St. Wilhelm (Berlin)

St.-Wilhelm-Kirche (Berlin)

Die römisch-katholische St.-Wilhelm-Kirche im Berliner Ortsteil Wilhelmstadt (Bezirk Spandau) wurde 1963–1965 nach Plänen von Ulrich Craemer erbaut. Der Stahlbeton-Skelettbau erhebt sich über dem Gemeindezentrum, das unter der Straßenoberfläche liegt. Die Kirche mit dem Patrozinium des hl. Wilhelm von Aquitanien steht unter Denkmalschutz. Sie gehört zur Pfarrei St. Johannes der Täufer – Spandau-Südwest im Erzbistum Berlin.

St.-Wilhelm-Kirche
Ansicht von der Straße
Ansicht von der Straße

Ansicht von der Straße

Baubeginn: 8. Dezember 1963
Einweihung: 30. Oktober 1965
Architekt: Ulrich Craemer
Stilelemente: Reminiszenz an das Neue Bauen
Bauherr: Katholische Kirchengemeinde St. Wilhelm
Grundriss
Grundriss
Lage: 52° 31′ 21,7″ N, 13° 11′ 43,4″ OKoordinaten: 52° 31′ 21,7″ N, 13° 11′ 43,4″ O
Anschrift: Weißenburger Straße 9–11
Berlin-Wilhelmstadt
Berlin, Deutschland
Zweck: katholisch Gottesdienst
Gemeinde: Katholische Kirchengemeinde St. Wilhelm
Bistum: Erzbistum Berlin
Webseite: www.sankt-wilhelm.de

Geschichte

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In Folge der Erweiterung Spandaus um die wilhelminische Vorstadt war 1910 bereits die Kirche Maria, Hilfe der Christen erbaut worden, weil die Kirche St. Marien am Behnitz in der Altstadt Spandau für die wachsende Gemeinde zu klein geworden war. In den 1920er Jahren, als zur Marien-Gemeinde 12.000 Mitglieder gehörten, erwies es sich als notwendig, eine Filialkirche zu errichten. Das Kirchengrundstück an der Weißenburger Straße, eine ehemalige Kiesgrube, wurde 1929 erworben. Dort entstand 1935 die erste Wilhelm-Kirche mit 160 Plätzen in heimatlichen Formen märkischer Dorfkirchen nach einem Entwurf von Carl Kühn. Diese einfache Saalkirche mit dem tief herabgezogenen Satteldach stand bis 1963, dann wurde sie zugunsten der neuen Kirche abgerissen. 1943 bekam die Gemeinde den ersten Seelsorger. 1952 wurde St. Wilhelm selbstständige Kuratie, ein Jahr darauf Pfarrei.

Die Gemeinde St. Wilhelm bildete seit 2004 nach Fusion mit der Nachbargemeinde St. Maximilian Kolbe die Pfarrei St. Wilhelm & St. Maximilian Kolbe. Seit 2018 bildete sie mit den Nachbargemeinden St. Markus und Mariä Himmelfahrt (Berlin-Kladow) den Pastoralen Raum Spandau-Süd, der am 1. Januar 2023 zur Pfarrei St. Johannes der Täufer – Spandau-Südwest fusionierte.

Baubeschreibung

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Innenraum

Wegen des ungünstigen Bauplatzes auf einem stark abgesenkten Grundstück konnten bei einem Architektenwettbewerb mehrere Bewerber keine geeigneten Entwürfe vorlegen. Ulrich Craemer plante die Kirche auf Stützen, auf denen eine erdgeschossige flache Plattform aufruht. Im unteren Geschoss sind Gemeinderäume untergebracht.[1]

Die Formen der Kirche nahmen die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils vorweg.[2] Der Kirchenraum soll die aktive Teilhabe der Gemeinde an der Liturgie zum Ausdruck bringen. Der Hauptbau ist ein Quader auf quadratischem Grundriss, ein Skelettbau aus Stahlbeton. Die große, relativ flache Altarinsel ragt weit in den Innenraum hinein und ist auf drei Seiten von den Bänken des Kirchengestühls umgeben. Auf allen vier Seiten bestehen die Wände des Kirchenschiffs aus einem Betongerüst, das außen, unterhalb der Attika und oberhalb eines Sockels, mit einer Fassade aus querrechteckigen Aluminium-Rahmenfenstern mit Zweischeiben-Isolierglas versehen ist. Innen sind die Stützen mit Betonlamellen ausgefacht, die für ein abgeschattetes Licht sorgen.[2] Das Flachdach wird von einem innen sichtbaren Flächentragwerk aus Oktaplatten gebildet.

Auf der Altarinsel stehen der Tabernakel, das Taufbecken, ein Ambo und die Osterleuchter. Hinter der Altarinsel steht eine breite kupferne Reliefwand, sie stellt die Zuhörer der Bergpredigt dar. Dahinter befindet sich im Kirchenraum selbst die Sakristei.

Der nördlich vor der Kirche frei stehende Kirchturm besteht aus vier diagonal zueinander stehenden Stahlbetonscheiben auf quadratischem Grundriss. Sie tragen auf 23 m Höhe eine fast völlig geschlossene Glockenstube.[1]

 
Orgel

Die Orgel in St. Wilhelm wurde von der Orgelbauwerkstatt Eisenbarth in Passau gebaut und im Dezember 1979 fertiggestellt. Sie hat 32 Register auf zwei Manualen und Pedal. Das Manual I dient als Koppelmanual. Die Orgel besitzt Schleifladen und mechanische Traktur, das Registrierwerk ist elektrisch.[3] Die Disposition wurde von Eckhard von Garnier erstellt.

Disposition
Hauptwerk, Manual II C–c4
Praestant 08′
Rohrflöte 08′
Viol di Gamba
nach Hildebrandt
08′
Oktave 04′
Flûte Traversière 04′
Rohrpfeife 02′
Larigot 0113
Sesquialtera II 0223′, 135
Mixtur V–VII
Dulcian Cromorne 16′
Trompete 08′
Tremulant
Schwellwerk, Manual III C–c4
Gemshorn 16′
Holzgedackt 08′
Salicional 08′
Unda maris 08′ ab c0
Harfenprinzipal 04′
Flûte douce 04′
Geigenprinzipal 02′
Spitzflöte 0135
Ottavino 01′
Obertöne V[4]
Scharff V 01′
Hautbois 08′
Vox humana
nach Gabler
04′
Tremulant
Pedal C–g1
Untersatz 16′
Zartbass 16′
Prinzipalbass 08′
Koppelflöte 08′
Flötenprinzipal 04′
Hintersatz VI 0223
Bombarde 16′
Horn 08′
Trompete 02′
Tremulant

Im Turm hängt ein Geläut aus drei Bronzeglocken, das 1965 von Friedrich Wilhelm Schilling gegossen wurde.

Schlagton Gewicht
(kg)
Durchmesser
(cm)
Höhe
(cm)
Inschrift
f' 1017 115 97 CHRISTUS REX
as' 0600 097 81 ST. MARIA
b' 0408 085 70 ST. GULIELMUS

Literatur

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  • Christine Goetz, Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Kirchen Berlin Potsdam. Berlin 2003.
  • Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, Berlin 1997.
  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
  • Gerhard Streicher, Erika Drave: Berlin – Stadt und Kirche. Berlin 1980.
  • Hilde Herrmann: Aufbau und Ausbau im Bistum Berlin. Berlin 1968.
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Commons: St. Wilhelm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Christine Goetz, Constantin Beyer: Meditativer Ingenieursbau. St. Wilhelm, Berlin-Spandau. In: Christine Goetz, Constantin Beyer: Stadt. Land. Kirchen. Sakralbauten im Erzbistum Berlin. Kunstverlag Josef Fink, Berlin 2018, ISBN 978-3-95976-101-7, S. 114ff.
  2. a b Julia Ricker: Glaube im Quadrat. St. Wilhelm in Berlin-Spandau besticht durch einen raffinierten Entwurf. In: Monumente, Jg. 25 (2015), Heft 4 (August), S. 36–37.
  3. Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 28. Februar 2022.
  4. Obertöne: 113′, 117′, 889′, 1627′, 23245