Moses Fürst

dänisch-jüdischer Kaufmann

Moses Fürst (* 1747 in Kopenhagen; † 20. November 1801 ebenda) war ein dänisch-jüdischer Kaufmann in Kopenhagen, sowie Schwager und Geschäftspartner von Moses Mendelssohn und ein Wortführer der Haskala in Dänemark.

Herkunft

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Moses Fürst war ein Sohn des am 24. Oktober 1721 von Altona nach Kopenhagen eingewanderten Kaufmanns Jacob Moses Fürst[1] (* um 1700 in Hamburg; † 19. Dezember 1764/1765 in Kopenhagen) und dessen Gattin Rösche Fürst (geb. Fürst)[2]. Dieser Jacob Moses Fürst war seinerseits Sohn des Altonaer Kaufmanns Moses Ruben Fürst (* 1685 in Altona; † 9. März 1745/1751 ebenda), Inhaber eines königlichen Schutzbriefs zum Betreiben von Handel in Dänemark ab April 1724, einem Sohn des Kaufmanns Ruben (Joseph) Salomon Fürst (* 1645 in Altona; † Oktober 1700 ebd.). Selbiger war wohl ein direkter Enkel des Chajim Fürst und dessen 1671 zu Altona geehelichten zweiter Ehefrau, Lea Wolf/Wulff († 1750), bzw. eventuell Lea Wolf/Wulff (1648–1716 Berlin, Tochter des kurfürstl.-brandenbg. Hofjuden Behrend Baruch Minden-Wulff (1628–1706), dem Onkel von Moses Benjamin Wulff).[3] Moses Fürsts Schwester Elisabeth Libet verh. Nathan (* ca. 1736; † 1821) war durch Heirat mit Philip Moses Nathan (1730–1805) die Stamm-Mutter der Verleger- und Künstlerfamilie Philipsen in Dänemark.[4]

Leben und Wirken

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Moses Fürst, Mitglied der von Meyer Goldschmidt 1694 gegründeten jüdischen Gemeinde in Kopenhagen, entstammte der aschkenasischen Altonaer Kaufmannsfamilie Fürst und war zeitlebens selber als Kaufmann, vor allem für Seide, tätig. Er heiratete Rachel Gugenheim (*ca. 1750; † 1810)[5], jüngere Schwester des Joseph Gugenheim[6] und Halbschwester der Fromet Guggenheim aus Altona, und wurde somit ein Schwager des Moses Mendelssohn. Um 1784 betrieb Moses Fürst seine Handelsgeschäfte wohl in Kooperation mit seinen Schwägern Joseph Gugenheim und Moses Mendelssohn. Moses Fürst pflegte regen Briefwechsel mit Moses Mendelssohn. So sandte Mendelssohn seinen Schwägern Fürst und Gugenheim auch im Stil eher jovial-freundschaftlich geprägte Briefe, etwa einen Brief aus Berlin vom 15. Juni 1784 (mit einer Empfehlung für Isaac Euchel), der mit der Anrede: „An meine guten Brüder in Kopenhagen, Herren Moses Fürst und Joseph Gugenheim, meinen brüderlichen Segen und Gruß zuvor. Brüder, liebe Getreue! ...“ beginnt.[7] Moses und Rachel Fürst (geb. Gugenheim) waren bei der dänischen Volkszählung 1787 (Folketælling), zusammen mit drei Söhnen und zwei Töchtern im Alter von 2 bis 9 Jahren, sowie Neffen und Nichten, und Angestellten, etwa dem Sekretär Joseph Philipsen (* 1761), den Geschwistern Heilbuth und dem Hauslehrer Hersch Friedländer, in der Pilestræde Nr. 109, Købmager Kvarter, ansässig.[8]

Neben seiner Funktion als Geschäftspartner Mendelsohns, übernahm Fürst auch die Rolle eines wichtigen Unterstützers der Reformbestrebungen Mendelsohns. So war Fürst ein wichtiger Anführer dieser Bewegung in Dänemark, nachdem er zuvor einen Austritt aus der orthodoxen jüdischen Gemeinde und eine Konversion zum Christentum erwogen hatte.[9]

Moses Fürst war, gemeinsam[10] mit Wulff Lazarus Wallich (1756–1843, Vater des Botanikers Nathaniel Wallich), ein Verfechter der jüdischen bürgerlichen Emanzipation und der Haskala, also des aufgeklärten Reformjudentums, bei den inneren Konflikten der jüdischen Gemeinde Kopenhagens und sprach sich häufiger gegen die starre Dominanz und Willkür der orthodoxen Ältesten aus. Fürst empörte sich 1787 etwa über die willkürliche Exkommunizierung seines Sekretärs Joseph Philip(sen) wegen unorthodox getragener Perücke bei der Bar Mitzwa von dessen Neffen Abraham Berends Philip (1774–1828).[11] Fürst trat mit Eifer für die bürgerliche Gleichberechtigung seiner Glaubensgenossen und für Modernisierungsbestrebungen innerhalb des Judentums ein. Der aufklärerische Einfluss Mendelssohns erstreckte sich damals durch gesellschaftliches und soziales Engagement der Reformer um Moses Fürst jedoch auch auf weite Kreise der übrigen (nicht-jüdischen) Gesellschaftsschichten der Kopenhagener Bürgerschaft.

Moses Fürst hatte um 1787 drei Söhne und zwei Töchter. Der deutsch-dänische Autor, Dichter und Publizist Nikolai Nathan Fürst (* 1779 in Kopenhagen; † 11. Mai 1857 in Wien), der unter dem Namen Nils, das Nordenkind ein Mitglied der Ludlamshöhle wurde, war sein jüngster Sohn.[12] Dieser konvertierte 1821, u. a. unter Patenschaft von Friedrich Schlegel, zum Katholizismus.

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Literatur

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  • M. Kayserling: Moses Mendelsohn: sein Leben und seine Werke (Verlag Hermann Mendelsohn Leipzig, 1862) Seite 554 (online bei books.google.de, abgerufen am 22. Juli 2022)
  • Brigitte Meier: Jüdische Seidenunternehmer und die soziale Ordnung zur Zeit Friedrichs II.: Moses Mendelssohn und Isaak Bernhard : Interaktion und Kommunikation als Basis einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung (Berliner Wissenschafts-Verlag, 2007) S. 172, 208f., 212, 291 (Eingeschränkte Vorschau) ISBN 978-3-8305-1362-9
  • David Simonsen: Mendelssohniana – aus Dänemark, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden: Festschrift zum siebzigsten Geburtstage Martin Philippsons (hrsg. vom Vorstande der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums, Leipzig 1916), S. 215–218 (online)
  • Kurt Wilhelm: The Influence of German Jewry on Jewish Communities in Scandinavia (Secker & Warburg for the Leo Baeck Institute, Year Book III, 1958), S. 316 (Eingeschränkte Vorschau bei books.google.de)
  • Jacob Jacobsen: Jüdische Trauungen in Berlin 1759 bis 1813, S. 27 (Walter de Gruyter 2011), ISBN 978-3-11-082987-7 (online bei books.google.de)

Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. vgl. Webseite tom.brondsted.dk
  2. Einträge auf myheritage.de
  3. vgl. Webseite tom.brondsted.dk, sowie Jacob Jacobsen: Jüdische Trauungen in Berlin 1759 bis 1813 (Walter de Gruyter 2011, S. 27 (online), ISBN 978-3-11-082987-7).
  4. vgl. Einträge auf Wikitree.com und ancestry.com (Abgerufen am 22. Juli 2022)
  5. Brigitte Meier: Jüdische Seidenunternehmer und die soziale Ordnung zur Zeit Friedrichs II.: Moses Mendelssohn und Isaak Bernhard : Interaktion und Kommunikation als Basis einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung (Berliner Wissenschafts-Verlag, 2007) S. 208, 212, 291 (Eingeschränkte Vorschau) ISBN 978-3-8305-1362-9
  6. Private Webseite Om slægterne Brændgaard & Heilesen, heilesen.dk (Abgerufen am 28. Dezember 2021)
  7. Mendelsohns Empfehlungsbrief für Isaac Euchel vom 26. Siwan 5544. vgl. Andreas Kennecke: Isaac Abraham Euchel: Architekt der Haskala (Wallstein Verlag, 2007) S. 98–99 (online bei Google-Bücher), ISBN 978-3-8353-0200-6; sowie in: M. Kayserling: Moses Mendelsohn: sein Leben und seine Werke (Verlag Hermann Mendelsohn Leipzig, 1862) Seite 554 (online bei Google-Bücher, abgerufen am 27. Dezember 2021)
  8. Scan online bei Rigsarkivets, Kopenhagen (Abgerufen am 27. Dezember 2021)
  9. Leni Yahil: The Rescue of Danish Jewry: Test of a Democracy (Jewish Publication Society of America, 1969), S. 430 (Eingeschränkte Vorschau auf books.google.de)
  10. Jørgen Henrik Barfod, Norman L. Kleeblatt, Vivian B. Mann, Susan L. Braunstein: Kings and Citizens: The History of the Jews in Denmark 1622-1983 (Jewish Museum, 1983), eingeschränkte Vorschau bei books.google.de
  11. Mendel Levin Nathanson: Historisk fremstilling af jødernes forhold og stilling i Danmark, navnlig Kjøbenhavn (Kopenhagen 1860) S. 41 (online)
  12. Staudacher, Anna (2002): Jüdische Konvertiten in Wien, 1782–1868 – Teil 2 – Seite 136 (Eingeschränkte Vorschau über Google-Bücher; besucht am 27. April 2020) Verlag Peter Lang, 2002. ISBN 978-3-631-39406-9

Siehe auch

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