Maria Regina Martyrum (Berlin)

Kirchengebäude in Berlin

Maria Regina Martyrum (lateinisch für ‚Maria, Königin der Märtyrer‘) ist der Titel einer römisch-katholischen Kirche im Berliner Ortsteil Charlottenburg-Nord am Heckerdamm 230/232. Sie wurde 1960 bis 1963 als „Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945“ gebaut und steht unweit der Gedenkstätte Plötzensee und des evangelischen Gemeindezentrums Plötzensee, ebenfalls einer Gedenkkirche. Die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum ist mit Glockenturm und Feierhof ein eingetragenes Baudenkmal (Nr. 09096195).[1] Sie gehört zur Pfarrei „Märtyrer von Berlin“ im Erzbistum Berlin.

Maria Regina Martyrum
Fassade über dem Feierhof
Fassade über dem Feierhof

Fassade über dem Feierhof

Baujahr: 1960
Einweihung: 5. Mai 1963
Architekt: Hans Schädel,
Friedrich Ebert
Stilelemente: Modern
Bauherr: Erzbistum Berlin
Grundfläche: 38 × 15 m
Platz: 400 Personen
Turmhöhe:

25 m

Lage: 52° 32′ 23,9″ N, 13° 17′ 54,1″ OKoordinaten: 52° 32′ 23,9″ N, 13° 17′ 54,1″ O
Anschrift: Heckerdamm 230/232
Berlin-Charlottenburg-Nord
Berlin, Deutschland
Zweck: römisch-katholisch Gedenkkirche
Webseite: gedenkkirche-berlin.de

Geschichte

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Den Anstoß zum Bau der Kirche gab der Berliner Bischof Wilhelm Weskamm beim 75. Deutschen Katholikentag 1952 in Berlin, indem er zum Bau einer Gedenkkirche für die Märtyrer aus der Zeit des Nationalsozialismus aufrief.[2] Auf dem 78. Deutschen Katholikentag 1958, wiederum in Berlin, gelobten die Teilnehmer, „Maria Regina Martyrum“ zu bauen.[3] Nach einer Kollekte in allen deutschen Bistümern legte Bischof Julius Kardinal Döpfner am 12. November 1960 den Grundstein zu der Kirche, die er – inzwischen Erzbischof von München und Freising – am 5. Mai 1963 zusammen mit dem damaligen Berliner Bischof Alfred Bengsch und dem französischen Erzbischof Louis de Bazelaire (Erzbistum Chambéry) konsekrierte.[2]

Als Patrozinium wurde Maria Regina Martyrum (Maria, Königin der Märtyrer) gewählt. 1954 hatte Papst Pius XII. das Marienfest Maria Königin für die katholische Kirche eingeführt. Der Marientitel Regina Martyrum gehört zu den Anrufungen der Gottesmutter in der Lauretanischen Litanei.

Die Kirche war als Gedenkkirche und gleichzeitig als Pfarrkirche für das umliegende Neubaugebiet Charlottenburg-Nord mit etwa 400 Sitzplätzen, Gemeindezentrum und Pfarrwohnung geplant. Bauherr war das Bischöfliche Ordinariat Berlin. 1958 wurden vier Architekten, Reinhard Hofbauer, Willy Kreuer, Hans Schädel zusammen mit Friedrich Ebert, und Rudolf Schwarz,[4][5] zu einem Wettbewerb eingeladen, den der Würzburger Dombaumeister Hans Schädel mit seinem Entwurf gewann. Zur Ausführung kam Schädels zweite Version, zusammen mit den Plänen des Architekten Friedrich Ebert, beauftragt vom Bischöflichen Baudirektor Hermann Jünemann. Künstlerische und theologische Beratungen erfolgten durch den Münsterschwarzacher Benediktiner P. Urban Rapp. Mit der Kirche wurde, unmittelbar westlich anschließend, das Gemeindezentrum gebaut.[2] Hans Schädel hatte bereits beim Bau der Kirche St. Kilian in Schweinfurt mit dem Künstler Georg Meistermann zusammengearbeitet; von diesem stammt das große Chorfenster in St. Kilian mit dem Motiv der Ausgießung des Heiligen Geistes.

Das Erzbistum Berlin ordnete 1981 in der Region die Pfarrgemeinden neu. Die Pfarrei Maria Regina Martyrum wurde mit der benachbarten Pfarrei St. Joseph in Siemensstadt zusammengelegt, die Kirche erhielt den Status einer Lokalie (seit 2007: Rektoratskirche)[6] und wurde nach Gründung des Karmels Regina Martyrum dessen Klosterkirche. Für den Klosterbau mussten die mit der Kirche errichteten Gemeinderäume zum Teil abgerissen oder umgebaut werden.[7] Die Fassade zum Heckerdamm mit vorgehängten Betonlamellen in der Gestaltung von Hans Schädel blieb erhalten.

Aus Anlass des 50. Jahrestages der Kirchweihe fanden am 4. und 5. Mai 2013 Festgottesdienste und Konzerte statt. Vorausgegangen war eine Predigtreihe zu Texten von P. Alfred Delp SJ an den Fastensonntagen 2013.[8]

Zum 1. Januar 2022 wurden im Rahmen der räumlichen Neuordnung im Erzbistum Berlin die Gemeindeteile der Pfarre St. Joseph (Siemensstadt), die im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf liegen, und damit auch die Gedenkkirche zur Pfarrei Herz Jesu (Charlottenburg) umgepfarrt. Am 1. Januar 2023 fusionierten die Charlottenburger Pfarrgemeinden zu einer neuen Pfarrei „Märtyrer von Berlin“.

Bei einer Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Kirchweihe sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, am 18. September 2023, Widerstandskämpfer wie Alfred Delp oder Helmuth James Graf von Moltke hätten nicht selten „einen Bruch mit der loyalen Widerwilligkeit ihrer Kirche“ vollziehen müssen, „deren Hierarchie Autoritätsgehorsam und die Bewahrung der Seelsorge höher priorisierte als universale Gerechtigkeit“; die Kirchenhierarchien hätten weder vor noch unmittelbar nach 1945 zu „ihren“ Märtyrern gestanden. Daher sei jede Vereinnahmung der Märtyrer problematisch, sondern der Wirklichkeit werde es mehr gerecht, diese als „Stachel und Mahnmal“ für Kirche zu verstehen.[9]

Die Gedenkkirche ist seit 2018 Station auf dem Pfad der Erinnerung in der Gedenkregion Plötzensee.

Kirchenbau und Umfeld

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Feierhof und Glockenturm

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Turm der Kirche mit Glockenkammer

Das Areal gilt als herausragendes Beispiel einer gelungenen Einheit von Kirchenbau und Bauplastik.[10] Die Gesamtanlage ist von einer strengen orthogonalen Formensprache bestimmt.[4] Das Kirchengebäude steht in einem kopfsteingepflasterten, in niedrigen Stufen leicht abfallenden Feierhof, der von mit schwarz-grauen Basaltkieselplatten verkleideten übermannshohen Betonmauern eingefasst wird und an einen Appellplatz erinnert.[11]

Der 25 Meter hohe markante Glockenturm aus rechtwinklig zueinander gestellten Sichtbetonplatten bildet einen der beiden Eingänge, die das Eingangstor und den zweigeschossigen Glockenstuhl mit fünf Glocken zwischen sich nehmen. Eine ursprünglich geplante 48 Meter hohe Turmnadel konnte aus Gründen der Flugsicherung für den Flughafen Tegel nicht gebaut werden. An der Außenseite der Mauer weisen zwei Schrifttafeln mit Texten von Papst Pius XII. und Julius Kardinal Döpfner auf die Bedeutung des Bauwerks hin.[12]

 
Kreuzweg von Otto Herbert Hajek und Glockenturm

Der Feierhof, ursprünglich vorgesehen als Raum für größere gottesdienstliche Feiern im Freien mit einem Fassungsvermögen von 10.000 Menschen, ist nun als leere, von der Stadt abgegrenzte Fläche ein Raum des Abstands und der Stille, den man durchschreiten muss, um zur Kirche zu gelangen – ein brutalistischer Hortus conclusus.[13] Vor der rechten Mauer ist, beginnend am Turm, ein bronzener Kreuzweg mit 15 Stationen von Otto Herbert Hajek in stark abstrahierender, monumentaler Darstellung aufgestellt. Die einzelnen Kreuzwegstationen sind zu Gruppen zusammengefasst, mit Ausnahme der jeweils einzeln stehenden 1. Station (Jesus wird zum Tod verurteilt), der 12. Station (Jesus stirbt am Kreuz) und der 15. Station (Auferstehung – Frauen am Grab), die in Abstand zu den übrigen Stationen in dem breiten Durchgang unter dem Kirchengebäude aufgestellt ist. Dort steht auch ein Freialtar, der ebenfalls von Otto Herbert Hajek geschaffen wurde und dessen bronzenes Antependium das Motiv der Dornenkrone variiert. Im hinteren Teil des Feierhofs befindet sich ein Bronzerelief Flucht nach Ägypten nach Entwurf von Johannes Dumanski, das von Heimatvertriebenen gestiftet wurde.[14]

Architektur des Kirchengebäudes

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Eingangsportal

Der langgestreckte Baukörper der Oberkirche ruht ohne Sockel in einer Höhe von vier Metern nur auf drei quer gestellten Betonwänden, von denen zwei die Außenmauern der Unterkirche bilden, die dritte ist die an dieser Stelle verstärkte Umfassungsmauer des Feierhofs. Der Bau scheint mit seiner leuchtend weißen, mit Marmorkieselplatten verkleideten Fassade wie ein „schwebender Körper“ (so Architekt Hans Schädel) in starkem Kontrast zum düsteren Feierhof; andere Deutungen sehen ihn als Schrein zwischen Himmel und Erde oder als das Himmlische Jerusalem, das zur Erde niederkommt (Offb 21 EU).[15]

Vor der sonst ungegliederten rechteckigen Fassade hängt über dem Eingang die dreigliedrige Plastik Apokalyptische Frau von Fritz Koenig. Die fünf Meter hohe Skulptur aus vergoldeter Bronze setzt sich aus drei Bildmotiven entsprechend der biblischen Vision („ein Zeichen am Himmel“) in der Offenbarung des Johannes (Offb 12,1–6 EU) zusammen: in der unteren Zone der siebenköpfige Drache, darüber die Frau, die gebären soll, auf der Mondsichel stehend, und die Strahlen der Sonne als Krone darüber.[16] Die Gestalt stellt nach christlicher Tradition die Gottesmutter dar, deren Patrozinium die Gedenkkirche trägt.

Oberkirche

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Gotische Madonnenstatue
 
Marien-Kirche auf einer Berliner Briefmarke von 1965

Das Innere der Kirche wird von der verglasten Eingangshalle aus über eine breite Treppe zwischen den beiden Stützmauern erreicht. 1994 wurde auf der Rückseite des Kirchengebäudes zusätzlich ein Fahrstuhl angebaut.[17]

Der rechteckige Kirchenraum ist geostet und dadurch zur Hinrichtungsstätte Plötzensee ausgerichtet. Die fensterlosen Sichtbetonwände tragen die Spuren der Verschalung als rechteckige, rhythmische Muster. Die tiefergelegte Decke aus lasierten Holzbrettern ruht auf sichtbar gelassenen Unterzügen und lässt durch unsichtbare Fensterbänder entlang der Seitenwände indirektes Licht in den Kirchenraum einfallen; zwei weitere, senkrechte Lichtbänder befinden sich rechts und links hinter dem Altarbild.[18] Der Fußboden besteht aus hellem Granit.

Die Kirche hat keine Apsis, der Altarraum ist lediglich durch eine Stufe vom Kirchenraum abgehoben. Altar und Ambo sind streng kubisch aus hellem Treuchtlinger Marmor gestaltet, ebenfalls eine Stele, die eine frühgotische sitzende Madonna mit Kind trägt, entstanden in Südfrankreich um 1320.[19]

Bestimmend für den Raum ist das monumentale Altargemälde Das himmlische Jerusalem von Georg Meistermann, das eine Vision aus der Offenbarung des Johannes darstellt und nahezu die gesamte Stirnwand einnimmt. Annähernd im Zentrum ist auf hellem Hintergrund das Lamm Gottes dargestellt, ein Symbol für den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus, dem nach der Aussage der Johannesapokalypse (Offb 5,6-7 EU) die Herrschaft im kommenden Reich Gottes übertragen ist. Weitere gegenständliche Elemente, die, gemessen an den Gesamtproportionen des Werkes, klein und filigran wirken, sind ein Auge Gottes links oberhalb des Lammes, auf das dieses ausgerichtet ist – Jesus Christus erfüllt mit seinem Kreuzestod den Willen Gottes –, und in der rechten Bildhälfte eine Sichel als Symbol für das Jüngste Gericht (Offb 14,14-20 EU). Überwiegendes Gestaltungselement des Bildes sind helle und dunkle farbige Flächen, die ohne Perspektive spiralartig um die Figur des Lammes angelegt sind. Die Mitte mit dem Lamm ist von hellen gelben, grauen und weißen Flächen bestimmt. Nach außen hin treten vermehrt dunkle grüne, braune und schwarze, blockartige Flächen hinzu, die das Bild am unteren und oberen Rand gegen Boden und Decke abgrenzen. Sieben gelbe und rote Flammen streben aus der Mitte nach rechts unten in den dunklen Bereich und deuten auf die sieben Gaben des Heiligen Geistes hin. Die leitende Vorstellung des Künstlers war: „Was geschieht mit mir, wenn man mir mitteilt: Morgen früh um fünf wirst du gehenkt! Die Welt zerfällt, reißt auseinander wie stürzende Blöcke, zerfetzt in zerreißende Lappen. Und durch diesen Verfall, durch dieses Zerreißen erscheint die bleibende Verheißung in Symbolen wie Lamm, Auge, sieben Gaben des Hl. Geistes. So steht das Grauen gegen Helligkeit.“[20]

Der Kirchenraum schließt rückwärtig – über der Eingangstreppe – durch die auf dünnen Stelzen stehende Orgel- und Sängerempore mit dem klar gegliederten Orgelprospekt optisch ab. Unter der Empore ist eine kleine Beichtkapelle mit einer Skulptur des Schmerzensmannes (Süddeutschland, zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts) angeordnet. Seit Januar 2013 ist auf dem Altar der Kapelle auch der flache goldene Tabernakel aufgestellt, der vorher auf dem Altar der Kirche gestanden hatte, sodass ein bergender Raum für persönliches Gebet vor dem Allerheiligsten entstanden ist.[21]

Unter dem Altar dieser nunmehrigen Sakramentskapelle wurden am 5. November 2018 die Gebeine des seliggesprochenen Dompropstes von St. Hedwig, Bernhard Lichtenberg, in einem hölzernen Schrein beigesetzt und mit einer Steinplatte verschlossen. Damit konnten seine Reliquien für die Dauer der Schließung der St.-Hedwigs-Kathedrale zugängig bleiben.[22][23] Es ist vorgesehen, sie am 29. November 2024 in die Krypta der inzwischen renovierten Kathedrale zurückzuführen.

Seitlich auf derselben Ebene befindet sich eine Taufkapelle mit einem zylindrischen Taufstein aus hellem Muschelkalk und einem Osterleuchter von Fritz Koenig.[24]

Vor dem Kirchengebäude wurde 2012 ein edelmetallener Informationstisch mit Text und großen Reliefbuchstaben aufgestellt, auf dem die Geschichte der Gedenkkirche wetterfest dargestellt ist. Dieser Tisch entstand im Auftrag der Kirchenleitung in der Kunstmetallwerkstatt Fittkau nach Entwurf der Künstler Lutzenberger + Lutzenberger.[25]

Unterkirche

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In den Glaswänden des Eingangsbereichs sind in handschriftlicher Form seit Januar 2013 Zitate der NS-Märtyrer zu lesen.[21] Hinter dem Treppenaufgang zur Oberkirche führen zwei Stufen hinab in die Krypta der Unterkirche. Die Seitenwände sind mit schwarzen Basaltkieselplatten verkleidet. Eine freistehende Betonwand teilt den Raum in zwei Segmente mit unterschiedlichen Funktionen.[26]

 
Erich Klausener, 1933

Der vordere Teil vor der auf dieser Seite in hellem Goldton gehaltenen Zwischenwand ist in grabartiger Gestaltung dem Gedenken an die Blutzeugen der Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933 bis 1945 gewidmet.[27] Vor der Trennwand steht eine von Fritz Koenig entworfene Bronzeplastik, die die Pietà darstellt: Maria, die ihren toten Sohn Jesus in den Armen hält. Unter einer Bodenplatte stehen drei Sarkophage. Der rechte enthält die Urne des 1934 auf Befehl des Leiters des Geheimen Staatspolizeiamtes Reinhard Heydrich erschossenen Erich Klausener. Die Urne wurde am 4. Mai 1963, dem Vorabend der Kirchweihe, an dieser Stelle beigesetzt; vorher ruhte sie auf dem St.-Matthias-Friedhof in Tempelhof.[28] Ein weiterer, bisher leerer Sarkophag sollte die sterblichen Überreste des 1943 auf dem Transport zum KZ Dachau in Hof gestorbenen Berliner Dompropstes Prälat Bernhard Lichtenberg aufnehmen, die am 16. November 1943 auf dem Alten Domfriedhof der St.-Hedwigs-Gemeinde in der Liesenstraße beerdigt worden waren. Die DDR-Behörden verweigerten jedoch die Überführung ins damalige West-Berlin. Die Gebeine Lichtenbergs wurden daraufhin 1965 in der Krypta der in Ost-Berlin gelegenen St.-Hedwigs-Kathedrale beigesetzt.

Am 5. November 2018, dem 75. Todestag Bernhard Lichtenbergs, wurden die Gebeine in die Gedenkkirche überführt und für die Dauer der Schließung der Kathedrale in der Oberkirche beigesetzt.[29][23]

Der mittlere Sarkophag enthält eine Urkunde, die an alle Opfer des Nationalsozialismus aus Glaubens- und Gewissensgründen erinnert, deren Grab unbekannt ist, denen ein Grab verweigert und deren Asche verstreut wurde.[30] Auf der mittleren Bodenplatte vor der Plastik wird die Widmung der Gedenkstätte ausgedrückt: „Allen Blutzeugen, denen das Grab verweigert wurde – allen Blutzeugen, deren Gräber unbekannt sind“. Auf der linken Platte sind Namen und Lebensdaten von Dompropst Bernhard Lichtenberg sowie – stellvertretend für alle in Plötzensee hingerichteten NS-Opfer – die des Protestanten Helmuth James Graf von Moltke und des mit ihm befreundeten Katholiken P. Alfred Delp SJ eingraviert, auf der rechten die des hier beigesetzten Erich Klausener.[21]

An der Trennwand vorbei ist die Kapelle für das Stundengebet und die heilige Messe der Karmelitinnen erreichbar, die 1984 ein Kloster an der Gedenkstätte errichteten. Die Unterkirche wurde dafür nach Norden erweitert.[4]

Orgel in der Oberkirche

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Klais-Orgel auf der Empore über der Beichtkapelle

Die Orgel entstand in den Jahren 1961–1963 in der Bonner Orgelbaufirma Johannes Klais als Opus 1258[31] und wurde am 5. Mai 1963 fertiggestellt. Sie verfügt über 25 Register auf drei Manualen und Pedal.[32]

Disposition
I Hauptwerk C–a3
Principal 8′
Gemshorn 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Schweizerpfeife 2′
Mixtur IV–VI 113
Trompete 8′
II Rückpositiv C–a3
Rohrgedackt 08′
Principal 04′
Waldflöte 02′
Sesquialtera II 0223
Scharff IV 01′
Dulcian 16′
Tremulant
III Brustwerk (schwellbar) C–a3
Holzgedackt 8′
Salicional 8′
Quintadena 4′
Principal 2′
Terzcimbel III 12
Vox humana 8′
Tremulant
Pedal C–g1
Subbass 16′
Principalbass 08′
Pommer 08′
Rohrpfeife 04′
Posaune 16′
Klarine 04′

Die fünf Bronzeglocken entstanden 1961 in der Gießerei von Friedrich Wilhelm Schilling[33] und erhielten ihre Weihe am 16. Dezember 1962 von Ordinariatsrat Msgr. Grewe.[34]

Name Aufschrift Durch­messer
(mm)
Höhe
(mm)
Masse
(kg)
Schlag­ton
Christus JESUS CHRISTUS, GESTERN UND HEUTE, IST DERSELBE AUCH IN EWIGKEIT. 1400 1150 1900 es'
Maria TUT, WAS ER EUCH SAGT. 1260 1060 1350 f'
Erzengel Michael WER IST WIE GOTT? 1180 0990 1100 ges'
Petrus JA, HERR, DU WEISST, DASS ICH DICH LIEBE. 1040 0890 0750 as
Ambrosius ABER ICH MUSS HANDELN UND GOTT DEM KAISER VORZIEHEN. 0760 0640 0310 es"

Karmel Regina Martyrum

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Im Jahr 1982 ließ die Berliner Verwaltung direkt angrenzend an das Kirchengelände ein Kloster der Unbeschuhten Karmelitinnen (OCD), der Karmel Regina Martyrum errichten, das 1984 bezogen wurde. Die Gedenkkirche ist zugleich auch Klosterkirche der Karmelitinnen.[36] Diese suchten mit ihrer Ansiedlung in Berlin diese Nähe, um die Erinnerung an das unheilvolle Geschehen wachzuhalten und einen „Dienst der Fürbitte“ zu leisten.[37] Sie kamen vom Karmel Heilig Blut in Dachau, der 1964 in der Nachbarschaft des ehemaligen KZ Dachau gegründet worden war.

Literatur

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  • Gedächtniskirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrum zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945. Morus Verlag, Berlin 1963.
  • Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (= Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith).
  • Die Sprache der Steine. In: Jesuiten. Informationen der Deutschen Provinz der Jesuiten. Ausgabe 2013/1, S. 1–21; ISSN 1613-3889.
  • Franz Pfeifer (Hrsg.): Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 2013, ISBN 978-3-89870-801-2 (Zum 50. Jahrestag der Weihe der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum hrsg. von Franz Pfeifer im Auftrag des Erzbistums Berlin).
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Commons: Maria Regina Martyrum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Denkmaldatenbank. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin
  2. a b c Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, S. 2 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD).
  3. Homepage Karmel Regina Martyrum, Geschichte.; berlin.de, Sehenswürdigkeiten (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive)
  4. a b c Kerstin Englert: Kirchen nach 1945. In: Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Teil VI: Sakralbauten. Berlin 1997, S. 207–272, hier S. 239. Franz Pfeifer (Hrsg.): Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. Lindenberg i. Allgäu 2013, ISBN 978-3-89870-801-2, S. 168 (hier: Reinhold statt Reinhard Hofbauer).
  5. Zeichnungen des Architekten Rudolf Schwarz; hier. Original zum Entwurf der Gedenkkirche in Charlottenburg, abgerufen am 15. Dezember 2021.
  6. Urkunde Rektoratskirche (Memento vom 8. März 2013 im Internet Archive)
  7. Homepage Karmel Regina Martyrum, Geschichte.
  8. Katholische Sonntagszeitung Erzbistum Berlin. 9./10. Februar 2013, S. VIII.
  9. "Die meisten haben geschwiegen." ZdK-Präsidentin würdigt Widerstand im Nationalsozialismus. In: domradio.de. 19. September 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  10. Sehenswürdigkeiten. (Memento vom 8. Oktober 2008 im Internet Archive) berlin.de
  11. Sibylle Schulz, Maria Lütjohann: Faltblatt. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) Hrsgg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Berlin (Faltblatt-Reihe: Erkennen und Erhalten in Berlin. 2008, Nr. 19).
  12. Gedächtniskirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrum zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945. Morus Verlag, Berlin 1963, S. 45, 67.
  13. Josef Paul Kleihues, Jan Gerd Becker-Schwering, Paul Kahlfeldt (Hrsg.): Bauen in Berlin 1900–2000. Berlin 2000, ISBN 3-87584-013-5, S. 371.
  14. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 8 f. (Feierhof, Kreuzweg, Flucht nach Ägypten), S. 14 (Freialtar).
  15. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, S. 8 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD).
  16. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 8, 14.
  17. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 8 (Fahrstuhl).
  18. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 103, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 15 (Beleuchtung), S. 28 (Ausrichtung).
  19. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 15 (Raum), S. 18 (Altarraum), S. 23 (Madonna).
  20. Zitiert in: Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, S. 18 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703).
  21. a b c Sr. Mirjam Fuchs OCD, Franz Pfeifer: Neugestaltungen in Maria Regina Martyrum. In: Franz Pfeifer (Hrsg.): Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg i. Allgäu 2013, ISBN 978-3-89870-801-2, S. 232 ff.
  22. Walter Plümpe: Umbettung der Gebeine des seligen Bernhard Lichtenbergs. Gestalt von biblischer Größe. Tag des Herrn, 25. Oktober 2018, abgerufen am 6. November 2018.
  23. a b Bernhard Lichtenberg. In: Gedenkseite des Erzbistums Berlin. Erzbistum Berlin, abgerufen am 6. November 2018.
  24. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 15 (Orgelempore, Taufkapelle), S. 23 (Schmerzensmann).
  25. Homepage Fittkau: Arbeiten 2012. Abgerufen am 15. Dezember 2021.
  26. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, S. 24 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD).
  27. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 1995 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD), S. 26.
  28. Gedächtniskirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrum zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945. Morus Verlag, Berlin 1963, S. 74.
  29. erzbistumberlin.de: Pressemeldung Sankt Hedwig Mitte zieht um nach St. Joseph, 4. Juli 2018
  30. Gedächtniskirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrum zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945. Morus Verlag, Berlin 1963, S. 72–76. Reiner Elwers: Berlins unbekannte Kulturdenkmäler. L&H Verlag, Marburg 1998, ISBN 3-928119-47-8, S. 77.
  31. Opusliste (PDF; 549 kB) Orgelbau Klais
  32. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, S. 22 f. (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD).
  33. Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-7861-1443-9, S. 127 f, dort auch die Aufschriften.
  34. Gedächtniskirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrum zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945. Morus Verlag, Berlin 1963, S. 45, 67. Das Geläut auf youtube
  35. Hoffs: Liste der Geläutemotive. (Memento vom 6. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF) glockenbuecherebk.de, S. 49
  36. Karmel Regina Martyrum
  37. Kath. Gedenkkirche Maria Regina Martyrum Berlin. 2. Aufl. Schnell & Steiner, Regensburg 1995, S. 28, 31 (Schnell, Kunstführer Nr. 1703, Text: Sr. Maria-Theresia Smith OCD).