Kaletsch-Kunststoffwerke
Die Kaletsch-Kunststoffwerke (auch als Mopres-Kunststoffwerke bezeichnet) in Gießen waren das erste Unternehmen in Deutschland, das Freizeitboote in großer Stückzahl aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) herstellte. Die Firma bestand von 1959 bis 1972.
Kaletsch-Kunststoffwerke | |
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Rechtsform | Kommanditgesellschaft |
Gründung | 1959 |
Auflösung | 1972 |
Sitz | Gießen |
Leitung | Reinhold Kaletsch |
Branche | Bootsbau |
Geschichte
BearbeitenGründer des Unternehmens war der Arzt, Erfinder und Unternehmer Reinhold Kaletsch (1929–1996). Über seinen Werdegang ist wenig bekannt, überliefert sind einige seiner Erfindungen. Er erkannte früh das Potenzial von glasfaserverstärktem Kunststoff im Bootsbau und nahm in Deutschland als erster die Serienproduktion von Kunststoffbooten auf, begünstigt durch den boomenden Freizeitmarkt. 1959 gründete er die Kaletsch-Kunststoffwerke, die als Dr. Reinhold Kaletsch Sport- und Autozubehörteile in das Handelsregister Gießen in Form einer Kommanditgesellschaft eingetragen wurden.[1] Mit den GFK-Booten konnte Kaletsch preisgünstige Alternativen zu den traditionellen Holzbooten anbieten, zumal sie auch ohne Führerschein gefahren werden durften.[2] Der Unternehmenssitz befand sich in Gießen, produziert wurde in Lollar.[3] 1967 wurde der Firmensitz nach Lollar verlegt.[4]
Unter dem Markennamen Mopres-Boote waren rund ein Dutzend verschiedene Modelle im Angebot. In erster Linie produzierte das Unternehmen mehrere Typen unterschiedlich großer offener Motorboote. Die Boote waren in ihrer Länge auf den Straßentransport mit einem Anhänger ausgerichtet und zwischen 3,7 und 5,1 Metern lang.[5] Die Besitzer konnten ihre Boote nach dem Kauf mit Motoren eigener Wahl und unterschiedlicher Leistungsstärken ausstatten. Bis 1965 hatte das Unternehmen allein vom Typ Mopres 508 rund 800 Boote verkauft[3] und war nach eigenen Angaben in Deutschland der größte Anbieter von Kunststoffbooten.[6] Abgerundet wurde die Modellpalette durch Ruder- und Segelboote.[7]
Abnehmer der Boote waren neben Privatkunden auch die Wasserschutzpolizei einzelner Bundesländer. So waren Modelle der Kaletsch-Boote vom Typ Mopres in Hessen (Wasserschutzpolizei Hessen 12) und in Niedersachsen (Wasserschutzpolizei 32) im Einsatz.[8]
Über das Ende des Unternehmens liegen nur vereinzelte Angaben vor. Bereits im November 1967 musste ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden,[9] im Mai 1971 wurde es eingestellt[10] und die Firma am 3. Juli 1972 beim Amtsgericht Gießen aus dem Handelsregister gelöscht.[11]
Reinhold Kaletsch zog Ende der 1970er Jahre nach Kanada. Bekannt wurde er dort, als er bei einem einmonatigen Camping-Trip in die Wildnis einen Unfall mit einer gebrochenen Wirbelsäule erlitt und mit Hilfe seiner Hunde überlebte.[12][13] Kaletsch starb im April 1996 in Kanada.[14]
Modelle
BearbeitenModell | Typ | Abmessungen | Preis 1967 |
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Mopres-Ruderboot | Ruderboot | 598,- DM | |
Mopres Sporting I | Ruderboot | 648,- DM | |
Mopres Sporting II | Ruderboot | 815,- DM | |
Mopres Sailing I | Segelboot | 698,- DM | |
Mopres Sailing II | Segelboot | 1098,- DM | |
Mopres Q1 | Motorboot | ||
Mopres Q2 | Motorboot | ||
Mopres Touring II | Motorboot | 1198,- DM | |
Mopres Topuring III | Motorboot | 3198,- DM | |
Mopres 508 | Motorboot | 4,03 Meter lang, 1,45 Meter breit | 3350,- DM |
Mopres 608 | Motorboot | 3900,- DM | |
Mopres 708 | Motorboot | 4300,- DM | |
Mopres 808 | Motorboot | 6450,- DM |
Literatur
Bearbeiten- Abenteuer an Bord, In: Der Spiegel Nr. 32, 1965 vom 3. August 1965 (Online-Version).
- Gießener Zeitung, Einzelausgaben der Jahre 1960 bis 1979
- Günther Meyer: Schiffe und Boote der deutschen Wasserschutzpolizeien und ihrer Vorläufer (1830–2000), Nora Verlagsgemeinschaft Dyck & Westerheide, Berlin 2003, ISBN 3-936735-29-8.
Weblinks
Bearbeiten- Mopres-Boote (Anzeige), In: Der Spiegel Nr. 16, 1965 vom 13. April 1965, S. 134, abgerufen am 16. Dezember 2021
- Mopres-Boote (Anzeige von 1965), Quelle unbekannt, bei sokrates-digital.de, abgerufen am 16. Dezember 2021
- Mopres-Boote (Anzeige), In: auto motor und sport Nr. 12, 1965, S. 51, abgerufen am 16. Dezember 2021
- Mopres-Preisauschreiben: Mopres-Boote: Dieses Boot können Sie gewinnen, In: auto motor und sport Nr. 15, 1967, S. 1, abgerufen am 16. Dezember 2021
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ausschüsse gewählt – Stellenplan angenommen. Lollarer Gemeindevertretung erörterte Neubepflanzung an der B3 und die Eingabe eines Aussiedlers, In: Gießener Zeitung vom 12. August 1960, S. 10
- ↑ Mopres-Boote (Anzeige von 1965), Quelle unbekannt, bei sokrates-digital.de
- ↑ a b Abenteuer an Bord, In: Der Spiegel Nr. 32, 1965 vom 3. August 1965
- ↑ Bekanntmachungen Handeslregister, In: Gießener Zeitung vom 14. September 1967, S. 18
- ↑ boote-forum.de - Das Forum rund um Boote. Abgerufen am 23. Januar 2022.
- ↑ Mopres-Boote (Anzeige), In: auto motor und sport Nr. 12, 1965, S. 51
- ↑ Mopres-Preisauschreiben: Mopres-Boote: Dieses Boot können Sie gewinnen, In: auto motor und sport Nr. 15, 1967, S. 1
- ↑ Meyer, S. 127, S. 132
- ↑ Bekanntmachungen Handeslregister, In: Gießener Zeitung vom 23. November 1967, S. 20
- ↑ Bekanntmachungen Handeslregister, In: Gießener Zeitung vom 28. Juni 1971, S. 16
- ↑ Eintrag: Dr. Reinhold Kaletsch Sport- und Autozubehörteile, Lollar bei northdata.de
- ↑ Gießener Arzt erlebte die Hölle In Kanada. Schwer verletzt entkam er dem tödlichen Eis, In: Gießener Zeitung vom 30. Mai 1979, S. 15
- ↑ vgl. Wayne Tefs: Be Wolf: A True Account of the Survival of Reinhold Kaletsch, Turnstone Press, Winnipeg 2007
- ↑ Achmed Khammas - Das Buch der Synergie. Abgerufen am 23. Januar 2022.
Koordinaten: 50° 35′ 29,1″ N, 8° 40′ 48,8″ O