Nationalallegorie

eine Nation verkörpernde allegorische Figur
(Weitergeleitet von Nationale Personifikation)

Eine Nationalallegorie ist eine allegorische Figur, die eine Nation und die ihr zugesprochenen Eigenarten verkörpert. So sie in menschlicher Gestalt erscheint, spricht man von einer nationalen Personifikation. Diese Allegorien können unterschiedliche Formen annehmen.

Hermann Knackfuß, 1895: Völker Europas: von links nach rechts: unbenannt, Britannia, Italia, Austria, Mütterchen Russland, Germania, Marianne; in der Bildmitte der Erzengel Michael

Weibliche Allegorien

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Sklavina, Germania, Gallia und Roma zollen Kaiser Otto III. Tribut (mittelalterliche Darstellung um 990)
 
Geneva und Helvetia (schweizerisch, 1869)
 
Canada an der Hand Britannias, gegrüßt von Columbia (kanadisch, 1871)
 
Columbia und Germania demonstrieren Einigkeit trotz belastender Dokumente, rechts der Deutsch-Amerikaner Carl Schurz (US-amerikanisch, 1872)
 
Marianne, Mütterchen Russland und Britannia als Triple Entente (russisch, 1914)
 
Italia turrita empfängt Triest und Trient (italienisch, 1918)
 
Hispania umarmt von Marianne (spanisch, 1931)

Der Glaube an einen Genius loci als örtlichen Schutzgeist entstammt antiker Tradition; entsprechend verehrten bereits Griechen und Römer lokale Schutzgottheiten neben dem maßgeblichen Pantheon. Weibliche Allegorien als Bildnis für einen Volksstamm beziehungsweise eine Nation sind damit bereits von den Römern überliefert: Auf römischen Münzen, die anlässlich militärischer Erfolge geprägt wurden, erschienen weibliche Personifikationen von Africa, Gallia, Judäa oder Germania in herabwürdigenden Trauerposen, entsprechend beschriftet mit IUDAEA CAPTA oder GERMANIA CAPTA. Die Schutzgöttin der Stadt Rom, Roma, wurde unter Augustus zu einer Identifikationsfigur erhoben. Während der Friedenszeit unter Kaiser Hadrian entstanden hingegen Münzmotive mit den „Schutzgottheiten“ der Reichsprovinzen als Einigkeitssymbolik.

In der mittelalterlichen Kunst gab es vereinzelt Allegorien, die mit regionalen Attributen versehen waren, ähnlich wie dies bei den meisten Heiligendarstellungen der Fall war. In der Renaissance-Kunst kamen weibliche, personifizierte Allegorien wieder verstärkt in Mode, standen nun jedoch nicht mehr im religiösen Sinne für Gottheiten, sondern stellten menschliche oder auch nationale Eigenschaften figürlich dar. Die Darstellungen von Fürstentümern und Reichen als Frauenfiguren dienten in dieser Zeit hauptsächlich als Motiv der Kunst oder zur Herausstellung nationaler Unterschiede.

Ein Nationalgedanke hinter den Schöpfungen wurde jedoch bereits in der Einigkeit stiftenden Figur einer Helvetia in der konfessionell uneinigen Schweiz verfolgt. Im Zuge der Französischen Revolution und der darauf folgenden Koalitionskriege fand der aufkeimende Nationalgedanke in Europa Fuß und Allegorien der Heimat repräsentierten romantisch-patriotische Motive des Vaterlandes. Überall in Europa kamen ab dem Jahr 1800 nationale Personifikationen nach antikisierendem Vorbild auf, um die jeweiligen Landeskinder unter einer visuell fassbaren Identifikationsfigur zu einen; dies auch in Ländern, die nicht in römischer Tradition standen. Im damals nicht geeinten Deutschland entstanden sowohl Personifikationen der deutschen Nation, wie auch Personifikationen der einzelnen Fürstentümer. Auch später und außerhalb von Europa entstanden noch nationale Personifikationen meist als Ausdruck von Patriotismus. Die weiblichen Personifikationen waren in ihrer Ausgestaltung und Ikonographie flexibel, stellten aber häufig eine wehrhafte Jungfrau oder eine Mutter der Nation dar.[1] Ihnen war bei der Erschaffung gemeinsam, dass sie sich nicht auf historische Vorbilder einer Frau als Herrscherin oder Kriegerin bezogen, sondern die zugehörige Nation mit Insignien von dessen Macht ausstaffiert darstellten. Das in Europa verbreitete, bürgerliche Frauenideal um 1800 sah im Gegenteil keine kämpferischen Frauengestalten vor.[2]

Aufgrund des Bilderverbots im Islam ist in der islamischen Welt die allegorische Personifikation der Nation nicht weit verbreitet. Dennoch kam es kurzlebig in der unmittelbaren postkolonialen Phase auch dort zur Übernahme der weiblichen Nationalallegorie aus der „europäischen Ikonographie“, etwa im Falle Algeriens und Ägyptens. Der Versuch einer Verschleierung machte diese Allegorien zu abstrakt und unpersönlich, weshalb diese Idee fallengelassen wurde.[3]

Staat weibliche Allegorie Erste Erwähnung/Einführung Bemerkung
Argentinien namenlos 19. Jahrhundert Personifikationen von Eigenschaften der Nation (Freiheit, Fortschritt, Vaterland), dargestellt mit Statuen und Münzen. Vergleichbar mit der brasilianischen Allegorie
Albanien Mutter Albanien (Nëna Shqipëri) 19. Jahrhundert entstanden im Widerstand gegen das Osmanische Reich
Armenien Mutter Armenien (Majr Hajastan) 1962–67 Monumentaldenkmal, als Ersatz für eine Stalinstatue errichtet
Bangladesch Mutter Bengal (Bangla Maa) um 1905 entstanden im Widerstand gegen das Britische Weltreich und später Indien
Brasilien namenlos (Efígie da República) 19. Jahrhundert Bildnis der Republiken Brasilien und Portugal, konnte sich in Portugal nicht durchsetzen. Vergleichbar mit den argentinischen Allegorien.
Bulgarien Mutter Bulgaria
Dänemark Mor Danmark 18. Jahrhundert Symbol der dänischen Nation, vor allem in der Nationalromantik verwendet, teilweise Bezug zu der Figur der beiden Sønderjyske piger (Südjütländische Mädchen) als Allegorien des südlichen Jütlands
Deutschland Germania frühes 19. Jahrhundert Wiederaufnahme einer römischen Allegorie; Sinnbild beginnenden deutschen Nationalbewusstseins
Weitere Allegorien derselben Epoche stehen romantisierend für damals oft eigenständige Fürstentümer oder (Reichs-)Städte:

Bavaria – Bayern
Berolina – Berlin
Borussia – Preußen
Brema – Bremen
Brunonia – Braunschweig
Francofurtia – Frankfurt a. M.
Franconia – Franken
Hammonia – Hamburg
Lubeca – Lübeck
Saxonia – Sachsen
Württembergia – Württemberg (Darstellung aus dem Jahr 1720)

Europa Europa an griechische Sage angelehnte Personifikation des Kontinents, verbreitete politische Allegorie seit Gründung der Europäischen Union
Finnland Jungfrau Finnland 19. Jahrhundert allegorische Tochter der schwedischen Swea, verwendet im Widerstand gegen das Russische Reich
Frankreich Marianne ab 1792 Freiheitssymbol der Französischen Revolution; Allegorie der Republik
Gallia / Francia vor 1792 Allegorie des Ancien Régime
Georgien Mutter Georgiens (Kartvlis Deda) 1958 Monumentaldenkmal der Hauptstadt Tiflis; nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion wurde die Figur angepasst. Zudem ist St. Georg der Schutzheilige des Landes.
Großbritannien Britannia 17. Jahrhundert Wiederaufnahme einer römischen Allegorie; in Verwendung ungefähr seit der Vereinigung Schottlands und Englands
Griechenland Hellas 19. Jahrhundert
Irland Hibernia 19. Jahrhundert weibliche Allegorie in römischer Tradition
Indien Mutter Indien (Bharat Mata) 19. Jahrhundert Amalgam weiblicher hinduistischer indischer Gottheiten, insbesondere Durga. Entstanden unter britischer Besatzung.
Indonesien Mutter Prithivi (Ibu Pertiwi) lokale Adaption der hinduistischen Gottheit Prithivi
Island Bergfrau (Fjallkonan) 1752 populär seit dem 18. Jahrhundert
Italien Italia turrita 19. Jahrhundert altrömisch saturnia tellus; seit dem 16. Jahrhundert in der Kunst dargestellt. Ähnliche Allegorien derselben Epoche stehen romantisierend für damals eigenständige Fürstentümer: Venetia.
Kanada Mother Canada wenig verbreitet
Malta Melita 1899 unter britischer Hoheit eingeführt auf Briefmarken und Banknoten
Mazedonien Mutter Mazedonien
Mexiko namenlos (Alegoría de la Patria Mexicana) frühes 19. Jahrhundert etabliert im Krieg gegen die USA und im Kaiserreich
Neuseeland Zealandia frühes 20. Jahrhundert Nationalallegorie in Wappen, Briefmarken, Banknoten und in Form von Statuen
Niederlande Niederländische Maid (Nederlandse Maagd) 1796 Freiheitsfigur nach Vorbild der französischen Marianne
Norwegen Mutter Norwegen (Mor Norge) frühes 19. Jahrhundert
Österreich Austria 19. Jahrhundert zuvor auch als Allegorie der Habsburger verstanden
Regionale Allegorien existieren, etwa:

Tyrolia – Tirol (entstanden im Freiheitskampf gegen die napoleonische Besatzung)

Polen Polonia 13. Jahrhundert Erste Erwähnung im Hymnus „Gaude Mater, Polonia“ (lateinisch Freue dich, Mutter Polen)
Römisches Reich Roma 1. Jahrhundert nach Christus ursprünglich Göttin, unter Augustus zur Identifikationsfigur erhoben
Russland Mütterchen Russland (Россия-Матушка) alte Legendengestalt, möglicherweise aus der Figur der Mokosch hervorgegangen (in Sowjetzeiten umbenannt: Mutter Heimat)
Schottland Caledonia / Scotia Wiederaufnahme einer römischen Allegorie für Schottland
Schweden Mutter Svea (Moder Svea) 1697 entstanden als allegorische Theaterfigur, im 19. Jahrhundert zur Identifikationsfigur erhoben
Schweiz Helvetia 1672 Ausdrücklich als Allegorie der Einheit der Eidgenossenschaft geschaffen
Kantonsallegorien derselben Epoche existieren, etwa:

Berna – Bern

Serbien Mutter Serbien (Majka Srbija) 19. Jahrhundert entstanden während der Unabhängigkeitsbewegungen
Spanien Hispania Römische Zeiten Wiederaufnahme einer römischen Allegorie
Tschechien Čechie 19. Jahrhundert weibliche Form des Urvaters Čech
Ukraine Berehynia nach 1990 entstanden als nationale Identifikationsfigur; angebliche legendenhafte heidnische Schutzgottheit
Ungarn Hungaria 19. Jahrhundert
Vereinigte Staaten von Amerika Lady Liberty Personifikation des amerikanischen Freiheitsgedankens, verkörpert in der Freiheitsstatue
Columbia 18. Jahrhundert historische weibliche Allegorie; weitgehend durch Uncle Sam abgelöst
 
Lech, Čech und Rus: Legendäre Stammväter der slawischen Nationen

Stammvater

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Neben dem genius loci etablierten sich in verschiedenen Nationen weitere teils legendäre, teils historische Identifikationsfiguren. Dabei wird eine konkrete Figur als Stammvater des Volkes im Sinne einer Herkunftssage verklärt. Anders als bei der weiblichen Nationalallegorie wird eine persönliche Verbindung der Stammes- oder Volksangehörigen zu dem Ahnherren angenommen, in der Regel ein Abstammungsverhältnis. Ferner baut der romantisierende Typus des Stammvaters auf zuvor existierenden Legenden auf und lässt aufgrund spezifischer Symbolik weniger Deutungsspielraum zu. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren etwa die zwei am stärksten verbreiteten Identifikationsahnen des Deutschen Reichs „Barbarossa“ und „Arminius“, letzterer wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend entmystifiziert. Hinzu kamen weitere regionale „Heiligenfiguren“.[1] Diese Figuren sind in der Regel eher als Nationalsymbole oder Nationalhelden zu verstehen (vergleiche auch diese Artikel).

Staat Stammvater/-mutter Bemerkung
China Huangdi mythischer erster Kaiser Chinas
Dänemark Holger Danske im 16. Jahrhundert romantisierter Sagenheld des 9. Jahrhunderts; dann Urvater der Nation im 18. Jahrhundert
Deutschland Arminius als romantisierter germanischer Volksheld im Kampf gegen Rom/ausländische Mächte
Barbarossa als schlafender, rechtmäßiger Kaiser und Lehnsherr
Irland Ériu (Éire) legendenhafte Königin; Urmutter der Nation in keltischer Tradition
Japan Amaterasu/Jimmu Sonnengöttin als Ahnenmutter des japanischen Volks und der von ihr abstammende legendäre erste Tenno
Korea Dangun legendärer König des ersten koreanischen Reiches
Polen Lech legendenhafter patriarchalischer Urvater der Nation
Russland Rus legendenhafter patriarchalischer Urvater der Nation
Tschechien Čech legendenhafter patriarchalischer Urvater der Nation
 
Karikatur mit drei unterschiedlichen Personifikationstypen von rechts nach links: Klassische weibliche Allegorie (Marianne), Typenkarikatur (John Bull), Karikatur des Souveräns (Wilhelm II.)
 
China, Japan und der Westen an einem Tisch: Typisierung anhand eindeutiger Tracht (japanisch, 19. Jahrhundert)

Typenkarikatur als Allegorie

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Allegorische Personifikationen sind nicht nur identitätsstiftend, sondern erlauben auch die bildhafte Darstellung von Handlungen oder Dialogen. Schlafende, kämpfende oder gestikulierende Allegorien finden sich in Zeitungskarikaturen seit dem 18. Jahrhundert. So waren um 1790 folgende Typenkarikaturen in der englischsprachigen Presse populär: John Bull für England (als literarische Figur erschaffen bereits 1712, als Karikatur erst ab etwa 1757 populär), Brother Jonathan für die USA (diffuse Entstehungsgeschichte; populär erst ab etwa 1780), Jacobin für das revolutionäre Frankreich (populär praktisch nur während der Revolutionsjahre), Jack Tar (als Typenkarikatur der Britischen Royal Navy). Diese Figuren waren von ihrem Typ her meist durch frühere, meist anekdotische Erwähnungen, Stereotype oder Volkssagen bekannt, von denen sie auch unvorteilhafte Züge erben konnten, ohne dadurch die Nation herabzuwürdigen – ein großer Gegensatz zu den idealisierten Frauengestalten, welche sie ablösten. Brother Jonathan und John Bull wurden in der zeitgenössischen Presse des 19. Jahrhunderts häufig als gleichrangige Rivalen porträtiert, wobei sie als Stereotype sowohl stellvertretend für ihre jeweilige Nation standen, wie auch für deren Einwohner.[4] Das Stereotypenbild des deutschen Michels wurde innerhalb Deutschlands als Allegorie auf die Deutschen verstanden, nicht jedoch der Regierungen und Fürstentümer, was zu Vergleichen mit John Bull als der Allegorie der Engländer einlud.[5] Die Allegorien entwickelten sich später unterschiedlich weiter: Brother Jonathan wurde im Punch während des amerikanischen Bürgerkriegs populär verschmolzen mit Uncle Sam sowie einem über-idealisierten Abraham Lincoln, was später von immer mehr Karikaturisten übernommen wurde und Jonathan verdrängte. Während Uncle Sam und John Bull etwa aufgrund ihres Auftretens auf Rekrutierungsplakaten in Richtung der personifizierten Regierung rückten, blieb die Figur des deutschen Michels eine Allegorie auf Einwohnerschaft oder Bürgertum und repräsentiert in der Regel nicht die Nation als solche. So wird er bis heute in der politischen Karikatur verwendet.

Je nach politischer Lage und Nationalität des Künstlers können Karikaturen leicht auch unvorteilhaft dargestellt werden, ähnlich den besiegten Allegorien auf römischen Münzen. Künstler und Karikaturisten entscheiden sich häufig auch dazu, anstelle einer teils nur für Eingeweihte erkennbaren, benannten Allegorie zur Personifizierung einer Nation eine nationale Uniform oder Tracht zu wählen, oder aber der Figur bestimmte zusätzliche Attribute beizugeben. Dabei sind die Übergänge fließend. Dem Autor wie dem Leser helfen die erkennbaren Attribute und Stereotype zur Identifikation der personifizierten Nation. Aktuelle Formen der nationalen Personifikation lassen sich auch in Comicform finden, so beispielsweise bei dem Internetmem des Polandballs oder in der japanischen Serie Hetalia: Axis Powers, wo Länder als Personen auftreten.

Die Karikatur erlaubt ferner auch klar rassistische Darstellungen und sogenannte Ethnophaulismen-Figuren, die ausschließlich zur Herabwürdigung einer anderen Nation oder Gruppe dienen. Beispiele hierfür sind oder waren der Wenzel (gegen Tschechen), der Iwan (gegen Russen), aber auch le Boche (gegen Deutsche) oder the Sawney (gegen Schotten). Auch die zunächst nur negativ assoziierten Ethnophaulismen können nachträglich zur Nationalallegorie und/oder einem Identifikationssymbol der eigenen Nation oder eines Teils ihrer Bewohner umgemünzt werden. Der deutsche Michel entstammt einem pejorativen Bauernbild, ebenso wie der dominikanische Conchoprimo zunächst als Stereotyp für die ungeschlachte und ungebildete Landbevölkerung galt. Der südamerikanische Roto, in den Nachbarländern als marginalisierter, verarmter Stadtbewohner verpönt, wurde in Chile zum anonymen Kriegshelden.

Eine weitere Form der Verdichtung einer gesamten Bevölkerung auf eine einzelne Person ist die des Durchschnittskonsumenten: Otto Normalverbraucher und Familie Mustermann sind Beispiele im deutschen Sprachraum, vergleichbar damit sind John Doe in den USA, Doña Juanita in Chile und auch Ola Nordmann in Norwegen.

In die folgende Liste aufgenommen wurden nur unter einem bestimmten Namen bekannte Allegorien auf Nationalitäten, die auch im Selbstbezug verwendet werden.

Staat Name der Allegorie Bemerkung
Australien Little Boy from Manly politische Karikatur, 1885 propagiert von der Zeitung The Bulletin
Chile Roto ursprünglich Ethnophaulismus in Nachbarländern für Chilenen, mittlerweile auch als Selbstbild adaptiert
Deutschland Deutscher Michel aufgekommen vermutlich in der Renaissance, populäres Motiv seit dem Vormärz
Dominikanische Republik Conchoprimo Variante des bäuerlichen Caudillo, mittlerweile auch als Selbstbild adaptiert
Großbritannien John Bull politische Karikatur wie auch Einwohnerallegorie, in verschiedener Verwendung seit 1712
Israel Srulik politische Karikatur; 1956 entwickelt als Abkehr von antijüdischen Klischees[6]
Kanada Johnny Canuck politische Karikatur, in verschiedener Verwendung seit 1869
Norwegen Ola Nordmann reine Einwohnerallegorie, in Verwendung seit dem frühen 20. Jahrhundert
Palästina Handala entstanden 1969 als politische Protestkarikatur gegen Marginalisierung
Philippinen Juan dela Cruz ursprünglich pejoratives Typenbild, in Verwendung seit dem frühen 20. Jahrhundert
Portugal Zé Povinho Einwohnerallegorie, übersetzt ungefähr als „Josef Volk“ – in Verwendung seit ca. 1875
Ukraine Kosak Mamaj idealisierter Kosak, etwa ab dem 18. Jahrhundert
Ungarn állambácsi übersetzt "Onkel Staat" oder "Herr Staat"
Vereinigte Staaten von Amerika Brother Jonathan historische Allegorie von Neuengland als britischer Kolonie im 17. Jahrhundert, gab zahlreiche Attribute an Uncle Sam ab
Uncle Sam erstmals verwendet 1812, populär seit ca. 1865, offiziell etabliert 1961; häufig auch als Allegorie auf die US-Regierung angewandt
Wales Dame Wales (Mam Cymru) aufgekommen als politische Karikatur um 1906

Tierische Nationalallegorien

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Der böhmischer Löwe repräsentiert den tschechischen Widerstand, Zeitschrift V boj (1940)

Anstelle von menschlichen Personifikationen sind auch Tiere als Identifikationsfiguren und -symbole möglich. Dabei handelt es sich sehr häufig um das Wappentier.

Staat Name der Allegorie Erste Erwähnung/Einführung Bemerkung
Australien Boxing kangaroo 1940er namensgebendes Tier der Sportflagge Australiens
China Drache (chinesisch  / , Pinyin lóng) 2. Jahrhundert vor Christus Allegorie des Kaisers und des Kaiserreichs
Panda als Symboltier der VR China seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Frankreich Gallischer Hahn 1792 Freiheitssymbol der Französischen Revolution; die Lilie stand zuvor für das Ancien Régime
Großbritannien Britischer Löwe übernommen aus der Heraldik
Bulldogge tierische Verkörperung John Bulls
Niederlande Leo Belgicus 16. Jahrhundert (historisch) kartografische Interpretation des Wappentiers in Form der niederländischen Provinzen
Römisches Reich Reichsadler 1. Jahrhundert vor Christus ursprünglich religiöses Symbol, später militärisches Identifikationssymbol und dynastisches Wappentier
Russland Russischer Bär 16. Jahrhundert Seit dem 20. Jahrhundert stärker auch innerhalb Russlands verwendet. Das Wappentier ist der Adler.
Singapur Merlion 1964 entworfen für das Stadtmarketing in Anspielung auf die Gründungslegende der Stadt
Tschechien Böhmischer Löwe übernommen aus der Heraldik.
Türkei Wolf 4. Jahrhundert vor Christus Asena-Legende
USA Weißkopfseeadler übernommen aus der Heraldik
Deutschland Reichsadler, Bundesadler übernommen aus der Heraldik
Tibet Schneelöwe aus der buddhistischen Mythologie

Einzelnachweise

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  1. a b Gerhard Brunn. Germania und die Entstehung des deutschen Nationalstaates. Zum Zusammenhang von Symbolen und Wir-Gefühl. In: Rüdiger Voigt (Hrsg.), Symbole der Politik – Politik der Symbole. Opladen 1989. ISBN 3322971945. S. 103–110. Digitalisat
  2. Mareen van Marwyck: Gewalt und Anmut: Weiblicher Heroismus in der Literatur und Ästhetik um 1800. Bielefeld 2015. ISBN 9783839412787. Digitalisat
  3. Susanne Kaiser: Körper erzählen: Der postkoloniale Maghreb von Assia Djebar und Tahar Ben Jelloun Bielefeld 2015. S. 196. ISBN 3839431417. Digitalisat
  4. Winifred Morgan: An American Icon: Brother Jonathan and American Identity, Delaware 1988. ISBN 9780874133073.
  5. H. E. R. Belani: Deutscher Michel, Verlag C.L. Fritzsche, 1847 [Digitalisat https://books.google.de/books?id=SpA_AQAAMAAJ]
  6. Silja Behre: Israel für Deutsche. Vor 60 Jahren landete Ephraim Kishon seinen ersten Bestseller in der Bundesrepublik. In: Die Zeit vom 18. November 2021, S. 21.
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