Ludwig von Terzi

k. k. Feldzeugmeister (1730-1800)
(Weitergeleitet von Ludwig Freiherr von Terzi)

Ludwig Freiherr von Terzi, auch Terzy oder Tercy, italienisch Lodovico oder Luigi barone de’ Terzi (* 18. Juni 1730 in Mantua[2]; † 8. Februar 1800 in Wien), war ein kaiserlich-königlicher Feldzeugmeister. 1781 begleitete er Kaiser Joseph II. auf dessen Reise in die Niederlande, wobei er ein unveröffentlichtes Tagebuch führte.

Johann Baptist Lampi:
Ludwig von Terzi, 1784.[1]

Militärische Karriere

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Franz I. und Maria Theresia: Denkmünze auf die Wiedereroberung der Festung Kłodzko/Glatz, 1760.
 
Konnte Terzi 1779
„nicht genugsam beloben“:
sein Vorgesetzter Wurmser.

Terzi entstammte einer Adelsfamilie aus Gorizia/Görz[3] oder Istrien[4]. Schon mit sechzehn Jahren kämpfte er als Fähnrich der Infanterie im Österreichischen Erbfolgekrieg, unter anderem bei Piacenza. Zu Beginn des Siebenjährigen Krieges Hauptmann, überanstrengte sich Terzi in der Schlacht bei Lovosice/Lobositz (1756), so dass er lebensgefährlich erkrankte. Bei Lutynia/Leuthen (1757) wurde er in den Hals geschossen und beinahe von der Kavallerie zertreten. Infolge der Übergabe von Wrocław/Breslau (1757) geriet er in preußische Gefangenschaft. Bei Hochkirch (1758) und Maxen (1759) erstürmte er Batterien. Besonders zeichnete er sich als Major unter Laudon[5] bei der Wiedereroberung der Festung Kłodzko/Glatz (1760) aus, wo er eine Schanze im Sturm nahm und ein Feuer in der Nähe des Pulverturms löschte. Dafür erhielt er den Rang eines Oberstleutnants. Bei Torgau (1760) rettete er einen Artilleriezug. 1762 wurde er Ritter des Maria-Theresien-Ordens, 1768 Oberst, 1775 Generalmajor (Brigadegeneral), 1778 Inhaber des steiermärkischen Infanterieregiments Nr. 16 in Maribor/Marburg.

Als im Bayerischen Erbfolgekrieg erstmals Kaiser Joseph II. (1741–1790) den Oberbefehl innehatte, kommandierte Terzi eine Brigade. 1779 eroberte er ein Blockhaus bei Szalejów Górny/Oberschwedeldorf und nahm eine heranrückende Entsatzkolonne gefangen. Sein Vorgesetzter Wurmser[6], der bei der Aktion zugegen war, konnte ihn „nicht genugsam beloben“.[7] Anschließend verteidigte Terzi bis zum Kriegsende die strategisch wichtige Stellung von Szczytna/Rückers.[8] Der Kaiser verlieh ihm dafür das Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens. Nach dem Frieden von Teschen ließ ihm Friedrich II. von Preußen eine goldene Tabakdose überreichen. Die Augspurgische Ordinari Postzeitung kommentierte: „Dieses Präsent zeigt wohl an, daß der König mit des General Terzi gehaltenen Mannszucht sehr gut zufrieden gewesen seyn muß, wie er überhaupt auch ein liebenswürdiger Mann und braver General ist.“[9] Terzi erhielt die Erlaubnis, das Geschenk anzunehmen. Er wurde Kommandant von Braunau, der Hauptstadt des neuerworbenen Innviertels, dann Brigadekommandant in Wien.

Reisebegleiter Kaiser Josephs II.

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Joseph II.: Denkmünze auf die Huldigung der Österreichischen Niederlande, 1781.[10]
 
Willem Jacob Herreyns: Joseph II. mit der Schelde
im Hintergrund, ca. 1781.

In den Staaten des Hauses Österreich bis dahin nur Mitregent seiner Mutter Maria Theresia, trat Joseph II. Ende 1780 die Alleinherrschaft an. 1781 ernannte er Terzi zum Kämmerer.[11] Von Mai bis Juli des erwähnten Jahres durfte der General seinen obersten Chef als einziger „Kavalier“ in die Österreichischen Niederlande[12] und die Vereinigten Niederlande begleiten.[13] Josephs Reisegefährten mussten die Voraussetzung erfüllen, sich nicht in den Vordergrund zu drängen.[14] Indem Terzi an einer der wenigen Offensivaktionen des Bayerischen Erbfolgekriegs teilgenommen hatte, war er ein lebender Beweis dafür, dass der als Feldherr äußerst vorsichtige Kaiser gegebenenfalls auch Risiken einzugehen bereit war. Hingegen konnte der vereinsamte Monarch mit dieser Nebenfigur seines Hofstaats wohl kaum freimütig plaudern.

Die Österreichischen Niederlande waren der einzige seiner Staaten, den Joseph noch nicht gesehen hatte. Sie hatten den höchsten Lebensstandard Europas[15], aber nahezu mittelalterliche Verfassungen[16]. Ihre Gerichtshöfe trotzten ähnlich den Parlamenten Frankreichs der Zentralgewalt. Der Souveräne Rat von Brabant zum Beispiel baute sich damals in Brüssel einen Palast, der heute als Palast der Nation Belgiens Föderales Parlament beherbergt. Ohne Landverbindung zum Kerngebiet der Monarchie, unterstanden die Österreichischen Niederlande wie die Lombardei Staatskanzler (Außenminister) Kaunitz. Gouverneur Karl von Lothringen (Josephs Onkel) war 1780 gestorben. Zu seinen Nachfolgern hatte Maria Theresia Josephs Schwester Marie Christine und deren Gatten Albert von Sachsen-Teschen ernannt. Die beiden hatten ihr Amt aber noch nicht antreten können, weil der Kaiser darauf bestand, seinen wertvollsten Besitz zuvor persönlich in Augenschein zu nehmen. Dies in der Absicht, die Organisation der Österreichischen Niederlande jener seiner andern Staaten anzugleichen. Bei seinem Besuch umging er alle üblichen Formalitäten und Zeremonien, trug einfache Uniform und nächtigte in Gasthöfen statt in Palästen und Abteien. Er präsentierte sich als effektiver, dynamischer Landesherr, der alle Aspekte der Verwaltung unter die Lupe nahm – und vieles andere mehr.[17]

Die Reise fand in einer Zeit internationaler Spannungen statt: Das von Kaunitz ausgehandelte Bündnis zwischen Wien und Paris bestand nur noch auf dem Papier, was Josephs Lieblingsschwester Marie-Antoinette als Gattin Ludwigs XVI. Anfeindungen aussetzte. Während Frankreich und die Vereinigten Niederlande im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg die USA unterstützten, blieb Österreich neutral, was seinem Seehandel zugutekam. Unmittelbar vor seiner Abreise hatte Joseph eine geheime Allianz mit Katharina II. von Russland geschlossen, die sich gegen Preußen und die Türkei richtete. Im Konflikt zwischen Paris und London versuchten Wien und Sankt Petersburg zu vermitteln.

Im Anschluss an die Reise veranlasste Joseph die Vereinigten Niederlande, ihre Truppen aus den Barrierefestungen an der Grenze zu Frankreich abzuziehen. Hingegen erreichte er nicht, dass sie die Blockade der Schelde aufhoben und Antwerpen den 1585 verlorenen Zugang zum Meer gewährten. Das Projekt, die Österreichischen Niederlande mit dem in Brüssel geborenen Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz gegen Bayern zu tauschen[18], scheiterte 1785 am Widerstand Friedrichs II. und des Fürstenbunds, aber auch an Josephs eigener Unentschlossenheit.

Unveröffentlichtes Tagebuch

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Unterwegs führte Terzi Tagebuch[19], was ein Stück weit dafür entschädigt, dass Joseph dies – anders als auf seinen Reisen als Mitregent – nur noch in rudimentärer Form tat[20]. Obwohl der General nicht in Staatsgeheimnisse eingeweiht war, vermittelt der unveröffentlichte Bericht in deutscher Sprache interessante Einblicke in die Lebens- und Regierungsweise des „Revolutionärs auf dem Kaiserthron“[21]. Wir erfahren daraus zum Beispiel, dass sein restliches Gefolge lediglich aus Oberstabschirurg Brambilla, den Kabinettssekretären Knecht und Anton, zwei Angehörigen der Ungarischen Adeligen Leibgarde, zwei Köchen, fünf Leiblakaien, einem Wagenmeister und einem „Aufseher der Bagage“ bestand. Weitere ungarische Gardisten gewährleisteten als Kuriere die Kommunikation mit Wien und den anderen Höfen. Der Fuhrpark umfasste drei sechsspännige und drei vierspännige Wagen, für die bei 361 Poststationen Pferde bestellt werden mussten.[22]

Der Ton des Tagebuchs ist mehrheitlich offiziell. Es hält fest, was „seine Majestät“ taten, wer sich ihnen „zu Füßen legen“ durfte usw. (Pluralis Majestatis). Terzi verzichtete aber nicht darauf, sich selber ins Spiel zu bringen. Dies nicht nur indirekt mit „man“, dem Passiv oder wertenden Bemerkungen[23]. Gegen ein Fünftel des Textes ist in der ersten Person Singular gehalten. So notierte der unverheiratet Gebliebene in Mainz: „Madame de Guiollet würde mir in meinen jungen Jahren sehr reizend geschienen haben.“[24] Das Tagebuch beschreibt, wie die Menschen jubelten, als sie erstmals seit 222 Jahren ihren Landesherrn zu Gesicht bekamen. Es verrät uns aber auch, dass der „Graf von Falkenstein“ im Hafen des französischen Dünkirchen spionierte, das mit einem Überfall der Royal Navy zu rechnen hatte[25], und dass er bei Gent und Antwerpen Grenzbefestigungen der Vereinigten Niederlande rekognoszierte. Während Joseph in Brüssel laut Frankreichs Botschafter d’Adhémar eine „unvorstellbare“ Aktivität entfaltete[26], um sich einen Überblick über die Verwaltung des Landes zu verschaffen, jedermann Audienz gewährte und Tausende von Bittschriften entgegennahm, hatte Terzi Zeit, die Stadt anzusehen.[27] An kleineren Orten hingegen oblag es ihm, die Bittsteller vorzulassen.[28]

Während die neuen Gouverneure in Brüssel einzogen und an seiner Stelle die Verfassung des Landes beschworen, bereiste der Kaiser die Vereinigten Niederlande. Dabei folgte er den Spuren Peters I. von Russland, der eines seiner Vorbilder war.[29] Er bewunderte den „unvergleichlichen und unglaublichen Reichtum der Industrie“[30], fand hingegen das Militär in einem schlechten Zustand. Wie überall erstreckte sich sein enzyklopädisches Interesse auch auf soziale, wissenschaftliche, religiöse und kulturelle Einrichtungen. In Amsterdam umfasste sein Tagesprogramm nicht weniger als 20 Sehenswürdigkeiten[31].

Gärten und Frauen

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Gefiel Joseph II. in Spa: Lady Derby (nach Joshua Reynolds, ca. 1776).
 
Terzi gehörte zu den wenigen Teilnehmern des Festes (Bild),
das Marie-Antoinette in Versailles
für Joseph II. veranstaltete.
 
Elisabeth von Württemberg (nach Johann Jakob Mettenleiter, 1782).

Eine besondere Vorliebe bekundete der „Graf von Falkenstein“ für Gärten und Alleen. Dies wohl nicht nur, weil er dort Kühlung fand und sich die Beine vertreten konnte. Der Schatten der Bäume dämpft das harte Licht, mit dem die Aufklärung alles erhellen wollte, vermittelt Geborgenheit, lässt Unterdrücktes zu seinem Recht kommen. So besichtigte Joseph auf der Tagesetappe von Den Haag nach Haarlem neben den wissenschaftlichen Sammlungen der Universität Leiden und einer Gemäldegalerie nicht weniger als zwei botanische Gärten, einen Tiergarten, drei private Gärten und einen Wald.[32] Wie der Herr, so der Diener: Terzi schwärmt etwa vom Wintergarten im Pariser Parc Monceau, „über welchen ein Poët das blumenreichste Gedicht machen könnte“.[33]

Joseph war nach zwei enttäuschenden Ehen[34] Witwer geblieben. Er unterhielt eine platonische Beziehung zu der verheirateten Eleonore von Liechtenstein[35], die er im Zirkel der Fünf Fürstinnen traf[36], und verkehrte daneben mit Mädchen aus dem Volk[37]. Im Tagebuch übergeht Terzi den Besuch bei der Marquise von Herzelles, die dem Kaiser einst einen Korb gegeben hatte und nun in Namur im Kloster lebte.[38] Im Modebad Spa (Fürstbistum Lüttich), wo er Prinz Heinrich von Preußen in Begleitung der Schriftsteller Raynal und Grimm traf[39], bekundete Joseph mehr Interesse für das andere Geschlecht als dieser Bruder Friedrichs II.: Man erzählte, dass er an einer Quelle im Ardennenwald die Damen tanzen ließ.[40] Anschließend begleitete er laut Terzi „Miladÿ Derbÿ, bis nacher Hauß“.[41] Nach dem Abschiedsbesuch bei Prinz Heinrich wurde der Kaiser von „Mÿs Hamilton, Mÿs Macmahara und Mÿs Plonquet“ eskortiert, „so dreÿ schöne Englische Damen sind“.[42] Die schönste Frau aber, die Terzi – und auch sein Chef – in Spa sah, war die spätere Gräfin Potocka, welche wie Madame du Barry und Lady Hamilton den Weg aus der Halbwelt in die Geschichtsbücher schaffte.[43]

Auf der Rückfahrt besuchte Joseph in Versailles Marie-Antoinette.[44] Terzi erhielt Urlaub und besichtigte Paris, wobei er ähnlich systematisch vorging wie sein Chef. Er gehörte aber auch zu den wenigen Teilnehmern des Festes, das die Königin im Petit Trianon für den Kaiser veranstaltete. Wegen des Themas Wiedersehen von Bruder und Schwester wurde Glucks Oper Iphigénie en Tauride aufgeführt, „nach welchen“ – so Terzi – „die gantze Gesellschafft in den sehr groß- und schönen englischen Garthen, so auf eine neue Arth illuminirt und in unterschiedlichen Gegenden mit allerhand musicalischen Instrumenten besetzt ware, spazieren giengen“.[45]

In Étupes[46] bei Montbéliard hielt der Kaiser im Namen seines dreizehnjährigen Neffen Franz (II.) um die Hand der ein Jahr älteren Elisabeth von Württemberg an, deren Schwester Sophia Dorothea den russischen Thronfolger Paul (I.) geheiratet hatte. Die Ehe sollte das Bündnis von Wien und Sankt Petersburg besiegeln. Kaunitz hatte seinen Herrn vergeblich dazu zu bringen versucht, die Prinzessin selber zu heiraten.[47] Doch während Joseph den Zarewitsch um die Gattin beneidet hatte, fand er Elisabeth nicht schön: Sie hatte ihm „einen zu großen Mund und ein wenig zu blonde Haare“.[48] Er ließ sie in Wien erziehen und gab sie Franz erst sieben Jahre später zur Frau. Elisabeth blieb Joseph eng verbunden. Sie starb zwei Tage vor ihm an der Geburt einer geistig behinderten Tochter.

Peinliches Erlebnis bei Koblenz

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Bei der „fliegenden Brücke“ von Koblenz löste Terzi einen Skandal aus.

Die mit dem Kaiser verbrachten Monate müssen Terzis Selbstbewusstsein gestärkt haben. Jedenfalls ließ er sich 1784 von Johann Baptist Lampi porträtieren. Auf dem Bildnis[49] trägt er das Kommandeurskreuz des Maria-Theresien-Ordens und hält zwei Landkarten in der Hand, die sichtbare obere mit dem 1779 eroberten Blockhaus. 1786 erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschallleutnant (Divisionsgeneral) und Kommandanten von Oberösterreich.[50]

Im selben Jahr hatte Terzi bei Koblenz ein peinliches Erlebnis: Man verhaftete ihn, weil er die kurtrierischen Farben verunglimpft habe, indem er bei der „fliegenden Brücke“ (Gierseilfähre) über den Rhein an ein Schilderhaus urinierte. Dies führte zu einer Korrespondenz zwischen Joseph II., Kurfürst Clemens Wenzel von Trier, Herzog Albert von Sachsen-Teschen, Kurfürst Friedrich August von Sachsen[51], Erzherzogin Marie Christine und dem „Delinquenten“. Letzterer bestand zuerst auf seiner Rehabilitierung in einem ordentlichen Verfahren, ließ sich aber schließlich zur Flucht aus der Haft bewegen, damit die Trierer nicht zum Gespött des Publikums wurden.[52]

Bei Wattignies im Stich gelassen

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In der Schlacht bei Wattignies
(Eugène Lami, 1837) befehligte Terzi den entscheidenden Frontabschnitt.

Aus der Erbschaft des 1788 verstorbenen Generalmajors Grechtler erhielt Terzi jährlich 4000 Gulden.[53] Nachdem Joseph II. während des Russisch-Österreichischen Türkenkriegs tödlich erkrankt war, zettelten reaktionäre Kreise in den Österreichischen Niederlanden 1789 einen Aufstand gegen seine Reformen[54] an (Brabanter Revolution). Aufgrund seiner Lokalkenntnisse erhielt Terzi den Auftrag, die Erhebung niederzuschlagen, doch wurde die Strafexpedition wieder abgeblasen. Bis zu seinem Tod war er Vizekommandant von Wien. 1790 entsandte man ihn nach Mähren, um einen Überraschungsangriff Preußens auf die mit dem Türkenkrieg beschäftigte Monarchie zu verhindern.

Im Ersten Koalitionskrieg unterstand Terzi 1793 die Reservearmee in Böhmen. Dann wurde er nach Nordfrankreich abkommandiert. Bei Wattignies, wo 45 000 Mann frisch ausgehobener Revolutionstruppen unter Jourdan 22 000 kriegserfahrene Kaiserliche unter Sachsen-Coburg zum Rückzug zwangen, befehligte er den entscheidenden Frontabschnitt bei dem Dorf, das der Schlacht den Namen gab. Am 15. Oktober wehrte er mit 4050 Mann drei Angriffe ab, den dritten durch Gegenstoß. Am 16. schickte ihm Sachsen-Coburg zusätzliche 2250 Mann – zu wenig, wie sich zeigen sollte. Dass der Reichsfeldmarschall nicht seine ganzen Reserven nach Wattignies warf, trug zum Verlust der Schlacht bei. Wieder schlug Terzi die Franzosen zweimal zurück. Doch seine Bitten um Verstärkung blieben vergeblich. Als ein dritter konzentrischer, von überlegener Artillerie unterstützter Angriff zum Verlust des Dorfes zu führen drohte, unternahm er mit 2450 Mann erneut eine Konterattacke, musste sich aber schließlich zurückziehen. Dabei war er schon fast eingeschlossen, als ihn 300 Kavalleristen unter Verlust von 80 Pferden heraushieben. Erst jetzt kommandierte sein Vorgesetzter Clerfait 4650 Mann zu einem letzten Gegenangriff, doch scheiterte auch dieser.[55] Für Terzi war es ein schwacher Trost, dass ihm Sachsen-Coburg nachträglich attestierte, er habe „bei der bedenklichen Lage, in der er sich durch 2 Tage befunden, hinlängliche Proben seiner Einsicht, und seines persönlichen Muths abgelegt“.[56] In der Folge bat er vergeblich, in den Ruhestand versetzt zu werden.

Während Bonapartes siegreichem Italienfeldzug wurde Terzi 1797 Feldzeugmeister beziehungsweise General der Artillerie (Korpskommandant). Vor dem Frieden von Campoformio befehligte er in Innerösterreich über 100 000 Mann.[57] Er verlegte sein Hauptquartier von Graz nach Görz und ließ den venezianischen Teil Istriens besetzen. Als in Wien 1798 die Trikolore verbrannt wurde, welche der französische Botschafter Bernadotte gehisst hatte, versuchte Terzi, die Gemüter zu beruhigen. Seine Ernennung zum Feldmarschall war beschlossene Sache[58], als er nach „langwierigem und schmerzhaftem Krankenlager“ starb[59]. Den Grabstein setzte ihm sein Großneffe und Erbe Anton Graf von Thurn/della Torre (1774–1846).[60]

Quellen und Darstellungen

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Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Erstausführung in Pastell.
  2. Sammlung der auf den Gottesäckern der kais. auch kais. königl. Haupt- und Residenz-Stadt Wien befindlichen Grabschriften und Denkmähler (…) Wien 1807, S. 98. Irrtümlich wird als Geburtsort auch Görz angegeben (Jaromir Hirtenfeld: Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder. Wien 1857, 1. Abtheilung, S. 224; Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 44. Theil, Wien 1882, S. 17).
  3. Carl Freiherr von Czoernig: Görz, Oesterreich’s Nizza. 1. Band, Wien 1873, S. 776. Zu klären ist die Verwandtschaft mit Joseph Freiherr von Terzi (1754 k. k. Feldmarschallleutnant, † 22. August 1773).
  4. Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 44. Theil, Wien 1882, S. 17.
  5. Feldzeugmeister, 1778 Feldmarschall.
  6. Feldmarschallleutnant, 1795 Feldmarschall.
  7. (Carl von Seidl:) Versuch einer militärischen Geschichte des Bayerischen Erbfolge-Kriegs (…) 3. Theil, Königsberg 1781, S. 153 f.
  8. Johann Wilhelm von Bourscheid: Der erste Feldzug im vierten preußischen Kriege (…) 3. Stück, Wien 1779, S. 32. Die erwähnten Orte lagen in der preußischen Grafschaft Glatz.
  9. Augspurgische Ordinari Postzeitung. 9. Juni 1779.
  10. Auf dem Revers links die kniende Belgia. Eine Krone trug der Kaiser nach der Krönung nie mehr. Obwohl er sich unweit von Brüssel aufhielt, ließ er sich bei der Huldigungszeremonie durch seine Schwester Marie Christine vertreten.
  11. Augspurgisches Extra-Blatt. 26. April 1781.
  12. Herzogtümer Brabant, Limburg und Luxemburg, Österreichisch Geldern, Grafschaften Flandern, Hennegau und Namur, Herrschaft Mecheln, Vogtei Tournai.
  13. Zu der Reise vergleiche Eugène Hubert: Le voyage de l’empereur Joseph II dans les Pays-Bas (…) Bruxelles 1900; Derek Beales: Joseph II. Band 2, Cambridge 2009, S. 133–167.
  14. Auf die Frankreichreise von 1777 hatte der Kaiser den schweigsamen Joseph von Colloredo, den stotternden Philipp von Cobenzl und den schwerhörigen Ludwig von Belgioioso mitgenommen.
  15. Jan Roegiers: Die Reise Josephs II. in den österreichischen Niederlanden (Mai bis Juli 1781). In: Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. (…) Katalog der Niederösterreichischen Landesausstellung in Melk, Wien 1980, S. 85–88, hier: S. 87.
  16. Derek Beales: Joseph II. Band 1, Cambridge 1987, S. 364.
  17. Derek Beales: Joseph II. Band 2, Cambridge 2009, S. 138 f.
  18. Karl Theodor wollte König von Burgund werden, Joseph dem Haus Österreich die Vormachtstellung in Deutschland sichern.
  19. Journal der Reiße, so seine Majestæt der Kaÿser den 22-ten Maÿ 1781 unternommen. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14. Es war dem Autor der maßgeblichen Biografie des Herrschers (Derek Beales: Joseph II, 2 Bände, Cambridge 1987/2009) nicht bekannt.
  20. Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofreisen 11, Konv. alt 12/1, f. 2 f. (bricht mit dem 8. August ab).
  21. Saul Kussiel Padover: The Revolutionary Emperor, Joseph II of Austria. New York 1934; deutsch: Joseph II., ein Revolutionär auf dem Kaiserthron. Düsseldorf/Köln 1969.
  22. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, Tabelle im Anhang.
  23. Als sich Joseph einen Umweg gestattete, um die Bergstraße und die Pfalz zu sehen, schrieb Terzi zum Beispiel: „Die heutige Reiße ware wegen der ausnehmenden schönen Laage des Landes und guten Anbauung besonders angenehm.“ (Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 8.)
  24. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 9 (im Text unterstrichen). Handelte es sich um eine Verwandte des späteren Bürgermeisters von Frankfurt am Main Jakob Guiollett?
  25. Bis ihn ein Matrose erkannte, hatte der Kaiser bereits den halben Hafen in Augenschein genommen. Gemäß Eugène Hubert: Le voyage de l’empereur Joseph II dans les Pays-Bas (…) Bruxelles 1900, S. 441, unternahm er den Abstecher grau gekleidet und ohne jedes Begleitfahrzeug.
  26. An Außenminister Vergennes, Brüssel, 29. Juni 1781, zitiert nach Eugène Hubert: Le voyage de l’empereur Joseph II dans les Pays-Bas (…) Bruxelles 1900, S. 349.
  27. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 17, 19, 22, 25.
  28. In einem Gasthof des Städtchens Limburg, das gerade einmal 74 Häuser zählte, musste Terzi die Tür des einzigen Zimmers im Erdgeschoss abschließen, weil so viele Leute hineindrängten. (Eugène Hubert: Le voyage de l’empereur Joseph II dans les Pays-Bas (…) Bruxelles 1900, S. 444.)
  29. In Zaandam besichtigte Joseph das Tsaar Peterhuisje. (Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 34.)
  30. An Kaunitz, Utrecht, 16. Juli, zitiert nach Adolf Beer (Herausgeber): Joseph II., Leopold II. und Kaunitz, ihr Briefwechsel, Wien 1873, S. 89 (französisch).
  31. Das Arsenal der Admiralität, die Ostindische und die Westindische Kompanie, das große Hospital, das Findelhaus, ein Waisenhaus, das Zuchthaus, das Spinnhaus, das Spital für Alte, die Spitäler der Lutheraner und der Katholiken, das Haus für Bettler, ein Magazin von Lackwaren, eine Tierhandlung, einen Aussichtspunkt und eine Pflanzschule, die Portugiesische Synagoge, den Hafen und die Hauptkanäle, das Rathaus, die reformierte Nieuwe Kerk sowie einige kleine Armen- und Erziehungshäuser. (Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 35 f.)
  32. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 32 f.
  33. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 48.
  34. Die geliebte, aber lesbische Isabella von Parma (1741–1763) und die ungeliebte Josepha von Bayern (1739–1767) waren an den Pocken gestorben.
  35. Vergleiche Adam Wolf: Fürstin Eleonore Liechtenstein, 1745–1812, nach Briefen und Memoiren ihrer Zeit, Wien 1875.
  36. Vergleiche Rebecca Gates-Coon: The Charmed Circle. Joseph II and the „Five Princesses,“ 1765–1790, West Lafayette, Indiana 2015.
  37. Unter dem Einfluss des Schweizer Arztes Tissot glaubte man, Onanie sei ungesund.
  38. Derek Beales: Joseph II, Band 1, Cambridge 1987, S. 202 f. Christine-Philippine von Trazegnies verwitwete von Herzelles (1728–1793) war von Joseph mit der Erziehung seines einzigen Kindes Maria Theresia (1762–1770) betraut worden. Keine Erwähnung finden im Tagebuch auch, dass Joseph bei den Stiftsdamen in Mons eine nach seinen eigenen Worten „sehr hübsche und liebenswürdige“ Enkelin von Kaunitz besuchte (Adolf Beer: Joseph II., Leopold II. und Kaunitz, ihr Briefwechsel, Wien 1873, S. 62 f., 68) und dass er bei den Stiftsdamen in Nivelles den Quartiermacher für eine Tochter von Fürstin Clary spielte (Derek Beales: Joseph II, Band 2, Cambridge 2009, S. 141 f.)
  39. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 39; Liste des Seigneurs et Dames, Venus aux Eaux Minérales de SPA, l’an 1781, 19. 6., 10. 7., 18. 7. Raynal hatte gerade die Histoire philosophique et politique des établissements et du commerce des Européens dans les deux Indes neu aufgelegt, welche er mit Diderot verfasst hatte. Grimm stand im Dienst Katharinas II.
  40. (Alexandre Lemarié:) Le voyageur bienfaisant, ou Anecdotes du voyage de Joseph II dans les Pays-Bas, la Hollande, &c. (…) Paris/Liege 1781, S. 131.
  41. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 39; vergleiche Liste des Seigneurs et Dames, Venus aux Eaux Minérales de SPA, l’an 1781, 15. 6.; Wilmarth Sheldon Lewis (Hrsg.): The Yale edition of Horace Walpole’s correspondence. 48 Bände, Yale University Press, New Haven 1937–1983, Band 33, S. 288: „Lady Derby’s imperial conquest“ (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fimages.library.yale.edu%2Fhwcorrespondence%2Fpage.asp%3Fvol%3D33%26page%3D288%26srch%3Dlady%2520derby%25201781~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D). Elizabeth Smith-Stanley, Countess of Derby (1753–1797) war eine der elegantesten Frauen ihrer Zeit.
  42. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 39; Liste des Seigneurs et Dames, Venus aux Eaux Minérales de SPA, l’an 1781, 15. 6. In Wirklichkeit handelte es sich um Irinnen. Mary Bridget Plunket, spätere Marquise de Chastellux (1759–1815) war die Tochter des k. k. Gouverneurs von Antwerpen.
  43. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 39; Liste des Seigneurs et Dames, Venus aux Eaux Minérales de SPA, l’an 1781, 18. 7; Jerzy Łojek: Dzieje pięknej Bitynki […] (Geschichte der Schönen Bithynierin […]). 4. Aufl., Wydawnictwo Pax, Warszawa 1982, S. 82 f., 85–90. Zofia Glavani (1760–1822) war mit dem späteren polnischen bzw. russischen General Jôzef de Witte verheiratet. 1782 empfing Joseph II. das Paar in Wien in Privataudienz. Später wurde Zofia Mätresse Potjomkins. Nach der Scheidung von Witte heiratete sie den reichsten Magnaten Russisch-Polens, ihren langjährigen Liebhaber Stanisław Szczęsny Potocki.
  44. Auf seiner ersten Frankreichreise hatte der Kaiser 1777 Ludwig XVI. und Marie-Antoinette – was wegen der Etikette niemand gewagt hatte – Nachhilfe in Sexualkunde gegeben (Joseph an seinen Bruder Leopold, 9. Juni 1777, erstmals publiziert in François Fejtö: Un Habsbourg révolutionnaire, Joseph II, Portrait d’un despote éclairé, Paris 1953, S. 167) und ihnen so zum erhofften Nachwuchs verholfen.
  45. Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, Mem 1781-28-14, S. 47.
  46. 1801 abgebrochene Sommerresidenz Herzog Friedrich Eugens von Württemberg.
  47. Adolf Beer: Joseph II., Leopold II. und Kaunitz, ihr Briefwechsel, Wien 1873, S. 94 f.
  48. Adolf Beer: Joseph II., Leopold II. und Kaunitz, ihr Briefwechsel, Wien 1873, S. 102 f. (Original französisch).
  49. Privatsammlung, Ziracco di Remanzacco (Udine).
  50. Augspurgische Ordinari Postzeitung. 12. Januar 1786.
  51. Albert war Reichsfeldmarschall und Bruder von Clemens Wenzel, Friedrich August ein Neffe der beiden.
  52. Christian von Stramberg: Ehrenbreitstein, Feste und Thal (Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, 2. Abtheilung, 1. Band). Coblenz 1845, S. 6–10.
  53. Kurfürstliche gnädigst privileg. Münchner Zeitung. 11. Juli 1788, S. 431.
  54. Unter anderem führte der Kaiser die Religionsfreiheit ein und hob zahlreiche Klöster auf.
  55. Denkwürdgkeiten (sic) des französischen Kriegs im Jahre 1793 (…) 3. Band, 1. Heft, Prag/Wien o. J., S. 256; Magazin der neuesten merkwürdigen Kriegsbegebenheiten (…) 5. Band, Frankfurt (am Main) 1795, S. 138–140; Victor Dupuis: La Campagne de 1793 à l’Armée du Nord et des Ardennes d’Hondtschoote à Wattignies. Paris 1909, S. 184, 203. Die Zahlenangaben entsprechen der Sollstärke der beteiligten Einheiten.
  56. Denkwürdgkeiten (sic) des französischen Kriegs im Jahre 1793 (…) 3. Band, 1. Heft, Prag/Wien o. J., S. 269.
  57. Jaromir Hirtenfeld: Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder. Wien 1857, 1. Abtheilung, S. 353.
  58. Münchner Oberdeutsche Staatszeitung. 29. Januar 1800.
  59. Münchner Oberdeutsche Staatszeitung. 20. Februar 1800.
  60. Sammlung der auf den Gottesäckern der kais. auch kais. königl. Haupt- und Residenz-Stadt Wien befindlichen Grabschriften und Denkmähler (…) Wien 1807, S. 98.
  61. Standardwerk über die Reformen des Kaisers.
  62. Maßgebliche Biografie des Kaisers.