Liste der Stolpersteine in Stockach

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Die Stolpersteine in Stockach sind besondere Pflastersteine in Gehwegen, die an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur in Stockach im baden-württembergischen Landkreis Konstanz in Deutschland erinnern sollen.

Stolpersteine

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Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die während des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in die Pflaster der Gehwege eingelassen. Mittlerweile gibt es über 56.000 Steine (Stand: Dezember 2015) nicht nur in Deutschland, sondern auch in 18 weiteren europäischen Ländern. Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt.[1]

Bild Inschrift Standort zusätzliche Informationen
  Hier wohnte
Hermann Weil Jr.
Jg. 1892
verhaftet 9.11.1938
KZ DACHAU
Flucht 1938 USA
überlebt
Hauptstraße 8
47,85223° N, 9,012312° O
 

 
Hermann Weil
Die Familie Weil führte ein großes Textilfachgeschäft in Stockach. Hermann Weil, Stifter des Ehrenmals für das Infanterieregiment 111 im Stadtgarten, gehörte dem Narrengericht an und war Mitglied des Gemeinderates sowie des Bürgerausschusses. 1938 mussten er und seine Frau Stockach verlassen. Hermann Weil wurde in das KZ Dachau verschleppt. Nach der durch seine Frau erreichten Freilassung flüchteten beide über die Schweiz nach Portugal und von dort in die USA.
Hermann Weil kam 1962 nochmal zu einem kurzen Besuch nach Stockach zurück.
Die drei Stolpersteine wurden am 4. Oktober 2007 verlegt.
  Hier wohnte
Jenny Weil
geb. Weil
Jg. 1871
Flucht 1939 USA
Überlebt
Jenny Weil
  Hier wohnte
Johanna Weil
geb. Alexander
Jg. 1898
Flucht 1939 USA
Überlebt
Johanna Weil
  Hier wohnte
Dr. Erich Erlanger
Jg. 1901
verhaftet 9.11.1938
KZ DACHAU
Flucht 1938 USA
überlebt
Hauptstraße 13
47,852566° N, 9,012658° O
 

 
Erich Erlanger, Sohn der Ida Erlanger, musste seine Arztpraxis schließen und wurde in das KZ Dachau verschleppt. Nach seiner kurzfristigen Freilassung gelang ihm uns seiner Frau die Flucht in die USA.
Die vier Stolpersteine wurden am 4. Oktober 2007 verlegt.
  Hier wohnte
Ida Erlanger
geb. Frank
Jg. 1874
vor Deportation
tot 11.12.1940
Ida Erlanger war die Ehefrau des 1926 verstorbenen Arztes Isidor Erlanger. Sie erlag 1940, kurz vor ihrer Verschleppung in das französische Gurs einem Herzinfarkt.
  Hier wohnte
Johanna Liebherr
geb. Erlanger
Jg. 1896
flucht 1939 Chile
überlebt
Johanna Liebherr, Tochter der Ida Erlanger, flüchtete mit ihrem Mann nach Chile.
  Hier wohnte
Lotte Erlanger
Jg. 1915
eingewiesen 1940
'Heilanstalt' Grafeneck
ermordet 1.7.1940
Lotte Erlanger, Tochter von Ida, wurde 1940 im Lager Grafeneck bei Gomadingen ermordet.
  Hier wohnte
Heinz Cohn
Jg. 1886
Flucht 1936 USA
überlebt
Hauptstraße 20
47,85267° N, 9,012717° O
 
Heinz Cohn wurde 1886 in Posen geboren und kam 1913 nach Stockach, wo er als Apotheker die Obere Apotheke führte. Er diente Deutschland im Ersten Weltkrieg und wurde dafür mit dem Eisernen Kreuz sowie dem Orden vom Zähringer Löwen ausgezeichnet. Das Mitglied des Narrengerichts, Vorsitzender des Musikvereins, Vorstand des Fußball- und des Skiclubs sowie Vorsitzender des Touring-Clubs galt in Stockach als großer Wohltäter. Nachdem er 1934 von der Stadtverwaltung mit einem Berufsverbot belegt und ein Jahr später zur Aufgabe seines Geschäfts gezwungen worden war, wanderte er 1936 mit seiner Frau Margot (1891–1972) in die USA aus. 1958 kehrten beide nach Stockach zurück. Heinz Cohn starb 1959 und ist auf dem Loreto-Friedhof begraben.
Die zwei Stolpersteine wurden am 4. Oktober 2007 verlegt.
  Hier wohnte
Margot Cohn
geb. Liebrecht
Jg. 1891
Flucht 1936 USA
überlebt
Margot Cohn
  Hier wohnte
Alfred Rothschild
Jg. 1901
flucht 1939
USA
überlebt
Tuttlinger Straße 8
47,854733° N, 9,012775° O
Alfred Rothschild war seit 1927 Notar. Er wohnte im Gebäude des Amtsgerichts. Ab 1933 durfte er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Kurz vor der Deportation nach Gurs konnte die Familie in die USA flüchten.
Die Stolpersteine wurden am 4. Oktober 2007 verlegt.
  Hier wohnte
Fanny Rothschild
geb. Wolf
Jg. 1905
Flucht 1939
USA
überlebt
Fanny Rothschild
  Hier wohnte
Trude Renate Rothschild
Jg. 1929
Flucht 1939 USA
überlebt
Trude Renate Rothschild
  Hier wohnte
Wolfgang Walter Rothschild
Jg. 1932
Flucht 1939 USA
überlebt
Wolfgang Walter Rothschild

Literatur

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  • Hartmut Rathke: Stockach im Zeitalter der Weltkriege. Hrsg.: Stadt Stockach. 1. Auflage. werk zwei Print + Medien Konstanz GmbH, Konstanz 2004, ISBN 3-00-014732-2, S. 219 ff.
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Commons: Stolpersteine in Stockach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Andreas Nefzger: Der Spurenleger. In: FAZ.net. 7. Februar 2014, abgerufen am 16. Dezember 2014.