Martin JRM

Flugboot der US-Marine
(Weitergeleitet von Martin Mars)

Die Martin JRM Mars war das größte jemals serienmäßig produzierte Flugboot. Das Präfix „JR“ wurde von der US-Marine von 1935 bis 1955 für den Einsatz als „Utility Transport“ verwendet. Die Mars wurde ab 1938 von der US-amerikanischen Glenn L. Martin Company für die US-Marine entwickelt.

Martin JRM Mars
Die einzige JRM-2 (Caroline Mars)
Die einzige JRM-2 (Caroline Mars)
Typ Transportflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Hersteller Glenn L. Martin Company
Erstflug 3. Juli 1942
Indienststellung 1945
Produktionszeit

1945 bis 1947

Stückzahl 7

Geschichte

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Patrouillenbomber

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Die US-Marine bestellte im August 1938 bei Martin einen Prototyp für einen großen Patrouillenbomber. Die Firma verfügte schon über jahrelange Erfahrung im Bau von Bombern und Flugbooten und leitete den Entwurf (Model 170) von ihrer PBM Mariner ab. Am 20. August 1941 fand die Kiellegung bei Baltimore, Maryland statt; zu Wasser gelassen wurde das von der Marine mit XPB2M-1 bezeichnete und Old Lady genannte Modell am 5. November 1941. Die Maschine erhielt die BuNo 1520. Bei Tests in der Chesapeake Bay ließ sich am 5. Dezember 1941 der Propeller von Motor 3 nicht verstellen. Nachdem der Motor Feuer gefangen hatte, durchbrach ein Propellerblatt gar den Rumpf. Der Unfall beschädigte den Prototyp so schwer, dass sich die Weiterentwicklung um mehr als ein halbes Jahr verzögerte. Der Erstflug fand schließlich am 3. Juli 1942 statt.

Transportflugzeug

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Prototyp Martin XPB2M-1 Mars
 
Die Caroline Mars in Jacksonville, Florida, 1949
 
Zerstörung der Marshall Mars bei Honolulu, 5. April 1950

In der Zwischenzeit hatte die US-Marine ihre Anforderungen geändert: Angriffe auf See sollten vermehrt von trägergestützten Flugzeugen durchgeführt werden und das Flugboot stattdessen Versorgungsgüter und Truppen transportieren, um Schiffe zu entlasten, die immer häufiger von deutschen U-Booten angegriffen wurden. Also entfernte Martin die Halterungen für Bomben und Bordwaffen und baute den Prototyp zur XPB2M-1R um. Von November 1943 bis März 1945 beförderte die Old Lady bis zu 15,8 Tonnen Fracht für die Marine über die Meere, anschließend ging die Maschine für Test- und Trainingszwecke zurück an Martin. Bis zur Indienststellung des landgestützten Langstreckenbombers Convair B-36 im Jahr 1947 blieb sie das größte Flugzeug der US-Streitkräfte.

Im Januar 1945 bestellte die US-Marine 20 Maschinen unter der neuen Bezeichnung JRM-1 (Model 170A). Für dieses Serienmodell verlängerte Martin den Rumpf um rund 1,8 Meter und ersetzte das doppelte Seitenleitwerk des Vorgängermodells durch ein einfaches. Das maximale Startgewicht stieg auf 67,4 Tonnen.

Die erste JRM-1 wurde am 21. Juli 1945 auf den Namen Hawaii Mars (BuNo 76819) getauft, verunglückte aber schon am 5. August bei einer Bruchlandung. Nach der Kapitulation Japans, zehn Tage später, reduzierte die US-Marine ihre Bestellung auf sechs Maschinen, vier davon lieferte Martin bis Mitte 1946 aus. Bei den Taufnamen knüpfte Martin an die zehn Jahre zuvor erfolgreichen Martin M-130 an. Die vier restlichen JRM-1 erhielten ebenfalls Namen nach pazifischen Inselgruppen, den häufigsten Zielorten der Flugboote: Philippine Mars (76820), Marianas Mars (76821), Marshall Mars (76822) und die zweite Hawaii Mars (76823). Alle Flugboote wurden der Navy-Staffel VR-2 zugeteilt.

Im Juli 1947 stellte Martin die siebte und letzte Mars mit neuen, 3000 PS leistenden Motoren von Pratt & Whitney (R-4360-4T Wasp Major) und geänderter Bezeichnung JRM-2 (Model 170B) fertig. Sie wurde auf den Namen Caroline Mars (76824) getauft. Diese Maschine stellte am 5. September 1948 mit 31 Tonnen Fracht auf dem Flug von Chesapeake Bay nach Cleveland, Ohio einen neuen Rekord auf, ebenso wie die Marshall Mars am 4. März 1949 mit 263 beförderten Personen.

Bis 1950 ließ die Marine auch die drei noch vorhandenen JRM-1 auf den Stand der JRM-2 bringen und rüstete sie ebenfalls mit R-4360-4-Motoren aus. Die neue Bezeichnung für diese Maschinen war JRM-3 (Model 170B). Die Marshall Mars wurde am 5. April 1950 bei einer Notlandung nach einem Motorschaden vor Hawaii zerstört.

Feuerlöschflugzeug

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Die Hawaii Mars als Löschflugzeug auf dem Sproat Lake, British Columbia, 2006

Im Jahr 1956 begann die Navy-Transportstaffel VR-2 damit, die Mars auszumustern und durch Convair R3Y zu ersetzen. Der letzte Flug einer Mars fand im August 1956 statt; danach setzte man die Maschinen in Alameda (Kalifornien) an Land. Drei Jahre später wurden die Flugzeuge für eine Gesamtsumme von 23.650 US-Dollar an ein Abwrack-Unternehmen verkauft. Auf Betreiben eines kanadischen Piloten, der die vier Maschinen als sehr gut geeignete Plattformen zur Waldbrandbekämpfung sah, kaufte 1959 ein British-Columbia-Konsortium von Holzfirmen die JRM und registrierte sie auf das Unternehmen Forest Industries Flying Tankers (FIFT). Zusätzlich zu den Flugzeugen erwarb FIFT auch sämtliche Ersatzteile, einschließlich 35 noch vorhandener R-3350-24WA-Triebwerke. Eine Umrüstung sah man langfristig, trotz der Nutzlastverringerung von 4500 kg, als ökonomischste Lösung an, da die Wartung der ursprünglichen R-4360-4-Motoren als sehr viel aufwendiger betrachtet wurde. Nach der Wiederherstellung in einen flugfähigen Zustand wurden die Flugzeuge zum Umbau in Feuerlöschflugzeuge zur Fairey Aviation of Canada in Victoria überführt, wo auch der Austausch der Triebwerke vorgenommen wurde. Mit der Feuerlöschausrüstung kann ein Flugzeug bei etwa 130 km/h dicht über der Wasseroberfläche („auf der Stufe“)[1] innerhalb von 25 Sekunden bis zu 27.216 Liter Löschwasser[2] aufnehmen und aus 50 Metern Höhe über einer Fläche von 1,6 Hektar abwerfen.

Im Juni 1961 ging die Marianas Mars durch einen Unfall verloren, dabei kamen alle vier Besatzungsmitglieder ums Leben. Ein Jahr später wurde die Caroline Mars in einem Wintersturm am Boden zerstört.[2] 2007 wurde Flying Tankers von Coulson Aircrane Limited übernommen.[3] Lange Zeit war die Philippine Mars stillgelegt. Im August 2012 wurde dann bekannt, dass sie auch nicht wieder in den aktiven Betrieb zurückkehren würde, sondern an das National Museum of Naval Aviation in Pensacola in Florida abgegeben wird.[4] Die Maschine wurde wieder mit ihrer ursprünglichen Navy-Lackierung versehen, verblieb jedoch aus unbekannten Gründen bei Coulson Flying Tankers.

Am 4. August 2012 verursachte eine Gruppe von Personen, die auf die Hawaii Mars kletterte, einen Schaden am Leitwerk. Dieser wurde beim Preflight-Check am 5. August vor einem Brandeinsatz nicht entdeckt. Da der Einsatz abgebrochen wurde, kehrte das Flugzeug um und landete wieder. Danach wurde der Schaden, der einen Absturz hätte verursachen können, bemerkt. Die Reparatur wurde noch am selben Tag durchgeführt, um die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen.[5]

Die Hawaii Mars war bis zum Herbst 2013 als letzte Maschine noch regelmäßig im Einsatz als Löschflugzeug, stationiert war sie auf dem Sproat Lake in British Columbia, Kanada.[6] Ihr Einsatz kostete pro Flugstunde etwa 5000 US-Dollar, im Schnitt verursachte eine Flugstunde etwa fünf Wartungsstunden – bedingt auch durch die Tatsache, dass die Sternmotoren schon lange nicht mehr hergestellt werden. Es standen nur noch zwölf Motoren für die beiden verbliebenen Flugzeuge zur Verfügung, daher wurden sie im Zwei-Wochen-Rhythmus zyklisch ausgetauscht, um an allen Triebwerken eine gleichmäßige Abnutzung zu erreichen. Laut der Internetseite der Coulson Aircrane Ltd. standen sowohl die Philippine Mars (im Canadian Civil Aircraft Register registriert unter C-FLYK)[7] als auch die Hawaii Mars (registriert unter C-FLYL) weiterhin als Löschflugzeuge zur Verfügung.[8]

In der Waldbrandsaison 2015 war die Hawaii Mars wieder als Löschflugzeug im Einsatz.[9] Das Forstministerium der Provinz British Columbia hatte dazu einen Vertrag mit einer Laufzeit von einem Monat mit der Coulson Group geschlossen.[10] Außerdem war sie im August 2015 an die „International Test Pilot School“ verchartert. Chinesische Piloten und Ingenieure trainierten an ihr den Umgang mit großen Wasserflugzeugen zur Vorbereitung für die Flugerprobung der Avic AG600.[11]

Im Frühjahr 2024 wurde für die beiden letzten Maschinen das Ende ihrer Laufbahn als Wasserbomber bekannt.[12] Als erstes wurde am 28. März 2024 bekannt, dass das British Columbia Aviation Museum in Sidney (British Columbia) die Hawaii Mars von Coulson Aviation übernehmen wird.[13] Sie wurde am 11. August 2024 vom Sproat Lake zum Victoria Airport Water Aerodrome am Victoria International Airport geflogen und soll dann im Museum Teil einer Dauerausstellung über Waldbrandbekämpfung werden. Auf diesem Flug hatte die Hawaii Mars zeitweise ein Ehrengeleit durch die Snowbirds, die Kunstflugstaffel der kanadischen Luftwaffe. Am 25. April 2024 wurde dann schließlich bekannt, dass das Pima Air & Space Museum in Tucson die schon länger nicht mehr flugfähige Philippine Mars für eine Dauerausstellung übernehmen wird.[14]

Produktionsübersicht

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BuNo Variante Name Verbleib letzte Verwendung
1520 XPB2M-1, XPB2M-1R Versuchsflugzeug
76819 JRM-1 Hawaii Mars 5. August 1945 Unfall in Chesapeake Bay,
zwar geborgen, aber nicht mehr flugfähig gemacht
Transportflugzeug
76820 JRM-1, dann JRM-3 Philippine Mars Feuerlöschflugzeug
76821 Marianas Mars Juni 1961 verloren
76822 JRM-1 Marshall Mars 5. April 1950 zerstört Transportflugzeug
76823 JRM-1, dann JRM-3 zweite Hawaii Mars Feuerlöschflugzeug
76824 JRM-2 Caroline Mars 1962 in Hurricane verloren

Technische Daten

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Kenngröße Daten der Martin JRM-2 Mars
Besatzung 4
Länge 35,7 m
Spannweite 61,0 m
Höhe 11,7 m
Flügelfläche 342,4 m²
Flügelstreckung 10,86
Flächenbelastung 129,3 kg/m² (10 t Zuladung) – 218 kg/m² (40 t Zuladung)
Leermasse 34,3 t
max. Startmasse 74,8 t
Höchstgeschwindigkeit 350 km/h
max. Flughöhe 4450 m
Reichweite 8000 km
Triebwerke vier vierreihige luftgekühlte Sternmotoren Pratt & Whitney R-4360-4T Wasp Major
Leistung 4 × 2240 kW (3050 PS)
Leistungsbelastung 6,14 kg/PS (volle Zuladung)

Literatur

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  • Bill Gunston: The Mighty Mars. In: Aeroplane Monthly April 1976, S. 172–177.
  • Clifford Schwindt: Mars – Bringer of water. In: Aeroplane Monthly April 1994, S. 35–38.
  • Robert F. Dorr: Martin Flying-Boats – Variant Briefing. In: Wings of Fame, Vol. 7, 1997, S. 114–133.
  • E. R. Johnson: American Flying Boats and Amphibious Aircraft. McFarland and Co., 2009, ISBN 978-0-7864-3974-4, S. 254–258.
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Commons: Martin JRM – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Erläuterung zur Wasseraufnahme (letzter Absatz), abgerufen am 12. November 2019.
  2. a b Englischsprachige Webseite von Coulson Flying Tankers, abgerufen am 12. November 2019.
  3. Coulson Flying Tankers (Memento vom 23. Dezember 2011 im Internet Archive)
  4. After 50 years battling blazes, waterbomber retires to U.S. timescolonist.com, 22. August 2012, archiviert vom Original am 25. August 2012; abgerufen am 14. Oktober 2012 (englisch).
  5. Waterbomber vandalized: Coulson offers $5,000 reward. albernivalleynews, 7. August 2012, archiviert vom Original am 29. Januar 2013; abgerufen am 14. Oktober 2012 (englisch).
  6. Martin Mars water bomber grounded after 53 years in B.C. timescolonist.com, 13. September 2013, abgerufen am 18. Februar 2014 (englisch).
  7. Canadian Civil Aircraft Register. Transport Canada, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch, In der Suchmaske unter „Owners Name“ den Namen der Gesellschaft eingeben).
  8. Aircraft Fleet • The Mighty Martin Mars. Coulson Aircrane Ltd, abgerufen am 22. Juli 2015 (englisch).
  9. Martin Mars water bomber dropped nine loads on fire near Nelson, B.C. www.theprovince.com, 20. Juli 2015, archiviert vom Original am 22. Juli 2015; abgerufen am 22. Juli 2015 (englisch).
  10. Martin One-month deal revives Martin Mars water bomber. www.timescolonist.com, 8. Juli 2015, abgerufen am 22. Juli 2015 (englisch).
  11. Test pilot school a success for Martin Mars. www.albernivalleynews.com, 6. August 2015, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
  12. Wie kommt das Riesenflugboot in die Wüste? In: Flugrevue. 6. Mai 2024, abgerufen am 5. August 2024.
  13. Historic B.C. Martin Mars water bomber will fly one last time. In: Alberni Valley News. 8. März 2024, abgerufen am 5. August 2024 (englisch).
  14. Coulson Aviation’s Philippine Mars Waterbomber to land permanently at Arizona museum. In: Chek News. 25. April 2024, abgerufen am 5. August 2024 (englisch).