Michael Grimminger

deutscher Politologe und Redenschreiber

Michael Grimminger (* 1960) ist ein deutscher Politologe. Er war Redenschreiber für mehrere baden-württembergische Ministerpräsidenten.

Berufliche Tätigkeit

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Grimminger war nach seinem Studium zunächst unter anderem Assistent des nach eigenem Verständnis christlich-konservativen Publizisten und Sozialphilosophen Günter Rohrmoser, Redakteur bzw. Herausgeber einiger seiner Werke (u. a. Der Ernstfall – die Krise unserer liberalen Republik[1], Nietzsche als Diagnostiker der Gegenwart[2], Deutschlands Tragödie: der geistige Weg in den Nationalsozialismus, Geistige Wende: christliches Denken als Fundament des Modernen Konservativismus[3]).

1995 legte er seine Dissertation an der Universität Hohenheim vor.[4]

2002 wurde er unter dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) Mitglied des Redenschreiberteams im Referat 43 des Staatsministerium Baden-Württembergs.[5] Das Referat war Teil der von Julian Würtenberger geleiteten Abteilung IV „Grundsatz und Planung, Sozial- und Gesellschaftspolitik, Bundesangelegenheiten“.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er als Verfasser der Trauerrede bekannt, die Teufels Amtsnachfolger Günther Oettinger (CDU) am 11. April 2007 anlässlich des Todes des früheren Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) hielt.[6] Filbinger war wegen seiner Tätigkeit als Marinerichter im Nationalsozialismus und seiner Rechtfertigung derselben nach dem Krieg umstritten gewesen und schließlich zurückgetreten. Insbesondere die in der Rede enthaltene Aussage „Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes“ stieß auf heftige Kritik und löste einen bundesweiten politischen Skandal aus. Die Formulierungen, die zum Teil von einer Internetseite des Studienzentrums Weikersheim stammten, das Filbinger nach seinem erzwungenen Rücktritt gegründet hatte, wurden unter anderem von zahlreichen renommierten Historikern (z. B. Wolfram Wette und Manfred Messerschmidt[7], Hugo Ott[8]) als unhaltbare Geschichtsklitterung und „Verunglimpfung der Angehörigen des Widerstandes“ (Hans Mommsen[9]) bezeichnet. Oettinger musste sie später auf massiven Druck der Öffentlichkeit und der CDU-Parteivorsitzenden Angela Merkel hin zurücknehmen.

Am 28. April 2007 berichtete die Stuttgarter Zeitung, dass Grimminger inzwischen innerhalb des Staatsministeriums ins „Referat für bundespolitische Themen“ versetzt wurde. Eine Versetzung in ein anderes Ministerium werde geprüft.[10]

Werke (Auswahl)

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Neben der redaktionellen Bearbeitung und Herausgabe verschiedener Publikationen Günter Rohrmosers stammen unter anderem folgende Veröffentlichungen von Michael Grimminger:

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. Rohrmoser: „Ohne die kluge und aufopferungsvolle redaktionelle Bearbeitung, die mein Assistent, Michael Grimminger, vorgenommen hat, wäre dieses Buch so nicht entstanden. Ihm gebührt daher mein besonders herzlicher Dank.“ Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. April 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.konservativ.de
  2. Aus der Rezension von Jürgen Neumann, Junge Freiheit, 12. April 2002: „Die Idee des Herausgebers Michael Grimminger, die stets anregenden Analysen und Thesen seines Chefs Rohrmoser aus der Vortragsform ungekürzt zwischen zwei Buchdeckel zu befördern, mag ihren Reiz haben, weil sie den Leser an der Entwicklung der Gedanken teilhaben lassen will. Gleichwohl hätte ein umsichtiger Editor dafür sorgen müssen, die vielen Wiederholungen zu streichen, stilistische Härten (wenn Rohrmoser vom ‚Zustand der Euthanasie‘ des Christentums spricht, aber sicher die ‚Agonie‘ meint) zu beseitigen und Abschweifungen zu tilgen. Und natürlich die im Redefluss kaum zu vermeidenden sachlichen Irrtümer im transkribierten Text zu korrigieren, so etwa die falsche Aussage, Adolf von Harnack sei der ‚Hofprediger‘ Wilhelms II. gewesen oder Ernst Niekisch und Georg Lukács hätten in Moskau zusammengearbeitet.“
  3. Aus der Rezension von Kai Köhler, literaturkritik.de, Nr. 10, Oktober 2000 (2. Jahrgang): „Rohrmosers Mitarbeiter Michael Grimminger habe frei gehaltene Referate ‚in der gewohnten sorgfältigen und gelungenen Weise zu einem Buch komponiert‘. Davon kann leider keine Rede sein. Lästige Doppelungen und Vervielfachungen blähen auf fast 400 Seiten auf, was auf einem Viertel Raum genug gehabt hätte. Abschweifungen, in mündlichem Vortrag sinnvoll illustrierend, zerstören in der Druckfassung den Zusammenhang. Einige der Vorträge scheinen bis in die achtziger, gar siebziger Jahre zurückzureichen und sind unentschlossen aktualisiert: Zum Beispiel muss der Bundeskanzler Schmidt als ‚ehemaliger‘ auftreten, ohne dass die Lagebeurteilung von 1977 oder 1978 grundlegend geändert worden wäre. All dies wirkt lieblos zusammengestellt, erscheint in der Furcht vor sinnvoller Kürzung wie ein Kotau vor der Eitelkeit des Referenten, also: unangenehm.“
  4. Rezension der veröffentlichten Dissertation durch Andreas Arndt in Theologische Literaturzeitung 124 (1999), S. 217–219.
  5. Sebastian Fischer und Severin Weiland: Oettingers fataler Flirt mit der Rechten, Der Spiegel, 13. April 2007.
  6. Bestätigung der Urheberschaft durch Regierungssprecher Christoph Dahl, laut Pforzheimer Zeitung, 15. April 2007. Die Rede im Wortlaut: Der Tagesspiegel, 13. April 2007, online.
  7. Oliver Das Gupta: Historiker widersprechen Oettinger, Süddeutsche Zeitung, 16. April 2007.
  8. Kölnische Rundschau, 16. April 2007.
  9. Rheinische Post, 14. April 2007.
  10. Oettingers Redenschreiber wird geschasst, Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010.