser ein paar Jahre später ausbrach, hatten ihm Freunde Bild- und Filmmaterial aus dem zerstörten Aleppo zukommen lassen. Sie flohen nach Istanbul, wo er sie mehrmals besuchte, und später nach Deutschland.[6]
Der französisch-tunesische Schauspieler Adam Bessa, bekannt aus Filmen wie Tyler Rake: Extraction 2 von Sam Hargrave und Mé el Aïn von Meryam Joobeur, ist in der Rolle von Hamid zu sehen. Der Palästinenser Tawfeek Barhom spielt seinen Folterer Harfaz.[7] Die österreichische Schauspielerin Julia Franz Richter, bekannt aus Filmen wie Ein ganzes Leben und Bosnischer Topf, ist in der Rolle von Nina zu sehen, die Hamid bei seinem Asylverfahren betreut.[1] Hala Rajab spielt Yara, die ebenfalls aus Syrien flüchtete, nun in Straßburg eine Schneiderei betreibt und Hamid auf die Spur seines Peinigers führt.[2] Safiqa El Till spielt Hamids Mutter.
Filmförderung und Dreharbeiten
BearbeitenDer Film erhielt von der Deutsch-Französischen Förderkommission eine Projektfilmförderung in Höhe von 220.000 Euro, vom Medienboard Berlin-Brandenburg eine Produktionsförderung in Höhe von 100.000 Euro und von Eurimages 320.000 Euro.[8][9] Weitere Förderungen kamen von den französischen Regionen Grand Est, Bretagne und Nouvelle-Aquitaine.[7]
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 2023 in Straßburg und in Jordanien statt.[7] Als Kameramann fungierte der Belgier Olivier Boonjing, der zuletzt für den Film Le Paradis von Zeno Graton tätig war.
Filmmusik, Marketing und Veröffentlichung
BearbeitenDie Filmmusik komponierte DJ Yuksek. Das Pseudonym des als Pierre-Alexandre Busson geborenen Elektro-Pop-Musikers ist das türkische Wort für „hoch“. Als Komponist war er zuletzt unter anderem für die Fernsehserie In Therapie, die Filmkomödie La cour des miracles von Carine May und Hakim Zouhani und den Dokumentarfilm Bonnie von Simon Wallon tätig.[10] Das Soundtrack-Album für Les Fantômes wurde zum Kinostart des Films in Frankreich von Discrete als Download veröffentlicht.[11]
Die Premiere des Films erfolgte am 15. Mai 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes, wo er als Eröffnungsfilm der Semaine de la critique gezeigt wurde.[12] Zu dieser Zeit wurde auch der erste Trailer vorgestellt.[13] Der Kinostart in Frankreich erfolgte am 3. Juli 2024.[14] Im August 2024 wurde der Film beim Melbourne International Film Festival vorgestellt.[15] Im September 2024 wurde er bei der Filmkunstmesse Leipzig und beim Vancouver International Film Festival vorgestellt.[16][17] Im Oktober 2024 wurde er beim London Film Festival und beim Chicago International Film Festival gezeigt[18][19] und im November 2024 beim Internationalen Filmfestival von Stockholm. Im Januar 2025 wird Ghost Trail beim Palm Springs International Film Festival gezeigt.[20] Am 27. Februar 2025 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.[21]
Rezeption
BearbeitenKritiken
BearbeitenVon den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind alle positiv.[22]
Michael Meyns, Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, bemerkt in seiner Kritik, in gewisser Weise habe die Geschichte Jonathan Millets Debütfilm Der Schattenjäger überholt, da der syrische Diktator Baschar al-Assad entmachtet wurde, doch die Qualitäten des Dramas würden nicht in seiner Aktualität liegen, sondern in seiner Universalität, mit der zeitlose Fragen über Rache, Sühne und dem Versuch, nach grausamen Erlebnissen wieder ein normales Leben zu führen verhandelt werden. Auch wenn Die Schattenjäger wie ein Thriller beginnt, habe sich Millet zum Glück für einen anderen Schwerpunkt entschieden. Immer stärker würden die psychischen Folgen angedeutet, die Hamid nicht nur durch die erlittene Folter mit sich trägt, sondern vor allem auch dadurch, dass er sein Leben komplett auf den Wunsch nach Rache ausgelegt hat. So entwickele sich der anfängliche Polit-Thriller hin zu einer tragischen Erzählung, die am Ende weit über den Syrien-Konflikt hinausweist. Unweigerlich müsse man angesichts des Themas an den Nazi-Jäger Simon Wiesenthal denken, der nur knapp den Holocaust überlebte und den Rest seines Lebens dem Aufspüren von Tätern widmete.[23]
Auszeichnungen
BearbeitenChicago International Film Festival 2024
- Nominierung im New Directors Competition[19]
El Gouna Film Festival 2024
- Auszeichnung als Bester Spielfilm
- Auszeichnung als Bester Schauspieler (Adam Bessa)[24]
Internationale Filmfestspiele von Cannes 2024
- Nominierung für die Caméra d’Or (Jonathan Millet)
Internationales Filmfestival von Stockholm 2024
- Nominierung im Wettbewerb[25]
Lisboa Film Festival 2024
- Auszeichnung mit dem Revelation Award im Discoveries Competition[26]
Louis-Delluc-Preis 2024
- Auszeichnung als Bester Debütfilm[27]
Weblinks
Bearbeiten- Les Fantômes bei IMDb
- Les Fantômes bei crew united
- Les Fantômes / Ghost Trail im Programm der Semaine de la critique der Internationalen Filmfestspiele von Cannes (englisch)
- Les Fantômes – Trailer der Semaine de la critique der Internationalen Filmfestspiele von Cannes bei YouTube (Video, Französisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Jessica Kiang: 'Ghost Trail' Review: Adam Bessa Electrifies a Tense Refugee Revenge Thriller. In: Variety, 16. Mai 2024.
- ↑ a b c Jon Frosch: 'Ghost Trail' Review: A Tense, Terrifically Acted Thriller About Syrian Exiles in France. In: The Hollywood Reporter, 15. Mai 2024.
- ↑ Audrey Fox: Cannes Film Festival Review: Jonathan Millet’s 'Ghost Trail'. In: vaguevisages.com, 23. Mai 2024.
- ↑ a b Jonathan Millet. In: semainedelacritique.com. Abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Isaac Barbat: Les Fantômes: présenté à Cannes, l’un des meilleurs thrillers de l’année est à découvrir au cinéma. In: allocine.fr, 3. Juli 2024. (Französisch)
- ↑ Frédéric Mercier: About Ghost Trail. In: semainedelacritique.com. Abgerufen am 5. Juli 2024.
- ↑ a b c Fabien Lemercier: Shooting imminent on Jonathan Millet’s 'Les Fantômes'. In: cineuropa.org, 28. Juni 2023.
- ↑ Förderentscheidungen Film 2023. In: medienboard.de. Abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Eurimages apoya en su primera reunión del año tres producciones con participación española. In: audiovisual451.com, 3. April 2024. (Spanisch)
- ↑ Yuksek. In: laut.de. Abgerufen am 6. Juli 2024.
- ↑ 'Ghost Trail': Soundtrack Released. In: filmmusicreporter.com, 4. Juli 2024.
- ↑ Les Fantômes / Ghost Trail. In: semainedelacritique.com. Abgerufen am 21. Mai 2024.
- ↑ Les Fantômes. In: allocine.fr. Abgerufen am 21. Mai 2024. (Französisch)
- ↑ Diplômés au générique / sortie du 3 juillet 2024. In: femis.fr, 2. Juli 2024. (Französisch)
- ↑ Ghost Trail. In: miff.com. Abgerufen am 12. Juli 2024.
- ↑ Filme auf der 24. Filmkunstmesse Leipzig 2024. In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 2. August 2024. (PDF; 544 KB)
- ↑ Ghost Trail. In: viff.org. Abgerufen am 12. September 2024.
- ↑ Ghost Trail. In: bfi.org. Abgerufen am 4. September 2024.
- ↑ a b International competitions announced for 60th #ChiFilmFest. In: chicagofilmfestival.com, 20. September 2024.
- ↑ Ghost Trail. In: psfilmfest.org. Abgerufen am 30. November 2024.
- ↑ Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 21. Dezember 2024.
- ↑ Ghost Trail. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 4. Juni 2024.
- ↑ Michael Meyns: Die Schattenjäger. In: programmkino.de. Abgerufen am 22. Dezember 2024.
- ↑ Rafa Sales Ross: French Thriller About Syrian Exiles 'Ghost Trail' Wins Top Prize at El Gouna Film Festival. In: Variety, 1. November 2024.
- ↑ Ghost Trail. In: stockholmfilmfestival.se. Abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ LEFFEST Awards 2024. In: leffest.com, 16. November 2024.
- ↑ Fabien Lemercier: 'Misericordia' wins the Louis-Delluc Prize. In: cineuropa.org, 4. Dezember 2024.