Linha do Norte (Portugal)
Die Linha do Norte, zu Deutsch Hauptbahn des Nordens, ist die wichtigste Eisenbahnstrecke in Portugal. Sie verbindet die beiden Städte Lissabon und Porto auf einer Länge von 336 km. Sie bindet zudem weitere wichtige Städte wie Santarém, Entroncamento, Coimbra und Aveiro an das Schienennetz an. Außerdem zweigen von der Linha do Norte die beiden Strecken Linha da Beira Baixa und Linha da Beira Alta ab, die beide in Richtung spanischer Grenze führen und auf denen der internationale Durchgangszugverkehr nach Spanien und Frankreich verkehrt.
Geschichte
BearbeitenUm Portugal an das spanische Eisenbahnnetz anzuschließen, begann eine englische Gesellschaft ab 1853 von Lissabon aus die damals noch so bezeichnete Linha do Leste zu bauen. Am 30. Oktober 1856 konnte der Abschnitt von Lissabon Santa Apolónia nach Carregado als erste Eisenbahnstrecke in Portugal eröffnet werden. Im Gegensatz zu Spanien wurde der Bau der Strecke aber in Normalspur ausgeführt. Erst mit dem Anschluss an das spanische Eisenbahnnetz wurde die Strecke auf die spanische Breitspur umgenagelt. 1857 erwarb der portugiesische Staat die Strecke durch den Ankauf der Aktien. Mit der Fortsetzung des Bahnbaus wurde der spanische Finanzmann Don José de Salamanca beauftragt, der dazu 1860 die Companhia Real dos Caminhos de Ferro Portugueses gründete. So konnte am 7. November 1862 die Strecke bis nach Santarém eröffnet werden. Ein Jahr später wurde Entroncamento erreicht.
Zum Bau der eigentlichen Linha do Norte kam es erst am 9. November 1862, als die Strecke von Gaia an dem gegenüber Porto gelegenen Ufer des Douro nach Estarreja eröffnet wurde. Am 7. Juli 1864 wurde schließlich die Lücke zwischen Estarreja und Entroncamento geschlossen, so dass man von Lissabon bis fast nach Porto mit dem Zug reisen konnte. Die noch fehlende Brücke, der Ponte Maria Pia, wurde am 4. November 1877 dem Betrieb übergeben.
1958 wurde das erste Teilstück der Strecke Lisboa–Entroncamento elektrifiziert. 1991 wurde die altersschwache Ponte Maria Pia geschlossen und dafür die Ponte de São João eröffnet.
Betrieb
BearbeitenDie gesamte Strecke ist mindestens zweigleisig, im Großraum Lissabon viergleisig, ausgebaut und durchgehend elektrifiziert. Alle Züge auf der Strecke, sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr, werden von der portugiesischen Staatseisenbahn Comboios de Portugal betrieben. Heute verkehren alle Zugkategorien auf der Strecke. Während in den beiden Großräumen Lissabon und Porto auch S-Bahnähnliche Vorortszüge der Tochtergesellschaften CP Urbanos de Lisboa (Linha de Azambuja) und CP Urbanos do Porto (Linha de Aveiro) verkehren, gibt es zwischen den jeweils größeren Städten (Entroncamento, Coimbra, Aveiro) Regionalzugverbindungen. Als die höchste Zugkategorie verkehrt der portugiesische Hochgeschwindigkeitszug Alfa Pendular zwischen den beiden Metropolen Lissabon und Porto, zudem verkehren diverse Intercity-Verbindungen zwischen Lissabon und diversen Städten, auch solchen, die per Verbindungsbahnen an die Linha do Norte angeschlossen sind.
Zukunft
BearbeitenDie portugiesische Regierung plante den Bau eines normalspurigen Hochgeschwindigkeitsnetzes zwischen Lissabon und Porto. Die bis zu 320 km/h schnell fahrenden Züge sollten ab 2015 fahren und in der Zukunft dann auch über die portugiesisch-spanische Grenze nach Madrid.[1]
Der Verlauf dieser Strecke ist weitgehend mit der Linha do Norte identisch. In Folge der rigiden Sparpolitik Portugals nach der Finanzkrise ab 2007 wurden die Pläne für den Bau im März 2012 ad acta gelegt.[2]
Im Jahr 2021 gab die Portugiesische Regierung bekannt, den Bau der Strecke voranzutreiben und eine Eröffnung der neuen Strecke per 2026 anzustreben. Bereits im Jahr 2024 soll die erste Teilstrecke Porto-Soure eröffnet werden.[3]
Literatur
Bearbeiten- Freiherr Victor von Röll: Encyclopädie des Eisenbahnwesens, Bd. 8, Wien ²1917
- Fritz Stöckl: Die Eisenbahnen der Erde, Bd. III. Spanien und Portugal, Wien 1962
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Rede da Alta Velocidade - Planungen der portugiesischen Regierung zum zukünftigen Hochgeschwindigkeitsnetz ( vom 21. Juni 2011 im Internet Archive) (PDF; 548 KiB)
- ↑ Meldung in der Railway Gazette über die Beendigung des portugiesischen HGV-Programms
- ↑ Especialistas defendem comboio para viagens inferiores a 700 Km. 3. September 2021, abgerufen am 30. Dezember 2021 (europäisches Portugiesisch).