Nesselbrunn
Nesselbrunn ist der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Nesselbrunn Gemeinde Weimar (Lahn)
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Koordinaten: | 50° 48′ N, 8° 39′ O |
Höhe: | 247 m ü. NHN |
Fläche: | 2,69 km²[1] |
Einwohner: | 90 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 33 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35096 |
Vorwahl: | 06420 |
Geschichte
BearbeitenOrtsgeschichte
BearbeitenDie älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Nesselbrunn erfolgte unter dem Namen Nescilborn im Jahr 1358 in einer Urkunde der Deutschordensballei Hessen.[1]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Nesselbrunn zum 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz in die Großgemeinde Weimar eingemeindet.[3][4] Für Nesselbrunn wurde wie für die übrigen Ortsteil ein Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
BearbeitenDie folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Nesselbrunn angehört(e):[1][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Weitershausen (Gericht Weitershausen, auch genannt Gericht Reitzberg, bestand aus den Orten Weitershausen, Nesselbrunn und der Hälfte von Dilschhausen)[7]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich (bis 1806), Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[8]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberhessen, Amt Kaldern und Reitzberg
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Kaldern
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Kaldern und Reitzberg[9]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[10][Anm. 1]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gemeinde Weimar[Anm. 2]
Gerichte seit 1821
BearbeitenMit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Nesselbrunn zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[12][13] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
BearbeitenEinwohnerstruktur 2011
BearbeitenNach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nesselbrunn 90 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 12 Einwohner unter 18 Jahren, 42 zwischen 18 und 49, 18 zwischen 50 und 64 und 21 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 36 Haushalten. Davon waren 6 Singlehaushalte, 9 Paare ohne Kinder und 15 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 6 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 21 Haushaltungen leben keine Senioren.[2]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenQuelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1577: | 11 Hausgesesse |
• 1630: | 10 Mannschaften (3 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute, 5 Einläuftige) |
• 1681: | 8 hausgesessene Mannschaften |
• 1838: | Familien: 12 nutzungsberechtigte, 3 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 4 Beisassen. |
Nesselbrunn: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1747 | 87 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 94 | |||
1840 | 121 | |||
1846 | 118 | |||
1852 | 119 | |||
1858 | 106 | |||
1864 | 102 | |||
1871 | 96 | |||
1875 | 102 | |||
1885 | 106 | |||
1895 | 95 | |||
1905 | 101 | |||
1910 | 115 | |||
1925 | 90 | |||
1939 | 104 | |||
1946 | 146 | |||
1950 | 131 | |||
1956 | 76 | |||
1961 | 91 | |||
1967 | 93 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | 83 | |||
2005 | 97 | |||
2010 | 90 | |||
2011 | 90 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Weimar[14]; Zensus 2011[2] |
Historische Religionszugehörigkeit
Bearbeiten- Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: | 101 evangelisch-lutherische Einwohner |
• 1885: | 106 evangelische (= 100,00 %) Einwohner |
• 1961: | evangelische (= 91,21 %), 8 katholische (= 8,79 %) Einwohner | 83
Historische Erwerbstätigkeit
Bearbeiten- Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1747: | Erwerbspersonen: 3 Schmiede, 1 Schneider, 2 Wagner, 1 Bierschenker, 4 Tagelöhner. |
• 1838: | Familien: 12 Ackerbau, 4 Gewerbe, 2 Tagelöhner. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 50 Land- und Forstwirtschaft, 12 Produzierendes Gewerbe, 2 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenSehenswert in Nesselbrunn sind vor allem die zahlreichen alten Fachwerkhäuser.
Vereine
BearbeitenNeben einer Freiwilligen Feuerwehr, deren Räumlichkeiten im Dorfgemeinschaftshaus untergebracht sind, gibt es in Nesselbrunn auch eine Gymnastikgruppe, den TSV Nesselbrunn und seit 2006 eine Arbeitsgruppe zum Thema Heimatgeschichte. Seit 2020 gibt es einen Reitverein, den PSC Niederhof/Nesselbrunn.
Weblinks
Bearbeiten- Ortsteil Nesselbrunn. In: Webauftritt der Gemeinde Weimar.
- Nesselbrunn, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
BearbeitenAnmerkungen
- ↑ Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung.
- ↑ Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Gemeinde Weimar.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Nesselbrunn, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .
- ↑ Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Hauptsatzung. (PDF; 18 kB) §; 7. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, abgerufen im Februar 2019.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- ↑ Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 107 f. (online bei Google Books).
- ↑ Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- ↑ Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- ↑ Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- ↑ Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom ; abgerufen im März 2019.