Musikjahr 1721

Übersicht über die Ereignisse in der Musik im Jahre 1721

Liste der Musikjahre
◄◄1717171817191720Musikjahr 1721 | 1722 | 1723 | 1724 | 1725 |  | ►►
Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1721.

Musikjahr 1721
Christian Ludwig Markgraf von Brandenburg Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt

Johann Sebastian Bach stellt ältere und neuere Instrumentalsätze als „Six Concerts Avec plusieures Instruments“ zusammen und widmet sie am 24. März dem Markgrafen von Brandenburg. Die Konzerte erhalten später von Philipp Spitta den Namen Brandenburgische Konzerte (BWV 1046–1051).

Ereignisse

Bearbeiten

Johann Sebastian Bach

Bearbeiten
  • Johann Sebastian Bach ist seit dem 7. August 1717 Kapellmeister und Director derer Cammer-Musiquen am Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen in Köthen. Bach schätzt den musikalischen jungen Fürsten, der oft als Violinist im Orchester mitwirkt und ihm offenbar auch persönlich nahe steht.
  • Bach kann in Köthen für eine hervorragende Kapelle komponieren. Fürst Leopold hat bis zu 17 Musiker angestellt, die zum Teil aus der 1713 aufgelösten Kapelle des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. stammen. Acht der Instrumentalisten, unter ihnen Christian Ferdinand Abel, haben Solistenqualität und den Rang eines Cammermusicus.
  • 24. März: Johann Sebastian Bach stellt ältere und neuere Instrumentalsätze als Six Concerts Avec plusieures Instruments zusammen und beendet damit die Arbeit an seinen Brandenburgischen Konzerten (BWV 1046–1051), die er dem kunstliebenden Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt widmet. Den Markgrafen hatte Bach 1719 in Berlin kennengelernt. Möglicherweise ist die Widmung der Brandenburgischen Konzerte für Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt im Zusammenhang mit Bachs Suche nach einer neuen Stelle zu sehen. Ein Dankesschreiben oder eine Besoldung von Christian Ludwig von Brandenburg scheint Bach nicht erhalten zu haben, jedenfalls existiert kein Dokument, das hierüber Auskunft gibt.
  • 03. Dezember: Johann Sebastian Bach, dessen erste Gattin Maria Barbara Bach 1720 gestorben war, heiratet Anna Magdalena, die jüngste Tochter des fürstlichen Hof- und Feldtrompeters zu Sachsen-Weißenfels Johann Kaspar Wilcke, die im Juni 1721 als Sopranistin an den Köthener Hof gekommen war. Aus der zweiten Ehe werden 13 Kinder hervorgehen, von denen die meisten im Kindesalter sterben.
 
Georg Friedrich Händel – Floridante – Titelseite des Erstdruckes – London 1721
 
Georg Friedrich Händel et al. – Il Muzio Scevola – Titelseite des Librettos – London 1721

Georg Friedrich Händel

Bearbeiten

Alessandro Scarlatti

Bearbeiten
 
Alessandro Scarlatti – Griselda – Titelseite des Librettos – Rom 1721
  • Alessandro Scarlatti, der in Neapel als Kapellmeister der Cappella Reale tätig war, hält sich in den Jahren 1717 bis 1722 überwiegend in Rom auf. Hier wird er die Reihe seiner Opern mit mehreren Werken für das Teatro Capranica abschließen.
  • Im Januar wird Alessandros letzte Oper Griselda nach dem Libretto von Apostolo Zeno basierend auf Griseldis aus Giovanni Boccaccios Decamerone am Teatro Capranica in Rom uraufgeführt. Scarlatti bezeichnet Griselda im Vorwort des gedruckten Librettos selbst als seine 114. Oper. Da Frauen auf den Bühnen Roms verboten sind, werden alle Rollen wie üblich von Männern bzw. Kastraten interpretiert: Die prima donna Griselda singt der als „Farfallino“ bekannte Giacinto Fontana, die seconda donna Costanza der junge Giovanni Carestini und der Darsteller der männlichen Hauptrolle des Gualtiero ist der berühmte Altkastrat Antonio Bernacchi.[1]
  • Scarlattis stellt seine Messe Santa Cecilia fertig, die einer der ersten Versuche in dem Stil ist, der seinen Höhepunkt in den großen Messen von Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven finden wird.

Domenico Scarlatti

Bearbeiten
  • Domenico Scarlatti ist in Lissabon Musiklehrer und Hofkapellmeister am Hofe des frommen und verschwendungssüchtigen Königs Johann V. Scarlatti hat hier vor allem geistliche Vokalwerke zu liefern und schreibt auch einige weltliche Serenatas. Er unterrichtet außerdem den jüngeren Bruder des Königs Dom António (1695–1757) und die an Asthma leidende portugiesische Prinzessin Maria Bárbara de Bragança am Cembalo, die sich als hochbegabte Musikliebhaberin erweist.

Georg Philipp Telemann

Bearbeiten
  • Georg Philipp Telemann, der seit 1712 als städtischer Musikdirektor und Kapellmeister der Barfüßer- und Katharinenkirche in Frankfurt am Main tätig war, nimmt das Angebot an, als Nachfolger von Joachim Gerstenbüttel das Amt des Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg zu übernehmen, eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands. Vermutlich haben Barthold Heinrich Brockes und Erdmann Neumeister ihn vorgeschlagen. Telemann ist allerdings schon früher mit der Hansestadt in Verbindung gekommen, da er bereits an ein oder zwei Opern für die Oper am Gänsemarkt beteiligt war. Als musikalischer Leiter der Stadt wirkt Telemann unter anderem an den fünf großen ev. luth. Stadtkirchen – mit Ausnahme des Domes, für den Johann Mattheson verantwortlich ist.
  • 16. Oktober: Telemanns feierlicher Amtsantritt in Hamburg findet statt.
  • In seinem neuen Amt verpflichtet sich Telemann zur Komposition von zwei Kantaten wöchentlich und einer Passion pro Jahr, in späteren Jahren greift er allerdings bei seinen Kantaten auf frühere Werke zurück. Daneben komponiert er zahlreiche Musiken für private und öffentliche Anlässe, etwa für Gedenktage und Hochzeiten. Das Amt des Cantoris Johannei ist auch mit einer Tätigkeit als Musiklehrer des Johanneum verbunden; seinen Verpflichtungen zu außermusikalischem Unterricht kommt Telemann jedoch nicht selbst nach. Außerdem baut er das bereits 1660 von Matthias Weckmann gegründete, aber mittlerweile nicht mehr konzertierende Collegium musicum neu auf. Die Eintrittskarten verkauft er persönlich.

Antonio Vivaldi

Bearbeiten
  • Antonio Vivaldi ist seit 1718 in Mantua tätig, wo er in Diensten von Prinz Philipp von Hessen-Darmstadt hauptsächlich als Intendant und Opernkomponist arbeitet.
  • Aus dem Jahr 1721 stammen seine Opern Arianna e Teseo (RV Anh. 78) und Ulysses (RV Anh. 126) und seine Oper La Silvia (RV 734) wird spätestens in diesem Jahr fertiggestellt.[2]

Weitere biografische Ereignisse

Bearbeiten

Uraufführungen

Bearbeiten

Bühnenwerke

Bearbeiten
 
Manuskript von Scarlattis letzter Oper Griselda (1721). Zu sehen ist die Seite der 1. Szene, 1. Akt.links
 
Detail des Autographs vom Duett Clelia/Muzio Nr. 16 aus Muzio Scevola von G.F. Händel.
 
Giuseppe Porsile – Meride e Selinunte – Titelseite des deutschen Librettos – Wien 1721
  • 01. Oktober: Die Oper La via del saggio von Francesco Bartolomeo Conti auf das Libretto von Pietro Pariati wird in Wien uraufgeführt.
  • 04. Oktober: Die Uraufführung der Oper Il germanico Marte von Antonio Caldara findet in Salzburg statt.
  • 15. Oktober: Die Uraufführung der Oper Il tempo fermato, componimento da camera von Giuseppe Porsile findet in Wien statt.
  • 22. Oktober: Uraufführung des Opéra-ballet Les éléments mit Musik von André Cardinal Destouches und Michel-Richard Delalande im Palais des Tuileries. Es tanzt der 11-jährige König Ludwig XV.[4]
  • 04. November: Die Uraufführung der Oper Ormisda re di Persia von Antonio Caldara erfolgt am Hoftheater in Wien.
  • 26. November: Die Uraufführung des musikalischen Dramas Arianna e Teseo von Leonardo Leo findet am Teatro San Bartolomeo in Neapel statt.
  • 09. Dezember: Georg Friedrich Händels Dramma per musica Floridante mit dem Libretto von Paolo Antonio Rolli nach der Vorlage La costanza in trionfo von Francesco Silvani wird am King’s Theatre im Haymarket in London uraufgeführt und vom Publikum gut angenommen.
  • 18. Dezember: Die Oper in drei Akten mit Epilog Cloris und Tirsis von Reinhard Keiser und Francesco Bartolomeo Conti wird in Kopenhagen uraufgeführt.
  • Jacques Aubert
  • Giovanni Bononcini – Crispo
  • Nicola Porpora – Eumene (Libretto von Apostolo Zeno, Uraufführung in Rom)
  • Antonio Vivaldi
    • La Silvia (RV 734)
    • Arianna e Teseo (RV Anh. 78)
    • Ulysses (RV Anh. 126)[2]
Oratorium
Bearbeiten
  • Antonio Vivaldi – L’adorazione delli tre re magi al bambino Gesù (RV 645, komponiert vor 1722)[2]
  • Johann Mattheson
    • Die göttliche Vorsorge über alle Creaturen (Hamburg 1718 oder 1721)
    • Der Blutrünstige Kelter-Treter und von der Erden erhöhete Menschen-Sohn (Hamburg)
    • Das irrende und wieder zurecht gebrachte Sünden-Schaaf (Hamburg)
  • Giuseppe Porsile – l zelo di Nathan (Libretto von G. Velardi; Uraufführung in der Hofkapelle.in Wien)

Instrumentalmusik

Bearbeiten
 
Auszug aus Johann Sebastian Bach’s Brandenburgischem Konzert Nr. in F-Dur

Konzerte

Bearbeiten
  • Johann Sebastian Bach – Brandenburgische Konzerte (Widmungspartitur von 1721)[5]
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 1 – I. Allegro
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 1 – III. Allegro
    • Brandenburgisches Konzert Nr. 1 für 2 Hörner, 3 Oboen, Fagott, Violino piccolo, Streicher und b.c. (BWV 1046, komponiert ?)
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 1 – II. Adagio
    • Brandenburgisches Konzert Nr. 2 für Trompete, Oboe, Blockflöte, Violine, Streicher und b.c. (BWV 1047, komponiert um 1718)
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 1 – IV. Menuett
    • Brandenburgisches Konzert Nr. 3 für Streicher und b.c. (BWV 1048, komponiert um 1718)
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 2 – I. Allegro
    • Brandenburgisches Konzert Nr. 4 für Violine, 2 Blockflöten, Streicher und b.c. (BWV 1049, komponiert 1719–1720)
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 2 – II. Andante
    • Brandenburgisches Konzert Nr. 5 für Cembalo concertato, Violine, Traversflöte, Streicher und b.c. (BWV 1050, komponiert 1720–1721)
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 2 – III. Allegro assai
    • Brandenburgisches Konzert Nr. 6 für Streicher (Violen, Gamben) und b.c. (BWV 1051, komponiert um 1718)[5]
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 3 – 1. Allegro
  • Pietro LocatelliConcerti grossi op. 1 (Monsignore D. Camillo Cybo/ De Duchi Di Massa, È Carrara &/ Patriarca Di Constantinopoli gewidmet)
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 3 – 2. Adagio
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 3 – 3. Allegro
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 4 – III. Presto
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 4 – II. Andante
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 5 – 1. Allegro
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 5 – 2. Affettuoso
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 5 – 3. Allegro
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 6 – 1. Allegro
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 6 – 2. Adagio
Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 6 – 3. Allegro
 
Orgel von Arp Schnitger und seinen Söhnen in der Michaelskirche in Zwolle
 
Detail der Orgel von Arp Schnitger und seinen Söhnen in der Michaelskirche in Zwolle
 
Orgel von Andreas Silbermann für Sankt Simon und Judas in Ottrott
  • Antonio Vivaldi – diverse Konzerte, die nicht genau datiert werden können[2]

Kammermusik

Bearbeiten

Vokalmusik

Bearbeiten
  • Alessandro Scarlatti – Messe Santa Cecilia
  • Antonio Vivaldi – Motetten u. a., ohne genaue Datierung[2]

Lehrwerke

Bearbeiten
  • Johann Mattheson – Das forschende Orchestre (Hamburg)
 
Orgel von Gottfried Silbermann in der Stadtkirche St. Georg in Rötha

Instrumentenbau

Bearbeiten

Geburtsdatum gesichert

Bearbeiten

Genaues Geburtsdatum unbekannt

Bearbeiten

Gestorben

Bearbeiten

Todesdatum gesichert

Bearbeiten

Gestorben nach 1721

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten
Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik
Bearbeiten
Commons: Musik 1721 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Libretti 1721 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Griselda (Alessandro Scarlatti) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
  2. a b c d e Antonio Vivaldi – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 23. Oktober 2018.
  3. Titelseite des Librettos auf der Website Gallica der Bibliothèque Nationale de France (abgerufen am 27. September 2019)
  4. Titelseite des Librettos auf der Website Gallica der Bibliothèque Nationale de France (abgerufen am 27. September 2019)
  5. a b Johann Sebastian Bach – Werke sortiert nach Entstehungszeit. In: Klassika.info. Abgerufen am 23. Oktober 2018.