Melechsala
Melechsala ist ein Märchen im fünften Band von Johann Karl August Musäus’ Volksmährchen der Deutschen, 1787. Es machte die Sage vom Graf von Gleichen populär.
Inhalt
BearbeitenGraf Ernst von Gleichen muss zum Kreuzzug. Traurig nimmt er Abschied von seiner Frau Ottilia und den kleinen Kindern. Bei Ptolemais auf Gemsjagd nehmen Sarazenen ihn mit seinem Knappen Kurt und einem Reisigen gefangen. Sieben Jahre schmachtet er im Turm. Dann hat Kurt dem Soldan von Ägypten weisgemacht, Graf Ernst verstünde Gartenbau. Er soll seiner Tochter Melechsala einen fränkischen Garten gestalten und macht ihr mit einer Blume unwissentlich einen Antrag. Sie verliebt sich in ihn und folgt ihm heim. Und der Papst erlaubt sogar die Doppelehe.
Quellen und Nachwirkung
BearbeitenEin Reisiger ist ein bewaffneter Knecht. Ptolemais liegt in Libyen. „Soldan“ heißt Sultan. Die Muskatenhyazinthe, arabisch „Muschirumi“, reime sich auf „Ydskerumi“, Minnesold, laut Hasselquists Reise nach Palästina.[1] „Freudental“ heiße die Aue vor der Burg, seit der Graf seine Frau dort wiedertraf.[2] Kurt kommt aus „Ordruff“.[3] Die Burg Gleichen steht in Thüringen.
Laut Harlinda Lox war die Sage vom Graf von Gleichen besonders in Thüringen verbreitet. Vgl. Grimms Deutsche Sagen, Nr. 575. Musäus’ Fassung beeinflusste Baculard Arnauds Le Comte de Gleichen.[4] Die flapsige Rede, wie Kurt seine Herkunft verschleiert,[5] zitieren die Brüder Grimm ausführlich in ihrer Anmerkung zu Das Hausgesinde.[6] So eine blumenkundige Sultanstochter erscheint wieder in Der getreue Paul in Johann Wilhelm Wolfs Deutsche Hausmärchen.
Hörspiel
Bearbeiten- 1983: Melechsala oder Die Wahrheit über des Grafen von Gleichen Ehe mit zwei Frauen zugleich – Regie: Norbert Speer (Hörspielbearbeitung, Kinderhörspiel – Rundfunk der DDR). Sprecher: Michael Gwisdek (Graf), Jutta Wachowiak (Gräfin), Hans Teuscher (Kurt), Jutta Hoffmann (Melechsala), Walfriede Schmitt (Amme), Horst Lebinsky (Großwesir), Wolfgang Heinz (Papst) und Klaus Hecke (Mönch). Erstsendung: 9. September 1983 – Abspieldauer: 41'45 Minuten.[7] DDR-Kinderhörspielpreis 1984.
Literatur
Bearbeiten- Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 763–872.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 821–824.
- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 863.
- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 871.
- ↑ Harlinda Lox: Musäus, Johann Karl August. In: Enzyklopädie des Märchens. Band 9. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, S. 1025–1030.
- ↑ Johann Karl August Musäus: Märchen und Sagen. Parkland. Köln 1997. ISBN 3-88059-881-9, S. 851–852.
- ↑ Wikisource: Grimms Anmerkung zu Das Hausgesinde
- ↑ ARD-Hörspieldatenbank (Melechsala oder Die Wahrheit über des Grafen von Gleichen Ehe mit zwei Frauen zugleich, Rundfunk der DDR 1983)