Muralto
Muralto, im lombardischen Ortsdialekt Müralt ,[5] ist eine politische Gemeinde im Kreis Locarno, Bezirk Locarno im schweizerischen Kanton Tessin.
Muralto | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Tessin (TI) |
Bezirk: | Bezirk Locarno |
Kreis: | Kreis Locarno |
BFS-Nr.: | 5120 |
Postleitzahl: | 6600 |
Koordinaten: | 705285 / 114417 |
Höhe: | 207 m ü. M. |
Höhenbereich: | 193–319 m ü. M.[1] |
Fläche: | 0,59 km²[2] |
Einwohner: | 2587 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 4385 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
29,8 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Stefano Gilardi |
Website: | www.muralto.ch |
Muralto
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Lage der Gemeinde | |
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde ist mit dem benachbarten Locarno zusammengewachsen und liegt am Lago Maggiore am Ostrand des Maggia-Deltas. Die Nachbargemeinden sind Locarno, Minusio und Orselina.
Geschichte
BearbeitenUrkundlich erstmals erwähnt wird Muralto als de Muralto im Jahre 1235. Der Name geht auf lateinisch mūrus «Mauer» und altus «hoch» zurück und erinnert womöglich an Überreste aus römischer Zeit.[5]
Die Gegend war tatsächlich schon in der frühen Römerzeit bewohnt. Archäologisch erfasst sind ein Wohnviertel, ein Gewerbeviertel, eine Nekropole (mit bislang 300 bekannten Gräbern) sowie ein Truppenlager. Die Grösse des Vicus lässt auf intensive Handelsbeziehungen zwischen den Alpentälern und der Poebene schliessen.[6]
Der Vorgängerbau der heutigen Stiftskirche San Vittore, einem Bau von 1190/1300, war eine frühchristliche Basilika aus dem 5. oder 6. Jahrhundert. San Vittore war bis 1816 auch die Pfarrkirche von Locarno.[7] Die Burg, von der nur noch Ruinenreste stehen, war Stammsitz des Adelsgeschlechts von Muralt.[8]
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor Orselina-Muralto seine Bedeutung als regionales Zentrum an Locarno, das 1825/26 einen neuen Hafen baute. 1874 wurde Muralto an die Eisenbahn angeschlossen. Im Rahmen des touristischen Aufschwungs wurden 1874/76 das Grand Hôtel Locarno und 1886 das Hotel Reber erbaut, die beide 2006 geschlossen wurden. 1881 trennte sich die Fraktion Muralto von Orselina und bildet seither eine eigene politische Gemeinde. 1893 führte diese als erste der Region die elektrische Beleuchtung ein.[9]
Muralto sprach sich in einer konsultativen Volksabstimmung am 25. September 2011 mit 920 zu 336 Stimmen gegen eine Fusion mit den Gemeinden Locarno, Minusio, Orselina, Brione sopra Minusio, Mergoscia und Tenero-Contra aus. Weil sich nur in Locarno und Mergoscia eine zustimmende Mehrheit fand, beschloss das Tessiner Kantonsparlament, das Projekt nicht weiterzuverfolgen.[10]
Bevölkerung
BearbeitenBevölkerungsentwicklung "Madonna con bambino alla finestra" | ||||||||
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Jahr | 1850 (mit Orselina)[11] | 1888 | 1900 | 1950 | 1970 | 2000 | 2010 | 2020 |
Einwohner | 782 | 1019 | 1502 | 2673 | 3090 | 2676 | 2769 | 2604 |
Politik
BearbeitenMuralto hat als Legislative ein Gemeindeparlament (Consiglio comunale) mit 30 Sitzen; die Exekutive ist der Gemeinderat (Municipio) mit 5 Sitzen.
Sitzverteilung in den Gemeindewahlen vom 14. April 2024 im Gemeindeparlament: 16 Sitze für Ordine Progresso e Indipendenti, 7 für die FDP. Die Liberalen und Unabhängige (Partito Liberale Radicale e Indipendenti) und 7 für das Demokratische Muralto (Muralto Democratica).
Im Gemeinderat nehmen Einsitz: 3 Vertreter von Ordine Progresso e Indipendenti und je 1 der FDP. Die Liberalen und des Muralto Democratica. Dem Gemeinderat steht als Gemeindepräsident (Sindaco) Stefano Gilardi (Ordine Progresso e Indipendenti) vor.[12][13]
In Muralto besteht neben der politischen Gemeinde nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde.[14]
Wirtschaft
BearbeitenDienstleistungssektor
BearbeitenMuralto ist heute ein bedeutender Tourismusort; das Mehrzweck-Kongresszentrum ist von regionaler Bedeutung. 2005 entfielen rund 95 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde auf den Dienstleistungssektor.[15]
Verkehr
BearbeitenIn Muralto steht der Bahnhof Locarno, wo zwei Eisenbahnstrecken enden. Es sind die von der Gotthardbahn eröffnete, normalspurige SBB-Strecke von Bellinzona her, die das Gemeindegebiet von Locarno nicht tangiert, und die schmalspurige Centovallibahn (Ferrovie autolinee regionali ticinesi FART/SSIF) von Domodossola her. Beide Strecken enden in Kopfbahnhöfen, die SBB-Strecke im oberirdischen «Hauptbahnhof», die FART-Strecke seit 1990 in einem eigenen Tiefbahnhof innerhalb des SBB-Areals nördlich der SBB-Anlagen. Den Tiefbahnhof erreicht die FART über ihre Tunnelstrecke, die vor Locarno Sant’Antonio beginnt und Locarno unterfährt.
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Stiftskirche San Vittore, eine der bedeutendsten romanischen Kirchen des Tessins[16]
- Kirche Santa Maria Annunciata[16]
- Reste der Burg[16]
- Villa Liverpool[16][17]
- ehemaliges Grand Hotel Locarno[16][18]
- Villa Carmen, erbaut für Lou Tseng Tsiang, Architekt: Eugenio Cavadini (1900/1905)[16]
- Villa Bellavista (1900)[16]
- Villa Rose Marie, 1916 im Heimatstil von F. Aeschbach errichtet, Architekt: Ferdinando Ficher[16]
- Villa Moretti (1920), mit Belvedere, Architekt: Enea Tallone[16]
- Villa Rovana (1911), Architekt: Olinto Tognola[16]
- Villa Farinelli (1896), Architekt: Paolo Zanini[16]
- Villa Cattori, Besitzer Leone Cattori, in eklektischem Stil von Leone Cattori errichtet, Architekt: Alessandro Ghezzi[16]
- Wohnhaus Emilia beim Ponte Vecchio, Fassade mit Freskomalerei (18. Jahrhundert)[16]
- Wohnhaus, Fassade mit Freskomalerei Crocifisso mit Sante Caterina und Maria Maddalena[16]
Persönlichkeiten
BearbeitenAus Muralto stammt der nachmalige Bundesrat Flavio Cotti. Zahlreiche bekannte Personen liessen sich in der Gemeinde nieder, darunter der Künstler Paul Klee und der Psychoanalytiker Erich Fromm.
Abbildungen
Bearbeiten-
Stiftskirche San Vittore
-
Grand Hotel Locarno
-
Bahnhof Locarno (FFS)
-
Muralto an der Grenze zu Locarno
-
Giuseppe-Cattori-Denkmal. Historisches Bild von Leo Wehrli (1940)
-
Uferpromenade
Literatur
Bearbeiten- Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. März 2010.
- Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. März 2010. (Adelsfamilie Muralto)
- Rodolfo Huber: Gli archivi dei Muralto, degli Orelli e della Corporazione dei Nobili di Locarno. In: Bollettino della Società Storica Locarnese. Nr. 8, Tipografia Pedrazzini, Locarno 2005, S. 49–58.
- Giuseppe Mondada, Cherubino Darani: Muralto. Edizioni Armando Dadò, Locarno 1981.
- Celestino Trezzini: Muralto. In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Band 4: Monopole – Neuenkirch. Attinger, Neuenburg 1929, S. 212 f (Digitalisat).
Kunstgeschichte
- Virgilio Gilardoni: I monumenti d’arte e di storia del Canton Ticino, volume I: Locarno e il suo circolo (Locarno, Solduno, Muralto e Orselina) (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 60). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte SKG. Bern 1972, S. 339–408.
- Kunstführer durch die Schweiz. Vollständig neu bearb. Ausgabe. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. GSK, Bern 2005, ISBN 3-906131-96-3, S. 587–590.
- Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bellinzona 2007.
- Johann Rudolf Rahn: I monumenti artistici del medio evo nel Cantone Ticino. Tipo-Litografia di Carlo Salvioni, Bellinzona 1894, S. 233–243.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 631.
- ↑ Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
- ↑ Kunstführer durch die Schweiz. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band 2. Bern 2005, S. 587 f.
- ↑ Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. Juli 2009.
- ↑ Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
- ↑ Locarnese sponda sinistra della Maggia. Repubblica e Cantone Ticino. Sezione degli enti locali, abgerufen am 31. August 2024 (mit Links zum Entscheidungsprozess, z.B. zu Bericht Studienkommission, Botschaft des Staatsrates, Abstimmungsergebnis, usw.).
- ↑ Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
- ↑ Elezioni comunali 2024. Muralto, sommario dei resultati. Repubblica e Cantone Ticino, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Politica. Comune di Muralto, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Patriziato di Muralto. Comune di Muralto, abgerufen am 27. August 2024.
- ↑ Rodolfo Huber: Muralto. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2. September 2010.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Simona Martinoli und andere: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 170–173.
- ↑ Gilardoni, 1972, 345–347.
- ↑ Grand Hotel Locarno