Das Containerschiff MOL Comfort wurde 2008 für die japanische Reederei Mitsui O.S.K. Lines (MOL) gebaut. Es brach am 17. Juni 2013 im Arabischen Meer auseinander, und beide Teile sanken in der Folgezeit. Es ist der größte bisher aufgetretene Containerschiffsverlust.

MOL Comfort
Das Schwesterschiff APL Poland
Das Schwesterschiff APL Poland
Schiffsdaten
Flagge Bahamas Bahamas
andere Schiffsnamen

APL Russia (2008–2012)

Schiffstyp Containerschiff
Klasse MOL C-Klasse
Rufzeichen C6XF2
Heimathafen Nassau
Eigner Ural Container Carriers
Reederei Mitsui O.S.K. Lines, Tokio
Bauwerft Mitsubishi Heavy Industries, Nagasaki
Baunummer 2234
Kiellegung 23. August 2007
Stapellauf 8. März 2008
Übernahme 14. Juli 2008
Verbleib Am 17. Juni 2013 auf See zerbrochen; gesunken.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 316,00 m (Lüa)
303,18 m (Lpp)
Breite 45,60 m
Seitenhöhe 25,00 m
Tiefgang (max.) 14,535 m
Vermessung 86.692 BRZ, 48.825 NRZ
 
Besatzung 26
Maschinenanlage
Maschine 1 × Mitsubishi-Wärtsilä RT-flex96C Elfzylinder-Zweitakt-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat 62.920 kW (85.547 PS)
Höchst­geschwindigkeit 25,25 kn (47 km/h)
Propeller 1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 90.613 tdw
Container 8.110 TEU
Sonstiges
Klassifizierungen Nippon Kaiji Kyōkai
Registrier­nummern IMO-Nr. 9358761

Bau und Einsatzzeit

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Die MOL Comfort zählte zu einer Baureihe von zwölf typgleichen Schiffen, von denen sechs Einheiten in den Jahren 2007 und 2008 als MOL C-Klasse für die Tokioter Reederei Mitsui O.S.K. Lines gebaut wurden. Weitere Schwesterschiffe wurden an andere Reedereien abgeliefert. Nach Ablieferung im Juli 2008 wurde das Schiff als APL Russia in Charter der singapurischen Reederei American President Lines in Fahrt gesetzt. Zum 1. Juni 2012 übernahm MOL das Schiff wieder und benannte es in MOL Comfort um. Das Schiff wurde auf der Route zwischen Asien und Europa eingesetzt[1] und absolvierte am 29. Mai 2013 den letzten „Special Survey“ – eine im Fünfjahresrhythmus stattfindende Untersuchung – seitens der Klassifikationsgesellschaft Nippon Kaiji Kyōkai[2].

Havarie im Juni 2013

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Am 17. Juni 2013 befand sich die MOL Comfort auf einer Reise von Singapur nach Jeddah im Arabischen Meer etwa 430 Seemeilen südöstlich von Salala in einem Schlechtwettergebiet, als es im Mittschiffsbereich zunächst starke Einbeulungen zeigte, bald darauf stark knickte und schließlich in zwei Teile zerbrach. Die 26-köpfige Besatzung, die aus elf Russen, einem Ukrainer und 14 Philippinern bestand, konnte sich in zwei Rettungsinseln und einem Rettungsboot retten und wurde im Zuge der vom MRCC Mumbai koordinierten Rettungsaktion von der Yantian Express aufgenommen.[3] Schiffsführung und Besatzung der Yantian Express wurden Ende 2013 für ihren Einsatz von der DGzRS mit der Rettungsmedaille in Silber ausgezeichnet.[4]

Vor- und Achterschiff des Havaristen behielten zunächst ihre Schwimmfähigkeit und trieben unabhängig voneinander mit rund zwei Knoten Geschwindigkeit in ostnordöstlicher Richtung weiter. Das Vorschiff befand sich auf der Position 13°00’N 60°40’E, das Achterschiff 19 Seemeilen ostnordöstlich davon.[5] MOL schloss einen Bergungsvertrag. Am 24. Juni trafen ein Begleitschiff aus Dschabal Ali und drei Schlepper im Bereich der treibenden Schiffsteile ein. Fachleute von Smit Internationale und Nippon Salvage nahmen die beiden Rumpfhälften in Augenschein, um das Abschleppen vorzubereiten. Darüber hinaus waren weitere Bergungsschlepper auf dem Weg zum Havaristen.[6] Am 26. Juni wurde mit dem Abschleppen des Vorschiffs in Richtung des Persischen Golfs begonnen[7], das Achterschiff sank am 27. Juni 2013 in der Nähe der Position 14°26’N; 066°26’E bei einer Wassertiefe von etwa 4000 Metern. Dabei gingen etwa 1700 Container verloren, und etwa 1500 t Schweröl versanken mit dem Achterschiff.[8] Am 6. Juli brach während der Verschleppung am hinteren Teil des Vorschiffs nach Suhar ein Feuer aus, das durch die Begleitschiffe nicht unter Kontrolle gebracht wurde. Zusätzlich nahm das indische Feuerlöschschiff Samudra Prahari an der Feuerbekämpfung teil.[9] Am 10. Juli gegen 19 Uhr (UTC) sank das schwer beschädigte Vorschiff auf der Position 19°56’N; 065°25’E im an dieser Stelle etwa 3000 Meter tiefen Indischen Ozean. Mit dem Vorschiff gingen die verbleibenden rund 2400 Container und etwa 1600 Tonnen Schweröl unter.[10] Einzelne Container wurden in der Folgezeit an der indischen Westküste und auf den Lakkadiven angespült.[11]

Folgen der Havarie

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An Bord des mit etwa 66 Millionen US-Dollar bei Mitsui Sumitomo, Tokio Marine und Sompo versicherten Schiffes[12] befanden sich 4382 Container (7041 TEU) mit Ladung im Wert von rund 300 Millionen US-Dollar.[13]

Aufgrund der bisher ungeklärten Ursache für das Durchbrechen der MOL Comfort wurde eine gemeinsame Untersuchung der momentan in Fahrt befindlichen Schwesterschiffe MOL Creation, MOL Charisma, MOL Celebration, MOL Courage, MOL Competence und MOL Commitment durch die Reederei MOL, der Bauwerft Mitsubishi Heavy Industries und der Klassifikationsgesellschaft Nippon Kaiji Kyokai begonnen. Als erste Maßnahme wurden die Schiffe während des laufenden Betriebs durch die jeweiligen Besatzungen untersucht und ein vorläufiger Plan zur Minderung der Rumpfbelastungen aufgestellt.[6] Später entschied MOL, alle reedereieigenen Schwesterschiffe aus der Fahrt zu nehmen und deren Rumpf zu verstärken.[14] Bei den Schiffen MOL Celebration, MOL Courage und MOL Creation wurden die Rümpfe bis Mitte August 2013 verstärkt[15], bei den weiteren Schiffen MOL Charisma, MOL Competence und MOL Commitment wurden die Arbeiten in den nachfolgenden Monaten durchgeführt.[16]

Die Unfalluntersuchungsgruppe der Klassifikationsgesellschaft NK gab Ende Oktober 2013 Zwischenergebnisse der Untersuchung bekannt. Aufgrund des zu Beginn des Unfalls festgestellten Wassereinbruchs im Mittschiffsbereich des Schiffsbodens geht die Gruppe von einem Ursprung des Schadens in der Bodenkonstruktion des Schiffes aus. Bei der Untersuchung der Bodenbereiche der Schwesterschiffe zeigten sich im gleichen Bereich Beulschäden, die als Ursache für das Versagen der Bodenkonstruktion in Frage kommen, woraufhin die Schwesterschiffe im besagten Bereich präventiv verstärkt wurden.[17] Im Zwischenbericht vom Dezember 2013 gab die Unfalluntersuchungsgruppe bekannt, dass die Ursache des Mittschiffsschadens in verschiedenen Simulationen nach der Finite-Elemente-Methode mit den gegebenen Parametern nicht nachgestellt werden konnte. Die Untersuchungskommission geht davon aus, dass die Rumpfbelastungen während des Unfalls entweder höher lagen als angenommen, oder die Vorschädigung durch die Bodeneinbeulungen höher war als angenommen oder eine Kombination beider vorgenannten Effekte zutraf.[18] Am 30. September 2014 wurde der Abschlussbericht vorgelegt.[19]

Im Februar 2014 verklagte MOL den Schiffbaukonzern Mitsubishi Heavy Industries beim Tokyo District Court auf Schadenersatz für die nachträgliche Verstärkung der Schwesterschiffe der gesunkenen MOL Comfort.[20]

Die International Association of Classification Societies gab im März 2015 neue Richtlinien für den Bau großer Containerschiffe heraus, die einen Seeunfall wie auf der MOL Comfort in Zukunft verhindern sollen.[21]

Die Schiffe der MOL C-Klasse zählen zu den Post-Panamax-Containerschiffen. Die Schiffsaufbauten und der darunterliegende Maschinenraum sind etwa auf vier Fünftel der Länge achtern angeordnet. Die Schiffe dieser Klasse wurden im Vergleich zu anderen 8000-TEU-Schiffen um eine 40-Fuß-Bay kürzer und dafür um eine Containerreihe breiter ausgelegt. Die Gesamtkapazität beträgt etwas über 8.100 TEU, von denen 3.494 TEU in den Laderäumen und 4.616 TEU an Deck gestaut werden können. Späte Einheiten der Serie verfügen über eine höhere Gesamtkapazität von 8.450 TEU. Es sind Anschlüsse für 630 Kühlcontainer vorhanden.

Der verwendete Hauptmotor des Typs Mitsubishi-Wärtsilä RT-flex96C wirkt direkt auf einen Festpropeller und ermöglicht eine Geschwindigkeit von bis zu 25,25 Knoten. Um die aktuellen MARPOL-Vorschriften zu erfüllen, sind alle Bunkertanks innerhalb der Doppelhülle angeordnet.

Schiffbaulich bemerkenswert am Schiffstyp der bei Mitsubishi gebauten Einheiten war die erstmalige Verwendung von hochfestem YP47-Stahl des Gütegrades „E“ (YP460MPa) mit einer Zugfestigkeit von rund 461 N/mm² für den Schiffsrumpf. Die neue Stahlsorte wurde von Nippon Steel und Mitsubishi Heavy Industries entwickelt und ihre Verwendung in Zusammenarbeit mit der Klassifikationsgesellschaft Nippon Kaiji Kyokai erprobt.[22][23]

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Fußnoten

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  1. Hafenanlaufliste von Mitsui O.S.K. Lines (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.molpower.com (englisch)
  2. Schiffsdaten bei Nippon Kaiji Kyokai (englisch)
  3. Containerriese durchgebrochen – Hamburger Frachter rettete 26 Seeleute, Kieler Nachrichten, 18. Juni 2013.
  4. DGzRS würdigt Rettung auf hoher See, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Pressemitteilung vom 2. Dezember 2013.
  5. Update (No.2): Incident Involving the Containership MOL Comfort, MOL-Pressemeldung vom 18. Juni 2013.
  6. a b Update (No.9): Incident Involving the Containership MOL Comfort, MOL-Pressemeldung vom 24. Juni 2013.
  7. Update (No.10): Incident Involving the Containership MOL Comfort, MOL-Pressemeldung vom 26. Juni 2013.
  8. Urgent Update (No.12): Incident Involving the Containership MOL Comfort, MOL-Pressemeldung vom 27. Juni 2013.
  9. Kampf gegen Feuer auf „MOL Comfort“ (Memento des Originals vom 11. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.thb.info, Täglicher Hafenbericht, 9. Juli 2013.
  10. Update (No.25): Incident Involving the Containership MOL Comfort, MOL-Pressemeldung vom 11. Juli 2013.
  11. Containers 'MOL Comfort' aangespoeld op stranden, Nieuwsblad Transport, 25. Juli 2013. Abgerufen am 30. Juli 2013.
  12. MOL COMFORT Cost Insurers $400M bei Maritime Connector, 20. September 2013 (englisch)
  13. Achmea vreest het ergste voor ’MOL Comfort’ en lading, Nieuwsblad Transport, 19. Juni 2013 (niederländisch).
  14. Safety Enhancement on Sister Vessels of the Containership MOL Comfort, MOL-Pressemeldung vom 27. Juni 2013.
  15. MOLPower.com: Announcementdetail. In: cms.molpower.com. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Dezember 2016; abgerufen am 11. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cms.molpower.com
  16. Drei MOL-Frachter bereits aufgerüstet, THB – Deutsche Schiffahrts-Zeitung, 13. August 2013.
  17. Preliminary Findings Into MOL COMFORT Casualty Released bei The Maritime Eexecutive, 1. November 2013 (englisch)
  18. Interim Report of Committee on Large Container Ship Safety, Committee on Large Container Ship Safety, Japan, Dezember 2013 (englisch)
  19. Abschlußbericht
  20. Mike Wackett : MOL sues shipbuilder after Comfort loss, as insurance claims look set to spiral bei The Loadstar, 7. Februar 2014 (englisch)
  21. IACS: Press Release 5 March 2015, 5. März 2015. (Memento des Originals vom 29. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.iacs.org.uk (englisch)
  22. Pressemeldung von MOL (Memento des Originals vom 22. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mol.co.jp (englisch)
  23. YP47 – Ensuring the safety of ultra large containerships – The development of YP47 high strength steel and methods for arresting brittle cracks in ClassNK Magazine 2008, Vol. 60, S. 6–9 (englisch; PDF; 5,8 MB)