Linden-Museum

Völkerkundemuseum in Stuttgart
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Das Linden-Museum in Stuttgart am Hegelplatz ist ein staatliches Museum für Völkerkunde. Das Museum wird vom Land Baden-Württemberg getragen; die Landeshauptstadt Stuttgart beteiligt sich zur Hälfte an der Finanzierung. Es gehört zu den größten Völkerkundemuseen in Europa. Insgesamt beherbergt das Museum rund 160.000 Kunst-, Ritual- und Alltagsobjekte aus Afrika, Nord- und Lateinamerika, dem Islamischen Orient, Süd- und Südostasien, Ostasien sowie Ozeanien. Präsentiert werden Sonder- und Dauerausstellungen. Direktorin des Museums ist Ines de Castro. Das Budget des Museums lag 2008 bei 3,95 Millionen Euro.[1]

Linden-Museum Stuttgart. Staatliches Museum für Völkerkunde

Das Linden-Museum (2019)
Daten
Ort Stuttgart, Deutschland
Art
Völkerkundemuseum
Architekt Bihl & Woltz, Georg Eser
Eröffnung 28. Mai 1911
Besucheranzahl (jährlich) 115.000 (2014) [2]
Leitung
Website
ISIL DE-MUS-129413

Geschichte

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Graf Karl von Linden, Namensgeber des Linden-Museums Stuttgart

Führende Wirtschaftsvertreter aus der Region Stuttgart gründeten 1882 die KolonialgesellschaftWürttembergischer Verein für Handelsgeographie und Förderung Deutscher Interessen im Ausland e. V.“ (später Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde zu Stuttgart e. V.) mit dem Ziel der Förderung von Erdkunde, Wirtschaft und Kultur. Der Name des Museums geht auf den Vorsitzenden des Vereins, Graf Karl von Linden (1838–1910), zurück, der jedoch vor der Einweihung verstarb.[2] Das gastliche Haus des Grafen war damals einer der Mittelpunkte des geistigen Lebens in Stuttgart. Im Jahre 1889 wandelte Linden das daraus hervorgegangene so genannte Handelsgeographische Museum in der Gewerbehalle in ein auf wissenschaftlichen Grundsätzen basierendes Völkerkundemuseum um. Maßgebliche finanzielle Beiträge zum Aufbau der Sammlung leistete auch der letzte württembergische König Wilhelm II.

Das noch heute genutzte neoklassizistische Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten Georg Eser[3] gemeinsam mit der Stuttgarter Architektensozietät Bihl & Woltz[4] im Jahr 1911, nach rund 18 Monaten Bauzeit, fertiggestellt und am 28. Mai 1911 eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt zählten die Sammlungen bereits rund 63.000 Objekte.

Über 60 Jahre wurde das Museum privat durch den Betreiberverein geführt. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart übernahmen 1973 die öffentliche Trägerschaft für das Linden-Museum als Staatliches Museum für Völkerkunde. Die Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde zu Stuttgart e. V. als Förderverein des Linden-Museums leistet weiterhin erd- und völkerkundlichen Vermittlungsarbeit.

Inhaltliche Ausrichtung ab 2000

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Bodhisattva Padmapani, Kashmir 10. Jh.

Das Linden-Museum zeigt die kulturelle Vielfalt, erschließt kulturelle Kontexte und erklärt deren gesellschaftliche Relevanz. Es behandelt Grundthemen der Menschheit wie Gesellschaft, Identität, Kulturwandel oder Glaubensvorstellungen. Das Museum versteht sich als Ort für das interkulturelle Lernen und die Begegnung mit anderen Kulturen. Begleitprogramme wie Workshops, Vorträge, Konzerte, Vorführungen von Tanz bis Zeremonie, Filme, Thementage, Kinderveranstaltungen und Spezialführungen ergänzen das Ausstellungsangebot. Für Schulen und Kindergärten sowie die Erwachsenenbildung gibt es ausdifferenzierte Führungsprogramme.

 
Idia-Elfenbeinanhänger, Edo / Benin, um 1500. Bis 2022 in der Afrika-Sammlung des Linden-Museums Stuttgart

2014 hatte das Linden-Museum den größten Zuwachs an Besuchern aller Stuttgarter Museen, mit 115.250 Besuchern (+11,20 % gegenüber 2013), wozu insbesondere die Sonderausstellung über die Inka beigetragen hat.[5]

Neubauprojekt

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Für ein Neubauprojekt wurde schon im Jahre 2012 entschieden. Der Standort war allerdings nicht sicher und das Projekt wurde darum zunächst verworfen. Projektpläne aus dem Juli und August 2019 wurden Ende Februar 2020 vorgestellt. Die Entwürfe stammen von den Architekten Francesca Depfenhart und Jan Moritz Bortt und sollen in Stuttgart-Mitte entstehen. Es ist geplant, dass die Neubaugebäude aus zwei Stockwerken bestehen sollen.[6][7]

Ausstellungen und wissenschaftliche Arbeit

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Initiative für ethnologische Sammlungen

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Das Linden-Museum Stuttgart verfügt über die größte Kamerun-Sammlung in Deutschland. Diese umfasste insgesamt 16.670 Inventarnummern, von denen 2023 noch 8871 im Bestand waren.[8] Das Linden-Museum, wie auch das ethnologische Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg, gestalten ihre Einrichtungen um. Als erstes werden die Afrika-Abteilungen neu konzipiert. Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt diesen Wandel von 2018 bis 2022 mit jeweils 1 Mio. Euro. Mit diesen Geldern sollen

  • neue Wege in der Kooperation mit den Herkunftsländern und in der Provenienzforschung, sowie
  • neue Formen der musealer Präsentation und der Öffnung gegenüber der lokalen Gesellschaft

entwickelt werden.[9]

Forschungsprojekte

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Das Museum ist Partner in nationalen und internationalen Forschungsprojekten: „Schwieriges Erbe – zum museologischen und wissenschaftlichen Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen“ (2016–2018)[10], EU-Projekt „SWICH – Sharing a World of Inclusion, Creativity and Heritage“ (2014–2018), „Mensch-Ding-Verflechtungen in indigenen Gesellschaften: intra- und transkulturelle Prozesse objektbasierten Wissensaustauschs in den Guyanas“ (2014–2017), „Khurasan – Land des Sonnenaufgangs“ (2014–2017). Ferner betreibt das Linden-Museum Stuttgart Provenienzforschung zur NS-Zeit (2016/17).

Sonderausstellungen

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Neben Dauerausstellungen zu außereuropäischen Kulturen zeigt das Museum regelmäßig Sonderausstellungen, darunter:

  • „Weltsichten“ – Große Landesausstellung 2011 (17. September 2011 bis 8. Januar 2012)
  • Māori – Die ersten Bewohner Neuseelands“ (1. April – 14. Oktober 2012)[11]
  • „Entdeckung Korea! – Schätze aus deutschen Museen“ (13. Oktober 2012 bis 13. Januar 2013)
  • Maya-Code“ (21. Dezember 2012 bis 2. Juni 2013)[12]
  • Julius Euting“ (13. Juli 2013 bis 11. Januar 2014)
  • Inka – Könige der Anden“ (12. Oktober 2013 bis 16. März 2014)[13]
  • Myanmar – Das Goldene Land“ (18. Oktober 2014 bis 17. Mai 2015)
  • „Die Welt des Schattentheaters“ (3. Oktober 2015 bis 10. April 2016)
  • Inro“ (19. März 2016 bis 29. Januar 2017)
  • „Oishii! Essen in Japan“ (15. Oktober 2016 bis 23. April 2017)
  • Hawai'i – Königliche Inseln im Pazifik“ (14. Oktober 2017 bis 13. Mai 2018)
  • Azteken“ (12. Oktober 2019 bis 3. Mai 2020)[14]
  • „Schwieriges Erbe: Linden-Museum und Württemberg im Kolonialismus – Eine Werkstattausstellung“ (16. März 2021 bis 8. Mai 2022)[15][16][17]
  • „Chapter Germany – Alltagserfahrungen Tübinger Studierender aus China“ (21. Januar 2022 bis 17. Juli 2022)[18]
  • „Ozeanien. Kontinent der Inseln“ (ab 9. April 2022)[19][20]
  • „Being in Place. Longing for Heritage in Yangoon, Myanmar“ (6. Mai 2022 bis 30. Oktober 2022)[21]
 
Königsmaske Peru, 4. Jh.

Direktoren

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Publikationen

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Abteilungsführer
  • Hermann Forkl: Abteilungsführer Afrika. Linden-Museum, Stuttgart 1989, DNB 900503289.
  • Ingrid Heermann: Abteilungsführer Südsee. Linden-Museum, Stuttgart 1989, DNB 901097675.
  • Johannes Kalter: Abteilungsführer Islamischer Orient. Linden-Museum, Stuttgart 1987, DNB 881134481.
  • Gerd Kreisel: Abteilungsführer Südasien. Linden-Museum, Stuttgart 1987, DNB 890209014.
  • Axel Schulze-Thulin: Abteilungsführer Amerika. Linden-Museum, Stuttgart 1989, DNB 901097667.
Ausstellungskataloge
  • Inés de Castro, Georg Noack (Hrsg.): Myanmar – Das Goldene Land. (= Katalog zur gleichnamigen Ausstellung). Philipp von Zabern, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8053-4823-2.
  • Inés de Castro, Jasmin Ii Sabai Günther (Hrsg.): Die Welt des Schattentheaters – Von Asien bis Europa. (= Katalog zur gleichnamigen Ausstellung). Hirmer-Verlag, München 2015, ISBN 978-3-7774-2482-8.
  • Inés de Castro, Toko Shimomura, Uta Werlich (Hrsg.): Oishii! Essen in Japan. (= Katalog zur gleichnamigen Ausstellung). Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-89790-468-2.
  • Susanne Germann, Uta Werlich (Hrsg.): Inrō – Gürtelschmuck aus Japan/Japanese Belt Ornaments. The Trumpf Collection. (= Katalog zur gleichnamigen Ausstellung). Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-89790-444-6.
Tribus – Jahrbuch des Linden-Museums, seit 1951 (aktuell Nr. 68, 2019)[22]

Literatur

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(chronologisch geordnet)

  • Klemens Mörmann (Hrsg.): Der deutsche Museumsführer in Farbe. Museen und Sammlungen in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main/Olten/Wien 1983, DNB 870131540, S. 901–902.
  • Peter Stepan (Hrsg.): Die deutschen Museen. Westermanns farbiger Führer durch alle bedeutenden Museen und Sammlungen. Westermann, Braunschweig 1983, ISBN 3-14-508854-8, S. 415–417.
  • Friedrich Kußmaul: Linden-Museum, Stuttgart – Staatliches Museum für Völkerkunde. Magazinpresse, München 1987, DNB 890568812.
  • Linden-Museum (Hrsg.): Linden-Museum Stuttgart – Die Geschichte des Völkerkunde-Museums seit 1882. Linden-Museum, Stuttgart 1994, DNB 946645906.
  • Christoph Hahn, Siegmar Hohl (Hrsg.): Der große Museumsführer. Sammlungen zu Kunst, Kultur, Natur und Technik in Deutschland. Bassermann, Niedernhausen 2000, ISBN 3-8094-5013-8, S. 430.
  • Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg, Museumsverband Baden-Württemberg e.V. (Hrsg.): Museen in Baden-Württemberg. 7., völlig neu bearbeitete Auflage. Theiss, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-8062-2629-4, S. 444.
  • Julia Kathke: Das Linden-Museum und seine kolonialgeschichtliche Vergangenheit im Spiegel seiner Archivalien. In: Landesarchiv Baden-Württemberg: Archivnachrichten, Nr. 58, März 2019, S. 18–19 (online).
  • Sebastian-Manès Sprute: Dislokation des kamerunischen Kulturerbes in Zahlen. In: Atlas der Abwesenheit: Kameruns Kulturerbe in Deutschland, (Hrsg. Kollektiv), Reimer Verlag, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-98501-203-9, S. 44–56. (Online)
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Commons: Linden-Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BW, Posten 1487 Linden-Museum Stuttgart. PDF
  2. Biografie (Memento des Originals vom 2. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.burgberg-online.de, abgerufen am 4. Februar 2013
  3. Heidelberger historische Bestände, letzter Absatz eingereicht unter „Blümele“, abgerufen am 5. Mai 2012
  4. Heidelberger historische Bestände, abgerufen am 5. Mai 2012
  5. Stuttgarter Zeitung – Bilanz der Stuttgarter Museen 2014 [1]
  6. Auf deutschlandfunkkultur.de, abgerufen am 14. Oktober 2022
  7. Auf baunetz.de, abgerufen am 14. Oktober 2022
  8. Sebastian-Manès Sprute: Dislokation des kamerunischen Kulturerbes in Zahlen. In: Assilkinga, Mikaél et al. (Hrsg.): Atlas der Abwesenheit: Kameruns Kulturerbe in Deutschland. Reimer Verlag, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-496-01700-4, S. 45.
  9. Initiative für ethnologische Sammlungen | Kulturstiftung des Bundes. 15. März 2019, archiviert vom Original am 15. März 2019; abgerufen am 21. März 2024.
  10. Schweres Erbe: Was sollen ethnologische Museen zeigen? (Memento vom 29. Juli 2017 im Internet Archive), Interview mit Projektkoordinator Jan Hinrichsen im Deutschlandfunk Kultur vom 29. Juli 2017
  11. Ausstellungsinformation Maori (Memento vom 6. Oktober 2012 im Internet Archive), abgerufen am 22. September 2012.
  12. Linden-Museum Maya-Code
  13. Linden-Museum Inka
  14. Linden-Museum Azteken
  15. Linden-Museum Schwieriges Erbe
  16. Schwieriges Erbe: Werkstattgespräch in der Mediathek
  17. Adrienne Braun: Württembergs schwieriges Kolonialerbe. In: Stuttgarter Nachrichten. 18. März 2021, abgerufen am 15. Mai 2022.
  18. Linden-Museum Chapter Germany
  19. Linden-Museum Ozeanien
  20. Adrienne Braun: Warum in der Ozeanien-Ausstellung viele Fragen offen bleiben. In: Stuttgarter Nachrichten. 12. April 2022, abgerufen am 15. Mai 2022.
  21. Linden-Museum Being in Place
  22. Digitalisat frei zugänglich auf digi-HUB (Ausgaben Nr. 2 bis 63), abgerufen am 24. August 2020

Koordinaten: 48° 46′ 57″ N, 9° 10′ 13″ O