Meister des Lautenbacher Hochaltars

gotischer Maler

Als Meister des Lautenbacher Hochaltars (fr. Peintre du maître-autel de Lautenbach (Maler des Hochaltares von Lautenbach)[1]) oder auch Meister der Lautenbacher Altarflügel[2] wird der spätmittelalterliche Maler bezeichnet, der zwischen 1508 und 1511 die Altarflügel zu dem ungefähr zwischen 1480 und 1490 entstandenen dreiteiligen Hochaltar in der Wallfahrtskirche Mariä Krönung in Lautenbach im Renchtal gemalt hat. Wie das umliegende Renchtal war Lautenbach Teil des Straßburger Hochstifts, und der Meister zeigt den Einfluss der straßburgischen Malerei seiner Zeit.

Lautenbach, Hochaltar, Malerei 1506–1511

Die Tafelbilder des gotischen Flügelaltars stellen über einer Predella mit einem Tabernakel, der von Darstellungen der Kirchenväter Gregor (links) und Ambrosius (rechts) gerahmt ist, Szenen aus dem Marienleben dar. Sie umrahmen den geschnitzten Altarschrein, in dem eine die von Engeln gekrönte Mondsichelmadonna (Mitte) zwischen Johannes dem Täufer zu ihrer Rechten und Johannes dem Evangelisten zu ihrer Linken steht. Die drei Plastiken sind von reichem Rankenwerk überdacht. In einer herausragenden Integration von Schnitzkunst und Malerei zu einem lückenlosen Ensemble werden die geschnitzten gotischen Architekturelemente des Mittelteils in den Seitenflügeln durch gleichartig gestaltete filigrane Rahmen am oberen Rand der Tafeln aufgegriffen, die auf der Schauseite geschnitzt und auf der Außenseite gemalt sind. Die Tafelbilder zeigen auf der Schauseite des Retabels die Anbetung der Hirten (links oben), die Anbetung der Könige (rechts oben), die Beschneidung Christi (links unten) und die Darbringung im Tempel (rechts unten). In geschlossenem Zustand sieht man die Geburt Mariens (links oben), den Tempelgang Mariens (rechts oben), die Heimsuchung Mariens (links unten) und die Verkündigung an Maria (rechts unten). Darüber steht im filigranen Gesprenge eine Skulptur des auferstandenen Christus, der seine Seitenwunde vorweist und segnend voranschreitet. Komposition und Ikonographie der Lautenbacher Altarflügel besitzen Ähnlichkeit mit dem Lichtenthaler Altar.

Der Lautenbacher Hochaltar zeigt eine hohe Kunstfertigkeit, daher wurde vermutet, es könnte sich um ein Werk aus dem Umkreis von Albrecht Dürer handeln, der sich ab 1490 auf Wanderschaft am Oberrhein, in Basel, Colmar und auch in Straßburg befand.

Dem Meister des Lautenbacher Altars werden auch die zwischen 1510 und 1520 entstandenen Malereien am Schmerzensaltar von Mariä Krönung zugeschrieben. Es wird vorgeschlagen, dem Meister des Lautenbacher Altars einige wenige andere Werke zuzuordnen, darunter beispielsweise ein Bild der Heiligen Dorothea, Apollonia and Agatha[3].

Auch der Bildschnitzer, der den Mittelteil des Lautenbacher Hochaltars geschaffen hat, wird ebenfalls manchmal als Meister des Lautenbacher Hochaltars bezeichnet.

Literatur

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  • Kurt Willig: Die Lautenbacher Hochaltarflügel. Neue Untersuchungen Dissertation. Berlin 1931 (Digitalisat in Heidelberger historische Bestände – digital).
  • Kurt Willig: Altes und Neues über die Lautenbacher Hochaltarflügel. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Band 19, 1932, S. 15–32 (Digitalisat in Freiburger historische Bestände).
  • Hans Heid: Die Lautenbacher Wallfahrtskirche. Der Geist der Spätgotik in Baukunst, Plastik und Malerei am Oberrhein (= Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Band 327). Heitz, Baden-Baden/Straßburg 1960 (Digitalisat in Heidelberger historische Bestände – digital).
  • Hans Haug: Der Meister der Lautenbacher Altarflügel. In: Beiträge zur schwäbischen Kunstgeschichte. Festschrift Werner Fleischhauer. Konstanz 1964, S. 49–62.
  • Rainer Kahsnitz: Lautenbach, Upper Rhine. Wallfahrts- und Pfarrkirche Mariä Krönung (Pilgrimage Church of the Coronation of the Virgin). In: Ders: Carved Splendor. Late Gothic Altarpieces in Southern Germany, Austria and South Tirol. Getty, Los Angeles 2006, ISBN 978-0-89236-853-2, S. 106–121 (Digitalisat in Googlebooks).
  • Jeanne Peipers: Das Werk des Meisters des Lautenbacher Hochaltars, die Dürer-Werkstatt und die Kunst am Oberrhein. In: Die Ortenau. Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Band 75, 1995, S. 379–412 (Digitalisat in Freiburger historische Bestände).
  • Jeanne Peipers: Le peintre du maître-autel de Lautenbach, l’atelier de Dürer et l’art du Rhin supérieur. Frankfurt, Berlin 1996.
  • Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen. Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1. S. 413f.

Einzelnachweise

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  1. Jeanne Peipers: Le peintre du maître-autel de Lautenbach, l'atelier de Dürer et l'art du Rhin supérieur. Frankfurt, Berlin 1996.
  2. Hans Haug: Der Meister der Lautenbacher Altarflügel. In: Beiträge zur schwäbischen Kunstgeschichte. Festschrift zum 60. Geburtstag von Werner Fleischhauer. Konstanz 1964, S. 49–62.
  3. Auktionshaus Christie’s Amsterdam, Auktion 2408: Art and Antiques from German Noble Houses, März 1999, Los 107 Master of the Lautenbach High Altar, aufgerufen April 2011.