Liste der Stolpersteine in Wiesbaden-Nordenstadt

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In Nordenstadt, bis zur Eingemeindung in Wiesbaden 1977 eine selbständige Gemeinde des „Ländchens“, gab es bis in die 1930er Jahre 15 jüdische Familien, die teils am südlichen Rand des alten Ortskerns, teils im damaligen Neubaugebiet des westlichen Ortskerns wohnten.

Mahnmal Nordenstadt: „Wir gedenken in Demut und in Scham der Nordenstadter Juden, die am 10. Juni und am 28. August 1942 von hier in die Vernichtungslager deportiert wurden: Erna Wolf, Else Weis, Leo Ochs, Frieda Ochs, Sylvia Ochs, Benny Schönfeld, Saul Löwenstein, Frieda Löwenstein, Irena Frank, Ludwig Frank, Paul Frank u. a.“

Die Nordenstadter Juden gehörten der Kultusgemeinde Wallau an. Dort stand die kleine Synagoge, in die sie zum Gottesdienst gingen und dort beerdigten sie auf dem jüdischen Friedhof ihre Toten.

Nach dem Novemberpogrom 1938 verschlechterte sich die Lebenssituation auch der Nordenstadter Juden immer mehr, wer konnte ergriff die Flucht ins Ausland. Vierzehn jüdische Bürgerinnen und Bürger sind 1943 deportiert und ermordet worden. Weitere fünfzehn gebürtige Nordenstadter wurden aus anderen Orten verschleppt und sind ebenfalls Opfer des Holocaust geworden.[1]

 Info: Angaben zu Eigenschaften, welche alle Teillisten für Wiesbaden gemeinsam haben, sind unter Liste der Stolpersteine in Wiesbaden zu finden.

Adresse Name Inschrift mit Ergänzungen Verlege­datum Bild Anmerkung
Geisbergweg 2
 

 

Irene Frank
geb. Schönfeld
Hier wohnte
Irene Frank
geb. Schönfeld
Jg. 1918
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942
in Sobibor
18. Okt. 2010  
Ludwig Frank Hier wohnte
Ludwig Frank
Jg. 1912
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942
in Sobibor

 

Paul Frank Hier wohnte
Paul Frank
Jg. 1941
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942 in
Sobibor

 

Benny Schönfeld Hier wohnte
Benny Schönfeld
Jg. 1908
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942
in Majdanek

 

Clementine Schönfeld
geb. Nachmann
Hier wohnte
Clementine Schönfeld
geb. Nachmann
Jg. 1875
Deportiert 1942
Theresienstadt
Ermordet 1942
in Treblinka

 

Rüsselgasse 9
 

 

Joseph Joseph Hier wohnte
Joseph Joseph
Jg. 1876
Deportiert 1942
Theresienstadt
Tot 16.5.1944
4. Nov. 2010   Joseph Joseph[2] betrieb im Haus Rüsselgasse 9 eine Metzgerei mit Schlachthaus und Stallungen. Verkauft wurden koschere und auch nicht koschere Fleischwaren. Das Geschäft war gut eingeführt und hatte Kundschaft aus Nordenstadt und Igstadt, aus Wallau und Breckenheim, Kloppenheim, Erbenheim und Bierstadt. Doch nach der Machtübertragung an Hitler ging der Umsatz 933/1934 um etwa 20 bis 30 % zurück, 1935 sank er um etwa 70 %. 1936 war der Rückgang so groß, dass das Geschäft Ende des Jahres geschlossen werden musste.
Rüsselgasse 3
 
 
Frieda Löwenstein
geb. Schwarzschild
Hier wohnte
Frieda Löwenstein
geb. Schwarzschild
Jg. 1884
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942
in Sobibor
27. Jan. 2009   Die Eltern von Frieda Löwenstein,[3] der Metzger Moses Schwarzschild und Mina Schwarzschild geb. Stern, betrieben in der Obergasse 25 in Massenheim eine Metzgerei.

Die Löwensteins[4] waren angesehene Nordenstadter Bürger. Sali war viele Jahre Vorstandsmitglied des Nordenstadter Gesangvereins und gut die Gemeinde integriert. Im sozialen Leben von Nordenstadt nahm er eine hervorgehobene Stellung ein und galt als wohltätig. Sein Viehhandel war bei Lieferanten und Kunden weit über Nordenstadt hinaus angesehen und sehr gut eingeführt. Seine Lieferanten für Kälber waren die Landwirte in Nordenstadt, Igstadt, Kloppenheim und Bierstadt.

Bis 1933 hatte Sali Löwenstein einen sehr ertragreichen Viehhandel, der jedoch nach dem Boykott jüdischer Geschäftsleute 1933 schlagartig zurückging.

Sali Löwenstein Hier wohnte
Sali Löwenstein
Jg. 1883
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942 in Sobibor
 
Stolberger Straße 26
 

 

Frieda Ochs
geb. Weis
Hier wohnte
Frieda Ochs
geb. Weis
Jg. 1896
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942
in Sobibor
4. Okt. 2011   Frieda und Leopold Ochs und die Tochter Sylvia lebten sehr zurückgezogen. Die Eltern führten einen Kolonialwarenladen, in dem auch Schmierstoffe für landwirtschaftliche Geräte angeboten wurden. Am 10. Juni 1942 wurde die Familie auf einem Lastwagen zur Deportation nach Lublin abgeholt. Leopold, Frieda und Sylvia Ochs sind sehr wahrscheinlich im gleichen Jahr in Majdanek und Sobibor ermordet worden.[5]
Leo Ochs Hier wohnte
Leo Ochs
Jg. 1883
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet in Majdanek
 
Sylvia Ochs Hier wohnte
Sylvia Ochs
Jg. 1922
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet in Sobibor
 
Stolberger Straße 43
 
 
Martha Schiffer
geb. Fried
Hier wohnte
Martha Schiffer
geb. Fried
Jg. 1889
Flucht 1939 Belgien
Interniert Mechelen
Deportiert 1942
Ermordet 1942 in Auschwitz
9. Sep. 2008   Selma Fried[6] war unverheiratet und arbeitete bis ca. 1935 als Direktrice in einem renommierten Modesalon in Würzburg. Seit 1939 war sie in Wiesbaden, Yorkstr. 17, bei Kronfeld, gemeldet. Selma war die Älteste von drei Geschwistern. Ihr Bruder Ludwig Fried wurde am 29. August 1890, ihre Schwester Martha Fried am 2. Juni 1894 geboren, beide ebenfalls in Nordenstadt.
Selma Fried Hier wohnte
Selma Fried
Jg. 1889
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet 1942
in Sobibor
 
Rüsselgasse 4
 
 
Elise Weis
geb. Weis
Hier wohnte
Elise Weis
geb. Weis
Jg. 1885
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet in Sobibor
2. Mai 2013   Die Nachbarn nannten sie „Lumbe-Liesche“ (hessisch für „Lumpen-Lieschen“), da sie sich als Lumpensammlerin verdingte.
Turmstraße 1
 
 
Else Weis Hier wohnte
Else Weis
Jg. 1900
Deportiert 1942
Lublin
Ermordet in Sobibor
2. Mai 2012  
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Commons: Stolpersteine in Wiesbaden-Nordenstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Juden in Nordenstadt. Aktives Museum Spiegelgasse, Informationsblatt ohne Jg.
  2. Erinnerungsblätter an Joseph und Bertha Joseph, geb. Löwenstein (PDF; 659 kB)
  3. Erinnerungsblätter an Sali Löwenstein und Frieda Löwenstein, geb. Schwarzschild (PDF; 564 kB)
  4. Erinnerung an Sali Löwenstein und Frieda Löwenstein, geb. Schwarzschild (PDF; 564 kB)
  5. Weitere Stolperstein wurden in Nordenstadt verlegt. In: Erbenheimer Anzeiger (Nordenstadt), 7. Oktober 2011
  6. Erinnerungsblätter an Selma, Ludwig und Martha Fried verh. Schiffer (PDF; 2,2 MB)