Liste von Ethnien mit traditionellen Körpermodifikationen

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Die Liste von Ethnien mit traditionellen Körpermodifikationen führt Ethnien und Volksgruppen auf, die bestimmte Körpermodifikationen gegenwärtig oder historisch als einen zentralen Bestandteil ihrer kulturellen Identität betrachten.

Ethnie Staat/Region Traditionelle Körpermodifikation Bild
Azande Zentralafrika Zahndeformation, Skarifikation
 
Azande
Baka Kamerun, Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Gabun Zahndeformation
Baluba Demokratische Republik Kongo Skarifizierung[1]
 
Luba
Bangala zwischen Kongo und Ubangi Tatauierung[2]
 
Bangala
Banyang Kamerun Die Banyang, vom Oberlauf des Cross River, tragen Skarifizierungen an Brust und Armen.[3]
Berber Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Mauretanien, Mali, Niger, Ägypten Unter Berber-Frauen waren blau-grüne Tätowierungen im Gesicht, an den Unterarmen, den Handgelenken und den Waden kulturell verankert. Die Tätowierungen bestanden aus spirituellen Schriftzeichen, entlehnten Symbolen und Ornamenten. Die Muster sind Ausdruck von Verbundenheit mit Natur und Kosmos und symbolisieren Fruchtbarkeit und Schutz.[4]
 
Berberfrau mit Tätowierungen auf Gesicht und Armen
Bétamarribé Benin Skarifizierung
Chokwe Angola, Demokratische Republik Kongo, Sambia Skarifizierung, Zahndeformation
 
Maske mit deformierten Zähnen und Skarifizierungen
Dassanetch Äthiopien, Kenia Labret-Piercing, Skarifikation
 
Dassanetch
Datooga Tansania Geweitete Piercings, Skarifikation
 
Datoga mit Skarifikatonen und Ohrlöchern
Dinka Südsudan Skarifizierung
 
Dinka mit Skarifikation
Fulbe Mauretanien, Senegal, Gambia, Guinea-Bissau, Mali, Burkina Faso, Niger, Guinea, Nigeria, Kamerun, Tschad, Republik Sudan Frauen tragen in jedem Ohr bis zu zwölf Ohrringe, die ab ihrem ersten Lebensjahr gestochen werden.[5] Auch das Tragen von Septum-Piercings ist bei den Frauen üblich. Zudem tätowieren sich die Frauen den Mundbereich über die Lippen hinaus mit Indigo.
 
Fulbe mit Tätowierung am Mundbereich
Hamar Äthiopien Die Hamar tragen traditionell geometrisch angeordnete Schmucknarben. Sie gelten als Schönheitsideal und befinden sich vor allem auf dem Rücken und den Armen. Bei Männern symbolisieren sie Erfolge bei der Jagd und der Verteidigung des Stammes.[6]
 
Hamar mit Schmucknarben
Kikuyu Kenia Geweitete Ohrlöcher
 
Kikuyu
Makonde Mosambik, Tansania Lippenteller, Tätowierung
 
Makonde mit Lippentellern
Manduru Central Equatoria Die Manduru tragen V-förmige, mehrreihige Skarifizierungen auf der Stirn.[7]
Mangbetu Demokratische Republik Kongo Conch-Piercing, Schädeldeformation
 
Mangbetu-Frau mit Schädeldeformation und Ohrschmuck
Massai Kenia, Tansania Geweitete Piercings, Helix-Piercing, Zirkumzision
 
Massai
Mongwandi Kongo Die Mongwandi tragen knopfartige Skarifizierungen auf der Stirn.[3]
Mursi Äthiopien Die Mursi sind bekannt für die Lippenteller der Frauen, dhebi genannt. Um diese einzusetzen, werden bei Mädchen am Ende der Pubertät die Unterlippe aufgeschnitten und zwei der unteren Schneidezähne ausgeschlagen. Die Mursi tragen zudem geweitete Piercings und Skarifizierungen, die aus geometrisch angebrachten Narben bestehen.
 
Mursi-Frau mit Lippenteller und Ziernarben
Nandi Kenia Geweitete Ohrlöcher
 
Nandi
Ngombe Demokratische Republik Kongo Skarifizierung
 
Ngombe
Nuba Sudan Skarifizierung
 
Nuba mit Skarifizierungen
Nuer Äthiopien, Südsudan Skarifizierung (Gaar)
Nyangatom Äthiopien Skarifizierung, Labret-Piercings
 
Nyangatom
Pokot Kenia, Uganda Unter Angehörigen der Pokot ist neben großen Ohrringen das Tragen eines Blattes aus Aluminium als Septum-Piercing üblich.
 
Ohrschmuck bei den Pokot
Sanan Burkina Faso Skarifizierung
 
Sanan mit Skarifizierung
Schilluk (Volk) Südsudan Skarifizierung
 
Senufo Elfenbeinküste, Mali, Burkina Faso Skarifizierung, Zahndeformation
 
Senufo mit Skarifizierung und deformierten Zähnen
Surma Äthiopien Skarifizierung, Lippenteller, Geweitete Piercings
 
Surma
Tigray Äthiopien Die Tigray tragen unter anderem ein tätowiertes Kreuz aus dem äthiopisch-orthodoxen Christentum auf der Stirn.
 
Tigray
Tsamay Äthiopien Tätowierung
Turkana Kenia Unter den Turkana sind und waren Septum-Piercings mit großen Metall-Ornamenten sowie Labret-Piercings verbreitet.[8]
 
Labret-Schmuck der Turkana
Wodaabe Sahelzone Frauen tragen bei den Wodaabe Gesichtstätowierungen.  
Yoruba Nigeria Stammeszeichen der YorubaSkarifikation, Tätowierung
 
Yoruba mit Tätowierungen auf dem Oberkörper
Ethnie Staat/Region Traditionelle Körpermodifikation Bild
Absarokee Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Aché (Guayaki) Paraguay Jugendweihe: Lippenpflock, Mannbarkeitsweihe: Rücken-Skarifizierung, mindestens 10 Längsstriche auf Rücken[10][11]
Akuntsu Bolivien Die Akuntsu trugen Schmuck im Septum und den Lippen, sowie geweitete Löcher in den Ohren.
Aleuten Vereinigte Staaten (Alaska) Ohrloch, Septum-Piercing, Tätowierung
 
Aleut
Algonkin Kanada Tätowierung[9]
Anishinabe Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Apiaká Brasilien Die Apiaká tätowierten sich ein Band um den Mund.[3]
 
Apiaká mit Tätowierung im Gesicht
Arapaho Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Blackfoot Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Bororo Brasilien Labret-Piercing, Septum-Piercing
 
Bororo
Botokuden Brasilien Die Botokuden trugen Lippenteller und Gedehnte Piercings in den Ohren und erhielten daraus ihren Namen (botoque = Holzpflock).
 
Botokuden
Canela Brasilien Ohrpflöcke  
Cherokee Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Chinook Vereinigte Staaten Schädeldeformation, Tätowierung[9]
 
Schädeldeformation bei den Chinook
Chiriguano Argentinien, Paraguay, Bolivien Lippenpflock
 
Chiriguano-Indianer mit Lippenpflock
Choctaw Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Comanchen Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Cree Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Eskimo Kanada, Dänemark (Grönland), Vereinigte Staaten (Alaska) Tätowierung[9]
 
Eskimos mit Geschichtstätowierung
Flathead Vereinigte Staaten Schädeldeformation, Septum-Piercing
 
Flathead
Fox Vereinigte Staaten Tätowierung
Haida Vereinigte Staaten (Alaska) Lippenpflock, Septum-Piercing, Tätowierung[9]
 
Haida
Hesquiaht Kanada Septum-Piercing
 
Hesquiaht
Huaorani Ecuador Geweitete Piercings
 
Huaorani
Ikpeng Brasilien Tätowierung[12]
Illinois Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Inka Peru Schädeldeformation
 
Deformierter Inca-Schädel
Karajá Brasilien Septum-Piercing, Labret-Piercing, Tätowierung[12]
 
Karajá
Karankawa Vereinigte Staaten Brustwarzenpiercing, Labret-Piercing, Tätowierung
Kayabi Brasilien Tätowierung[12]
Kayapo Brasilien Unter Männern der Kayapo werden Lippenteller getragen.
 
Raoni mit Lippenteller
Kiowa Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Kuna Panama Septum-Piercing
 
Kuna
Kwakwaka'wakw Kanada Septum-Piercing
 
Kwakwaka'wakw
Kutenai Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Mahican Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Maijuna Peru Gedehnte Ohrlöcher
Makah Vereinigte Staaten Die Mädchen der Makah bekamen Tätowierungen an Waden, Unterarmen und Händen, die Jungen nur an den Händen.[13]
Mandan Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Marubo Brasilien Bei den Marubo tragen sowohl Kinder als auch Erwachsene Perlenketten die über das Gesicht von einem Ohr zum anderen hängen und durch die Nasenscheidewand gezogen werden. Sie sind aus kleinen Schneckenhäusern gefertigt die von den Frauen aufgefädelt werden.[12][14] Außerdem tragen sie traditionelle Tätowierung.
Matis Brasilien Angehörige der Matis tragen traditionell tätowierte Linien, sowie diverse Piercings im Gesicht. Dazu gehören geweitete Ohrlöcher, Septumpiercings in der Nasenscheidewand, verschiedene Formen des Labret-Piercings im Mundbereich und mehrere kleine Nostril-Piercings durch die Nasenflügel, die mit ihrem Schmuck an Schnurrhaare einer Katze erinnern.[12]
 
Matis
Matsés Brasilien Tätowierung, Gedehnte Piercings, Labret-Piercing, Nostril-Piercing[12]
Maya Mexiko Schädeldeformation
 
Schädeldeformation bei den Maya
Metyktire Brasilien Lippenpflöcke
Minnataree Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Mohave Vereinigte Staaten Tätowierung auf dem Kinn.[9]
 
Olive Oatman mit einer Mohave-Tätowierung
Mohawk Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
 
Der Mohawk Sa Ga Yeath Qua Pieth Tow mit Tätowierungen
Munduruku Pará, Brasilien Tätowierung[15]
 
Muskogee Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
 
Tomochichi
Natchez Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Nez Percé Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Nlaka'pamux Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Nuu-chah-nulth Kanada Septum-Piercing, Tätowierung[9]
 
Nuu-chah-nulth
Omaha Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Oneida Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Osage Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Pataxó Brasilien Geweitete Piercings, Labret-Piercing, Septum-Piercing
 
Pataxó
Pawnee Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Piankeshaw Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Pima Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Peoria Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Ponca Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Potawatomi Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Rikbaktsa Mato Grosso, Brasilien Ohrenpflöcke
 
Rikbaktsa
Sauk Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Seneca Kanada, Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Shawnee Vereinigte Staaten Die Häuptlinge der Shawnee, Tenskwatawa und Tecumseh trugen Septum-Piercings.[16]
 
Tenskwatawa um 1820, ein Bruder Tecumsehs
Sioux Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Timucua Vereinigte Staaten Die Männer der Timucua trugen Tätowierung[9]
 
Krieger der Timucua mit Waffen und Tätowierungen. Zeichnung von Jacques Le Moyne, um 1562
Tlingit Kanada, Vereinigte Staaten Septum-Piercing, Tätowierung[9]
 
Tlingit
Tolowa Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Tupí Brasilien Labret-Piercing
 
Tupí
Winnebago Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
Yamacraw Vereinigte Staaten Tätowierung[9]
 
Yamacraw
Yanomami Brasilien, Venezuela Im Kindesalter werden Lippen und Nasenscheidewand durchstochen und, in Form von Labret- und Septum-Piercings, als Pfeil-Stäbe bezeichneten Schmuckstifte eingesetzt.[17] Während Frauen bis zu drei symmetrisch angeordnete Stäbe in der Unterlippe tragen, wird Männern in der Regel lediglich ein Stab in der Mitte eingesetzt.[18] Außerdem ist das Tragen von Ohrschmuck üblich.
 
Yanomami
Zo’é Brasilien Lippenpflock
 
Zo’é mit Lippenpflock
Ethnie Staat/Region Traditionelle Körpermodifikation Bild
Adivasi Indien Tätowierung
 
Adivasi
Aeta Philippinen Die Aeta tragen Skarifizierungen (Tuktuk) am Rücken, den Armen, der Brust, den Beinen, den Händen, den Waden und am Bauch, die sie dann mit Feuer, Kalk und anderen Mitteln reizen, damit sich wirkungsvolle Wundmale ausbilden. Außerdem feilen sie die Zähne zu spitzen Stummeln (Tayad).[19]
 
Gruppe von Negritos, zu denen man die Aeta zählt
Ainu Japan Die ehemalig von den Frauen der japanischen Ureinwohner Ainu getragenen traditionellen Tätowierungen hießen Anci-Piri. Sie waren religiösen Ursprungs und Ausdruck sozialer Rangordnung erwachsener und heiratsfähiger Frauen.[20]
 
Ainu mit tätowierten Lippen
Apatani Indien Geweitete Piercings, Nostril-Piercing, Tätowierung
Baiga Indien Tätowierung
 
Baiga
Bontok Philippinen Philippinische Stammestätowierungen
 
Bontok mit Philippinischen Stammestätowierungen
Chin Myanmar Tätowierung
 
Chin mit Gesichtstätowierungen
Derung China Tätowierung
Han-Chinesen China Füßebinden

Bei den Han als weitaus größter chinesischer Volksgruppe bestand ab dem hohen Mittelalter bis zum Ende des Kaiserreichs die Sitte, Mädchen und Frauen die Füße durch dauerhafte Bandagierung zu verstümmeln. Ausgenommen hiervon waren aus praktischen Gründen diejenigen, die körperliche Arbeit zu verrichten hatten und in ihrer Bewegungsfreiheit (und Brauchbarkeit) daher nicht beeinträchtigt werden durften. Die Mandschu, die diese Sitte nicht kannten, waren nach Eroberung Chinas Mitte des 17. Jahrhunderts zwar sehr darauf bedacht, äußerlich erkennbare Unterschiede zwischen Mandschu und Han-Chinesen zu beseitigen - notfalls auch mit äußerster Gewalt - und erzwangen daher bei Männern das Tragen von Zopf und mandschurischer Kleidung. Auch fanden sie ihrerseits an vielen Aspekten der chinesischen Kultur Gefallen und übernahmen sie bereitwillig. Die Verstümmelung der Füße lehnten sie für die eigenen Frauen jedoch stets ab, verboten aber nie die Fußverstümmelung von Han-Chinesinnen. Vermutlich spielte das Erscheinungsbild dieser Frauen für sie keine Rolle, da diese in der Öffentlichkeit praktisch nicht sichtbar waren.

Iban Indonesien Tätowierung, Geweitete Piercings
 
Männer mit Tätowierungen auf Schultern und Armen und geweiteten Ohrlöchern
Juden Israel Brit Mila
 
Isaaks Beschneidung, 12. Jh.
Kayan Borneo, Malaysia Tätowierung, Geweitete Piercings
 
Kayan mit geweiteten Ohrlöchern
Kenyah Indonesien Ampallang, Geweitete Piercings
 
Kenyah mit geweiteten Ohrlöchern
Konyak Indien, Myanmar Tätowierung
 
Koniak mit Gesichtstätowierung
Mentawai Indonesien Die Mentawai betreiben eine rituelle Deformierung der Zähne. Außerdem dekorieren sie Körper und Gesicht mit speziellen Tätowierungen, die zu den ältesten der Geschichte zählen. Sie dienen sowohl als Schönheitsmal, als auch dem Gleichgewicht zwischen Körper und Universum. Nach dem Glauben der Mentawai können sie zudem nach ihrem Tod anhand der Tätowierungen von ihren Vorfahren erkannt werden.[21]
 
Rituelle Deformierung der Zähne
Naga Indien, Myanmar Gedehnte Piercings, Nostril-Piercing
 
Naga
Tamang Nepal Gedehnte Piercings, Septum-Piercing
 
Tamang
Padaung Myanmar Giraffenhals
 
Padaung
Ryūkyū-Völker Japan Hajichi
 
Hajichi
Tschuktschen Russland Tätowierung[9]
 
Tschuktschen-Tätowierung
Visaya Philippinen Philippinische Stammestätowierungen
 
Bisaya mit Philippinischen Stammestätowierungen
Yupik Russland Tätowierung[9]
 
Yupik beim Tätowieren

Australien und Ozeanien

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Ethnie Staat/Region Traditionelle Körpermodifikation Bild
Aborigines Australien Die Aborigines trugen Skarifizierungen, Subinzisionen und teilweise lange Stäbe oder Knochen in der Nasenscheidewand um die Nase aus ästhetisch-erotischen Gründen platter erscheinen zu lassen.[22]
 
Aborigine mit Skarifizierung
Aroma Papua-Neuguinea Tätowierung[23]
Asmat Indonesien (Neuguinea) Die Krieger der Asmat fielen mit besonders martialisch wirkenden Septum-Piercings, sogenannten „bipane“, auf. Dabei handelte es sich um flache, bis zu mehreren Zentimeter breite Muschelplatten, deren Form an das Gewaff der Wildschweine erinnert. Um den in der Nasenscheidewand sitzenden Steg wurde dem Tragekomfort wegen ein oft auch wohlriechendes Harz aufgetragen. Andere Schmuckstücke der Asmat für das stark geweitete oder eingeschnittene Septum waren aus Schweineknochen, oder mitunter auch aus dem Schienbein eines getöteten Feindes gefertigt und wurden „ooch“ oder „otsj“ genannt.[24] Diese konnten einen Durchmesser von bis zu 25 Millimetern aufweisen.[25][26]  
Chambri Papua-Neuguinea Am Mittelsepik sind Skarifizierungen zentraler Bestandteil eines mehrwöchigen traditionellen Initiationsrituals, das eng mit der mythologischen Schöpfungsgeschichte der Dorfgemeinschaften verbunden ist. Dabei soll die Haut eines Krokodils nachgebildet werden, das als spirituelles Schöpfungswesen verehrt wird.
Dani Papua-Neuguinea Septum-Piercing
Fayu Neuguinea Die Männer der Fayu tragen Septum-Piercings und beidseitige Nostril-Piercings
Fidschianer Fidschi Tätowierung. Historisch: nur Mädchen nach der Geschlechtsreife und Frauen, mit fortschreitender Tatauierung im unteren Bauch- und Schambereich. Religiöse Begründung: Untätowierte Frauen würden nach dem Tod in der Unterwelt durch den Schöpfergott Degei (Ndengei) bestraft. Die Tätowierung war für Außenstehende durch Verdeckung mit dem Bastschurz, dem liku, nicht sichtbar, sie hatte keine nach außen gerichtete Schmuckfunktion. Neben der Farb- und Schwarz-weiß-Tätowierung mit kleinen mehrzähnigen Hämmern („Zahn“ genannt), die auf Fidschi nur von Frauen ausgeübt wurde, erhielten Frauen auf Rücken und Armen auch linien- oder V-förmige Narbentätowierungen. Zusätzlich wurden an den Mundwinkeln blaue Kreistattoos vorgenommen, an deren Form man auch die Fortschritte bei oder Vollständigkeit der Tatowierung im Intimbereich erkennen konnte. Einzig erhaltene Skizze einer derartigen Tätowierung stammt von Theodor Kleinschmidt aus dem Jahr 1875, unwissenschaftlich berichtet wurde sie noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Linien- und Zackenmuster seien ähnlich denen auf den geflochtenen Tapas gewesen. Männer hatten, außer der im Knabenalter üblichen Beschneidung, in früheren Zeiten selten Tätowierungen, die wohl eher aus Kontakten mit Tonganern und Samoanern stammten, bei denen primär Männer tätowiert wurden. Sie zierten sich bevorzugt mit farbigen Gesichtsbemalungen und den hierfür berühmten Haarperücken.[27][28][29]
Hula Papua-Neuguinea Tätowierung[23]
Iatmul Papua-Neuguinea Am Mittelsepik sind Skarifizierungen zentraler Bestandteil eines mehrwöchigen traditionellen Initiationsrituals, das eng mit der mythologischen Schöpfungsgeschichte der Dorfgemeinschaften verbunden ist. Dabei soll die Haut eines Krokodils nachgebildet werden, das als spirituelles Schöpfungswesen verehrt wird.
 
Holzschnitzerei der Iatmul mit Skarifizierungen
Kaningara Papua-Neuguinea Am Mittelsepik sind Skarifizierungen zentraler Bestandteil eines mehrwöchigen traditionellen Initiationsrituals, das eng mit der mythologischen Schöpfungsgeschichte der Dorfgemeinschaften verbunden ist. Dabei soll die Haut eines Krokodils nachgebildet werden, das als spirituelles Schöpfungswesen verehrt wird.
Koita Papua-Neuguinea Frauen der Koita wurden ab einem Alter von fünf Jahren tätowiert und die Tätowierung jährlich erweitert. Zuletzt erhielten sie V-förmige Streifen auf der Brust, was sie als heiratsfähig auswies.
 
Koita mit Tätowierung
Lugunor (Insel der Karolinen) Tätowierung[3]
Mailu Papua-Neuguinea Tätowierung[23]
Māori Neuseeland Die typischen, vor allem auch im Gesicht getragenen Tätowierungen der Māori, wurden mit Kratz- und Schabwerkzeugen eingeritzt und führten somit zu narbigen Erhebungen. Die Muster waren Ausdruck von Rang und Herkunft des Trägers und wurden zur Adoleszenz eingeritzt.
 
Tā moko
Marshall-Insulaner Marshallinseln Tätowierung
Marquesaner Französisch-Polynesien: Marquesas Ganzkörper-Tätowierung[30][31][32]
Junge Männer wurden ab ca. 18 Jahren tätowiert, wobei eine volle Körpertätowierung bis ins Alter von 30 dauerte, ohne jedoch einen Abschluss zu finden. Frauen wurden i. A. an Händen, Fußknöcheln, Lippen und hinter den Ohren tätowiert. Die überaus komplexen Muster wurden von den tuhuka patu tiki (Tattoospezialisten) ausgeführt. Der Vorgang hatte etwas Heiliges an sich.
 
Tätowierter Krieger aus dem Buch von K.v.d. Steinen: Die Marquesaner und ihre Kunst
Mekeo Papua-Neuguinea Tätowierung[23]
Motu Papua-Neuguinea Tätowierung[23]
Palauer Palau Tatauierungen waren bis ins 20. Jahrhundert zentraler Bestandteil von Kultur und Gesellschaft, sowie Indikator für Stand und Reichtum des Trägers. Sie wurden von beiden Geschlechtern getragen. Bei Frauen waren sie allerdings von besonderer Bedeutung.
 
Tatauierung in Palau
Papua Papua-Neuguinea Septum-Piercing
 
Papuas
Rapanui, Osterinsel-Bevölkerung Osterinsel Gesichts-, Hals-, Körpertätowierung[33]
 
Vogelmenschtattoo einer Rapanui, 1891, William J. Thomson
Salomoner Salomonen Bewohner der Salomonen trugen Septum-Piercings mit Nasenstäben die meist aus Muschelkalk bestanden.[3]
 
Nasenschmuck aus Muschelkalk von den Salomonen
Samoaner Samoa Tätowierung, traditionell bei Männern Peʻa: von der Hüfte bis zu den Knien, als „Kniehose“ bezeichnet.[34]
 
Traditionelles männliches samoanisches Tattoo, von der Hüfte hinunter zu den Knien
Waima Papua-Neuguinea Tätowierung[23]
Yaper Yap Tätowierungen[3]
 
Tätowierungen von Bewohnern der Insel Yap
Ethnie Staat/Region Traditionelle Körpermodifikation Bild
Alamannen heutiges Baden-Württemberg und Elsass, Bayerisch-Schwaben, Deutschschweiz, Liechtenstein, Vorarlberg Beeinflusst durch die Hunnen, trugen die Alamannen Schädeldeformationen, die vermutlich Zeichen einer besonderen gesellschaftlichen Stellung waren.[35]
 
Künstlich deformierter Schädel einer 30- bis 40-jährigen Alamannin
Aromunen Mazedonien Bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde den Mädchen im Alter von etwa 13–14 Jahren ein Kreuz auf die Stirn tätowiert, um sie vor Verschleppungen durch Osmanen zu schützen. Es wurde in der Regel zentriert oberhalb des Nasenrückens zwischen den Augen platziert. Außerdem wurden Mädchen die Namen ihrer Brüder auf die Hände und über die Finger tätowiert. Für die Farbe wurde zerriebene Holzkohle mit Alkohol gemischt und mit Nadelstichen in die Haut eingebracht.[36]
 
Aromunin
Bajuwaren Altbayern, Österreich, Südtirol Unter den Bajuwaren wurden Schädeldeformationen durchgeführt, die vermutlich auf eine besondere gesellschaftliche Stellung verwiesen.[35] Der Brauch wurde von den Hunnen übernommen,[37] die ihn wiederum vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa brachten.
Burgunden Unter den Burgunden wurden Schädeldeformationen durchgeführt. Der Brauch wurde von den Hunnen übernommen,[37] die ihn wiederum vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa brachten.
Gepiden späteres Rumänien Unter den Gepiden wurden, vor allem im 5. und bis ins 6. Jh. n. Chr., Schädeldeformationen durchgeführt. Der Brauch wurde von den Hunnen übernommen,[37] die ihn wiederum vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa brachten.
Goten Römisches Reich Unter den Goten wurden, vor allem im 5. und bis ins 6. Jh. n. Chr., Schädeldeformationen durchgeführt. Der Brauch wurde von den Hunnen übernommen,[37] die ihn wiederum vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa brachten.[35] Die Deformation war vermutlich Zeichen einer besonderen gesellschaftlichen Stellung.[35]
Hunnen Byzantinisches Reich Die Hunnen führten Schädeldeformationen durch. Den Brauch brachten sie vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa.[37]
Kroaten Bosnien und Herzegowina Unter katholischen Kroatinnen waren bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts blaue Tätowierungen auf den Händen, den Vorderarmen, der Brust und seltener auch auf der Stirn verbreitet. Die Motive bestanden vor allem aus christlichen Symbolen und Stećak-Ornamenten,[38] die meist das Kreuz als zentrales Motiv darstellten.[39] Die Tradition ist auf die Eroberung Bosniens durch die Osmanen im Jahr 1463 zurückzuführen und verlor durch den geringeren Stellenwert der Religion im ehemaligen sozialistischen Jugoslawien an Bedeutung.[40]
 
Zeichnung einer bosnischen Kroatin mit katholischen Tätowierungen
Pikten Schottland Tätowierung
 
Vorstellung einer piktischen Frau
Thüringer späteres Thüringen Unter den Thüringern wurden Schädeldeformationen durchgeführt. Der Brauch wurde von den Hunnen übernommen,[41] die ihn wiederum vermutlich aus Asien nach Mitteleuropa brachten und war vermutlich Zeichen einer besonderen gesellschaftlichen Stellung.[35]

Einzelnachweise

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  1. Democratic Republic of the Congo; Luba peoples (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uima.uiowa.edu
  2. Afrikanische Ornamentik, Brill Archive, S. 48.
  3. a b c d e f Die Völkerschau in Bildern, Eckstein-Helpaus-Verlag, 1932.
  4. Schlangen, Schakale und Skorpione – Berber-Tätowierungen in Nordafrika (Memento vom 4. Juni 2015 im Internet Archive), journal-ethnologie.de
  5. Westafrika – Geheimnisvolle Sahara
  6. Robert Gardner: Rivers of sand, GRIN Verlag, 2006, S. 11.
  7. Ethnienlexikon | New Sudan Foundation. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Januar 2017; abgerufen am 31. Januar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.newsudanfoundation.com
  8. Turkana elder with nose ornament, Pitt Rivers Museumref
  9. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar Dion Kaszas: Indigenous Tattooing
  10. Pierre Clastres: Chronik der Guayaki. Die sich selbst Aché nennen, nomadische Jäger in Paraguay. Trickster Verlag, München 1984, ISBN 3-923804-06-7, S. 106 ff.
  11. Abbildund auf der Website des Anthropologen Kim R. Hill. Abgerufen am 25. Oktober 2013 (englisch).
  12. a b c d e f Lars Krutak: Tattooed Tribes of the Amazon
  13. Curtis, Bd. 11, S. 11.
  14. The Marubo Indians: Rebirth of a Nation
  15. The Mundurucú: Tattooed Warriors of the Amazon Jungle by Lars Krutak. Abgerufen am 31. Januar 2017.
  16. Body Piercing History (Memento vom 26. April 2013 im Internet Archive)
  17. Yanomami Indians: The Fierce People?
  18. Dorling Kindersley: [Encyclopedia of People], S. 79.
  19. pinatubo aeta von Khristin Fabian (Memento des Originals vom 7. Februar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/litera1no4.tripod.com
  20. W. R. Van Gulik: Irezumi - The Pattern of Dermatography in Japan, 1982
  21. Lars Krutak: Tattoo Hunter - Mentawai, 2009.
  22. A History of Body Piercing throughout Society (Memento des Originals vom 28. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.echeat.com
  23. a b c d e f Lars Krutak: The forgotten code: Tribal tattoos of Papua-Neuguinea
  24. New Guinea shell septums
  25. The Septum Piercing
  26. Turkana tribe septum jewelry
  27. Kingsley Roth: Fiji: Tatuing. Some Unrecorded Details on Tatuing in Fiji. In: Man. Vol. 33, 1933, S. 162–163 (JSTOR:2790097). Abgerufen am 29. September 2013.
  28. Herbert Tischner: „Beiträge zur Ethnographie des alten Viti Levu und Vanua Levu nach unveröffentlichten Notizen und Zeichnungen Theodor Kleinschmidts aus den Jahren 1875–1878“. In: Beiträge zur Völkerforschung: Hans Damm zum 65. Geburtstag. Akademie-Verlag, Berlin 1961, S. 665–681.
  29. Abb. des Fiji Museum von Theodor Kleinschmidt's Skizze auf der Website Lars Krutak (Urheberrechte des Völkerkundemuseums Leipzig beachten).
  30. Willowdean C. Handy: Tattooing in the Marquesas. (= Bernice P. Bishop Museum Bulletin. 1). Museum, Honolulu 1922 (Digitalisat, PDF 2,52 MB).
  31. Karl von den Steinen: Die Marquesaner und ihre Kunst: Studien über die Entwicklung primitiver Südseeornamentik nach eigenen Reiseergebnissen und dem Material der Museen. 3 Bände, Reimer, Berlin 1925–1928. Band 1 Tatauierung: mit einer Geschichte der Inselgruppe und einer vergleichenden Einleitung über den polynesischen Brauch. 1925 (Digitalisat der Bodleian Libraries)
  32. Eric Kjellgren: Adorning the world. Art of the Marquesas Islands. Metropolitan Museum of Art, New York, N.Y. 2005 (Digitalisat, PDF 52,6 MB).
  33. Tattoos und Körperbemalung der Rapa Nui auf der Osterinsel (Memento des Originals vom 18. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.osterinsel.de auf der Website osterinsel.de
  34. Samoan tatau (tattooing) auf der Website des Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa
  35. a b c d e Herwig Wolfram: Die Germanen. 2009, S. 17.
  36. Peter Podjavorsek: Die Aromunen in Mazedonien, arte-Dokumentation
  37. a b c d e Johannes Hoops: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 26, S. 575.
  38. Ćiro Truhelka: Die Tätowirung bei den Katholiken Bosniens und der Hercegovina, Carl Gerold’s Sohn, 1896 - 16 Seiten.
  39. Tattooing of Croatian Women In Bosnia-Herzegovina (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive), abgerufen am 30. März 2013.
  40. Der kroatische Tattoo-Oma Kult, Vice, abgerufen am 30. März 2013.
  41. Völkerwanderungszeit – 375 bis 600 n. Chr. (Memento des Originals vom 2. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landesmuseum-brandenburg.de, Archäologisches Landesmuseum Brandenburg