Lothar Menne (* 18. Februar 1944 in Meiningen) ist ein deutscher Verleger. Er war Cheflektor, Verlagsleiter und verlegerischer Geschäftsführer der Verlage Hoffmann und Campe, Heyne Verlag, Ullstein Verlag und Quadriga.

Lothar Menne kam 1944 als Sohn eines Textilfabrikanten in Meiningen zur Welt. Er wuchs in Krefeld auf, wo er die Waldorfschule besuchte. Später studierte er Theaterwissenschaft, Philosophie und Soziologie in München und Frankfurt am Main.[1] Er war Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds und im Kreis um die „Subversive Aktion“ aktiv. In der Ferienvilla seines Vaters in Kochel am See fand 1966 ein Treffen der Viva-Maria-Gruppe statt, wo über neue Formen des Zusammenlebens beraten wurde, an deren Ausführung in Form der Kommune I Menne sich jedoch nicht beteiligte. Stattdessen reiste er über New York und Mexiko-Stadt nach Guatemala, um sich vorübergehend der Guerilla-Gruppe Fuerzas Armadas Rebeldes anzuschließen.[2]

1967 beauftragte die Bertrand Russell Peace Foundation Menne mit einem Interview von Régis Debray, der in Bolivien inhaftiert war.[3] Im gleichen Jahr wurde sein Bericht über die Bolivienreise in der Zeitschrift konkret gedruckt und Menne begann auf Vorschlag von Ulrike Meinhof hin dort als Reporter und Redakteur zu arbeiten. 1968 gab er sein erstes Buch heraus, das von dem Revolutionär Che Guevara handelte. 1969 bis 1971 setzte er sich im Solidaritätskomitee für die inhaftierte Bürgerrechtlerin Angela Davis ein,[4] die er während des Studiums kennengelernt hatte.

Ab 1973 war Menne als Lektor im S. Fischer Verlag tätig, zuerst im Bereich Politik und Zeitgeschichte und anschließend im Bereich Literatur der romanischen Sprachen. 1982 übernahm er zusammen mit Hans-Peter Übleis die Lektoratsleitung beim Heyne Verlag, bis er 1987 vorübergehend das Unternehmen verließ. Er war dann als Programmchef bei Hoffmann und Campe tätig, wo er unter anderem den Bestseller Scarlett und Kriminalromane von John Grisham auf den Markt brachte. 1996 wurde er von der Fachzeitschrift Buchmarkt als Verleger des Jahres ausgezeichnet.[5] 1997 kehrte er zum Heyne Verlag zurück, wo er die Position des verlegerischen Geschäftsführers übernahm.[6] Im Jahr 2000, als das Unternehmen Econ Ullstein List (Axel Springer) den Heyne Verlag erwarb, wurde Menne Programmgeschäftsführer der Verlage Ullstein, Ullstein Berlin und Quadriga.[7]

Nachdem Menne 2004 die Ullstein-Verlagsleitung an Viktor Niemann übergeben hatte,[8] machte er sich mit einem Verlagsbüro in Berlin selbständig. Er war als Berater für die Verlagsgruppe Weltbild tätig und stellte die „Bild Bestseller Bibliothek“ zusammen. Ab 2008 arbeitete er als persönlicher Berater der Geschäftsführung für die Verlagsgruppe Lübbe.[5]

Menne ist Mitglied der Académie de Berlin.[1]

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Einzelnachweise

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  1. a b Lothar Menne. In: academie-de-berlin.de. Abgerufen am 8. November 2021.
  2. Wolfgang Kraushaar: Die blinden Flecken der RAF. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-608-98140-7, S. 48 (online).
  3. Dorothee Weitbrecht: Aufbruch in die Dritte Welt: der Internationalismus der Studentenbewegung von 1968 in der Bundesrepublik Deutschland. V & R Unipress, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-957-4, S. 256 (online).
  4. Michael Ludwig Müller: Berlin 1968: die andere Perspektive. Berlin-Story-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-929829-85-3, S. 89 (online).
  5. a b Verlagsgruppe Lübbe: Lothar Menne wird persönlicher Berater von Stefan Lübbe. In: Buchmarkt. 11. März 2008. Abgerufen am 8. November 2021.
  6. Die Geschichte des Heyne Verlags. In: penguinrandomhouse.de. Abgerufen am 8. November 2021.
  7. Lothar Menne will an die alte Tradition des Berliner Verlagshauses anknüpfen. In: Tagesspiegel. 4. November 1999. Abgerufen am 8. November 2021.
  8. Lothar Menne übergibt Ullstein-Verlagsleitung an Viktor Niemann. In: new-business.de. 22. Januar 2004. Abgerufen am 6. November 2021.