Marie-Amélie Le Fur
Marie-Amélie Le Fur (geb. 26. September 1988 in Vendôme) ist eine französische Behindertensportlerin in der Leichtathletik und Sportfunktionärin. Sie nahm an fünf Paralympics teil und gewann insgesamt neun Medaillen, darunter drei Goldmedaillen. Bei Weltmeisterschaften erreichte sie zwölfmal Medaillenränge, darunter vier Meistertitel. Sie hielt zeitweise die Weltrekorde im Weitsprung mit 6,14 m (2021) und im 400-Meter-Lauf mit 59,27 s (2016). Le Fur ist darüber hinaus vielfältig im Sport engagiert. Sie wurde im Dezember 2018 zur Präsidentin des Comité paralympique et sportif français gewählt.
Marie-Amélie Le Fur | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nation | Frankreich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtstag | 26. September 1988 (36 Jahre) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geburtsort | Vendôme, Frankreich | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Größe | 165 cm | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gewicht | 50 kg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karriere | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Disziplin | Sprint, Weitsprung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verein | AJBO (Blois-Onzain) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Status | aktiv | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Medaillenspiegel | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Herkunft und Jugend
BearbeitenMarie-Amélie Le Fur kam 1988 in Vendôme im zentralfranzösischen Département du Loir-et-Cher zur Welt.
Sie betreibt seit ihrem sechsten Lebensjahr Leichtathletik. Im Alter von 16 Jahren musste bei ihr nach einem Verkehrsunfall mit einem Motorroller der linke Unterschenkel amputiert werden. Sie begann jedoch bereits vier Monate später wieder zu laufen und nahm sehr schnell nach ihrem Unfall Kontakt zum französischen Behindertensportverband (Fédération handicaisport) auf, um nach diesem dramatischen Einschnitt wieder in eine positive Dynamik zu kommen.[1]
Aktive sportliche Karriere
BearbeitenEntsprechend ihrer Behinderung trat Le Fur in der Startklasse T44 (Unterschenkelamputierte) an, die mit der Neuklassifikation von 2017 unter T64 neu gefasst wurde.
Bei den Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2006 im niederländischen Assen wurde sie Zweite im Weitsprung, im 100- und 200-Meter-Lauf.[2]
Bei den Paralympischen Sommerspielen 2008 gewann sie Silbermedaillen über 100 Meter und im Weitsprung.[3][4]
2011 siegte sie bei den Weltmeisterschaften im neuseeländischen Christchurch im 100- und 200-Meter-Lauf.[5]
Am 23. Juni 2012 brach sie den Weltrekord im Para-Weitsprung mit einer Weite von 5,43 Metern.[6]
Bei den Sommerspielen 2012 in London gewann sie eine Bronzemedaille im Weitsprung, dann ihre erste Goldmedaille über 100 Meter mit 13,27 sek und beendete den Wettkampf über 200 Meter mit einer Silbermedaille (26,76 sek).[7]
2013 wurde sie bei den Weltmeisterschaften in Lyon dreifache Vizeweltmeisterin: Sie gewann die Silbermedaillen auf den 100[8] und 200 Metern[9] und im Weitsprung.[10] Im Jahr darauf gewann sie bei den Europameisterschaften in Swansea den Titel im 400-Meter-Lauf, stellte mit einer Zeit von 61,41 sek ebenfalls einen neuen Weltrekord auf[11] und wurde Zweite im Weitsprung.[12]
Bei den Weltmeisterschaften 2015 in Doha gewann sie das Weitsprung-Finale mit 5,84 m, die wegen zu viel Rückenwind nicht als Weltrekord anerkannt wurden, in einem zweiten Versuch mit 5,74 m stellte sie dann aber doch noch unter regulären Bedingungen einen neuen Rekord auf.[13] Im Finale des 200-Meter-Laufs belegte sie den zweiten Platz hinter der Niederländerin Marlou van Rhijn.[14] Am 28. Oktober gewann Le Fur bei diesen Meisterschaften einen zweiten Weltmeistertitel über 400 Meter, indem sie mit 59,30 sek als erste Frau in ihrer Kategorie unter einer Minute blieb.[15] Am nächsten Tag unterlag sie im Finale des 100-Meter-Laufs trotz eines neuen französischen Rekords (13,12 sek) gegen van Rhijn, die mit 12,80 sek einen neuen Weltrekord aufstellte.[16]
Bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro gewann sie drei Medaillen, darunter zwei Goldmedaillen, eine erste im Weitsprung mit einem neuen Weltrekord (5,83 Meter)[17] und eine über 400 Meter ebenfalls mit einem neuen Weltrekord (59,27 sek).[18] Die dritte Medaille war Bronze auf 200 Meter.[19] Nach den Spielen beschloss sie, mit dem Sport zu pausieren und sich der Bewerbung von Paris für die Olympischen Sommerspiele 2024 zu widmen.[20] Sie wurde schwanger, doch wenige Tage vor dem Geburtstermin kam es zu einer schwerwiegenden Präeklampsie und sie verlor ihr Kind.[21]
Für die Leichtathletik-Europameisterschaften für Behinderte in Berlin 2018 qualifizierte sie sich durch den Sieg bei den französischen Meistermeisterschaften im Weitsprung in Belfort. Bei den Europameisterschaften der Nichtbehinderten war sie als Expertin für France Télévisions tätig, bei den Para-Wettbewerben gewann sie einen weiteren Europameistertitel im Weitsprung mit einem neuen Weltrekord von 6,01 Metern.[22]
Marie-Amélie Le Fur vertrat Frankreich auch bei den Paralympischen Sommerspielen 2020 in Tokio, Japan, die aufgrund der COVID-19-Pandemie in den Sommer 2021 verschoben wurden; sie gewann Silber im Weitsprung der Frauen mit 6,11 Metern, fünf Zentimeter hinter der Niederländerin Fleur Jong.[23]
Andere Bereiche
BearbeitenIm Dezember 2015 wurde sie an der Seite des Judoka Teddy Riner zur Co-Vorsitzenden des Athletenkomitees für die Olympia-Bewerbung von Paris für 2024 ernannt[24] und saß in dieser Funktion im Verwaltungsrat der Öffentlichen Interessenvereinigung „Paris 2024“.[25]
2017 wurde sie von France Télévisions als Expertin für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Behinderten in London engagiert.[26] 2018 kommentierte sie die Leichtathletik-Wettbewerbe der European Championships auf France Télévisions gemeinsam mit Patrick Montel, Stéphane Diagana und Yohann Diniz.[27]
2018 wurde sie von der Sportministerin Laura Flessel zusammen mit dem Fußballer Antoine Griezmann und der Boxerin Estelle Mossely zur Botschafterin einer Antidiskriminierungskampagne ernannt.[28] Am 2018 wurde sie als Nachfolgerin der Rollstuhlfechterin Emmanuelle Assmann zur Präsidentin des Französischen Paralympischen Sportkomitees gewählt.[29]
Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2024 gehörte sie zu den letzten Trägern der olympischen Flamme vor der Entzündung der Feuerschale.
Seit 2008 ist Marie-Amélie Le Fur Patin der Kampagne Handivalides, einer nationalen Veranstaltung für die Integration von Studierenden mit Behinderungen auf dem Campus.[30]
Dokumentationen
BearbeitenEine Dokumentation mit dem Titel Super Heroes, die sie neben Michaël Jeremiasz, Sandrine Martinet-Aurières, Théo Curin und Mathieu Bosredon porträtierte, wurde 2016 auf France 4 ausgestrahlt.[31] In einem weiteren Dokumentarfilm steht sie allein im Mittelpunkt: „Marie-Amelie la voie de la lame“ [Marie-Amelie, der Weg der Klinge], gedreht von Jacques Bedel im Jahr 2021.[32]
Auszeichnungen
Bearbeiten- 2008 Offizierskreuz des Ordre national du Mérite[33]
- 2013 Ritterkreuz der Ehrenlegion[34]
- 2016 RMC Sport Award d'honneur[35]
- 2016 Offizierskreuz der Ehrenlegion[36]
Weblinks
Bearbeiten- Webpräsenz
- Paralympiques: la plus belle des médailles pour Marie-Amélie Le Fur. (französisch).
- Athletics - Women's 100m - T44 Final - London 2012 Paralympic Games. Paralympic Games, 4. September 2012 (englisch).
- Marie-Amelie Le Fur Wins Silver in Women's Long Jump T44 - Tokyo 2020 Paralympic Games. Paralympic Games, 28. August 2021 (englisch).
- ‘Three Lives’ Help Marie-Amelie Le Fur Manage Pressure - Paralympic Games. Paralympic Games, 27. April 2021 (englisch).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Biographie de Marie-Amélie. In: www.marie-amelie-lefur.fr. (französisch).
- ↑ Palmarès de Marie-Amélie. (pdf) In: france-paralympique.fr. (französisch).
- ↑ Paralympiques: 5e médaille d'or pour du Toit, la Chine toujours 1re. In: rfi.fr. 14. September 2008 (französisch).
- ↑ Marie Wielfaert: Une journée argentée - Pékin 2008 - Jeux olympiques. In: sport24.lefigaro.fr. 9. September 2008 (französisch).
- ↑ Palmarès de Marie-Amélie. In: marathons.fr. (französisch).
- ↑ Handisport : Record du monde pour Marie-Amélie Le Fur. In: athle.fr. 25. Juni 2012 (französisch).
- ↑ Athlé – Para. : Le Fur, une soirée en or. In: L'Équipe.fr. 2. September 2012 (französisch).
- ↑ Le Fur en argent sur le 100m. In: lequipe.fr. 25. Juli 2013 (französisch).
- ↑ Le Fur en argent sur le 200m. In: lequipe.fr. 27. Juli 2013 (französisch).
- ↑ Le Fur prend l'argent à la longueur. In: lequipe.fr. 23. Juli 2013 (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur : l’or et le record. In: lanouvellerepublique.fr. 22. August 2014 (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur : après l’or sur 400 m, l’argent à la longueur. In: lanouvellerepublique.fr. 22. August 2014 (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur championne du monde de la longueur. In: lanouvellerepublique.fr. 22. Oktober 2015 (französisch).
- ↑ Après l'or, c'est l'argent. In: lanouvellerepublique.fr. 25. Oktober 2015 (französisch).
- ↑ Florent Pervilé: Marie-Amélie Le Fur : record du monde sur le 400 m. In: informations.handicap.fr. (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur en argent sur 100 m. In: lanouvellerepublique.fr. 29. Oktober 2015 (französisch).
- ↑ Rio 2016 : Marie-Amélie Le Fur championne paralympique (record mondial). In: Cœur Handisport. 9. September 2016 (französisch, coeurhandisport.fr [abgerufen am 6. Februar 2017]).
- ↑ Rio 2016 : Marie-Amélie Le Fur championne paralympique sur 400m (record du Monde). In: Cœur Handisport. 12. September 2016 (französisch, coeurhandisport.fr [abgerufen am 6. Februar 2017]).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur en bronze sur 200m aux Jeux Paralympiques de Rio. In: lequipe.fr. 15. September 2016 (französisch).
- ↑ Ambassadrice de Paris 2024. In: lanouvellerepublique.fr. 7. Oktober 2016 (französisch).
- ↑ Christelle Chapiotin: Marie-Amélie le Fur brise le tabou du deuil périnatal et repart en piste. In: france3-elle est devenue une nouvelle fois maman le 17 août 2019 d une petite Anna. (Réf journal la république du centre)regions.francetvinfo.fr. 22. Mai 2018 (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur bat le record du monde de la longueur. In: lequipe.fr. 26. August 2018 (französisch).
- ↑ Jeux Paralympiques. Marie-Amélie Le Fur « sans regret » après l’argent en saut en longueur. In: ouest-france.fr. 28. August 2021, abgerufen am 13. August 2024 (französisch).
- ↑ Paris 2024 : Marie-Amélie Le Fur prône des Jeux olympiques "réalistes et raisonnables". In: europe1.fr. 31. Dezember 2015 (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur co-présidente du Comité des athlètes Paris 2024 aux côtés de Teddy Riner ! In: cpsf.france-paralympique.fr. (französisch).
- ↑ Championnat du monde d’athlétisme handisport (France Ô) : Marie-Amélie Le Fur, ou l’amour des Jeux. In: programme-television.org. 15. Mai 2017 (französisch).
- ↑ Dossier de presse: Les Championnats Européens. In: www.francetvpro.fr. Abgerufen am 17. Juli 2018 (französisch).
- ↑ Discriminations, Laura Flessel passe à l'action . In: Paris Match. 4. April 2018, S. 35 (französisch).
- ↑ Marie-Amélie Le Fur a été élue présidente du Comité paralympique et sportif français (CPSF). In: www.lequipe.fr. 14. Dezember 2018Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) ehemals im (nicht mehr online verfügbar) (französisch). (
- ↑ Journée handivalides à Champs. In: leparisien.fr. 22. Februar 2013 (französisch).
- ↑ Elsa Lhéritier, Delphine Valeille: Docu "Super Héros" : cinq athlètes handicapés avant Rio. In: informations.handicap.fr. (französisch).
- ↑ Paulin Aubard: Blois : dans l'intimité de Marie-Amélie Le Fur à la Maison de Bégon. 28. September 2022, abgerufen am 11. Oktober 2024 (französisch).
- ↑ Décret du 14 novembre 2008 portant promotion et nomination. 15. November 2008, abgerufen am 11. Oktober 2024 (französisch).
- ↑ Décret du 31 décembre 2012 portant nomination. In: legifrance.gouv.fr. (französisch).
- ↑ Yoka, Mossely, Deschamps, Le Fur, Mayer… : le palmarès complet des RMC Sport Awards. In: rmcsport.bfmtv.com. 9. Dezember 2016Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) ehemals im (nicht mehr online verfügbar) (französisch). (
- ↑ Marie-Amélie Le Fur élevée au grade d'officier de la légion d'honneur. 2. Dezember 2016, abgerufen am 11. Oktober 2024 (französisch).
Personendaten | |
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NAME | Le Fur, Marie-Amélie |
KURZBESCHREIBUNG | französische Behindertensportlerin und Sportfunktionärin |
GEBURTSDATUM | 26. September 1988 |
GEBURTSORT | Vendôme |