Martin Schäfer (Lehrer)

deutscher Lehrer und Heimatforscher

Martin Schäfer (* 29. Januar 1889 in Neuenhaßlau[1]; † 2. Oktober 1971[2]) war ein deutscher Lehrer und Heimatforscher.

Martin Schäfer war Sohn des Bäckermeisters Jakob Schäfer (* 8. September 1852 in Gemmrigheim[3], † 8. November 1910 in Neuenhaßlau). Am Palmsonntag 1903 wurde Martin Schäfer gemeinsam mit 14 anderen Konfirmanden in Neuenhaßlau konfirmiert. Nur ihm wurden von Pfarrer Karl August Sauer bei der Katechismusprüfung „recht gute Kenntnisse“ zugebilligt.[4] Nach seinem Volksschulabschluss im Jahr 1903 besuchte Schäfer in Schlüchtern zunächst die Präparandenanstalt[2] und anschließend von 1906 bis 1909 das Königliche Schullehrer-Seminar. Seine schriftliche Entlassungsprüfung erfolgte in Schlüchtern vom 12. bis zum 14. August 1909, die mündliche Entlassungsprüfung fand vom 19. bis zum 21. August 1909 statt. Unter den insgesamt 34 Abschlussprüfungsteilnehmern gehörte er mit der Durchschnittsnote „2“ zu den besten Absolventen des Abschlussjahrgangs 1909.[5] Anschließend wurde Schäfer 1909 auftragsweise dritter Lehrer in Dalherda. 1910 wurde er als einstweiliger Lehrer in der Schule in Langenselbold angestellt. Nach dreijähriger Berufspraxis bestand Schäfer am 16. August 1912 in Usingen seine zweite Lehrerprüfung und erhielt eine endgültige Anstellung als Lehrer in Langenselbold.[1] Bis 1912 war Georg Maldfeld (* 28. Mai 1861 in Niedermittlau, † 20. Juni 1931 in Steinau an der Straße)[6] Rektor der Langenselbolder Schule. Maldfeld betätigte sich auch als Kinzigtaler Heimatforscher und regte Schäfer zu heimatkundlichen Studien an.[7]

Schäfer heiratete am 4. Oktober 1913 in Steinau an der Straße[8] die Tochter Georg Maldfelds, Minna Sophie Maldfeld (* 29. Januar 1892 in Ellingerode).[9] Mit ihr hatte er zwei gemeinsame Töchter[1], Maria Elisabeth (* 4. September 1914) und Annemarie (* 23. Dezember 1915, verheiratete Schoengarth, † 1996). Während des Ersten Weltkriegs diente Schäfer von Mai 1915 bis Februar 1916 in einer Eisenbahn-Baukompanie.[1] Von 1918 bis 1930 war er in Gondsroth als Lehrer in der einklassigen Volksschule und als Organist in der dortigen evangelischen Kirche tätig.[10] Am 26. November 1926 erhielt Schäfer in Kassel nach erfolgter Prüfung in Deutsch und Geschichte die Befähigung zur Anstellung als Mittelschullehrer. Ab Ende der 1920er-Jahre besuchte Schäfer als Gasthörer acht Semester lang[2] Vorlesungen und Seminarübungen an der Universität Frankfurt am Main, u. a. beim Direktor des Germanischen Seminars, Prof. Dr. Franz Schultz.[11]

Ab dem 1. April 1930 bis zum Jahr 1945 war Schäfer als Rektor der Volksschule in Bergen-Enkheim tätig. Für die beiden an sich selbstständigen Schulen in Bergen und Enkheim existierte damals ein gemeinsames Rektorat. Zum Stichtag 1. November 1931 wurden in Bergen in zwei Schulhäusern in acht Schulklassen 328 Kinder von sieben Lehrern unterrichtet. In Enkheim erteilten sechs Lehrer ebenfalls in zwei Schulhäusern in acht Schulklassen 338 Kindern Unterricht. Schäfer trat im Dritten Reich zwei Organisationen bei: 1934 dem Reichsluftschutzbund und 1935 dem Reichsbund für Leibesübungen. Außerdem wurde er Mitglied in zwei Vereinen: 1934 im „Landschaftsbund Volkstum und Heimat“, in dem er als Ortsringführer fungierte, und 1936 im Volksbund für das Deutschtum im Ausland.[11]

Ab 1946 war Schäfer als Hauptlehrer und Schulleiter in Niedermittlau tätig. 1954 trat er nach dem Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand.[7]

Veröffentlichungen

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Schäfer verfasste zahlreiche heimatgeschichtliche Abhandlungen in Büchern, Zeitungsbeilagen (z. B. in der Beilage der Allgemeinen Volkszeitung für Bergen-Enkheim und Umgebung) und Jubiläumsschriften. Im Jahr 1921 erschien das „Heimatbuch des Kreises Gelnhausen“, das 1950 eine dritte erweiterte Auflage erlebte.[12] Von 1925 bis 1928 gab Schäfer die „Monatsschrift der Kinzigtaler Vereinigung für Heimatforschung“ heraus. Diese Publikation erschien von 1929 bis Anfang 1933 unter dem Namen „Monatsschrift der Main-Kinzigtaler Vereinigung für Heimatforschung“.[13] Nach Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde diese Monatszeitschrift verboten. Mit Vorliebe schrieb Schäfer Ortschroniken, u. a. über Lohrhaupten, Niedermittlau, Rothenbergen, Gondsroth, Mernes und Bergen-Enkheim. Auch mehreren aus der Region stammenden Familien setzte er ein literarisches Denkmal. Schäfer fungierte zudem als Ratgeber bei örtlichen Gedenkfeiern und Vereinsjubiläen.[7] Für das seit 1949 erscheinende „Jahrbuch des Kreises Gelnhausen“ schrieb Schäfer über 70 Artikel. Auch für das Jahrbuch des Kreises Alzenau verfasste er mehrere Artikel. Schäfer galt als der Senior der Heimatforschung im Kreis Gelnhausen. Da er akribisch historische Dokumente sichtete und auswertete, beziehen sich auch heute noch Heimatforscher auf seine Forschungsergebnisse. Während Schäfers Beerdigung am 5. Oktober 1971 auf dem Friedhof in Gondsroth[2] sprach der Gelnhäuser Landrat Hans Rüger in seiner Trauerrede davon, dass mit dem Verstorbenen „einer der treuesten Heimatfreunde […] von uns gegangen“ sei.[14]

Ehrungen

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Als Anerkennung für seine Verdienste wurde Martin Schäfer am 28. Juli 1959 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Verdienstkreuz am Bande) verliehen.[15] Die Würdigung des Geehrten erfolgte bei der Überreichung des Verdienstordens durch Landrat Heinrich Kreß.[2]

Im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim gibt es einen Martin-Schäfer-Weg (), bei dem es sich um einen Wirtschaftsweg am Berger Hang handelt. Dort finden sich weitere Wege, die die Namen von Personen tragen, die sich mit der Dokumentation der Heimat- und Naturgeschichte Bergen-Enkheims beschäftigt hatten.

Schriften

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  • Schäfer, Martin: Der neue Duden als „Ereignis“ beurteilt. 2. Aufl. Leipzig: O. Weber, 1915
  • Schäfer, Martin: Wustmann und Duden. Leipzig: O. Weber, o. J.
  • Schäfer, Martin (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Gelnhausen unter Mitwirkung des Kreislehrervereins Gelnhausen und zahlreicher Heimatfreunde. Marburg: N. G. Elwertsche Verlagshandlung, 1921
  • Schäfer, Martin: Volkslieder aus dem Kinzigtale. Marburg: N. G. Elwertsche Verlagshandlung, 1925
  • Schäfer, Martin: Siedlungs- und Familiengeschichte des Walddorfes Gondsroth, Kr. Gelnhausen. Frankfurt a. M.: Diesterweg, 1937
  • Schäfer, Martin: Bergen-Enkheim und Umgebung. Bergen-Enkheim: Walter Schubert, 1938
  • Schäfer, Martin: Geschichte des deutschen Landes und Volkes. 7. Aufl. Frankfurt a. M.: Diesterweg, 1938
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Einzelnachweise

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  1. a b c d Stadtarchiv Hanau: Personalakte Martin Schäfer (Signatur: StadtA HU, C3, 714)
  2. a b c d e Hupach, Paul: Rektor i. R. Martin Schäfer, dem vorbildlichen Pädagogen und Heimatforscher zum Gedenken. In: Unser Kahlgrund 1972. Alzenau, 1971, S. 108 f.
  3. Evangelische Landeskirche in Württemberg: Taufregister für die Gemeinde Gemmrigheim 1833–1869
  4. Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck: Konfirmationsbuch für die Gemeinde Neuenhaßlau 1831–1971, S. 160
  5. Hessisches Staatsarchiv Marburg: Spezial-Akten betreffend die Entlassungsprüfung in dem Seminar in Schlüchtern - Entlassungsprüfungen: Bd. 3 (Signatur: HStAM, 152 Acc., 1938/9, 2418)
  6. Hanna, Georg-Wilhelm: Georg Maldfeld. In: Bergwinkel-Bote 1999. Schlüchtern, 1998, S. 42 f.
  7. a b c 3 Jubilare: P. Hupach, M. Schäfer, F. W. Schluckebier. In: Heimatjahrbuch des Kreises Gelnhausen 1969. Gelnhausen, 1968, S. 101 ff.
  8. Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck: Trauungsbuch für die Gemeinde Steinau 1877–1931, S. 137
  9. Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck: Taufbuch für die Gemeinde Ellingerode 1830–2012, S. 125
  10. Rösch, Georg: 70 Jahre Rektor Martin Schäfer. In: Heimatjahrbuch des Kreises Gelnhausen 1960. Gelnhausen, 1959, S. 79
  11. a b Stadtarchiv Hanau: Stellenakten der Volksschule Bergen-Enkheim (Signatur: StadtA HU, C3, 809)
  12. hebis-Verbundkatalog: Heimatbuch des Kreises Gelnhausen
  13. hebis-Verbundkatalog: Kinzigtaler Vereinigung für Heimatforschung
  14. Zur Erinnerung: Martin Schäfer. In: Heimatjahrbuch des Kreises Gelnhausen 1973. Gelnhausen, 1972, S. 84
  15. Staatsanzeiger für das Land Hessen Nr. 33 1959, S. 857