Marie Dahn-Hausmann

deutsche Schauspielerin

Marie Dahn-Hausmann (* 17. Juni 1829 in Wien; † 21. März 1909 in München)[1] war eine deutsche Schauspielerin. Sie war eine Tochter der Schauspieler Ludwig Hausmann (1803–1876) und Julie Weick (= Juliane Hausmann 1810–1901),[2] die erst 1838 heirateten, als Ludwig Hausmann an das Hoftheater Mannheim engagiert wurde und Julie Weick ihm dorthin folgte. Marie debütierte dort 1845 ihrerseits mit 16 Jahren als Schauspielerin.

Marie Dahn-Hausmann, vor 1850

Bevor sie 1849 fest an das königliche Hoftheater München engagiert wurde, trat sie dort 1848 als Gast auf. Schopenhauers Schüler Adam von Doß (1820–73) berichtete darüber in einem Brief an Hermann Schoen:

Einen seltenen Genuß habe ich jüngst gehabt durch die lieblichste Theatererscheinung, die ich je gesehen. Marie Hausmann aus Frankfurt gastierte auf unserer Bühne. Leider hörte ich erst spät von ihrem Hiersein und ihrem Talent und konnte sie nur mehr zweimal bewundern, als Käthchen von Heilbronn und als Marianne in den Geschwistern. Sie ist achtzehnjährig; ein Mädchen, auf deren Stirn und Wangen noch nichts abgeprägt erscheint von der Koketterie und Abgenutztheit einer Schauspielerin. Sie ist natürlich, hold und anmutig und machte mir den tiefsten Eindruck, nicht bloß durch den Reiz ihrer Erscheinung, sondern durch das Dahinterliegende, durch die Idee, welche hindurchschimmert. Ach, wie lange wird sie solchen Duft sich zu wahren wissen auf ihrer gefährlichen Bahn! Gern vermißte ich die größere Routine. Es war rührend, wie sie so von innen heraus spielte, gleichsam in sich versunken, abgewandt von den abnutzenden Blicken des Publikums, in Geist und Herzen sich selbst zur Lust. Die Idee ihres Vorbildes, das sie so wonnig wiedergab, umstrahlte sie wie eine Heilige. Denn, daß ich's nur bekenne, ich halte es hoch, das Kleistsche Käthchen! Das Ritterzeug, natürlich, ist mir nichts; aber das süße, tiefempfundene Frauenbild ist mir viel.[3]

Ähnlich begeistert sandte König Ludwig I. von Bayern Marie Hausmann mit einer Einladung in das neue Wittelsbacher Palais, das er nach seiner Abdankung am 20. März 1848 bezogen hatte, folgende Verse:

Liebliches Wesen, du zogest vereint mit mir in die Wohnung,
Hat die Schwelle auch gleich niemals dein Fuß noch berührt.
Der Gedanke an dich belebet, erheitert die Räume,
Da du geistig verweilst, bleibest beständig du da.
Ohne an dich auch, kann an dieselben niemals ich denken,
Da du die Kindlichkeit selbst, sanfte Gemütlichkeit bist.
Unwiderstehlich ziehet sie an, die Reinheit der Seele,
Unwiderstehlich darum ziehest, Maria, du an.
Nicht durch den Hauch der Jahre vermag dein Bild zu erbleichen,
Die von der Erde du mich schwingest zum Himmel hinan.[4]

Ludwig I. ließ ihr später noch allerlei selbstverfasste Gedichte zukommen,[5] auch noch, nachdem sie 1852 den fast achtzehn Jahre älteren Schauspieler Friedrich Dahn geheiratet und ihm eine Tochter geboren hatte. Diese einzige Tochter des Paares verfiel 1878 auf ihrer Hochzeitsreise unheilbarem Wahnsinn, wie Gottfried von Böhm unter Mitteilung des Briefes überliefert, den König Ludwig II. der verzweifelten Mutter am 10. April 1878 dazu schrieb.[6]

Berühmt geworden ist der Brief Ludwigs II. an die verehrte Künstlerin vom 25. April 1876, "nachts 2 Uhr", in dem er von Seelenverwandtschaft mit ihr im "Hasse gegen das Niedrige, Unrechte" schrieb und in Anspielung auf Worte der von ihr mehrfach verkörperten Beatrice aus Schillers Braut von Messina bekannte: "Ein ewiges Räthsel will ich bleiben mir und anderen".[7]

Anlässlich ihres 50-jährigen Bühnenjubiläums 1895 ernannte Prinzregent Luitpold von Bayern sie zum Ehrenmitglied der königlichen Hofbühne. Am 31. Mai 1899 erhielt sie die Ehrenmünze des Ludwigsordens. 1898 gab sie ihre Abschiedsvorstellung. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in München neben ihrem 1889 verstorbenen Ehemann.

Rollen (Auswahl)

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Marie Dahn-Hausmann 1895

Literatur

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  • Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. List, Leipzig 1903, S. 173 f. (Digitalisat)
  • Joseph Kürschner: Hausmann, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 97 f.
  • Neuer Theater-Almanach, herausgegeben von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, 21. Jahrgang, Berlin 1910, S. 165 archive.org
  • Alfred Frhr. von Mensi, in: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, herausgegeben von Anton Bettelheim, Band 14, Berlin 1912, S. 79–82 archive.org
  • Alfred von Mensi-Klarbach: Alt-Münchner Theatererinnerungen. Knorr & Hirth, München 1923, S. 67.
  • Alexander Rauch: Der Symbolismus Ludwigs II. – zur Lösung des „Ewigen Räthsels…“, in: Götterdämmerung – Ludwig II. Katalog-Aufsatzband der Bayerischen Landesausstellung, Herrenchiemsee, hrsg. vom Haus der Bayerischen Geschichte, München 2011.

Einzelnachweise

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  1. Neuer Theater-Almanach, herausgegeben von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, 21. Jahrgang, Berlin 1910, S. 165 archive.org, nennt demgegenüber als Todestag den 22. März 1909.
  2. Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2. Ausgabe, herausgegeben von Rudolf Vierhaus, 11. Band (Nachträge/Personenregister), München 2008, S. 440 books.google
  3. Adam Ludwig von Doß. Ein Lebensbild. Nach Familienaufzeichnungen und Briefen verfaßt von seiner Witwe. Herausgegeben von Ludwig Schemann (1928) uni-mainz.de PDF, S. 292
  4. Rolf Grashey: Die Familie Dahn und das Münchner Hofschauspiel, 1833-1899. Theatergeschichtliche Forschungen Band 42. Leopold Voss, Leipzig 1932, S. 98 (Auszug bei Google Books)
  5. veröffentlicht von Michael Georg Conrad: Marie Dahn-Hausmann. Ein Erinnerungsblatt. Der Sammler (= Beilage der München-Augsburger Abendzeitung) Jg. 1919 Nr. 60 (14. Juni) und Nr. 61 (17. Juni)
  6. Gottfried von Böhm: Ludwig II. König von Bayern. Sein Leben und seine Zeit. Berlin 1922 books.google, zweite, vermehrte Auflage 1924. S. 436 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat: „Daß Sie in Ihrem großen Kummer an mich sich gewendet haben, vertrauensvoll Ihr tiefstes Leid mir klagen, hat mich mit wahrer Rührung erfüllt. Ihr Herz hat Sie nicht betrogen, Sie wußten es, daß das meine in Freuden, wie im Leid mit Ihnen fühlt. Stets in allen Lagen des Lebens können Sie sich auf mich verlassen. Wenn nur Ihrem Gemahl die schmerzliche Botschaft nicht gefährlich ist, ihm, der selbst noch nicht lange von seinem Leiden hergestellt ist. … Was ich nicht begreife, ist, daß gerade in den Tagen des Glücks und der Freude das entsetzliche Unglück über Ihr Kind hereingebrochen ist, da sonst eher Momente des Schmerzes und der Verzweiflung eine Umnachtung des Geistes zur Folge haben. … Einen oder zwei Tage nach der Hochzeit erhielt ich einen Dankesbrief von Ihrer Tochter aus Innsbruck, der mich sehr erfreute; er war mit tiefer Gefühlsinnigkeit geschrieben, von wahrer Poesie durchweht …“
  7. Gottfried von Böhm: Ludwig II. König von Bayern. Sein Leben und seine Zeit. Berlin 1922 books.google, zweite, vermehrte Auflage 1924. S. 438; siehe auch Wikiquote: Ludwig II. von Bayern
  8. 1861
  9. a b c Paul Heyse: Jugenderinnerungen und Bekenntnisse (E-Text Gutenberg-DE)